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Mchmtz-IkitiW. Beilage zu Nr. 52. Donnerstag, dm 2. Mai 1889. 55. Jahrgang. I -I 1 ! I' '! ' ' iiU-s" sssss—SSW— Pik MmKaft des DexWe« Reichs. Nicht nur die auswärtigen Gegner des Deutschen Reiches haben gehofft, sondern auch viele kleinmüthige Patrioten haben befürchtet, daß die gewaltigen finan ziellen Lasten, welche Deutschland für seine politische Großmachtsstellung auszubringen genöthigt ist, die Kraft des mit so gewaltiger Energie gegründeten Reiches bald schwächen und seinen Ruin vorbereiten werde. Blickt man auf die stets wachsenden Ausgaben des Deutschen Reiches, welche bereits nahezu 700 Millionen Mark im Jahre betragen, und bedenkt dabei, daß die Ausgaben nicht immer vollständig durch die laufenden Einnahmen gedeckt werden konnten und daß man, um den erhöhten finanziellen Anforderungen zu genügen, mehrfach zu Anleihen seine Zuflucht nehmen mußte, so könnten für Pessimisten, also für Leute, welche grundsätzlich Alles in schwarzen Farben schildern, die erwähnten Befürchtungen auch begründet erscheinen, zumal wenn man dabei- sich noch die Thatsache ver gegenwärtigt, daß vor 15 Jahren das Deutsche Reich so gut wie keine Schulden besaß, während es jetzt die erkleckliche Schuldenlast von circa 600 Millionen Mark zu tragen hat. Aber man kann wirklich getrost be haupten und in alle Welt hinausverkünden, daß alle die Umstände, welche ein Sinken der finanziellen Kräfte des Deutschen Reiches für wahrscheinlich erscheinen lasten, theils auf einer ganz einseitigen Austastung der Reichsfinanzen, theils auf notorischen Jrrthümern be ruhen. Was zunächst die Mehrausgaben des Reiches, zumal diejenigen für Heeres- und Marinezwecke be trifft, so kann nur versichert werden, daß sie dem Wachsthum der Bevölkerung und der Bedeutung der Stellung Deutschlands in Europa und im Weltverkehre entsprechen. Hätte es das Deutsche Reich unterlasten, jene erhöhten Aufwendungen für Heer und Flotte zu machen, so hätte einfach Deutschland im Wettbewerb der Völker seine Großmachtsstellung nicht behaupten können. Was nun die Schuldenlast des Deutschen Reiches anbetrifft, so beweist dieselbe auch durchaus nicht das Sinken der finanziellen Kräfte, denn während der Gründungsjahre des Reiches wurden eine Menge außerordentlicher Ausgaben durch die französische Kriegs entschädigung gedeckt, und Deutschland brauchte des halb in den Jahren 1871 bis 1875 keine Anleihen zu machen. Später wurde dies aber nöthig, um außer ordentliche Ausgaben zu decken, doch sind die Schulden des Reichs im Verhältniß zu seiner Größe und dann vor allen Dingen im Verhältniß zu denen aller an deren europäischen Großmächte noch immer durchaus unbedeutend. Auch besitzen wir in dem enorm hohen Koursstande sämmtlicher deutschen Staatspapiere, welche in ihrem Werthe bereits ziemlich den feinsten englischen Konsuls gleichkommen, einen sehr deutlichen Beweis dafür, daß die Schuldenlast des Reichs durchaus keine bedenkliche ist. Und auch das Verhältniß der Aus gaben und Einnahmen des Reichsbudgets bedarf inso fern einer ausklärenden Berichtigung, weil das Reich im Namen aller seiner