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Oesterreich-Ungarn. Im ungarischen Abgeord netenhause ist am Sonnabend die Generaldebatte über die neue Wehrvorlage nach mehr als einwöchent- licher Dauer beendigt worden, wobei der Landesver- theidigungsminister Baron Fejervary den Entwurf nochmals eingehend begründete. Am Montag folgte der Beginn der Spezialberathung über den Entwurf und wenn sich dieselben im gleichen Tempo und mit denselben Zwischenfällen vollzieht, wie die General diskussion, können bis zur entscheidenden Abstimmung noch fernere Wochen vergehen. Uebrigens herrscht unter der ungarischen Studentenschaft wegen der Wehr vorlage eine starke Erregung, die am Sonntag in Pest zu einer von 3000 Studirenden besuchten Protest- Versammlung führte, an welcher auch die oppositio nellen Abgeordneten Jrany und Kaas theilnahmen. Nach dreistündigen lebhaften Verhandlungen genehmigte die Versammlung einstimmig eine aus sechs Punkten bestehende Resolution, welche sich gegen die Erhöhung der Dienstzeit der Einjahrig-Freiwilligen und gegen die Ablegung der Osfiziersprüfung in deutscher Sprache ausspricht und kür Ungarn die Errichtung einer natio nalen Armee wünscht. — Das ungarische Abgeordnetenhaus nahm nach Schluß der Generaldebatte, die sich durch mehrere Tage hingezogen hatte und an Heftigkeit und gegenseitigen Angriffen nichts zu wünschen übrig ließ, das Wehr- gesetz in namentlicher Abstimmung mit 276 gegen 141 Stimmen an und trat sodann in die Spezialdebatte desselben. Teplitz. Eine Angelegenheit von großer Tragweite für die eventuelle künftige Gestaltung der Thermol- wassergewinnung in Teplitz gelangt in der nächsten Sitzung des Teplitzer Stadtverordneten-Kollegiums zur Berathung. In derselben kommt nämlich der Antrag der Quellen-Kommission auf Vornahme einer Tief bohrung zur Verhandlung. Für den Fall des Ge lingens dieses bedeutsamen Planes ist in Zukunst eine Gefahr für die Teplitzer Thermen durch eine bergbau liche Katastrophe ausgeschlossen. Zum Zwecke der Tief- bphruna haben die Besitzer der überschwemmten Werke gelegentlich des Abschlusses des Vergleichsvertrages mit der Stadtgeibeinde Teplitz den Betrag von 60,000 st. bereits gewidmet. Frankreich. Die Wahl Boulangers ist ein betäubender Schlag für die Republik, aber auch eine harte Prüfung für Frankreich. Es ist interessant, auf die Stimmen zu horchen, welche zu seinem Lobe er tönten. Seine Freunde rühmen seine Tapferkeit, sie weisen auf die drei Kugeln hin, die im Kampfe für das Vaterland seinen Körper verwundet haben; sie preisen ihn, weil er die Armee mit einem neuen Ge wehre ausgerüstet, sie erzählen, wie er als Kriegs minister im Geheimen die Festungen an der Grenze besichtigt hat, aber selbst seine Schmeichler haben noch niemals behauptet, daß er bin bedeutender Mensch sei. Eine solche Huldigung würde wenig kosten, und wenn sie dennoch unwillkürlich unterlassen wird, so kann man den Eindruck beurtheilen, den Boulanger auf seine nächste Umgebung hervorbringt. Wenn Frankreich solchen Händen sein Loos anvertraut, dann führt es seinen Ruin durch eigene Schuld herbei. Eine Nation mag geistreich, gebildet, arbeitsam, begabt sein, aber sie muß auch politischen Ernst besitzen, wenn sie sich im Wettbewerbe der Völker behaupten will. Boulanger hat seinen Haß gegen die Verfassung nie verborgen, und er wird sie zum Schemel seiner Diktatur umge stalten. Diese Revision wird einen