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Meißmtz -ZitW Amtsblatt Verantwortlicher Redacteur: Paul Ithne in Dippoldiswalde. 55. Jahrgang. Sonnabend, den 27. April 1889. Nr.. 50 sprengen. Der außerordentlich sek gearbeitete Schrank hat allen Eprengversuchen widerstanden, trotzdem die Ornamente herabgeriffen, die Wände von allen Seiten angebohrt und die Spuren der Brechwerkzeuge überall ersichtlich sind. Die Diebe scheinen bei der Arbeit überrascht worden zu sein; denn es wird nichts ver mißt und außerdem sind alle Werkzeuge noch vorge funden und von der Polizei beschlagnahmt worden. Auch fand man angebrannte Zigarren, zwei halbge leerte Flaschen Wein und dergleichen vor, ein Zeichen, daß die Diebe lange in den Räumen geweilt haben müssen. — Wie verlautet, haben die sächsischen Reichs tagsabgeordneten unter sich die Abrede getroffen, daß sie insgesammt der Wettinfeier in Dresden, am 16. Juni, beiwohnen wollen. Da der sächsische Land tag am 14. Juni eröffnet wird, so werden selbstver ständlich auch sämmtliche Abgeordnete zu diesem, an der Feier Theil nehmen und das Land wird somit in seinen Landes- wie Reichstagsabgeordneten dabei ver treten sein. Mügeln. In einem der Gebäude der hiesigen chemischen Fabrik erfolgte am Sonnabend eine Ex plosion, durch welche das Dach ausgehoben und Alles weit herumgeschleudert wurde. Einer der dort beschäftigt gewesenen zwei Arbeiter erhielt dabei leider so schwere Verletzungen, daß fein Zustand als ein wahrhaft schrecklicher bezeichnet werden muß. Großröhrsdorf. Der hier verstorbene Fabrikant Großmann hat ein Kapital von 100,000 Mark und eine Baustelle zur Erbauung eines Krankenhauses, desgleichen seinen Fabrikarbeitern 10,000 Mark zur Unterstützung für Arbeiter, welche über Ü Jahre in der Fabrik thätig waren, testamentarisch vermacht. Freiberg. Als Hauptgeschworene für die 2. diesjährige Sitzungsperiode des kgl. Schwurgerichts wurden am 25. April in öffentlicher Sitzung des kgl. Landgerichts folgende Herren ausgelost: Edmund Zürbig, Fabrikdirektor in Rabenau, Anton Julius Wahl, Gutsbesitzer in Berthelsdorf, Ernst Wilhelm Löwe, Privatus und Stadtrath in Siebenlehn, Robert Nau mann, Erbgerichtsbesitzer in Reinholdshain, Gerhard Kühne, Rittergutsbsitzer in Stockhausen, Freiherr von Milkau, Rittmeister d. R. in Großopitz, Moritz Her mann Hertzschel, Gutsbesitzer in Niederstriegis, Albrecht Julius Lindenheyn, Fabrikbesitzer in Grünroda, Karl Gotthold Baldauf, Ortsrichter in Görsdorf, Karl Richard Hübler, Fabrikbesitzer in Görsdorf, Karl Eduard Mösche, Färbereibesitzer in Neuhausen, Georg Ottomar Steeger, kgl. Oberförster in Deutsch-Einstedel, Franz Ludwig Krumbiegel, Kalkwerksbesitzer in Braunsdorf, Karl Franz Louis Frohberg, Brauereibesitzer in Roß wein, Wilhelm Klemens Kühne,Gutsbesitzer inRüfseina, Julius August Rost, Zigarrenfabrikant in Dübeln, Friedrich Hermann Claußnitzer, Fabrikant in Groß hartmannsdorf, Ernst Adolf Seifert, Gutsbesitzer und Gemeindevorstand in Kreischa, Max Kermes, Woll- waarenfabrikant in Hainichen, Edmund Rudolf Schreiber- Bischoff, Rittergutsbes. in Kleinkarsdorf, Franz Richter, Maschinenfabrikant in Döbeln, Karl Friedrich Größel, Gemeindevorstand und Ortsrichler in Lichten berg, Fried rich August Biedermann, Lohgerber in Sayda, Maxi milian Nitzsche, Rittergutsbesitzer in Reinhardtsgrimma, Emil Ryssel, Brauereibesitzer in Frauenstein, Wilhelm Eduard Otto, Rittergutsbesitzer in Naundorf, Karl August Richter, Gutsbesitzer und Gemeindevorstand in Oberhäslich, Heinrich Ernst Löwe, Vorwerksdesitzer und Gemeinderathsmitglied in Ruppendorf, Karl Wilhelm Röber, Zimmermeister in Nossen und Ludwig Moritz Gottschalk, Fabrikbesitzer in Marienberg. Chemnitz. Die sächsischen Sozialdemokraten hielten im nahen Kappel eine Landesversammlung ab, um zu den nächsten Reichstags- und Landtagswahlen Stellung zu nehmen. Für den Freiberger Reichstags wahlkreis wurde dabei Riemann-Chemnitz, für den Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde, 28. April. Die gestrige Ver sammlung