Bundesstaaten die Zoll- und Steuereinnahmen erhebt und auch an diese vertheilt, darauf aber erst in Form der Matrikularbeiträge von den einzelnen Bundesstaaten seine Einnahmen in der Hauptsache empfängt. Dabei ist es eine Thatsache, daß in den letzten Jahren die Bundesstaaten mehr an Zöllen und Steuern vom Reiche ausgezahlt erhalten haben, als was sie an Matrikularbeiträgen zu leisten hatten, und der günstigste Umstand dabei ist derjenige, daß von diesem Jahre ab wahrscheinlich für die Kasten der Bundesstaaten noch eine größere Mehreinnahme an Zöllen und Steuern gegenüber den Matrikular beiträgen erzielt wird, denn nach den neuesten Finanz ausweisen sind die Einnahmen an Zöllen, sowie auch an der Börsensteuer und den Stempelabgaben viel höhere, als man für das laufende Etatsjahr vom 1. April 1888 bis 1. April 1889 angenommen hatte. Mermischtes. (Die „Petroleum-Uhr".) Der in der Schönhauser Vorstadt von Berlin wohnende pensionirte Rechnungsrath H. ist, so erzählt das „Kl. Journ.", von einem tragikomischen Malheur betroffen worden. Der Stolz des alten Herrn war ein langer, silberweißer Bart, der ihm breit bis zur Brust herniederwallte. Zum Staunen seiner Freunde erschien er neulich am Stammtisch ohne diese Zierde. Der Bart war bis auf die Wangen zurückgestückt und zum Ueberfluß schienen die Wimpern und Brauen schwarz gefärbt zu sein. Alles war sprachlos pnd endlich nach vielem Drängen erzählte der Herr Rath seilte Leidensgeschichte. Frau Räthin nämlich erstellte sich eines wahrhaft musterhaften Schlafes und um so frappirter war Herr H., wenn sie ihm Morgens bei der üblichen Gar dinenpredigt mit fast unheimlicher Genauigkeit die Zeit an sagte, zu welcher er von seiner obligaten Skatpartie nach Hause gekommen war. Es gelang ihm jedoch, das Räthsel zu lösen, und schon glaubte er über die Schlauheit seiner Frau triumphiren zu können. Frau Räthin hatte ihm nämlich immer eine brennende Petroleum-Küchenlampe auf den Korridor gestellt, die er beim Betreten des Schlafzimmers auszulöschen hatte. Zu seiner großen Erheiterung entdeckte er eines Nachts eine kaum sichtbare Kreideskala am Glasbassin. Frau Räthin konnte dadurch des Morgens bequem an der Skala des ver brannten Petroleums ablesen, was die „Glocke geschlagen hatte," wenn ihr Mann heimkehrte. Der alte Praktikus wußte Rath. Das letzte Mal war es sehr spät geworden; mit un sicheren Beinen stand der alte Herr in "der Küche, emsig be müht, duH Nachgießen von Petroleum seine „Petroleum-Uhr" gründlich „zurückzustellen", als das Bassin platzte. Glück licherweise traf das umherspritzende Petroleum nur seinen schönen Bart und im Nu war dieser und dito Augenbrauen und Wimpern ein Raub der Flammen. Der Schmerz hatte ihm ein urkrästiges „Au" herausgepreßt, „Mutter" wurde da durch munter und mit dem Korrigiren der eigenartigen Uhr war cs verbei. (Das Recht des Hahns.) Jeder Hahn hat das Recht, durch Krähen seine Meinung zu äußern. So hat das Schöffen gericht zu Wesel in einem Prozeß entschieden, in welchem allerdings nicht der Hahn selbst, wohl aber sein Besitzer der Angeschuldigte war. Ursache der Klage war die Beschwerde einer Familie, deren