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Jn1«rate, welche b«i d« bedeutenden Austag« dH Blatte« «me sehr »wS same Verbreitung finden, »erden mit 1V Pfa. dl« Spaltenzeile oder der« Raum berechnet. — La» bellarische und coMplicirt» Inserate mit entsprechen dem Ausschlag.—Einge sandt, im rebattionellim «heile, dm Spalten»«« gv «k» Amtsblatt für die Königliche Umtshaupimaimschast Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte nnd die zu Dippoldiswalde und Irauenstein Me „Weißer«--Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dien«tag. Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. Sk Psg-, zweimonatlich 84 Psg., eimnonatlich 42 L«a. Einzelne Nummern to Pfg."?ll° P-stan- stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Verantwortlicher Redactmr: Psul Ikhne in Dippoldi-walde. Nr. 49. Donnerstag, den 25. April 1889. » 55. Jahrgang. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde, 20. April. Das gestrige Kirchen- concert war sehr gut besucht und vom besten Ge lingen begleitet. Wir freuen uns über den Muth und die Ausdauer, mit welcher Herr Kantor Hellriegel das Interesse an edler geistlicher Musik in unserer Stadt wach zu erhalten sucht. Was cr gestern mit den ihm zu Gebote stehenden Kräften geleistet hat, verdient wiederum die höchste Anerkennung, zumal sich unter den Cbornummern einige nicht ganz leichte be fanden. Freilich widmeten sich alle Mitwirkenden ihrer Aufgabe mit voller Hingebung. Der musikalische Bor trag war im Allgemeinen sehr gut, an den Pianostellen in Nr. 2 und 3 des Programmes sogar vortrefflich. Nicht zum ersten Male erfreute uns an dieser Stätte der wohlgeschulte Mezzosopran der Frau von Schepke, welche zuerst die Arie aus „Paulus": „Jerusalem, die du tödtest die Propheten rc." (von Herrn Kantor auf der Orgel wirksam begleitet) und später Recitaliv nnd Arie der Maria in Nr. 7 vorzüglich sang. Ein besonderes Interesse gewann das Concert durch die Ausführung einer von Herrn l)r. Pollack jun. gedichteten und von Herrn Kantor Hellriegel in Musik gesetzten Oster-Kantate für gemischten Chor, Männerchor, Soli und Orchester. Dieselbe errang sich den größten Bei fall und bewies nicht nur, wie schon so ost, daß unser Herr Kantor zu den berufenen Komponisten zählt, sondern auch, daß er ein feines poetisches Verständniß besitzt,; davon zeugte die Auffassung und musikalische Lerwerthung des gegebenen Textes. Als besonders reizvoll nennen wir nur den Chor der Jünger, „Gol gatha, von deiner Höhe", das Soloquartett: „Aufer standen! ruft der Quell" und die Arie der Maria: „Wie ein weicher Lenzeskuß", in welch letzterer auch die Begleitung der von Herrn Petzold mit gewohnter Meisterschaft gespielten Oboe zur schönsten Geltung kam. Was die Kompositionen des Herrn Kantor Hell riegel auszeichnet, das ist ihre reiche Melodik; sie fallen ins Gehör und werden daher von den Aus führenden leicht und mit großer Neigung gesungen. Möge er uns noch recht ofl mit ähnlichen herrlichen Gaben erfreuen! — 24. April. Obschon der zur Osterseier höchst wünschenswerthe Sonnenschein sich während der Fest tage manchmal hinter Wolkenschleier verbarg, gab es im Großen und Ganzen doch ein recht leidliches Osterwetter, so daß es möglich war, die sichtlich er wachende Natur in fröhlichem Lustwandel zu genießen. Deshalb war auch der Verkehr auf unserer Eisenbahn ein recht guter; von Nah und Fern waren liebe Gäste herbeigekommen, und die Einheimischen statteten den nah liegenden Vergnügungsorten ihren Besuch ab. Der Geburtstag Sr. Majestät des Königs am 3. Feiertage verlief bei uns in üblicher Weise. Früh begleitete dec Militärverein die Reveille des Stadtmusikchors und Mittags 2 Uhr fand im Rathhaussaale ein von ca. 45 Personen besuchtes Festesten statt, bei welchem Herr Regierungsastestor von Einsiedel in begeisterten Worten den Toast auf Se. Majestät ausbrachte. — Es ist ein löblicher Gedanke vom hiesigen Mi litärverein, die Geburtstage des Kaisers und