Volltext Seite (XML)
WHttitz-MW Inserate, welche bei d« bedeutenden Auflage de» Blattes elne schr wirb same Verbreitung finden,^ «erden mit 10 Pfa. di« Spaltenjeile oder der« Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirt« Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, nn redaktionell« Theile, die SpaltenzeÜ« 20 Pfg. Die „Weißeritz. Zeitung" ersibeint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — «reis vierteljährlich 1 M. 25 Pfg., zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Pfa. Einzelne Nummern K Pfg- — Alle Postan- «alten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be- , - - sugnn Amtsblatt für die Königliche Umtshauptmannschasi Dippoldiswalde, sowie M die Koniglichm Amtsgerichte und die Stadträthe ' zu Dippoldiswalde und Irauenstem Nr. 26. Verantwortlicher Redacteur: Carl Ithnc in Dippoldiswalde. Donnerstag, dm 28. Februar 1889. 55. Jahrgang. Die Arbeiter-Kolonien. Auf dem großen Felde der sozialpolitischen Re formen und Arbeiten spielen die Bestrebungen zur Be kämpfung des Vagabundenthums nicht die geringste Nolle und schon die Thatsache, daß alljährlich gegen 200,000 gewerbsmäßige oder zeitweise Stromer die deutschen Lande durchziehen, läßt die Bedeutung und Berechtigung dieser Bestrebungen erkennen. Denn es bedarf sowohl keines besonderen Nachweises, daß das Stromerunwesen in seiner heutigen Entwickelung eine sich stetig erneuernde Quelle von volkswirthschaftlichen wie moralischen Schädigungen unserer Nation bildet und es müssen daher alle Versuche, dieses soziale Uebel, da es sich nun einmal nicht radikal ausrotten läßt, wenigstens einzudämmen und in seinen Wirkungen ab zuschwächen, nur mit Genugthuung begrüßt werden. Hierzu gewähren nun die seit Jahren in verschiedenen Gegenden Deutschlands errichteten Arbeiterkolonien eine geeignete Grundlage und die in voriger Woche in Berlin stattgefundenen mehrtägigen Verhandlungen des Centralvorstandes deutscher Arbeiterkolonien haben aufs Neue erkennen lassen, daß die letzteren in der That eine kräftige Handhabe zur Bekämpfung der Landstreicherplage abgeben. Namentlich sind bei der Diskussion über die Frage, ob sich die Ausdehnung des Kranken- und Unsallversicherungsgesetzes auf die Arbeiterkolonien empfehlen laste, recht beachtenswerthe Vorschläge über die Förderung der genannten Anstalten und über die Wege, durch sie die beabsichtigten Er folge mehr und mehr zu erzielen, gemacht worden und steht zu hoffen, daß die bezüglichen Beschlüste auch bald ins Praktische übersetzt werden. Was die dies maligen Verhandlungen des Centralvorstandes der Arbeiterkolonien jedoch hauptsächlich so wichtig für die erörterte Frage macht, ist der Umstand, daß die Stellung des Staates und der Gemeinden zu den Arbeiter kolonien sehr ernsthaft in Betracht gezogen wurde und hiermit wird der Kernpunkt der ganzen Frage berührt. Bislang haben sich dieser doch in so hohem Grade ge meinnützigen Anstalten im Wesentlichen nur Private und Vereine angenommen, aber wenn jene ihren Zweck auch nur einigermaßen erfüllen sollen, so wüsten sie bedeutend vermehrt und nachhaltig unterstützt werden und hierzu bedarf es des kräftigen Eingreifens der Ge meindeverwaltungen wie des Staates. Bezüglich der staatlichen Hilfe ist nun von der Berliner Versamm lung ein Antrag des Oberregierungsrathes v. Massow- Hannover einstimmig angenommen worden, welcher sich für Organisation des Arbeiterkolonie- uud Ver- pflegungungsstationswesens nach Provinzen ausspricht und die Landesregierungen ersucht, daß sich zu dem gedachten Zwecke Landes-, resp. Provinzialverbände bilden und mit dieser völlig zu billigenden Anregung hat die Stellung des Staates gegenüber den Arbeiter kolonien zum ersten Male eine schärfere Präzisirung erfahren. Anderseits ist auch hinsichtlich der Stellung der Gemeinden in der Frage durch den genehmigten Antrag des Pastor von Bodelschwing, wonach der Centralvorstand nochmals an sämmtliche größere Städte das dringende Ersuchen richten soll, in die Versorgung der mittellosen Wanderer nach Maßgabe der vom Cen- tralvorstande 1882 empfohlenen