Volltext Seite (XML)
so Pfg. Amtsvlatt Die „Wei-erttz-Zeltang" «scheint wöchentlich drei mal: Dien-tag, DonnerS- ta« und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. » Pfg., ^»«monatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Pfg. Tinzeln« Skimmern 10 Pfg. — Alle Postan- «alten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be ¬ stellungen an. für die KSnialiche Amtshaupimamschast MMldiswalde, sowie für di« Miglichen Umtsgerichte «nd di, ZtadtrWe zu Dippoldiswalde und Irauenstein bedeutenden Auflage deb Blatte» «in» schr «m» same Brrbreitun« finden» w«den mit 10 Pfg. di» Dpalienjeilc od« der»» Raum berechnet. — Ta» bellarische und eomplictrt» Jns«ate mit entsprechen« 55. Jahrgang. Nr. 21. Verantwortlicher Redactmr: Carl Ithne in Dippoldiswalde. Sonnabmd, dm 16. Februar 1889. Aus -er KommWu für die Mrsversiche- rllugsvsrlsgr. Der Reichstagsausschuß zur Vorberathung der Alters- und Jnvaliditätsversicherungs-Vorlage hat am vorigen Sonnabend eine der wichtigsten Fragen des ganzen Gesetzentwurfes erledigt, nämlich diejenige der Organisation der Versicherung. Die Regierung hatte in ihrem Entwürfe als Grundlage der Organisation die Errichtung territorialer Versicherungsanstalten in Form kommunaler Verbände vorgeschlagen und hier über entspann sich in der Kommission, wie in der ersten Lesung im Plenum, eine sehr eingehende und lebhafte Debatte. Von verschiedenen Seiten wurden Abänderungsanträge eingebracht, welche sich auf die Ersetzung der kommunalen Verbände durch eine Reichs anstalt (Antrag Gebhard), durch obligatorische Finanz gemeinschaften (Antrag Oechelhäuser), durch dieKranken- kassen (Antrag Schmidt-Elberfeld) und durch die Be- russgenoffenschasten (Antrag Hitze) bezogen. Aber die sechsstündige Berathung ergab, daß allen diesen Vor schlägen über die Gestaltung der Organisation schwere Bedenken entgegenstehen, da durch die vorgeschlagenen Abänderungen der Verwaltungsapparat der Versiche rung ein noch weit komplizirterer und schwerfälligerer, dabei zum Theil auch kostspieligerer werden würde, als bei der Errichtung territorialer Versicherungsanstalten. Es wurden daher sämmtliche Abänderungsanträge ab gelehnt und von der Kommission dafür im Wesent lichen die Negierungsvorschläge genehmigt, nach wel chen die Alters- und Jnvalivitätsversicherung durch Versicherungsanstalten erfolgt, die nach Bestimmung der Landesregierung für weitere Kommunalverbände ihres Gebietes oder für das Gebiet des Bundesstaates errichtet werden. (Z 30). Allerdings ist aber die An nahme der territorialen Versicherungs-Anstalten als Grundlage der Organisation nur eine provisorische und es können die Bestimmungen über die Organi sation bei der zweiten Lesung sowohl in der Kommission wie im Plenum immerhin wieder Abänderungen er fahren. Wenn bei der Frage der Organisation der Alters- und Invalidenversicherung im Allgemeinen der Negierungsentwurf angenommen wurde, so ist der Boden desselben dafür bei einer anderen wichtigen Frage von der Kommission verlassen worden, bei der Frage der Aufbringung der Mittel seitens der Arbeit geber. Vom Regierungsentwurfe war hierzu das so genannte Prämirungsverfahren vorgeschlagen worden, bei welchem für die Rentner aus den Beiträgen, deren Zinsen und Zinseszinsen und unter Zuhülfenahme der durch das vorzeitige Ausscheiden anderer Versicherter freigewordene Summe ein Kapital angesammelt werden sollte, durch das der Rentenbezug versicherungstechnisch gedeckt war. Die Rente hing von den Beiträgen ab und nur deshalb konnte bei diesem rein privatwirth- schastlichen Versicherungsverfahren im engeren Sinne des Wortes eine bestimmte Rente in Aussicht gestellt werden, weil die erforderlichen Beiträge zwangsweise erhoben werden sollten und deren Eingang also mit Sicherheit zu erwarten stand. Dagegen hat nun die Kommission vorläufig das Kapitaldeckungsverfahren angenommen, welches den inneren Zusammenhang zwischen Beitrag und Rente des Beitragenden voll ständig aufhebt und bei