des Königs durch Concerte zu feiern, und der zahlreiche Besuch am gestrigen Dienstag gab auch vorstehender Behauptung recht. Die ersten drei Nummern des Programms, ein Festmarsch, ein Prolog und ein Männerchor waren Huldigungen für Se. Maj. den König. Die übrigen Nummern boten abwechselnd Orchesterstücke, Trom- petinen-, Violin- und BaritonsoliS. Die ersten wurden durch unsere sehr gut besetzte Stadtkapelle ausgezeichnet ausgeführt. Herrn Kapellmeister Wagner bei seiner weltbekannten Berühmtheit für die lieblichen Klänge seiner Silbertrompete noch überschwenglich, wie er es eigentlich verdient, toben zu wollen, hieße Eulen nach Athen tragen. Dafür dürfen wir aber unsere volle Anerkennung Hrn. Lehrer Nitzsche aus Altenberg zollen. der zwar früher schon als Kreuzschüler hier mitgesungen hatte, aber doch nicht in so hervortretender Weise wie in diesem Concerte durch seinen anmuthigen, verständ- nißvollen, volltönigen, wenn stch's erheischte, auch schalk haften Vortrag einiger BaritonsoliS, die von Herrn Kantor Hellriegel bekanntermaßen vorzüglich auf dem Flügel begleitet wurden. Es ist der ungetheilte Wunsch aller Zuhörer, Herrn Nitzsche, sowie die übrigen Mit wirkenden recht bald wieder zu hören. — Die Theatervorstellungen von Frau Karichs am ersten und zweiten Feiertage im Schießhause waren leider nur mäßig besucht, was um so mehr zu be dauern ist, als die Darbietungen als recht gelungene zu bezeichnen waren. Wie wir vernehmen, beabsichtigt die Gesellschaft vom nächsten Jahrmarktsdienstag ab hier mehrere Wochen lang Vorstellungen zu geben. — Von Sr. Maj. dem König ist das Ritterkreuz I. Klaffe vom Verdienstorden Herrn Amtshauptmann Oberregierungsrath v. Ke hing er in Dippoldiswalde, das Ritterkreuz I. Klaffe vom Albrechtsorden Herrn Bergwerksdirektor Dannenberg in Hänichen und» das Atbrechtskreuz Herrn Gemeindevorstand Zimmer mann in Hartmannsdorf verliehen worden. — Bei dem Huldigungszuge zur Wettinfeier wird auch dieStohhutindustrie durch eine besondere Gruppe vertreten sein; sämmtliche Kostüme der über LOS Personen, die daran theilnehmen, sollen aus Stroh gefertigt werden. Wie wir vernehmen, beabsichtigen mehrere Industrielle hiesiger Gegend, sich dieser Gruppe anzuschließen. — Die Nabenauer Stuhlfabrik hat jetzt so viel Aufträge erhalten, daß die Zahl ihrer Arbeiter nicht genügt, um jene zu befriedigen. Es werden darum sowohl für Rabenau, besonders aber für die Filiale zu Dippoldiswalde noch mehr Arbeitskräfte gesucht. In letzterer können noch 20 bis 30 Leute beschäftigt werden. Die Lohnliste, in die uns freundlichst Einsicht gewährt wurde, weist einen I4tägigen Verdienst von 20 bis 30 M., je nach Leistung der einzelnen Arbeiter, auf. Da diese Arbeitsstätte dauernden and mit zunehmender Geschicklichkeit auch erhöhten Verdienst gewährt, so scheint uns eine Empfehlung zum Arbeitsantritt in der selben ganz gerechtfertigt. — (Krankenversicherung.) Ein erkranktes Mit glied wird nicht unbeschadet seiner Unterstützungs-An sprüche nach Willkür den Kastenbezirk verlosten können. Erfüllungsort ist stets der Kastenbezirk, beziehungsweise außerdem auch der Ort, an welchem der Erkrankte während der Dauer der die Mitgliedschaft begründen den Beschäftigung seinen Aufenthaltsort hatte. Die Kastenmitglieder dürfen nicht willkürlich die Lage der verpflichteten Kaste verschlechtern und haben nament lich auf freie ärztliche Behandlung u. s. w. nur dann Anspruch, wenn und solange sie im Kaffenbezirk oder im Bezirk ihres bisherigen Aufenthalts bleiben. Diese Austastung entspricht allgemeinen Rechtsgrundsätzen. Steht daher einem Mitglied, welches eigenmächtig den Kastenbezirk bez. den bisherigen Aufenthaltsort ver läßt, ein Anspruch auf ärztliche Behandlung und Arznei nicht zu, so liegt auch für die betr. Krankenkaffe eine Verpflichtung nicht vor, dem erkrankten Mitglied ein um die Hälfte erhöhtes Krankengeld zu gewähren. Erkrankt ein in einem Transportgewerbe beschäftigtes Mitglied auf