Sturm in Frank reich entfesseln, und wenn die widerstrebenden Ele mente sich nicht fügen sollten, so wird ein System der rücksichtslosen Strenge die Opposition brechen. Schon als Kriegsminister wollte Boulangsr sich der Armee bemächtigen, und er war bemüht, seine persönlichen Anhänger zu vermehren, um dieselben seiner Willkür dienstbar zu machen. Ist er einmal Präsident ge worden, dann verfügt er über die bewaffnete Macht, kann Generale ernennen und absetzen, die wichtigsten Posten mit seinen Günstlingen besetzen und alle Fäden der Verwaltung in seiner Hand vereinigen. Weiß man aber in Frankreich nicht, was die Diktatur be deutet? Scho«« jetzt war Vie Liga der Patrioten, welche den Krieg um jeden Preis will, bemüht, den Triumph des Generals zu sichern. Offen und ver steckt wird in dem Wahlaufrufe Döroulöde's verkündet, Boulanger verbürge den Sieg Frankreichs und die Rache an den Feinden. Man denke an Napoleon, welcher nur widerwillig gegen Oesterreich zu Felde zog, aber die Unterstützung Italiens nicht vermeiden konnte, weil er als Prätendent den geheimen Gesellschaften bindende Versprechungen gemacht hatte. Lange zögerte er, sein Wort zu erfüllen, als die Bomben Orsinis ihn schauerlich an seine Verpflichtungen mahnten. Boulanger genießt die Unterstützung jener Vereine, die über ganz Frankreich verbreitet sind und die Er oberung von Elsaß und Lothringen anstreben. Dörou- lode würde sich nicht für Boulanger begeistern', wenn er nicht sicher wäre, daß der General nicht allein die Verfassung, sondern auch den Frankfurter Frieden um stoßen will. In Frankreich ist die Vorstellung nicht auszurotten, daß es bei Metz verrathen worden und bei Sedan nur einem Zufälle unterlegen sei." Wie leicht kann ein Verführer Glauben finden, welcher er klärt, eine Nation, welche über drei Millionen Streiter verfügt, sei unbezwingbar, Frankreich hat durch seine Unterwürfigkeit gegen Rußland viele Sympathien tu Europa verloren, aber es giebt dennoch keinen Staat, welcher nicht die Leiden eines Volkes beklagen würde, welchem die Menschheit die Ausbildung der freien Ge sellschaft zu danken hat. Es wäre ein Unglück für die ganze Welt, wenn eine so hochstehende Nation rettungs los hinsinken, wenn sie abermals die gerechte Ver geltung für ihre Leichtfertigkeit heraufbeschwören würde. Der Shg dieses Mannes ist nicht allein eine tödtliche Wunde für die Republik, sondern auch eine Bedrohung der Ruhe in Europa. ? Amtlicher Theil. Zwangs - Versteigerung. Das im Grunoduche aus den Namen Carl August Strastburger eingetragene Haus- und Gartengrundstück Nr. 11 des Flurbuches, Nr. 85 des Brandkalasters, Folium 83 des Grundbuches für Nassau, — da 6,s a groß, mit 102,»r Steuereinheiten belegt, auf 10,500 Mark geschätzt, soll im hiesigen Amtsgerichte zwangsweise versteigert werden und ist der «. März 1889, Vormittags 10 Uhr, als Anmelbetermin, ferner der SS. März 1889, Vormittags 10 Uhr, als Versteigerungstermin, sowie der «. April 1889, Vormittags 10 Uhr, als Termin zu Verkündung des Vertheilungsplans anberaumt werden. Die Realberechtigten werden aufgefordert, die auf dem Grundstücke lastenden Rückstände an wiederkehrenden Leistungen, sowie Kostenforderungen, spätestens im Anmeldetermine auzumelben. Eine Uebyrsicht der auf dem Grundstücke lastenden Ansprüche und ihres Nangverhältnisses kann nach dem Anmeldetermine in der Gerichtsschreiberei des unterzeichneten Amtsgerichts eingesehen