Schlafzimmer unmittelbar an den Hühner hof stieß und welche nächtlicherweise fortgesetzt durch das über laute Krähen des Hahnes in der Ruhe derart gestört worden sein will, daß sie die Schlafstube zu verlegen sich veranlaßt sah. Die Polizeibehörde nahm den Besitzer des Hahns in Strafe wegen Erregung von ungebührlichem Lärm, da er sein Hausthier nicht vom Krähen zurückgehalten habe. Der durch das Mandat Betroffene trug auf richterliche Entscheidung an, wies glaubhaft nach, wie schwer es sei, ein derartiges Thier seiner angebornen und ererbten Gepflogenheit, bhne Schä digung seines „Berufes", zu entwöhnen. Das Gericht wür digte diese Beweisführung vollkommen und erkannte auf Frei sprechung, weil eine Ungebühr, wie das Gesetz zur Strafbarkeit verlange, in dem Krähen, da es nicht in der Absicht, zu kränken, geschehen sei, nicht anzunehmen und eine Störung im Allgemeinen nicht vorliege. (Kunde von Verschollenen.) Ueber das Schicksal des vor fünf Jahren auf der Fahrt von Antwerpen nach New- Aork spurlos verschwundenen Audwandererschiffes „Germania", der Lloyd-Gesellschaft gehörig, welches über tausend Passagiere an Bord hatte, verlauten jetzt einige Nachrichten. Wie ein amerikanisches Blatt, die „Freie Presse aus St. Helena", meldet, sand man an der Küste von Florida eine mit Moos bewachsene, zugekorkte Flasche, in welcher sich ein Zettel be fand, aus welchem in etwas verwischter Schrift folgende Worte standen: „Der Dampfer Germania steht in Flammen und wird sinken. Wind heftig, Boote unbrauchbar, alle Hoffnung aufgegeben. Johann Steinberg, Stuttgart (Deutschland)." Tagks-Gedenkblätter fürs Wettiner Jubeljahr 1889. 2 Mai. 1634. Die Schreckensnacht von Bautzen, welche Stadt der kaiser liche Hauptmann Golz niederbrennen läßt und dann erst nbergiebt. 1809 Schill erläßt seinen Aufruf zum Ausstand gegen Napo leon von Dessau ans. 1849. Kommunalgarbe»- und BereinSversammlungM, die aller- wärts in stürmischer Weise verlausen. 1850. Den auf der Festung Königstein gefangen sitzenden Re» bellenfiihrern im Dresdner Barrikadenkampf«, Bakunisi, Henbner und Röckel wird das gegen sie gefällte, vom Ober- appelationsgericht bestätigte Todesurthell bekannt gemacht. Ansgeführt'wurde kein einziges. 3. Mai. 1815. Aufruhr sächsischer Soldaten in Lüttich vor Blüchers Wohnung wegen der bevorstehenden Theilnng der sächsischen Armee, infolge dessen drei Tage später 6 Grenadiere und 1 Tambour standrechtlich erschossen, auch die Fahne des Gard-bataillons verbrannt wurde auf Blüchers Befehl. Tam bour Kanitz starb mil einem Hochruf auf seine» König. 1842. Vermählung des Herzogs Ernst von Sachsen-Coburg- Golha mit Prinzeß Alexandrine von Baden. 1845. Sachsens erster Kricgsminister General von Zezschwih -ß als Kommandant der Festung Königstein. 1849. König Friedrich August II. bescheidet verschiedene städtische Deputationen, die von ihm die Anerkennung der Reichs verfassung erbitten, abfällig. 