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144 k. werden wird. Die Stelle des Kronprinzen von Griechenland wird der Bruder der Braut, Prinz Hein rich, einnehmen, der mit der Kaiserin Friedrich die I ganz der sozialistischen Auffassung. Die Polizei ihrer seits scheint keine große Milde betreffs der Frage be obachten zu wollen, wie bereits jetzt angekündigl wird. Bayern. Der Hauptausschuß für das VII. deutsche Turnfest in München erläßt jetzt die Einladung zu dem Feste, das für die Tage des 28., 29. und 30. Juli angesetzt worden ist. Elsaß. Am 4. März früh explodirte im Cen tralbahnhofe zu Straßburg der Kessel im Maschinen raum der elektrischen Beleuchtung; der Heizer ist schwer verwundet. Der entstandene Brand wurde von der Bahnhofs- und der städtischen Feuerwehr innerhalb zwei Stunden gelöscht. Oesterreich-Ungarn. Die Jungczechen werden, wenn das Wehrgefetz neuerlich vor das Abgeordneten haus gelangt, die Resolution des ungarischen Reichs tages zu § 25 aufnehmen und vom Minister v. Wel- sersheimb eine ähnliche Auslegung für die czechische, polnische und slowenische Sprache verlangen, wie sie Fejervary für die ungarische und kroatische Sprache bei den Unteroffiziers-Prüfungen gegeben hat. Das kann noch heftige parlamentarische Stürme geben. Frankreich. Wie sicher verlautet, soll aus den in den Bureaus der Patriotenliga beschlagnahmten Listen und Briefschaften heroorgehen, daß die Liga in der letzten Zeit eifrige Propaganda für Boulanger in der Armee gemacht und mehrere Offiziere und Unter offiziere der aktiven Armee und der Reserve zum Ein tritt in die Liga verführt habe. Dies gebe dem Staatsanwalt Veranlassung auf Grund des Art. 208 des eoäo milittüro Anklage gegen den Vorstand der Patriotenliga wegen Verführung von Militärpersonen zu erheben. England. Ganz bedenkliche Strömungen scheinen unter den englischen Soldaten in Irland stattzuhaben. In Clonmel sprach am Sonntag der Bischof von der Kanzel so gegen die englische Regierung, daß der kom- mandirende Offizier aufstand und den Soldaten befahl, die Kirche zu verlassen; auf Zureden des Bischofs ver weigerten die Soldaten den Gehorsam. Der Offizier ging mit den Unteroffizieren fort, vom Pöbel verfolgt. Die Soldaten marschirten später ohne Führer nach der Kaserne, von der ganzen Bevölkerung jubelnd be gleitet. Tagesgeschichte. Berlin. Nachdem das Staatsministerium sich vor Kurzem mit der Frage der Erneuerung des Sozia listengesetzes befaßt hat, ist man gegenwärtig mit der Ausarbeitung eines Entwurfs beschäftigt. In der Berathung des Staatsministeriums ist aber dem Ver nehmen nach kein endgültiger Beschluß gefaßt worden; es steht daher auch noch nicht fest, in welcher Form der Entwurf zum Abschlüsse gelangt. Verschiedene Vorschläge sind zur Erörterung gelangt, darunter auch der, das Gesetz in Form einer Novelle zum gemeinen Recht auszuarbeiten. Hierüber wird sich die Staats regierung später erst schlüssig machen. Wenn auch die Ausarbeitung einer Vorlage für den Bundesrath dem nach etwas längere Zeit in Anspruch nehmen wird, als das verschiedene Meldungen vermuthen ließen, so wird die bezügliche Vorlage doch höchst, wahrscheinlich noch in der laufenden Session an den Reichstag ge langen. — In diesem Jahre noch wird der kgl. Hof, nach Ablauf der Trauer, zwei Hochzeitsfeste feiern, die Vermählung des Prinzen Friedrich Leopold mit der Prinzessin Luise zu Schleswig-Holstein und der Prin zessin Sophie, deren Trauung vor der Abreise nach sidenz das Wettiner-Jubiläum kirchlich begehen wird, wird auch unsere Stadt und