der die fälliggewordenen Ren ten durch Umlagen gedeckt werden. Die Höhe der Beiträge ist so zu bemessen, daß durch dieselben die Verwaltungskosten, die Rücklagen zur Bildung und Er gänzung eines Reservefonds, sowie zwei Drittel des Kapitalwerthes derjenigen Renten gedeckt werden, welche in dem betreffenden Zeiträume der Versicherungsanstalt voraussichtlich zur Last fallen werden. Im Ganzen läuft die Ersetzung des Prämienverfahrens durch das Kapilaldeckungsverfahren darauf hinaus, daß zunächst zwar die Beitragenden entlastet, daß aber die Beiträge in der Zukunft steigen würden, und ob dies «ine große Verbesserung des Regierungsentwurfes bedeutet, bleibt jedenfalls fraglich. Von den sonst noch vorgenommenen wichtigeren Veränderungen der Vorlage während der bisherigen KommissionSberathung sind etwa zu er wähnen: Die anderweitige Gestaltung der sechs Lohn klaffen in Verbindung mit einer Veränderung im Höchstbeträge der Invalidenrente — es würde hiernach z. B. die Mindestrente bei der niedrigsten Lohnklaffe (bis 300 M. Jahresverdienst) 68, die höchste Rente 157 M., bei der höchsten Klaffe (über 850 M.) 148 M., bez. 349 M. jährlich betragen — der Beginn der Altersrente nach Vollendung des 65. Lebensjahres und die Ablehnung des Reichszuschuffes in Höhe von der Beiträge. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Alle früheren Klagen, daß sich in diesem Winter kein Schnee einstellen wolle, sind allgemach fast in das Gegentheil umgeschlagen und aller Orten hört man den Stoßseufzer: „Herr, höre auf mit segnen"; aber immer noch gesellen sich zu den bereits gefallenen Mafien wieder neue und „bessern die Schlittenbahn wieder an". — Der am Donners tag Nachmittag wieder einsetzende Wind hat die bis her nur eingleisig befahrene Strecke bei Dahlen wieder unfahrbar gemacht und blieb daselbst wieder ein Zug stecken. — Ob infolge des heute Freitag herrschenden Schneefalles der am Abend von Hainsberg nach Kips dorf abzulassende Extrazug sehr benutzt werden wird, scheint allerdings mehr als fraglich. — Einen sehr interessanten und belehrenden Vor trag anzuhören, war gestern den Mitgliedern unseres Turnvereins geboten. Herr Lehrer Eidner hatte als Thema desselben die für Jeden so wichtige Ver dauungsfrage gewählt. In allgemein verständlicher Weise erläuterte der Vortragende den Bau der Ver dauungsorgane und ihre Bestimmungen und gab unter Benutzung von anatomischen Abbildungen eine klare und ausführliche Schilderung des für das Gedeihen des Menschen so wichtigen Verdauungsprozesses. Die Versammlung zeigte durch ihre Aufmerksamkeit, wie durch nach Beendigung des Vortrags gestellte Fragen, daß das Thema einen allseitig berührenden wichtigen Gegenstand behandelte und gab ihrer Anerkennung für das Gebotene durch reichen Beifall und besten Dank gegen den Vortragenden Ausdruck. * Waltersdorf. Den beim Brande der Scheune des hiesigen Gutsbesitzers Herrn Schmiedel am 8. vorigen Monats am Brandplatz zunächst eingetroffenen Spritzen der Gemeinden Döbra und Börnchen hat die kgl. Brandversicherungskammer für deren rechtzeitiges Erscheinen und erfolgreiche Löschthätigkeit Prämien nach Höhe von 30 Mark und beziehentlich von 25 Mark bewilligt. Fricderödorf. An dem Kadaver einer dem hie sigen Gutsbesitzer Herrn Bernhardt gehörigen, am 8. dieses Monats wegen plötzlicher Erkrankung getödteten Kuh, hat der kgl. Bezirksthierarzt Herr Lehnert aus Dippoldiswalde bei der am 11. cr. vorgenommenen Untersuchung das Vorhandensein von Milzbrand constatirt. Das fragliche Thier wurde infolgedessen, bestehender Vorschrift gemäß, vergraben und sind gegen Weiterverbreitung der Seuche alle sonstigen Vorsichts maßregeln getroffen worden. L Glashütte. Die lang andauernden Schnee stürme in den letzten Tagen vergangener und den ersten Tagen dieser Woche haben im Müglitzthale keine oder doch nur geringe Verkehrsstockungen hervorge rufen. Die Posten sind einige Male von der Bahn station Mügeln verspätigt abgefertigt worden wegen Zugsverwehungen, auch