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gs bis -Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde, 10. Mai. Wenn auch wesent lich besser, so war die gestrige Vorstellung im The ater der Frau Direktor Karichs noch lange nicht so besucht, als es die wohl einstudirte Vorstellung ver diente, und Direktion und Schauspielpersonal es wünschen müßten. Wohlthuend muthet dem Zuschauer die durchweg anständige, wie ja feine Auffassung an, welcher sich sämmtliche Kräfte befleißigen. Was aus einem fein angelegten Stücke durch Koulissenreißerei und Hanswursterei gemacht werden kann, kann man — leider nicht nur bei Wandertruppen wahrnehmen. Die Gesellschaft und die Direktion der Frau Karichs unter- scheidet sich in dieser Hinsicht von manchen anderen auf das Vortheilhafteste und verdient aus diesem Grunde auch seitens des verwöhnteren Theil des Theaterpublikums eine größere Beachtung. Einzelne Kräfte besonders zu nennen, dazu können wir uns aus verschiedenen Gründen nicht entschließen; wenn wir sagen, daß die einzelnen Glieder der Truppe es zu einem lobenswerthen Zusammenspiel gebracht haben, so liegt darin zugleich die nicht zu unterschätzende An erkennung, daß der Einzelne in der Ausführung seinen Platz auszufüllen und sich einer verständigen künst lerischen Leitung anzubequemen versteht. Mehr kann man nicht verlangen. Änzelnkritiken mache» erst nur böses Blut; der Gesammteindruck ist entscheidend. Uebrigens überzeuge man sich selbst; das beliebte i Volksstück „Mein Leopold", das heute über die Breter ' ' gehen soll, wird der Gesellschaft Gelegenheit geben, sich — >' in bester Weise zu zeigen. >hl- — Wie aus der diesbezüglichen Bekanntmachung in- der Staatsbahnen in heutiger Nummer hervorgeht, wird an den Sonn- und Feiertagen des Monat Mai (vom 1. Juni ab gilt bekanntlich der Sommerfahr plan) von Kipsdorf nach Hainsberg ein Extrazug abgclassen, der 8.20 Abends Kipsdorf verläßt, 9.18 Dippoldiswalde passirt und 10.25 in Hainsberg an langt, wo er Anschluß nach Dresden und an den Sonntagen auch Anschluß nach Freiberg erlangt. Durch — diesen Zug wird es ermöglicht, daß Reisende einen längeren Ausflug in unsere Gegend machen können, als es bei dem jetzigen Fahrplan möglich ist. — So sehr wir auch für diese Erleichterung dankbar sind, geht , unsere Ansicht doch dahin, daß es sich für unsere Bahn — ebenso wie für andere Linien, z. B. Potschappel- Wilsdruff, Pirna-Berggießhübel lohnen würde, wenn bereits vom 1. Mai ab auf derselben der Sommer fahrplan eingeführt würde. Bei einem so günstigen Wetter, wie es uns der Mai bisher gebracht, würde — gewiß Mancher gern auch an Wochentagen uns einen Besuch abstatten. Eine Einbuße würden wir aber auch kaum erleiden, wenn sich die Generaldirektion alsdann veranlaßt sehen sollte, den Winterfahrplan etwa einen halben Monat früher als auf anderen Strecken, also etwa am 15. September in Kraft treten zu lassen. — Gleichzeitig wollen wir die Gelegenheit benützen und an die Generaldirektion im Interesse der ganzen hiesigen Gegend die Bitte richten, an den Hauptfest- ' ' tagen der Wettinfeier in Dresden, am 17., 18. und - 19. Juni, auf unserer Bahn Extrazüge zum Anschluß an. den 11.10 Nachts von Dresden abgehenden Zug verkehren zu lassen; an allen 3 Tagen wird voraus sichtlich auch von hier aus der Besuch der Residenz ein so erheblicher werden, daß diese Züge sicher stark , benützt werden. - — Den Besitzern von Obstbäumen, namentlich Aepfelbäumen geben wir bekannt, daß die sogenannten „Spanner-Raupen" jetzt ihr Vernichtungswerk be ginnen. ES ist gerade jetzt die geeignetste Zeit, dem Ver nichtungswerke wirksam entgegenzutreten. Die Spanner, kleine dunkelfarbige Raupen mit schwarzem Kopf, ver breiten sich während des TageS und Sonnenscheins über den Baum, häufen sich aber nach Sonnenunter gang an den Aesten zu großen Massen zusammen, so daß sie ohne große Mühe am frühen Morgen zu vielen Hunderten vertilgt werden können. Wer sich also seine Obsternte sichern will, möge diese kleine Mühe