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figen Etaltgemeinderathes bei der königl. Brandoer- ficherungSkammer hat dieselbe der hiesigen Feuerwehr 500 Mark aus dem Feuerwehrfond bewilligt zur An schaffung der neuen Spritze und den nöthigen lürn- silien, bez. Umänderung des Mannschaftswagens. In anerkennenSwerther Weise hat der hiesige Ätädtge- metnderalh hierzu noch 500 Mark, welche außerdem erforderlich waren, auf acht Jahre der Feuerwehr un verzinslich geliehen. Durch eine Deputation wurde die von Flader in Jöhstadt angefertigte, mit Guir- landen geschmückte Spritze von Klingenberg abgeholt und in Kleknbodritzsch vom gesammten Feuerwehrkorps in Empfang genommen und im fröhlichen Marsche nach dem Orte ihrer Bestimmung gebracht. Nachdem sie vom Herrn Bürgermeister und einigen Mitgliedern des Stadtgemeinderathes einer eingehenden Durchsicht unterzogen worden war, endigte die Feier mit einem im Echießhaussaale abgehaltenen Kommerse, an welchem sich auch die Stadtgemeinderathsmitglieder betheiligten. Bei demselben brachte zunächst der Herr Vorsitzende des Feuerwehrverbandes Frauenstein, Posthalter Kaden, ein Hoch auf den hohen Protektor der sächsischen Feuer wehren, König Albert aus, Herr Hauptmann Ryssel gedachte deS Wohlwollens, besten sich die hiesige Feuer wehr beim hiesigen Stadtgemeinderalh erfreut und brachte ihm ein Hoch, worauf ein Salamander gerieben wurde. Herr Steigerzugsührer Schade ließ den Brand direktor Oeser-Cölln hoch leben. Herr Bürgermeister Göhler wünschte, daß die neue Spritze, die zunächst zum Schutz für hiesige Stadt bestimmt ist, nie zu diesem Dienste sich nöthig machen möge, daß aber die Streb samkeit und der gute Geist, der das Feuerwehrkorps beseele, demselben stets erhalten bleibe. Hieran reihten sich noch eine Menge Trinksprüche. — Heute Mittag '/»I Uhr wurde unsere Stadt durch Feuersignale in Aufregung versetzt. Es brannte die Scheune des Gutsbesitzers Heinrich in Reichenau. Die hiesige Feuerwehr bückte in größter Eile nach der Brandstelle ab und erwarb sich für ihre erfolgreiche Thätigkeit den ersten Preis. Zur Hilfeleistung war außerdem noch die Kleinbobritzscher Spritze erschienen, welche sich den zweiten Preis errang. Der Kalamitose hat leider nicht versichert. Zu beklagen ist, daß die noch beträchtlichen Erntevorräthe, u. A. circa 18 Schock Kam rc. vernichtet worden sind. Das Feuer griff so rasch um sich, daß ein in der Scheune stehender neuer Wagen nicht gerettet werden konnte. Den vereinten Bestrebungen der Frauensteiner und Reichenauer Feuer wehr gelang es, das Wohnhaus zu retten. Man ver- muthet Brandstiftung. — Auch in unsrer Stadt wurde der Geburtstag des Kaisers Wilhem in würdigster Weise gefeiert. In den Schulen hatte dieselbe schon am Sonnabend statt gefunden. Am Festtagsmorgen kündete der Weckruf des hiesigen Musikchors den Anbruch des Festtags an. Trotz der ungünstigen Witterung kleideten sich viele Gebäude in Flaggenschmuck. Beim Frühgottesdienste hielt Herr Diakonus Böhme eine sehr erbauliche, von Herzen kommende und darum zu Herzen gehende Fest predigt über den Sonntagstext Matth. 