des Bezirks-Lehrervereins Dippoldis walde war wieder sehr schwach besucht. Der Vor sitzende, Herr Schuldirektor Engelmann, theilte Proben aus der von ihm zur Wettinfeier verfaßten Festdichtung mit und gab Andeutungen über Vortrag derselben, sowie über die von den Kindern bei der Wettinfeier zu singenden Lieder. Da die anwesenden Herren Vor stände der Spezialkonferenzen nicht in der Lage waren, die Bestellungen auf die Festdichtung schon heute zu bewirken, so wurde vom Vorsitzenden der dringende Wunsch ausgesprochen, daß die Mitglieder der ge nannten Vereinigungen bei ihrer nächsten Konferenz ihrem Vorstände die Zahl der gewünschten Exemplare angeben möchten, damit derselbe die Bestellung be wirke. Ein Unternehmen, daß der Allgemeine Sachs. Lehrerverein zum Besten seiner Wittwen- und Waisen - kaffe unternahm, müßte kräftigst unterstützt werden, zu mal die dem Einzelnen zugemuthete Ausgabe (s0 Pf. für ein Exemplar) doch sicher ein Opfer nicht zu nennen sei. Damit die Betheiligung der Schulkinder in den Gesängen eine allgemeine werde, sei es wünschenswerth, daß jedes an der Schulfeier betheiligte Kind im Besitz eines Exemplares sei; nur durch Maffenabgang könne der Kaffe ein namhafter Zuschuß erwachsen. — Schließ lich wurde noch dem Wunsche Ausdruck gegeben, es möchte möglich zu machen sein, von Ostern bis Pfingsten in den Schulen einen Ueberblick über die Geschichte des Hauses Wettin zu geben. — Vom 28. bis mit 30. April ist auf hiesigem Marktplatze Paolos Panoptikum nebst Liliputaner- Ausstellung aufgestellt. Ueber dieselbe liegen äußerst günstige Besprechungen vor. Aus den reichhaltigen Darstellungen sei u. A. erwähnt: Die Aufbahrung Kaiser Wilhelms im Dom, der Leichenzug nach dem Mansoleuin in Charlottenburg, die Ueberschwemmung an der Niederelbe, und als Neuestes: die furchtbare Katastrophe im Hafen von Apia. Das Auftreten der beiden kleinsten Menschen, Prinzeß Paulina und Prinz Kolibri, wird nur rühmend erwähnt. — Der königliche Kapellmeister Herr Friedrich Wagner, welcher seit 2 Jahren in Kipsdorf weilt, hat in dieser Zeit seine Kunst gepflegt wie in frühem Jahren und hat seinen zahlreichen Gästen in seinem Bade-Etablissement manchen Kunstgenuß geboten. — Während des Winters hatten auch wir mehrfach Ge legenheit, durch seine Vorträge erfreut zu werden, so auch wieder, wie wir bereits in unserer letzten Nr. berichteten, am Geburtstage Sr. Majestät. Uebrigens beabsichtigt Herr Wagner, wie wir gehört haben, wieder mehr als bisher an die Oeffentlichkeit zu treten. — In Seifersdorf bei Rabenau wird am 1. Mai 1889 eine Postagentur eröffnet werden. Die neue Postanstalt, deren Bestellkreis die Ortschaften Seifersdorf, Börlas mit der Ziegelei, Lübau und Spechtritz mit der Spechtritzmühle umfaßt, wird ihre Verbindung durch die Bahnposten der Linie Hains berg-Kipsdorf erhalten. -s- Frauenstein, 24. April. Der Geburtstag unseres Königs Albert wurde in unserer Stadt in der üblichen Weise gefeiert. Früh machte eine vom hiesigen Musikchor gespielte Reveille auf den Beginn des Festtages aufmerksam, worauf sich nicht nur die öffentlichen Gebäude, sondern auch viele Privathäuser in Fahnen- und Flaggenschmuck hüllten. Zur Feier des Tages wurde Abends ein Kommers im Saale des Gasthauses zum goldnen Strauß gehalten, welchem ein zahlreicherer Besuch zu gönnen gewesen wäre. Herr Amtsrichter Colbitz hob in der von ihm gehaltenen Festrede mit begeistertem Munde die hohen Verdienste und glänzenden Eigenschaften unseres LandeSvater hervor, sowie auch die hervorragende Stellung, die er im Deutschen Reiche einnimmt. In das dreimalige gewucht Hoch, welches zum Schluffe ausgebracht wurde, stimmte schrank, Inserate, welche del der bedeutenden Auflage d«S BlatteS eine sehr wirk same Verbreitung finden, werden mit 1ÜPM di« Spaltenzeile oder oeren Raum berechnet. — Ta bellarische und complieirt« Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Eirme« sankt, nn reoaltionellen »heile, die Spaltenzeile !» Ne ¬ man begeistert ein. Herr Posthalter Kaden gedachte