nicht scheuen. — Angesichts der in letzterer Zeit mehrfach im Gebiet des Königreiches Sachsen, so z. B. in der Lausitz, in Waldkirchen und Hennersdorf, sowie einigen anderen Bezirken aufgetretenen Gewitter mit starkem Regen- und Hagelschaden machen wir darauf auf merksam, daß wir im Königlich meteorologischen In stitut zu Chemnitz eine staatliche Amtsstelle besitzen, welche zur Untersuchung und Berichterstattung über solche Vorgänge im Interesse der Allgemeinheit be rufen ist. Es kann daher allen Denjenigen, welche im Stande sind, irgend welche Auskunft zu geben, aus denen Ermittelungen über Wesen und Ausbreitung der Gewitter und Hagelschläge, sowie die Schäden, welche sie verursachten, gezogen werden können, nicht genug empfohlen werden, baldigst Mittheilungen an das genannte Institut gelangen zu lassen. Der ein zelnen Person macht dies kaum erhebliche Mühe, der Allgemeinheit kann aber aus den Ergebnissen der Forschung wesentlicher Nutzen ersprießen. Die Adresse ist einfach: Königlich meteorologisches Institut, Chem nitz, Sachsen. — Herr Branddirektor Oeser, Mitglied des Lan- deSauSschufles sächsischer Feuerwehren, hat in den letzten Tagen die dem Feuerwehr-Bezirksverbande der Amtshauptmannschaft Dippaldiswalde angehörenden Feuerwehren besucht und inspizirt und hat dieselben sämmtlich in bester Ordnung gefunden. — Zur Erledigung kommt: die 2. ständige Lehrer stelle in Lauenstein; Kollator die oberste Schulbe hörde; Einkommen — außer ortsüblichem Logisgelde und antheiligem Honorar für Fortbildungsschule — 900 M.; Bewerbungsgesuche von Lehrern, welche auch musikalisch geprüft sind, sind bis 27. Mai bei dem kgl. Bezirksschulinspektor Mushacke in Dippoldiswalde einzureichen. "O Kreischa. Es ist ein schöner Zug unserer Zeit, bistorisch wichtige Orte durch Vorkehrungen verschie dener Art wieder ans Licht zu ziehen und so ihre Be deutung auch für die fernere Zukunft zu wahren. Ein in unserer Gegend geschichtlich merkwürdiger Ort ist das Plateau von Maxen, wo sich im siebenjährigen Kriege am 20. November 1759 der General Fink mit 11,000 Mann dem österreichischen General Daun er geben mußte. Die Stelle, an der nach geschichtlicher Ueberlieferung Fink die Waffen streckte, führt ins besondere den Namen „Finkenfang", während die Gefangennahme in der Geschichte unter dem Namen „Finkenfang zu Maxen" bekannt ist. Bisher war es nur eine einsame Linde, die mit dem geheimnißvollen Säuseln ihrer Blätter dem Wanderer erzählte, was vor einem Jahrhundert sich unter ihrem Blätterdache ereignet hat. Die Höhe dieser Stelle beträgt 394 Meter über dem Spiegel der Ostsee. Sie ist also nächst dem Wilisch (480 Meter) die höchste Erhebung hiesiger Gegend und darum als Aussichtspunkt trefflich geeignet. Diesen Vorzug nahm auch Herr Juwelier I. A. Zechen dorf in Dresden auf einem seiner Ausflüge wahr und wurde von der reizenden Aussicht, die sich seinen Augen eröffnete, so hingerissen, daß er oen Entschluß faßte, dieses Terrain zu einem Aussichtspunkte umwandeln zu lassen. Dem Entschlüsse folgte alsbald die That. Bereits vorigen Herbst wurde das schwierige und frei lich auch kostspielige Werk in Angriff genommen und, sobald der Schnee geschmolzen war, mit Eifer weiter fortgesetzt. Einige Meter über dem Boden ist ein aus gedehntes Plateau hergestellt worden. Prächtige Linden alleen durchziehen die Fläche, während der Aufgang bepflanzt ist mit den prächtigsten Rosenarten und den verschiedensten Beersträuchern. Umrahmt wird das Ganze von einem brusthohen Zaune. Nach welcher Seite wir uns auch wenden, überall bietet sich unfern Blicken eine prachtvolle Aussicht. Nach Norden ge richtet, liegt vor uns das Dorf Maxen in seinem üppigen Grün von Bäumen und Sträuchern und weiterhin grüßen uns die stolzen Thürme von Dres den, östlich schauen wir die sächsische Schweiz mit ihre« steilen Felsenkegeln. Nach Süden zu begrenzt den Horizont der „riesengrabähnliche" Schneeberg. Im Westen treffen unsere Blicke den nur 1 Stunde ent fernten reichbewaldeten Wilisch