Normalregeln einzu treten, ein Beschluß gefaßt worden, der volle Beachtung verdient, da er namentlich ein einheitliches Vorgehen der größeren städtischen Kommunen in der Angelegen heit der Arbeiterkolonien bezweckt. Soll indessen für die Arbeiterkolonien eine Grundlage geschaffen werden, auf der sich dieselben dauernd und kräftig zu ent wickeln versprechen, so kann dieses doch nur durch eine entsprechende gesetzliche Regelung und lausende finan zielle Unterstützung von Seiten des Staates geschehen. In letzterer Beziehung würde dem „Aus der Hand in den Mund leben" der heutigen Arbeiterkolonien durch ein solches Vorgehen des Staates ein Ende gemacht werden und daß die finanziellen Bedingungen, unter denen die Arbeiterkolonien jetzt existiren, einen auf die Dauer unhaltbaren Zustand in sich schließen, dürfte kaum zu bestreiten sein. Die Einstellung einer Summe, die nur mäßig zu sein braucht, da ja die gedachten Anstalten zum größten Theil auf sich selber angewiesen sein sollen, in den jährlichen Etat zu Gunsten der Ar beiterkolonien würde mit einem Male denselben einen kräftigen Rückhalt gewähren und zugleich eine gesetz liche Regelung der Frage herbeiführen. Vielleicht, daß in dieser Richtung von einem oder dem anderen Bundesstaate einmal vorgegangen wird, da eine In angriffnahme der Sache von reichswegen unthunlich erscheint und überhaupt das sozialpolitische Konto des Reiches vorläufig schon genug belastet erscheint. «Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde, 28. Februar. Wenn die zahl reichen Gäste, die unserm Weißeritzthale zur schönen Jahreszeit ihren Besuch gönnen, wüßten, wie schön sich ihre Sommerfrische im Winterschmucke ausnimmt (daß sie dann noch viel frischer ist, können sie sich allen falls denken), sie würden es sich nicht nehmen lassen, einen Nachmittag daran zu wenden, um dem Jägerhause, der Schmiedeberger „Post" oder dem Kurhause, dem Kipsdorfer Bade oder andern Punkten einen Besuch ab zustatten. Der Bärenfelser Wald kommt erst recht zur Geltung, wenn des Winters Schnee auf seinen Riesen bäumen ruht. Jetzt ist offenbar die beste Gelegenheit zu solchem Besuche. Eine blendend weiße Schneedecke ruht auf Flur und Wald, die Bahn ist glatt, und die Frische der winterlichen Luft färbt die Wangen roth und fegt die verstaubten Residenz- und sonstigen Stadtlungen gehörig aus. Man muß nicht Alles vom Sommer verlangen; der Winter thut auch das Seinige, wenn wir nur immer das „Unsrige" thäten. — Als eine erfreuliche Wirkung des Spiritus steuergesetzes ist es zu bezeichnen, daß namentlich im landwirthschaftlichen Betriebe die Arbeiter und das Gesinde vielfach keinen Branntwein mehr von der Herrschaft geliefert erhalten, an dessen Stelle vielmehr Kaffee oder zur wärmeren Jahreszeit Obstwein, der in immer weiteren Kreisen wegen seines Wohlgeschmacks und seiner billigen Herstellungsweise Eingang findet, verabreicht wird. Trotz dem Mangel an Arbeitskräften, der die Landwirthe zur vorsichtigsten Behandlung ihrer Arbeiter nöthigt, hat die Abschaffung des Branntweins nur in ganz vereinzelten Fällen Veranlassung zu Miß helligkeiten zwischen Dienstboten und Herrschaften ge geben und auch solche, die den Branntweingenuß sonst für unentbehrlich hielten, haben sich der Nothwendig- keit gefügt und durch die Erfahrung belehren lassen, daß durch die Entziehung des Branntweins die Ar beitskraft nicht leidet. -s- Frauenstein, 26. Febr. Am vorigen Sonn tag fand die Generalversammlung des hiesigen Vor- schußvereins statt. Dieselbe wurde vom Vorsitzen den des Ausschusses, Herrn Lehrer Haupt, durch Be grüßung der erschienenen Vereinsmitglieder eröffnet und nach dem zum ersten Punkte der Tagesordnung: Vortrag des Rechenschafts-Berichtes aufs Jahr 1888 verschütten. Derselbe weist eine Einnahme von 86,860 Mark 59 Pf. und eine Ausgabe von 85,578 M. 29 Pf. nach, so daß sich am Jahresschlüsse ein Kassenbestand von 1282 M. 30 Pf. ergab. Das Vermögen belief sich auf 56,527 M. 84 Pf. Die Schulden bestehen in 55,521 M. 27 Pf., so daß der Reingewinn 1006 Mark 57 Pf. beträgt. Das Grundkapital des Ver eins beträgt 