der Fahrt im Jnlande, außerhalb des Kastenbezirks, so hat dem Erkrankten die Gemeinde des Ortes, an welchem die Fürsorge für denselben nothwendig wird, diejenige Krankenunterstützung zu ge währen, welche er von der Kaste zu beanspruchen hat. Letztere hat der Gemeinde die aufgewendeten Kosten zu erstatten. Auch hier gilt bei Erstattung dieser Kosten als Ersatz der in § 6 Abs. t Ziffer I des KrankenversicherungsgesetzeS bezeichneten Leistungen die Hälfte des Krankengeldes, sofern nicht höhere Auf wendungen nachgewiesen werden. Erkrankt ein Mit glied auf der Fahrt im Auslande, so hat dem Er krankten der Betriebsunternehmer die Kaffenunter- stützungen zu gewähren. Die Kaffe hat auch in diesem Falle die vom Unternehmer aufgewendeten Kosten in ebengedachter Weise zu erstatten. — In den Fällen von Z 57 des Krankenversiche rungsgesetzes vom 15. Juni 1883 richtet sich die in Abs. 5 desselben Paragraphen gedachte Ersatzleistung an Stelle der ärztlichen Behandlung nicht nach Z 'S Abs. 1 Ziffer 2 des Gesetzes, sondern nach Ziffer 1 daselbst. Nach der Letzteren ist freie ärztliche Behand lung u. s. w. vom Beginn der Krankheit ab zu gewähren und zwar nicht nur für die Arbeitstage, sondern sowohl für die Arbeitstage, als auch für die Sonntage ohne Rücksicht darauf, ob daneben wegen hinzugetretener Erwerbsunfähigkeit nach Abs. 2 des ge dachten Z auch Krankengeld zu zahlen ist. Wenn nun in § 57 Abs. 5 des Gesetzes bestimmt ist, daß an Stelle dieser Leistungen die Hälfte des Krankengeldes als „Ersatz" dafür zu treten hat, so ist offenbar dieser „Ersatz" in derselben Weise zu gewähren, als die Krankenkaffe die freie ärztliche Behandlung u. s. w. zu leisten hat, nämlich für jeden Krankheitstag. Dippoldiswalde. Die Frequenz auf der schmal spurigen Sekundärbahn Hainsberg-Kipsdorf im Monat März 1889 gestaltete sich in folgender Weise auf dm einzelnen Stationen und Haltestellen: TourMetS. TagktbiNetS. MiMr- 11. III. II. M. billetS. Chemnitz . . . — 3 — 7 — Dresden-Neust. . — — —— 1 —-— Dresden-Ältst. . 27 278 102 670 23 Tharandt . . 1 4 — 18 — Hainsberg . . . 25 670 39 574 8 Freiberg . . . 1 9 1 11 — Dippoldiswalde . 57 841 114 1334 18 Potschappel . . — 12 1 32 — v. d. Haltestellen 29 970 63 1956 10 Sa. 143 3094 362 5174 78 88§Ü Es wurden befördert von Januar 1889 an 38,313 Personen. Befördert wurden 3,625,087 Kilogramm Güter.- Demnach von Januar 1889 an 8,935,297 Kilogramm Güter. Im gleichen Monat des Vorjahres wurden 9502 Billets verkauft und 3,165,320 Kilogr. Güter befördert. — Eine für Taubenbesitzer wichtige Entschei dung wurde von der ersten Strafkammer des Alto naer Landgerichts gefällt. Der Sachverhalt war kurz folgender: Einem Kommis war eine fremde Taube zugeflogen, welche er dem Eigenthümer nicht wieder zurückgab. Wegen Fundunterschlagung unter Anklage gestellt, wurde der Kommis kostenlos freigesprochen. Gegen dieses Erkenntniß legte jedoch der Amtsanwalt Berufung ein, doch wurde seitens der Strafkammer das freisprechende Urtheil bestätigt. In den Erkennt- nißgründen heißt es, daß der Angeklagte selbst civil- rechtlich nicht zu verurtheilen sei, da nach römischen Rechten eine entflogene Taube, die nicht freiwillig in ihren Schlag zurückkehre, vogelfrei sei, mithin Eigen- thum Desjenigen sei, welcher sie zuerst einsange. HrrmSdorf i. Erzg. Am 2. Osterfeiertage ver sammelte sich unsere Parochie zum letzten Male im alten Gotteshaus. Mittwoch, den 25. d. M., hat Herr Baumeister Klotz aus Dippoldiswalde mit dem Abbruch desselben begonnen. Erstehen wird ein neuer, schönerer Tempel zum Lobe Gottes und zur Ehre und Erbauung der Gemeinde. L Glashütte. Am 1. Osterfeiertag Abends wurde hinter der Schule ein 3jähriges Kind so über fahren, daß es am rechten Arme, wie auch am rechten Beine starke Quetschwunden erhielt. DaS Kind war unbeaufsichtigt gelassen worden und soll in die Pferde gerannt sein. Den Kutscher würde mithin keine Schuld treffen. — Der Gottesdienst am 2. Osterfeiertage ist in