1856. Kriegsminister Generallientcuant Rabenhorst wird in den erblichen Adelstand des Königreichs Sachsen erhoben. Dresdener Schlachtviehmarkt vom 29. April. Am Schlachtviehmarkte waren 410 Rinder mit 74 Bullen, 957 Hammel, 89o Schweine, einschließlich 90 ungarischen, und 275 Kälber, zusammen 2532 Stuck Vieh — 858 mehr wie am Bormarktc — zum Verkaufe aufgetrieben. Rindvieh hatte leid lichen, zu etwas Ueberstand führenden Verkehr, ohne Preisverän derung. Es erzielten Rinder erster Qualität 53—56, Mittel- waare einschließlich gute Kühe 48— 52 und geringe Sorte 30 bis 36 M. pro 50 Kilo Schlachtgewicht. Bullen wurden je nach Fleischwerth zu 42, 48 und 52 M. die nämliche Quantität Fleijchgewicht gehandelt. Hammel entwickelten ebenfalls ein leid liches, nur infolge verstärkten Auftriebs etwas Rückstand hinter lassendes Geschäft. Verkauft wurden, wie in voriger Woche, englische Lämmer zwischen 58 und 63, Landhammel zwischen 52 und 56 und Landhammel zweiter Sorte zwischen 42 und 48 M. pro Paar, die erstgenannten beiden Arten zu 50 Kilo Fleisch gewicht schwer. Schweine waren bei lebhafter Geschäftslage zum letzten Marktwerthc verkäuflich, Landschweine erster Sone zu 54 bis 58 und solche zweiter Sorte zu 48—52 M. pro 50 Kilo Fleischgewicht. Bakonier kosteten 59 M. die nämliche Quantität Lebendgewicht »eben 20 Kilo Tara-auf das Stück; andere Rassen fehlte». Kälber erreichten bei langgezogenem Geschäfte unver ändert 90 — 115 Ps. das Kilo Fleisch. Der Marktbesuch war als mittelmäßig zu bezeichnen. — Im Centralschlachthofe ge schlachtet wurden in voriger Woche 214 Rinder, 374 Hammel, 784 Schweine nnd 611 Kälber, zusammen 1983 Schlachtthiere. Sparkasse z« Höckendorf. Nächster Erpeditionstag: Sonntag, den 5. Mai, Nach mittags 3—6 Uhr. Sparkasse zu Kreischa. Jeden Sonntag geöffnet von Vormittags 11 — 12 Uhr nnd Nachmittags von 3—'/>5 Uhr. Versteigerung. Die zum Ellinger'schen Nachlasse gehörigen Mo bilien, als: Meubles, Handwerkszeug, Schiefer, Feld- und Scheunengeräthe, sollen jam 3. Mai d. I., Vormittags von 10 Uhr ab, in dem Hause Mühl straße Nr. 264 an den Meistbietenden gegen sofortige baare Zahlung versteigert werden. Ein Verzeichniß obiger Gegenstände liegt bei Herrn Seilermstr. Schmidt und bei dem Unterzeichneten zur Einsichtnahme aus. Dippoldiswalde, den 25. April 1889. Rechtsanwalt Weinert. Echte Oberndorfer, gelbe, runde Nunkelrübenkerne empfiehlt Louis Schmidt. Loose! Loose! Ziehung am 27. Mai der Dresdner Pferde- AuöstellungS-Lotterie. Zur Verloosung gelangen 2200 Gewinne, als: eine vierspännige Equipage mit 4 edlen Pferden, 2 zweisp. Equipagen, 1 einsp. Koupee, 1 Erntewagen mit 2 Pferden, 55 Stück edle Pferde, 340 Stück elegante Wagen- und Reisedecken, 500 Stück feinste Kameelhaardecken, 900 Stück hellgelbe und erbs- gelbe große Pferdedecken und 400 Stück Fußteppiche von echtem Fell. — Loose sind zu haben bei Llvtreiäs - Lümmel von G. H. Magerstleifch, Wismar a. d. Ostsee, ganze Flasche 1 M., halbe Flasche 50 Pf., empfiehlt Hugo Beger'S Wwe. Rachf. S5 von anerkannt vorzüglicher Qualität empfiehlt Stadtmühle Dippoldiswalde. E. Nenger. Die Waschmaschine „Alexandria", wohl die größte Vollkommenheit, welche auf diesem Ge biete geschaffen ist, große Ersparniß an Zeit und Gelb, Preis ü Stück nur 48 Mark. Probemaschine wird gern gewährt. Wringmaschine» m jeder SW empfiehlt zur geneigten Beachtung