sind im Anfänge die Posten bis zu 1 Stunde länger von Mügeln nach Glashütte gefahren, als sonst, doch war dies nur vorübergehend. ES hat sich vielmehr eine ausgezeichnete Schlitten bahn entwickelt, die besonders am Sonntag in aus giebigster Weise benutzt wurde. Doch auch an den Wochentagen lassen sich jeden Tag einige Schlttten- parthien hier blicken. , Lauenftein. Zur Erlangung thierärztlicher Lilfe für hiesige Stadt und Umgegend, die Städte Geising, Altenberg und Bärenstein mit inbegriffen, macht sich die Niederlassung eines ThierarzteS mit de» Wohn sitz im hiesigen Orte erforderlich. ES ist für denselben, da die nächsten Thierärzte in Dippoldiswalde und Lieb stadt sich befinden, ein ausgedehnter Wirkungskreis und volle Beschäftigung vorhanden. Für einen in hiesiger Stadt behufs Ausübung der tierärztlichen Praxis sich niederlaffenden Thierarzt har das königl. Ministerium des Innern eine EtaatSbeihilfe vdn 600 Mark jährlich — vorläufig auf 3 Jahre — bewilligt, und eine weitere Beihilfe von mindestens 350 Park ist zu demselben Zwecke auf die gleiche Zeit auch von den betheiligten Gemeinden zugesichert worden. — Es ist jedenfalls recht erfreulich, daß auch jen seits der schwarz-gelben Grenzpfähle die Interesse» der Gebirgsvereine eifrig gepflegt werden. So hat sich seit einem Jahre eine Sektion „EberSdorf-VoitShorf* gebildet, welche bereits eine rege Thätigkeit entwickelt hat. Um seinen Mitgliedern ein Vergnügen zu schWm, hatte diese Sektion an voriger Mittwoch einen Jüx- Abend veranstaltet, bei welchem Streich - Quartet«, komisch« Vorträge rc. in bunter Reihe adwechsettch. Zu Gunsten der Kasse waren einige recht HWfch« Arrangements getroffen. Zahlreiche Gäste wäre» au- Teplitz, Lauenstein und Geising erschienen. Döhlen. Am vergangenen Montag ist hier eine Frau, Mutier von 6 Kindern, an den schwarzen Blattern gestorben. Die umfassendsten Vorkehrungs maßregeln sind sofort ergriffen worden. Dresden. Die Verhandlungen gegen das Schach - sche Ehepaar, die Mörder der Frau Caroli, wird vor dem Schwurgerichte am I. März stattfinden. Der Ein laß zu den Verhandlungen ist nur gegen Karten ge stattet, da die geringe Anzahl aber bereits vergriffen ist, können Gesuche um Ertheilung solcher Karten nicht mehr berücksichtigt werden. — Von allen, durch Schneesturm gesperrten säch sischen Eisenbahnlinien war es die schmalspurige Strecke Mügeln-Oschatz, welche zuletzt von allen wieder fahrbar wurde. Erst am späten Nachmittag des 13. Februar konnte der Verkehr auf derselben wieder aus genommen werden. — Es waren die vier Tage der Betriebsstörung allerdings nicht so folgenschwere für die hierbei in Anspruch genommenen Beamten und Arbeiter des Betriebsdienstes wie im Jahre 1886, immerhin aber wurde die Thätigkeit dieser Leute un unterbrochen in fieberhafter Anspannung erhalten und waren die Stunden der Ruhe äußerst knapp bemessen. So gelangten z. B. im Betriebstelegraphenbureau des böhmischen Bahnhofes vom 9. bis 12. d. Mts. 409 Privat- und 3538 Dienstdepeschen zur Abfertigung, außerdem 1084 Zugs- und Maschinenmeldunqen, am 9. Februar, wo 25 Störungen gemeldet wurden, ent hielten die 1243 Depeschen nur allein 25,573 Worte. Pirna. Die herrschende Kälte hat das Elbeis von Schöna bis Tetschen wieder zum Stehen gebracht. — Die Ueberfahrt hat infolge Treibeises an vielen Stellen eingestellt werden müssen. Crimmitschau. Die in unserer Stadt vor einigen Wochen veranstaltete Hauskollekte zum Besten des hie sigen Bürgerhospitalbaufonds hat einen sehr gün stigen Erfolg erzielt. Dieselbe har einen Gesammt- ertrag von 8277 M. 63 Pf. ergeben und ist dadurch der betreffende Fond auf 9567 M. 95 Pf. gestiegen. Ueberdies sind dem Verein bei dieser Gelegenheit 72 Mitglieder beigetreten, so daß derselbe zur Zeit aus 120 Mitgliedern besteht. Treuen. Unsere Stadt kann im nächsten Jahr einen hochbedeutsamen Gedenktag, das 500 jährige Stadtjubiläum feiern. Wie aus dem vom Pastor Naumann im Jahre 1877 herausgegebenen Urkunden-