des deutschen Kaisers, Wilhelm II., Herr Referendar vr. Hubert dem deutschen Heere, Herr Gastwirth Franke den deutschen Heerführern. Mit dem sich hieran anschließenden Hochs endete die offizielle Feier. — Die hiesige Schuhmacherinnung, welche am selben Tage ihr Quartal abhielt, und im Laufe des Nachmittags ein Glückwunschtelegramm abgesendet hatte, erhielt zur überaus großen Freude Abends folgendes Telegramm: „Schuhmacher-Innung zu Frauenstein. Ich danke herzlich für die Mir zugegangenen freund lichen Wünsche. Albert." — Ein aus der Heilanstalt Sonnenstein ent wichener Pflegling fand sich am ersten Osterfeiertag in Hartmannsdorf bei Frauenstein ein, woselbst er über nachtete, um in seine Heimath Blumenan zurückzu kehren. Der Irrsinnige wurde am zweiten Feiertage wieder in die Heilanstalt zurückgebracht. — Durch den gestrigen warmen Gewitterregen, dem auch heute Regen folgte, sind unsere Gärten und Wiesen in herrliches, dem Auge wohlthuendes Grün gekleidet. Möchte nun warme und trockene Witterung folgen, damit der Landmann die Frühlingsarbeit rasch angreifen und verrichten kann. Hermsdorf i. E. In den zinnernen Knopf unseres nunmehr abgetragenen Kirchthurms stehen ein getrieben folgende Worte: „Ursprung 1519, im Jahre 1811 fiel er durch Blitzstrahl herunter und 1844 ist er neu umgegoflen vom Zinngießermeister E. Lohse, Altenberg." Dieser Kopf soll zum Andenken an die alte Kirche an einem geeigneten Platze des neuen Gotteshauses Aufstellung finden. S Glashütte. Den I. Osterfeiertag Nachmittags zeigten sich die ersten Schwalben. — Der vom Militärverein zu Königs Geburts tag abgehaltene Kommers war von den Mitgliedern diesmal schwach besucht, doch hatten sich einige andere hiesige Herren mit eingefunden. Der Vizevorsteher, Herr Uhrmacher Streller, eröffnete denselben mit einer schwungvollen Ansprache, welche in einem Hoch auf den Protektor des Vereins, auf Se. Maj. König Albert gipfelte. Im weiteren Verlauf kamen noch ver schiedene ernste und heitere Toaste zum Ausdruck und bis spät in den Abend hinein blieb man in fröhlicher Geselligkeit bei einander. Dresden. Die königlichen Majestäten wurden Anfang nächster Woche nach Schloß Sybillenort reisen und daselbst einen 14tägigen Aufenthalt nehmen. Später gedenkt der König nach Bad Ems sich zu be geben, um die Kur daselbst zu beginnen. — In Bezug auf die Einverleibung des Dorfes Strehlen in den Gemeindebezirk von Dresden sind von dem Gemeinderathe zu Strehlen gegenüber den Bestimmungen des Einverleibungsoertrages ver schiedene Wünsche geltend gemacht worden, welche sich namentlich auf die Befreiung von den hinsichtlich der Räumung der Düngergruben, des Ausbringens des Stalldüngers nach Feldern und Wiesen und des Schlachtens von Vieh für die Stadt Dresden bestehen den wohlfahrtspolizeilichen Vorschriften auf die Dauer der ersten 10 Jahre nach der Einverleibung und die Zulassung des Anbaues an noch nicht mit Schleußen versehenen Straßen beziehen. Der Rath der Stadt Dresden hat beschlossen, den ausgesprochenen Wünschen in der Hauptsache zu entsprechen. — Ein verwegener Einbruch wurde in der Zeit vom Sonnabend Abend bis Montag früh in der Leipziger Bank ausgeübt. Die Diebe sind vom Neben hause aus durch die Wand, in der eine beträchtliche Oeffnung vorgefunden wurde, gebrochen und nach Sprengung von Thüren in die inneren Geschäfts räume gelangt. Mit den größten Anstrengungen haben die Einbrecher die eiserne Thür zum Kaffenzimmer auf- ^ewuchtet und mit allen Kräften versucht, den Kaffen- in welchem das baare Geld sich befindet, zu LU „SLei-eritz.Jeltuns" ««scheint wöchentlich drei, mal: DienStag, Donners« , tdg und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. -k Pfg., zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfa. Einzelne Nummern N Pfg. — Alle Postau- «alten, Postboten, sowie Vie Agenten nehmen Be stellungen an. für die Königliche Aintshauptmannschast Dippoldiswalde, sowie für di- Königlichen Amtsgericht- und die St-dlrSthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein