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Wcheritz -ZeitiiU - so Pfg. Verantwortlicher Redacteur: Paul Ikhne in Dippoldiswalde, Dienstag, den 7. Mai 1889 55. Jahrgang. - zog Platz machen würde. Bei dem herzlichen Verhält- niß, welches sich zwischen der luxemburgischen Be völkerung und dem Herzog Adolf während seiner kurzen Regentschaft bereits herausgebildet hatte und den großen Hoffnungen, welche die Luxemburger auf die Regierung ihres Herzogs-Regenten setzten, werden die selben den greisen Fürsten gewiß nur mit lebhaftem Bedauern scheiden sehen und es bleibt noch abzuwarten, ob diese überraschende Wendung der Dinge im luxem burgischen Ländchen nicht eine gewisse Erregung Her vorrufen wird. Herzog Adolf selbst aber hat durch die Loyalität, welche er bewiesen, indem er ohne Weiteres dem König-Großherzog seinen Platz wieder räumte und seiner neuen hohen Stellung ohne Vor behalt entsagte, sich in noch verstärktem Maße die Hoch achtung erworben und diese wird dem von so eigen- thümlichen Schickungen betroffenen greisen Fürsten auch ferner sicher sein. Inserat,, »elche va d« bedeutend« Auflage BlasteS «in« führ Wirk same Verbreitung finden, »erden mit 10 Pfg. dt» > Epaltenjeile oder »er« Raum berechnet. — Ha» bellarischr und complicirf, Inserate mit entspreche», Ale Wendung in der holländisch-lurem- burgischen Negcotschaftsangkltgtllhrit. Die Weltgeschichte liebt es zuweilen, sich in heiteren Seitensprüngen zu ergehen und die ernsthaften politischen Berechnungen und mühevollsten Erwägungen mit einem Male über den Haufen zu werfen. Diese Er scheinung zeigt sich auch wieder einmal in der über raschenden Wendung, welche die plötzliche Nekonvales- cenz des Königs Wilhelm von Holland für die Re- gentschastsfrage in den Niederlanden und in Luxemburg bedeutet. Noch vor einigen Wochen war der Zustand des greisen Monarchen ein derartiger, daß nach den Aussagen der behandelnden Aerzte jeden Tag das Ableben des greisen Herrschers zu befürchte stand und wenn auch die Katastrophe nicht eintrat, so blieb doch das Befinden des Königs ein höchst bedenkliches. Die Einsetzung der Regentschaft in Luxemburg unter Herzog Adolf von Nassau erschien deshalb voll kommen begründet und dasselbe galt für die Uebernahme der Regentschaft in Holland durch den Staatsrath, wenngleich hier diese Maßregel wegen der Verfassungs bestimmungen vorerst nur provisorischen Charakter tragen konnte. Nunmehr sollte auch in Holland die Regentschaft durch Proklamirung der Königin Emma zur Regentin eine definitive werden und waren zu diesem Zweck die Generalstaaten oder Kammern für vergangenen Dienstag zu einer außerordentlichen Session einberufcn worden. Anstatt jedoch dem Parlamente den Gesetzentwurf über die Regentschaft der Königin Emma vorlegen zu können, sah sich der Ministerprä sident Makay zu der ja nur erfreulichen Mittheilung veranlaßt, daß sich das Befinden des Königs Wilhelm stetig bessere und daß daher das Ministerium in Ueber- einstimmung mit dem Staatsrathe der Ansicht sei, der Monarch vermöge die Negierung wieder zu übernehmen. Da diese ministerielle Erklärung durch die gewich tige Thatsache unterstützt wurde, daß König Wilhelm selbst ausdrücklich das Aushören der Regentschaft ver langt und erklärt hat, vom 3. Mai ab die Regierung wieder übernehmen zu wollen, so war das Parlament selbstverständlich genöthigt, der Wiederaufhebung der Regentschaft zuzustimmen. Daß diese Vorgänge in dessen die holländische Nation sonderlich tief erregen sollten, ist kaum anzunehmen, denn es tritt für sie alsdann einfach der frühere Zustand wiederum ein, daß König Wilhelm eigentlich nur seinen Namen unter die hauptsächlichsten Regierungsakte setzt, während das Ministerium thatsächlich die Staatsgeschäfte führt und diese verhältnißmäßige Zurückhaltung des Königs in den eigentlichen Regierungsgeschäften hat den Hol ländern immer ganz besonders behagt, während sie ihn doch an der Spitze des Staatswesens auch nicht missen wollen. Etwas anders gestaltet sich aber die Aufhörung der Regentschaft für die Luxemburger, welche sich mit der Regentschaft des Herzogs Adolf schon ganz vertraut gemacht und sich daran gewöhnt hatten, in demselben baldigst ihren Großherzog zu erblicken. Denn auch das Amt, welches Herzog Adolf als Re gierungsweser in Luxemburg ausübte, hat mit der Wiedergenesung des holländischen Monarchen aufge hört und nicht einmal von der Ernennung des Her zogs zum Statthalter Luxemburgs ist mehr die Rede. König Wilhelm selbst zeigte in einem Briefe, der seine persönliche Unterschrift trug, dem Herzog Adolf, zu gleich demselben für die Ausübung der Regentschaft dankend, die Wiederübernahme der Regierung an, in folgedessen Herzog Adolf der luxemburgischen Kammer am Donnerstag die Mittheilung vom Aufhören der Regentschaft machte und noch am Abend des genanten Tages mit dem Erbprinzen von Luxemburg abreiste. Gerade vier Wochen hat demnach die Regentschaft des Nassauers gedauert und deren plötzliches Ende kommt um so unerwarteter, als alle Welt überzeugt war, daß diese- Provisokium wohl baldigst dem definitiven Regierungsantritte de- Herzogs Adolf als Großher ivk „Weißeritz, geltung" erscheivt wöchenUich drti« - mal: DieiiSta-, Donners tag und Sonnabend. — Preis vtertelMrlich 1 M. S8 Psg-, zweimonatlich St Psg., einmonatlich 42 Nta. Einzeln« Nummern K Psi,-- M- Postan- stalten, Postboten, sowie tzl, Sw.cnten nehmen Be- , . . Amtsblatt für die Löniakche Umtshauplmamschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Städtische zu Dippoldiswalde und Irauenstein Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde, 6. Mai. Der Gewerbeverein hat in seiner letzten Versammlung am Sonnabend be schlossen, sich bei dem Festzuge in Dresden durch 3 Abgeordnete vertreten zu lassen und die Kosten für Dekoration derselben aus der Kasse zu übertragen. — Es stellt sich alljährlich der Uebelstand heraus, daß zur Zeit der BaumblüHe, die ja nun überall eintritt, Blüthenzweige von den Bäumen und Sträuchern gebrochen, sowie auch die Aecker und Wiesen unbefugter Weise betreten werden rc. Dergleichen Ge bühren wird nach § 303 des Reichsstrafgesetzbuches mit Geldstrafe bis zu 1000 Mark oder mit Gefängniß bis zu 2 Jahren bestraft, worauf hiermit zur ent sprechenden Warnung besonders verwiesen sei. — 6. Mai. Bei der gestrigen Versammlung des hiesigen Geflügelzüchter-Vereins wurden folgende Herren neu bez. wieder in das Direktorium gewählt: Hermann Linse, Vorsteher, Ferd. Wolf, Kassirer, Moritz Leuteritz, Schriftführer, Herm. Schmidt, Inventar- Verwalter, die Gutsbes. Weinhold-Oberhäslich und Büttner-Obercarsdorf als Ausschußmitglieder. Ge nannte Herren sind gern erbötig, an Jedermann irgend welche Aufschlüsse in der Geflügelzucht zu ertheilen. — Der weitbekannte Quellenfinder Josef Beraz, der auch in unserer Nachbarstadt Rabenau vor einiger Zeit anwesend war, um hier nach unterirdischen Wasser läufen zu suchen, ist dieser Tage im Alter von 45 Jahren in München gestorben. — Am 3. Mai waren 80 Jahre verflossen, daß in Stralsund der deutsche Patriot Ferdinand von Schill, geboren am 6. Januar 1776 in Wilmsdorf, den Heldentod gestorben ist. Mit Stolz feiern wir sein Andenken als das eines Mannes, der in einer Zeit der Erniedrigung, den Glauben an die hohe Be stimmung seines deutschen Vaterlandes nicht verlor und für die Freiheit desselben und die Ehre des deutschen Namens freudig sein Herzblut vergoß. — 6. Mai. Heute vor genau 40 Jahren tobte in unserer Landeshauptstadt blutiger Bruderkampf; das alte Opernhaus und ein Theil des Zwingers brannte nieder und schwere Zeit brach über Sachsen und das gesammte Deutschland herein. In unserer nächsten Monatsbeilage werden wir ein kleines Er- nnerungsblatt an die damaligen Zustände in unserem Dippoldiswalde bringen, es gehört das ja auch zur „Heimathskunde". Schmiedeberg. Infolge einer Einladung, welche Herr Superintendent Opitz aus Dippoldiswalde an die Geistlichen und Kirchschullehrer seiner