werden. Krauenstein, am 25. Januar 1889. Königliches Amtsgericht. Colditz. Bekanntmachung. Zu Folge Hoher Anordnung sollen die beiderseits auf Abtheilung 4 der obergebirgischen Poststraste zwischen Station 15,700 und 17,100 im sogenannten Bienenholze bei Bienenmühle anstehenden, beziehentlich entsprechend ausgezeichneten 32 Stück Alleebäume, als: 4 Ahornbäume von 0,»s bis mit 0,,» Meter Mittenstärke, 23 Eschenbäume „ 0,-i „ „ o,ss „ „ und 5 Buchenbäume „ 0,,r „ „ o,s. „ „ einschließlich Beseitigung derselben gegen sofortige Bezahlung, sowie unter den bei der mitunterzeichneten Bauverwalterei einzusehenden Bedingungen an Meistbietende veräustert werden. Bezügliche Gebote sind daher bis mit 9. Februar d. Z., Nachmittags 4 Uhr, mit der Aufschrift „Veräußerung von Slraßen-Alleebäumen" versiegelt und frankirt an die vorgenannte Bauverwalterei einzureichen, woselbst zu dieser Stunde im Beisein etwa erschienener Bewerber die Eröffnung statlfinden wird. Die Auswahl unter den Bietern bleibt Vorbehalten, während letztere bis mit IS. Februar d. I. an ihre Gebote gebunden sind. Wer von den Bietern bis zu dem letztgenannten Tage Nachricht nicht erhalten, hat sein Gebot als abgelehnt zu betrachten. Königliche Straßen- und Wafferbauinspektion Freiberg und Königliche Bauverwalterei Dippoldiswalde, am 28. Januar 1889. Haertel. Kretzschmar. Allgemeiner Anzeiger. Dank. Zurückgekehrt vom Grabe meines seligen Mannes, deS Wirthschaftsbesitzers und Fleischers Gottlieb Paul in Reinhardtsgrimma, ist eS mir ein wahres Herzensbedürfniß, den Dank für die Ehrenbegleitung zur letzten Ruhestätte hierdurch auszusprechen. Insbesondere Dank dem hiesigen Mi litär-Verein, Nachbarn, Freunden und auch den Ver wandten, welche von fern herbei kamen, um in der Begleitung zur letzten Ruhestätte ihrer ihm zugethanen Freundschaft, welche sie schon bei Lebzeiten meines seligen Mannes bewiesen haben; nochmals Ausdruck zu verleihen. Die hinterlassene Wittwe nebst Kindern. Für den schönen Blumenschmuck und das Tragen der 2. Grabegesellschast beim Hinscheiden unserer guten Mutter, Schwieger- und Großmutter Auguste Haupt sagen wir hierdurch Allen unser» herzlichsten Dank. Dippoldiswalde. Die trauernde Familie Haupt. Gin Hau« mit Scheune und schönem Obstgärten, an der Bahn gelegen, nahe bei Dip poldiswalde, ist veränderungshalber sofort zu verkaufen. Zu erfahren in der Exped. d. Bl. 1. Begräbnis-Gesellschaft zu Dippoldiswalde. Sonnabend, den 2. Februar d. I., Abends >/»8 Uhr, 6envla1-4 vr8knun1unx in Reichelt'S Restauration, Waffrrgaffe. Tages-Ordnung: 1. Vortrag des 104. Jahresberichtes 1888. 2. Wahl des Nechnungsführers. 3. Wahl eines Mitgliedes des Rechnungs-Prüfungs-Ausschusses. Dippoldiswalde, am 29. Januar 1889. ZV»i» V«w8t»»Ä. Die Mitglieder des Uttel V»r»«I»«88-V»r«I»8 Liir IU«rww8ÄorL Hwast«gk«»c1, eingetragene Genossenschaft, werden Sonnabend, den 2. Februar d. I., Vormittag- 11 Uhr, zu einer im Tränkner'schen Gasthof allhier freundlichst eingeladen. Tages-Ordnung: 1. Vortragung und Genehmigung der geprüften Jahresrechnung. 2. Festsetzung der den Vorstands- und Verwaltungsrathsmitgliedern zu gewährenden Honorare. 3. Wahl und Ergänzung des Vorstandes und VerwaltungsratheS. 4. Beschlußfassung über Abänderung der Statuten in Hß 21, 25, 27, 28, L2 und 34. 5. Beschlußfassung über eingehende Anträge, siehe Z 37. Hermsdorf, an, 18. Januar 1889. Fürchtegott Leberecht Liebscher, Direktor.