und in nebeliger Feme den Keil- und Fichtelberg. Das sind die äußersten Punkte des Kreises, von dem das Plateau der Mittel punkt ist. Und innerhalb dieses Kreises, welch' bunte Landschaft, welch' herrliches Bild. Wie abwechselnd Berge und Hügel, Schluchten und Thäler, Wälder und Fluren. Mrd vollends die Herstellung des Parkes sammt dem Restaurationsgebäude vollendet sein, so daß der Besucher neben diesen geistigen Genüssen auch leib liche Erquickungen findet, so mag das Publikum von Nah und Fern ja nicht versäumen, den an Natur reizen so reichen Finkenfang zu Maxen oder nach dem Gründer der Anlage genannt die „Zechenhöhe" zu besuchen. Das Innere der Restauration wird aus geschmückt werden mit Gemälden, welche Szenen all dem siebenjährigen Kriege darstellen. Das Bild, dar stellend wie General Fink seine Waffen General Daun übergiebt, ist bereits in Arbeit und sollen sich die Kosten seiner Herstellung auf 1000 Mark belaufen. Dresden. Aus Anlaß der bevorstehenden Feier des 800jährigen Regenten-Jubiläums des Wettiner Hauses werden die Mitglieder beider Kammern zu einem außerordentlichen Landtag auf den 12. Juni d. I. einberufen. — Das Projekt betreffs der auf dem Antonsplatze zu Dresden zu errichtenden Markthalle gewinnt immer festere Gestalt. Vom städtischen Hochbau-Bureau sind auf Grund Beschlusses des mit der Borberathung der Markthallenfrage beauftragten Ausschusses Plan skizzen für diese Markthalle bearbeitet worden. Danäch soll die Halle bei 156,so Meter Länge und 27 Meter Breite eine Fläche von rund 4355 Geviert-Metem einnehmen. Vorbehaltlich der weiteren Beschlußfassung über die Planung beschloß der Stadtrath, um mög lichst viel Raum für die Auslegung der Maaren zu gewinnen, für die Halle eine Breite von 29 Meter in Aussicht zu nehmen und nunmehr die Planung zu nächst den königl. Ministerien der Finanzen und des Innern zur Erklärung vorzulegen. — Die Turner und Turnfreunde Sachsens und der Nachbarstaaten werden nach München, in welcher Stadt in diesem Jahre das 7. deutsche Turnfest statt findet, in zwei Sonderzügen fahren. Die Fahrt geht von Dresden über Hof und Regensburg. Der erste Zug verläßt am 19. Juli Dresden, der zweite am 26. Juli. In Bezug auf die Fahrpreise, die Giltigkeitsdauer der Fahrkarten, die Benutzung der Schnellzüge u. s. w. sollen die günstigsten Bedingungen zugestanden werden. Hainichen. Beim Abendläuten am 7. Mai stürzte die Glocke von dem auf dem Jägerberge erbauten provisorischen Glockenstuhle herunter, glücklicherweise ohne Schaden anzurichten. Hainichen. Die Vorbereitungen zu dem dem nächst hier abzuhaltenden VerbandStage sächsischer Gewerbe- und Handwerkervereine schreiten vorwärts und versprechen in Verbindung mir einem wohlgeord neten Programm den Theilnehmern einige recht genuß reiche Tage. Schneeberg. Der Vater der ermordeten Elsa Günther, Gendarmeriebrigadier Günther, ist jetzt zur Staatsanwaltschaft in Chemnitz berufen worden. In einem dortigen Psandleihgeschäst ermittelte man die dem Kinde geraubten Gegenstände; eine Frau soll in Haft genommen sein. Planitz, von Arnim auf Planitz hat ferner aus Anlaß des 200jährigen Besitzjubiläums 600 M. für die Arnien der Gemeinde JrferSgrün und 300 M. für Verantwortlicher Redacteur: Paul Ikhnt in Dippoldiswalde. Inserate, welch« Vel de» bedeutenden Auflage d«S Blattes «ine schr wirk same Verbreitung finden^ «erden mit. 10 Pfa. di« Spaltenzeile oder der« Raum berechnet: — Ta bellarische und complicirt« Inserate mit entsprechen dem Ausschlag.—Einge sandt, im redaktionellen Lheile, die Spaltenzeile 20 Psg- DU „Weißeritz, geitun," erscheint «SchenLich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. Sb Psg-, zweimonatlich 84 Psg., einmonatlich 42 Psg. Einzelne Nummern lO Pfg. — Alle Postan- stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be- Amtsblatt für die Königliche Umtshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und -re Stadtrathe zu Dippoldiswalde und Irauenstein 55. Jahrgang. Nr. 56. Sonnabend, den 11. Mai 1889.