Ephorie hatte ergehen lassen, waren am Nachmittag voriger Mitt woch etwa 50 Herren im Kurhaussaale erschienen. Die Versammlung, deren Hauptgegenstand eine Be sprechung über die bevorstehende Wettin-Jubel feier bildete, wurde von dem Herrn Ephorus durch Verlesung des Evangeliums vom reichen Fischzug er öffnet. Nach Erledigung einiger geschäftlicher Mit- theilungen ging man zur Berathung des Jubelfeste- über. Der Herr Ephorus hatte hierzu in einer Vor lage, die in gedruckten Exemplaren zur Vertheilung gelangte, leitende Gesichtspunkte gegeben, nach welche« er sich eine einheitliche, würdige Feier des Feste- ge dacht hatte. Wir entnehmen dieser Vorlage Folgende-. Das Fest soll am Trinitatissonntag, und zwar so ge feiert werden, daß der Morgen zum Gottesdienst, der Nachmittag für vie Schule, der Abend zu einer Ver sammlung für die Gemeinde bestimmt ist. Grundton des Gottesdienstes ist und bleibt die lobpreisende Zu sammenfassung der großen Thaten Gottes zu unser« Heil in Predigt und GlaubenSlied, worauf die be sondere Bedeutung des Festes sich erbaut. In der Schulfeier ist die Liebe zum sächsischen Vaterlande durch Auffrischung geschichtliche Erinnerungen zu er neuern und zu stärken. Die Gemeindeversammlung soll dem Ausdruck der Volkswohlfahrt gewidmet sein, deren wir uns in Kirche, Schule und Gemeinde er freuen. Auf Grund dieser in der BerathungSvorlage aufgestellten Sätze, denen man im allgemeinen zustimmte, entwickelte sich ein lebhafter Meinungsaustausch, wo bei namentlich die Zeit der Feier, sowie die örtlichen Verhältnisse in Betracht gezogen wurden. Bestimmte Beschlüsse hierüber wurden nicht gefaßt. Zum Schluß hielt der Herr Vorsitzende einen Vortrag über „Christen- thum und Politik" und erntete damit allseitigen Dank der Versammlung. * Höckendorf. Bei dem hiesigen Gutsbesitzer Herrn Hermann Richter ist am 30. v. Mts. eine Kuh verendet, an deren Kadaver von dem kgl. BezirkS- thierarzt, Herrn Lehnert aus Dippoldiswalde, da- Vorhandensein von Milzbrand festgestellt worden ist. Das fragliche Thier mußte infolgedessen vor schriftsmäßig vergraben werden und sind zu Verhütung der Verbreitung der Seuche alle sonst noch nothwen- digen Vorsichtsmaßregeln getroffen worden. Der ge nannte Richter besitzt noch weitere 12 Stück Rinder, welche bei vorgenommener Untersuchung durchgängig gesund erschienen. Dresden. Der sächs. Kriegsminister General der Kavallerie Graf v. Fabrice ist zur Zeit der älteste General der deutschen Armee. Dies zeigt sich, wenn man auf Grund der neu erschienenen AnciennetätSliste die Alters-Verhältnisse der Offiziere der einzelnen deutschen Heere und Truppen Gattungen untereinander vergleicht. Das Chargen-Patent des Grafen v. Fabrice datirt aus 1873. Der älteste kommandirende General ist der General der Infanterie von Orff vom 2. bayrischen Armee-Korps, der seit November 1880 in seiner jetzigen Charge und seit 1838 Offizier ist. — Nach dem soeben veröffentlichten Rechnungsab schlüsse der Allgemeinen Brandversicherungsgesellschast sächsischer Lehrer auf das Jahr 1888 haben die Ein zahlungen aus den 99 Bezirken des Landes 8394 M. 66 Psg. betrage», wovon auf Chemnitz 449 M. 25 Psg. kommen. Mit Einrechnung des Ueberschuß- vortrages vom 31. Dezember 1887 haben die Ein nahmen 61,329 M. 69 Pfg. betragen, denen eine Ausgabe von 10,036 M. 73 Pfg. gegenübersteht, so daß die Rechnung mit einem Bestände von 51,292 M. 96 Pfg. abschließt. Größere Brandschäden sind im Laufe des Rechnungsjahres nicht vorgekommen, es waren nur 244 M. zu vergüten. Der Rcservefoüd verfügt über einen Bestand von 71,323 M. 92 Pf. An Jahre 1888 sind in die Gesellschaft 418 neue Mitglieder mit 1,552,820 M. Versicherungssumme eingetreten, 199 Mitglieder verlängerten ihre Ver- icherungen und 322 Mitglieder erhöhten ihre Ver- icherungssumme. Nach Abzug der durch Tod rc. aus der Gesellschaft Ausgeschiedenen ergiebt sich für den 31. Dezember 1888 ein Bestand von 5884 Mitgliedern mit 27,469,220 M. Versicherungssumme.