18,176 M. 31 Pf. Der Reservefond hat eine Höhe von 4751 M. 23 Pf. Gegen die Richtig keit der geprüften Rechnung konnte kein Einwand er hoben werden, weshalb dieselbe für richtig erklärt und dem Direktorium Entlastung ausgesprochen wurde. Die Dividende wurde auf 7 Prozent festgesetzt. Ein kleiner Verlust wurde aus dem Neservefond gedeckt. Die Mit gliederzahl beträgt zur Zeit 248. Dem Direktorium wurde für seine umsichtige und gewissenhafte AmtS- verwaltung vom Vorsitzenden des Ausschusses der Dank des Vereins ausgesprochen, dem sich die anwesenden Mitglieder durch Erheben von ihren Sitzen anschloffen. Der Vorsitzende schloß die Versammlung mit dem Wunsche, daß der Verein, welcher mit dem abge laufenen Vereinsjahre das 25. Geschäftsjahr zurückge legt hat, in weiteren 25 Jahren in derselben vortreff lichen Weise bestehen möge. f Schmiedeberg. Mittelst SonderzugeS traf am Dienstag Vormittag 9 Uhr 30 Min. Se. Majestät König Albert in Begleitung hoher Jaqdgäste hier ein und fuhr nach kurzem Aufenthalte bis „Buschmühle" weiter, um von hier aus die auf dem Schmiedeberger Staatsforstreviere jüngst geplante Hochwildjagd zur Ausführung zu bringen. Der Erfolg derselben war sehr erfreulich; es wurden 13 Thiere, 7 Hirsche und 7 Stück Mutterwild, erlegt. Das Frühstück wurde diesmal, da die Witterung angenehm war, inderKönigS- hütte an der Hochwaldstraße eingenommen. Hochbe friedigt mit dem Ergebniß der Jagd fuhren Se. Maj. sammt den übrigen Jagdherrschaften um 5 Uhr Nach mittags wieder nach der Residenz zurück. — Infolge des gegenwärtig herrlichen Winter wetters war in den letzten Tagen der Schlittenver kehr nach hier ein sehr reger. K Glashütte. Der Rechenschaftsbericht des hies. Spar- und Vorschuß-Vereins aufs Jahr 1888 weist folgende» Geschäftsverkehr auf: Der Umsatz be lief sich auf 1,059,584 M. und zwar 530,954 M. Einnahme, worunter sich 485,185 M. zurückgezahlte Vorschüsse, 32,754 M. eingezahlte Spar- und 2301 M. eingezahlte Stammeinlagen rc. befinden, und 528,630 Mark Ausgabe, darunter 482,882 M. gegebene Vor schüsse, 31,814 M. zurückgezahlte Spar- und 1875 M. zurückgezahlte Stammeinlagen. Die Aktiva sind mit 158,208 M. verzeichnet und bestehen aus 116,126 M. außenstehenden Vorschüssen, Effekten 23,468 M., Staatspapieren 11208 M. rc., während die Passiva durch 44,679 M. Stamm- und 100,749 M. Spar einlagen und durch einen Neservefond von 12,780 M. gebildet werden. Der Geschäftsgewinn beträgt 4892 M., der Reingewinn 2691 M. Es kann demnach auf 41,776 M. dividendenberechtigtes Kapital 6'/, Proz. gegeben und 45 M. dem Reservefond überwiesen werden. Dresden. Der Bau der vierten Elbbrücke, welche der sächsischen Residenz zugedacht ist und vom alten Gondelhafen am Fuße der Terrasse aus nach dem an deren Ufer gehen soll, dürfte nach neuerdings ge troffenen Bestimmungen jedenfalls noch im Laufe dieses Jahres begonnen werden, vollendet muß er bis )895 werden. Die neue Brücke wird zu Ehren der regie renden Königin den Namen Carola-Brücke führen und auf die König Albert-Straße ausmünden, welche auf Neustädter Seite vom Elbufer aus auf das Albert- Theater zusührt. Diese Straße dürfte die schönste von ganz Neu-Dresden werden; sie ist in einer Breite von nicht weniger als 40 Meter geplant und wird am Eingänge mit zwei Monumentalbauten für das königl. Kultusministerium und das königl. Justiz ministerium geziert werden. Nach dem zu Ausführung jener großen Baupläne unumgänglich nöthigen Ab bruch der alten militärfiskalischen Gebäude in Neustadt — Jnfanteriekaserne, Jägerhof, Trainkaserne, Militär strafanstalt, Magazine und Militärbäckerei, Pionier kaserne und Garnisonlazareth — welche jetzt an Private vermiethet sind, wird dieser Stadttheil eine geradezu phönixartige Verjüngung und Verschönerung erfahren, doch werden auch noch eme Reihe Privathäuser ange kauft und niedergerissen werden müssen. In der Alt stadt soll übrigens ein neuer Straßendurchbruch beab sichtigt sein, nämlich die Anlage einer direkten breiten Straße von der Wallstraße nach dem Böhmischen Bahnhose, welche die Baubank auszuführen die Ab sicht habe.