Umgegend dasselbe feiern. Im Laufe de» Vormittags soll em FestaotteS- dienst und während des Nachmittags eine einfache Feier im Park zu Zella in der Nähe der Kapelle, der Begrabnißstätte vieler Fürsten aus dem Haufe Wettin, stattfinden. Als bleibendes Zeichen an der Jubelfeier soll an der Kapelle oder in der Nähe der selben eine Gedenktafel angebracht werden. Ein Fest- I zug wird sowohl nach dem Gotteshaus«, als auch nach Zella veranstaltet. Der Fackelzug wurde einzelnen Korporationen überlassen. Mit der Ausführung des Programms wurde in einer vom Nathe einberufenen Versammlung ein aus 5 Personen bestehendes Komitee beauftragt. Rötha. An der Straße von hier nach Kreudnitz fanden am Morgen des 2. März zwei heimkehrende Musiker einen Menschen erfroren auf. Derselbe, ein Kürschner aus Schneeberg, war wahrscheinlich er müdet gewesen, hatte sich niedergesetzt und war er froren. Leipzig. Nachdem der historische Festzug zur Wettiner Festfeier in Dresden nicht zu Stande kommt, beabsichtigt man, einen solchen in Leipzig zur Aus führung zu bringen. Bis zum Juni kann bei rüstigem Angriff noch viel geschaffen werden und an Stoff zu einem Festzuge fehlt es in Leipzig ja auch nicht. Leipzig. In der Nacht zum Sonntag ist hier im Geschäft der Firma Hammer L Schmidt ein Einbruch versucht worden. Kurz vor 12 Uhr Nachts hörte die HausmannSfrau, welche einem Hausbewohner öffnen wollte, ein eigenthümliches Geräusch aus dem Theile des inneren Flurs dringen, in welchem sich der Ein gang zu dem Bankgeschäft von Hammer L Schmidt befindet. Bei näherer Beobachtung konnte fie einige Männer erkennen, die sich an der Eingangsthür des Geschäfts zu schaffen machten. Die Frau schlug so fort Lärm und auf der Straße sammelte sich alsbald eine große Menschenmenge an, Schutzleute eilten her bei und packten sofort den einen der Diebe, während der zweite entkam und der dritte die Treppen des Hauses hinauf flüchtete. Oben zertrümmerte er so dann die Bodenthüre und stieg auf das Dach. Es blieb Nichts übrig, als die Feuerwehr zu rufen und diese rückte dem Burschen bald auf den Leib; doch der Gauner kletterte von einem Dach aufs andere und es war eine regelrechte Hetzjagd, die sich entwickelte. Erst nach drei Stunden gelang es einigen Feuerwehrleuten, den Einbrecher auf dem Dache eines Seitengebäudes der großen Feuerkugel zu erwischen. Den Burschen ... hinunter zu rransportiren, war ei» ebenso schweres I deutend wichtigere Rolle spielt als eine Erhöhung des S.ück Arbeit, denn derselbe sträubte sich heftig. Er Stundenlohnes, steht schon jetzt fest und entspricht auch wurde nun nach dem Naschmarkt gebracht, und eine " ' große Menschenmenge, die sich inzwischen, angelockt durch die nächtliche Jagd auf den Dächern und den Fackelschein, angesammelt hatte, begleitete den Trans port. Sonntag Morgen gegen 5 Uhr ist auch der dritte Gauner aus den« Bayerischen Bahnhofe, wo er ab reisen wollte, verhaftet worden. Die drei Einbrecher gehören einer internationalen Diebesbande an und sind ihrer Nationalität nach rumänische Juden. Sie hatten bereits das Schloß und die eiserne Vorlege stange gelöst und eben begonnen, die Thür aufzu brechen, als sie erwischt wurden. Ein innen ange brachtes Sicherheitsschloß hatte ihren Anstrengungen widerstanden und dadurch war auch das Geräusch ver ursacht worden. Präparaten untersucht und darin 1202 Trichinen ge funden; der zweiten wurden 0,, Mamm Fleisch ent nommen, dieses zu 16 Präparaten zerschnitten, und fanden sich darin 131 Trichinen. Rechnet man nun da» eine Thier zu 60 Gramm, das andere zu 45 Gramm Muskelfleisch, so war das erstere in abge rundeter Zahl mit 103,000, das letztere mit 30,000 MuSkeltrjchinen behaftet — eine gewiß ganz enorme Anzahl! Das Alter der bei der größeren Ratte ge fundenen Trichinen beträgt ca. 2 Monate. Die Tri china» beider Schweine waren also jünger als die der kleineren und älter als die der größeren Ratte, die Jnfektionszeiten also auch verschiedene. Es ist un zweifelhaft, daß die beiden Schweine entweder eine lebende trichinöse Ratte gefangen, oder eine infolge desselben Leidens verendete gefunden, verzehrt und sich , dadurch infizirt haben. Es ist weiter anzunehmen, daß die sämmtlichen Ratten in dem betreffenden Ge höfte, sowie der Nachbarschaft trichinös sind. Nach diesen Erfahrungen ist hiesigen Hausbesitzern, die Schweinemast treiben, nur dringend anzurathen, ihre Thiere vor der Schlachtung gegen Trichinen zu ver- fichern und sich jeden Genusses vor der mikroskopischen Untersuchung zu enthalten". Lausa. Betreffs des an der Wittwe Opitz in Weixdorf verübten Mordes wird jetzt berichtet, daß wahrscheinlich ein Lustmord oder Racheakt vorliege. Der Ermordeten ist von Hinten über den Hals eine Schlinge geworfen und dann zugezogen worden. Die Erwürgte schleifte man sodann nach der Kiesgrube. Ein Portemonnaie mit Inhalt fand man bei der Er mordeten, der überhaupt nichts genommen zu sein scheint. Freiberg. Vom kgl. Schwurgericht wurde am vergangenen Sonnabend in seiner letzten unter Aus schluß der Oeffentlichkeit geführten Verhandlung der am 9. Januar 1867 zu Loskowitz in Schlesien ge borene, zuletzt in Maxen wohnhafte Dienstknecht Josef Klutsch wegen versuchten Verbrechens gegen H 177 und wegen Straßenraubes bei Ausschluß mildernder Umstände zu 7 Jahren Zuchthaus und 10 Jahren Ehrenrechtsverlust verurlheilt, auch wurde seine Stellung unter Polizeiaufsicht für zulässig erklärt. Klutsch hatte s. Z., wie wir berichteten, in der Nähe von Rein hardtsgrimma ein Mädchen angefallen und beraubt. Niederwiesa. Am Montag Abend, gerade als der Kourierzug von Dresden den Straßenübergang am Bahnhof passirte, durchbrach ein durchgehendes Geschirr die geschloffene Barriere und prallte an die Personen wagen 'an, wodurch Pferd und Wagen in den Bahn- ! graben geschleudert wurden. Der Wagen wurde zer trümmert, das Pferd leicht verletzt, während die In sassen mit dem blosen Schrecken davonkamen. Buchholz. Den Hauptgegenstand der letzten Stadt verordnetensitzung bildete die Vorlesung und erste Be rathung eines Entwurfes zu einem Statut, Trottoir anlagen auf schon bebauten Straßen und Plätzen betreffend. Die Kosten sollen grundsätzlich den Besitzern der betheiligten Grundstücke zufallen, doch so, daß die Stadlkaffe dieselben verlagsweise übernimmt und die zweite Hälfte überhaupt erst dann zur Erhebung ge langt, wenn durch Neu- oder Erweiterungsbauten drr Werth des Grundstückes um mindestens das Zehnfache dieses halben Restes erhöht worden ist. Beide Hälften können auf Antrag gegen 4 Proz. Verzinsung höchstens 6 Jahre gestundet werden, auch sind Theilzahlungen zulässig. ! Plauen i. V. Hier bestehen seit Ostern 1876 drei Fortbildungsschulen für Mädchen, zu deren Besuche alle aus den Bezirksschulen entlassenen Mädchen 2 Jahre lang zu wöchentlich 2 Stunden verpflichtet sind. j -Als bevorzugte Unterrichtsfächer gelten Aussatz übungen und Rechnen. Nebenbei werden Charakter bilder hervorragender Frauen gegeben, wichtige natur geschichtliche Gegenstände besprochen und auch einige Kapitel aus der Gesundheitslehre durchgenommen. Außer diesen 2 Stunden mit zwangsweisem Besuche find noch 3 Stunden für Schreiben, Singen und Nadel arbeiten mit freiwilligem Besuche angesetzt. Von den 754 Schülerinnen 1887—1888 waren 522 in Fabriken, 80 im elterlichen Hause und 152 als Dienstmädchen beschäftigt. 507 Schülerinnen betheiligten sich auch am Unterricht in den drei fakultativen Fächern, welche unentgeltlich ertheilt werden, während für den Besuch deS obligatorischen Unterricht ein jährliches Schulgeld von 2 Mark gezahlt wird. Widerstreben gegen diese Mädchenfortbildungsschulen ist nur von Seiten einiger Familien wahrzunehmen gewesen, denen es unbequem war, wenn ihre Dienstmädchen einmal wöchentlich auf I ! 2 Stunden Abends der häuslichen Arbeit entzogen I ! werden. Vielmehr hat sich diese Fortbildungsschule I ! bei den Arbeitgebern und Arbeiterinnen vollständig ... eingelebt. Die Schülerinnen kommen gern zur Schule, Athen hVer in Berlin durch" Prokuration vollzogen . ebenso wie von den Lehrern der Unterricht gern er- ' - ----- " >- -> " — theilt wird. Rossen. An demselben Tage, an dem die Re- I Schwester nach Athen bringen wird, so daß «Iso die Prinzessin Sophie schon als Kronprinzessin von Griechen land den griechischen Boden betreten wird. Die wirk liche Hochzeit findet in Athen statt. — Ls bestätigt sich, daß der seit der Ernennung deS Grafen Waldersee zum Chef des großen General stabes unbesetzte Posten des Generalquartier meisters der Armee wieder einen Inhaber erhalten soll und daß hierfür wahrscheinlich der Divisions- General Graf Häseler ausgewählt werden wird. Der Posten wurde bekanntlich anfänglich zur Entlastung des Grasen Moltke geschaffen; seitdem hat sich aber der Umfang der Geschäfte des Großen Generalstabes so ausgedehnt, daß die Einrichtung wohl wird bei behalten werden müssen. Gras Häseler, von Hause aus Kavallerie-Offizier, ebenso wie Graf Waldersee, ist bekannt als vorzüglicher Stratege und außerordent lich kaltblütiger Offizier. Bei dem letzten Kaiser manöver befehligte er mehrfach dem Kaiser gegenüber. Das Verhältniß zwischen Generalstabschef und General quartiermeister dürfte auch in Zukunft so bleiben, wie es bisher war. — Dem Generalfeldmarschall Moltke werden zu seinem 70jährigen Dienstjubiläum, das er am 8. März begeht, von einer ganzen Reihe Städten Glückwunsch- Adressen zuqehen. Alle persönlichen Ehrenerweisungen hat er indeffen abgelehnt. — Eine Lohnbewegung, „wie sie noch niemals dagswesen", wird für das Frühjahr angekündigt. Als einer der Gründe für die Forderung höherer Löhne muß die angebliche Thatsache herhalten, daß zu Neu jahr die Miethen der kleinen Wohnungen um 10 bis 12'/, Prozent gestiegen sind, ein Umstand, auf welchen in den ersten Lohnbewegungs-, bez. sonstigen gewerk schaftlichen Versammlungen sofort hingewiesen wurde. Zu diesen Versammlungen gehören allerdings nicht die der Steinmetzen, von deren erfolglosem Streik sonder barerweise einige Blätter reden. Die Steinmetzen streiken nicht, sondern nahezu fämmtliche der Innung angehörige Unternehmer haben jene entlassen. Das Resultat dieses Vorgehens steht noch völlig dahin, da seither nur eine ganz kleine Anzahl fremder'Gehilfen zugereist ist und die gerissenen Lücken zu füllen be gonnen hat. Die Steinmetzen gehören zu den Bau handwerkern und gehen den übrigen Genoffen mit kräftiger Initiative voran. Genaueres über die be vorstehende Lohnbewegung wird sich nicht sobald sagen lassen: die Zimmerer sind in Berlin bereits schlüssig, nicht vor Mai ihre Forderungen zu stellen. Daß in den letzteren die Verkürzung der Arbeitszeit eine be-