8, 5-13. Am Festabend wurde ein von den Herren Amtsrichter Colbitz und Bürgermeister Göhler veranstalteter Fest kommers im Saale zum goldnen Stern abgehalten, der sehr zahlreich besucht mar, daß der Saal bis zum letzten Platz gefüllt war. Eröffnet wurde der Kommers durch ein Festspiel des hiesigen Musikchores und den Gesang des Liedes: „Brüder, reicht die Hand zum Bunde". Zuerst bestieg Herr Bürgermeister Göhler die Rednerbühne und entwarf in schwungvoller Fest rede ein Lebensbild unsers jugendlichen, aber that- kräftigen Kaisers, und forderte zu fester Treue gegen Kaiser, König und Vaterland und einem kräftigen Hoch auf, in welches die Festgenoffen mit freudigem Herzen einstimmten. Nach dem Gesänge des Liedes: „Heil Dir im Siegerkranz!" gedachte Herr Lehrer Haupt des Königs Albert, der persönlich seine und des sächsischen Volkes Glückwünsche dem deutschen Kaiser dargebracht und die Versicherung der Treue erneut, die er ihm bet seiner Thronbesteigung gelobt hat. Die Ansprache gipfelte in der Aufforderung, dem rühmlichen Beispiele unserS glorreichen Königs nachzufolgen und wie er in unwandelbarer Treue zu Kaiser und Reich zu stehen und wie unser König bereit zu sein, wenn es gelten sollte, mit Gut und Blut dafür einzustehen. Der Bitte, unserem König ein dreimaliges Hoch zu weihen, leistete man begeistert Folge und sang hierauf stehend die erste Strophe der sächsischen Volkshymne. Nach kurzer Pause ergriff Herr DiakonuS Böhme das Wort, um den eisernen Reichskanzler Bismarck und den greisen Feldmarschall Moltke zu feiern und ihnen ein drei maliges kräftiges Hoch zu weihen, worauf man das 8. Festlied: „Deutschland, Deutschland über Alles" sang. Herr Referendar vr. Huber gedachte sodann noch der Verdienste deS deutschen Heeres, und Herr Forst- accesfist Jordan der deutschen Frauen und Jungfrauen, ««auf mit dem Gesänge der „Wacht am Rhein" der offizielle Theil der Festfeier sein Ende erreichte. — Der in hiesiger Gegend wohlbekannte und in gutem Andenken stehende frühere hiesige Gerichtsamt mann Lommatzsch ist vorige Woche im 85. LebenS- jahre in Schandau gestorben. Er stand dem hiesigen Gerichtsamt ziemlich 40 Jahre vor, wurde im Jahre 1876 pensionirt, lebte hierauf noch einige Jahre in unsrer Stadt, sich niit advokatorischer Praxis beschäf tigend, und siedelte dann nach Schandau, woselbst er nach IJjährigem Ruhestände sanft verschieden ist, über. Lauenstein. Der Geburtstag des Kaisers wurde hier durch ein Festmahl gefeiert, zu dem sich eine gröber« Anzahl Herren im Hotel „Stadt Teplitz" ver einigt hatten. Hierbei brachte Herr Amtsrichter Ficker den Toast auf Se. Majestät in gewohnter schwung voller Weise aus. Abends hatte der Gesang-Verein einen Festkommers veranstaltet und hierzu sämmtliche Vereine der Stadt eingeläden, derselbe war sehr gut besucht. Musikvorträge wechselten mit patriotischen Liedern ab. Die Festrede hatte Herr Pastor Löwe übernommen. H Poffendorf. Der Geburtstag Sr.Maj. Kaiser Wilhelm II. wurde von den hiesigen Korporationen in würdigster Weise gefeiert. Am Abend des Ehren tages versammelte sich der Militärverein und die Feuer wehr im niederen Butter'schen Gasthofe und zogen dann unter den Klängen der Musik und brennenden Fackeln nach dem Starke'schen Gasthose, woselbst auf dem Saale ein Festkommers abgehalten wurde. Be geisterte Hoch auf Se. Maj. den Kaiser und Se. Maj. König Albert, Jnstrumentalvorträge und Vorführung lebender Bilder durch Mitglieder der Feuerwehr trugen zur Erhöhung der Feier bei. — Im Nachbarorte Hänichen hatten anläßlich des Geburtstages Sr.Maj. des Kaisers viele Häuser geflaggt, während am frühen Morgen Böllerschüße die Feier des Tages einleiteten. Dresden. Nach mehrmaligem Hinausschieben ist das kgl. Hoflager am heutigen Mittwoch endlich aus der kgl. Villa in Strehlen nach den» Nesidenzschloffe in Dresden verlegt worden. — Am selben Tage fand daselbst auch der zweite Hosball statt. Pirna. Nachdem beim hiesigen Garnisonkommando vom kgl. Kriegsministerium die Genehmigung zur Be legung der Ställe des neuen Kasernements einge troffen, werden die Pferde der 3. Abtheilung des hie sigen Feldartillerieregiments am nächsten 1. Februar daselbst untergebracht werden. Der Bezug der Kaserne von den Mannschaften der genannten Abtheilung wird voraussichtlich am 1. April stattsinden. Freiberg. Am 29. Januar wurde der Dienstknecht Friedrich Bernhard Schneider aus Kreischa, zuletzt in Golberoda, wegen Diebstahl vom kgl. Landgericht zu 1 Jahr 3 Monaten Zuchthaus, 3 Jahren Ehren rechtsverlust und Zulässigkeit von Polizeiaufsicht ver- urtheilt. Crimmitschau. Ein Viehhändler von hier, der sich am 25. Januar Nachmittags mit seinem einspännigen Geschirr in dem '/i Stunde von hier gelegenen Dorfe Lauenhain befand, nahm daselbst, einer an ihn von dem Betreffenden gerichteten Bitte stattgebend, Abends 7 Uhr einen Mann, der sich für einen Einwohner Crimmitschaus ausgab, mit auf seinen Wagen, um ihm freie Fahrt nach hiesiger Stadt zu gewähren. In dem vor Crimmitschau gelegenen Gasthof zur Sonne stieg der Viehhändler ab, um ein Glas Bier zu trinken. Beim Herausireten aus der Gaststube aber machte der selbe die unliebsame Entdeckung, daß nicht nur sein Begleiter, sondern auch sein mit zwei Schweinen be ladener Wagen nebst Pferd verschwunden war. Erst Abends 10 Uhr wurde dem Händler sein Geschirr wieder zugesührt, nachdem man es führerlos in der Nähe der Bahn aufgesunden hatte. Vermuthlich hatte der Unbekannte, welcher das Geschirr entführt, sich noch rechtzeitig eines Besseren besonnen oder er war zur Verwerthung desselben nicht gewitzigt genug ge wesen und hatte es deshalb wieder stehen laßen. Geyer. In der letzten Versammlung des Gewerbe- vereinS wurde beschlossen, zur Hebung des Posamenten gewerbes und hauptsächlich für Fachschulzwecke eine Mustersammlung größeren Umfangs anzulegen. In einer in nächster Zeit staltfindenden Versammlung von hiesigen Verlegern werden dieselben einen Aus schuß ernennen, welcher sich mit der Ansammlung von Posamentenmuste« befassen wird. Thum. Ein überaus frecher Postdiebstahl wurde am vergangenen Freitag Morgen hier ausgeführt. Kurz vor Abgang deS ersten Personenzuges, nachdem der Postschaffner die Postsachen übernommen und die Thür des Postwagens wieder geschloffen hatte, um sich für wenige Minuten vom Zuge zu entfernen, da mit er den Postkarren mit den Berg hinaufschieben helfe, nahte sich vdn der Rückseite des Zuges ein Mann, ergriff durch das Postwagenfenster einen dort liegenden Beutel mit 1100 Mark Inhalt und entfloh. — Betreffs des hier ausgesührten Postdtebstahl« er fahren wir noch, daß am folgenden Morgen die Fuß spuren des Flüchtlings in dem frischgesallenen Schnee verfolgt wurden. Dieselben führten bis in die Nähe der Wohnung eines Briefträgers, welcher verhaftet wurde und dre Begehung der Thal bereits eingestan den hat. DaS Geld wurde unversehrt vor einem fremden Hause aufgefunden. OelSnitz 1. B. Der Mittwoch Abend brachte einige Aufregung in das sonst so ruhige Dorf Ober- hermSgrün. Eine Karawane Zigeuner hielt in der Dämmerstunde auf drei Gespannen ihren Einzug. Im Gasthofe sanden sie die erhoffte Unterkunft nicht, sie mußten den Weg nach Süßebach fortsetzten. Um sich nun Gewißheit vom Abzug der aus 30—35 Köpfen bestehenden Bande zu verschaffen, gingen mehrere Dorf bewohner der Bande nach. Am Ende deS Dorfes fiel aus dem Zigeunerhaufen plötzlich ein Schuß auf die Dörfler, dessen Blei an den Ohren zweier junger Männer vorbeisauste. Dieser Schuß wurde von ent gegengesetzter Seite durch blinde Schüße erwidert, worauf die Zigeuner abzogen. Meißen. Am 3. Februar werden die sächsischen Gerber hier eine Wanderversammlung abhalten, zu der Prof. Schröder einen Vortrag übernommen hat. Mittwaida. Kürzlich wurde berichtet, daß der hiesige Trichinenschauer Fritzsche in einer Ratte eine größere Anzahl Trichinen gefunden. Dieser Tage untersuchte nun im benachbarten Krumbach der Tri chinenschauer Pöhl eine Katze und fand er auch in der selben zahlreiche Trichinen, welche sicherlich von ver zehrten Natten stammten. Leipzig. König Albert und Königin Karola werden am 31. Januar Abends HM eintreffen und im kgl. Palais für einige Tage Auwnthalt nehmen. Tagesgeschichte. Berlin. Der Reichstag nahm am 29. Januar die ostasrikanische Vorlage in zweiter Lesung nach den Vorschlägen der Kommission an. — Die Komission für die ostafrikanische Vor lage beschloß auf Antrag des Abg. von Huene die Stelle der Vorlage, wonach die dem Reichskanzler zu stehende Aufsicht über die deutsch-ostafrikanische Gesell schaft einem Reichskommiffar übertragen werden sollte, zu streichen und genehmigte hiernach die abgeänderle Vorlage mit allen gegen 2 Stimmen. Staatssekretär Graf Bismarck hatte sich mit dem Antrag v. Huene's einverstanden erklärt und gleichzeitig bemerkt, von dem geforderten Kredit seien 800,000 M. für einmalige Anschaffungen und eine Million für Proviant, Munition und Geschenke und 200,000 M. als Reservefond be stimmt. — Das „Armee-Verordnungsblatt" veröffentlicht eine Kabinetsordre des Kaisers, welche 65 Regi mentern Infanterie und Kavallerie sowie 2 Pionier- Bataillonen die Namen früherer preußischer Könige und Prinzen (von König Friedrich Wilhelm I. an) oder Namen ausgezeichneter Generale (von Sparr, Dersflinger, Barfuß bis auf die neuesten ausgezeich netsten Heerführer herunter) verleiht. Zum Andenken an das Lützow'sche Freikorps erhält das Infanterie- Regiment Nr. 25 den Namen v. Lützow; neun andern Regimentern sind die Namen solcher Familien beige- legt, deren Mitglieder seit langen Jahren in großer Zahl und bedeutenden Stellungen in der Armee an gehörten (Borcke, Dönhoff, Goltz, Marwitz, Holstein, Bredow, Wedell, Arnim, Dohna). Der „Post" zu folge erhielt das Leibgardehusaren-Regiment silberne Kesselpauken; die dritte und vierte Kompagnie des 1. Garde - Regiments, welche aus dem Jahre 1688 stammen, erhielten zu dem bisherigen Spruche auf dem Helme und den Blechmützen den weiteren Spruch: „Lomper talis*. — Eine vollständige Umwandlung des Materials unserer Feld-Artillerie erscheint dem preußischen „Militär-Wochenblatt" als wünschenswerth und ge boten. In einer neulich erschienenen artilleristischen Schrift ist nämlich eingehend dargelegt, daß es recht gut möglich sei, ein Feldgeschütz von mehr als doppelter Leistungsfähigkeit und höchstens demselben Gewicht wie das gegenwärtige deutsche Feldgeschütz herzustellen. Die Vorschläge werden als durchaus durchführbar erachtet. — Die Säbelfrage der Infanterie-Offiziere wird nun auch ihre baldige Erledigung finden. Wie früher mitgetheilt, wurden in dem letzten halben Jahre verschiedene Modelle von verschiedenen Offizieren und Truppentheilen probeweise getragen. Da« Resultat dieser Versuche ist die Gylpfehlung eines Schleppsäbels, welcher dem bisher von den Infanterie-Offizieren der sächsischen Armee geführten sehr nahe kommt. Der Säbel ist gerade, hat Stahlscheide, weiße Trageriemen, wird unter dem Rock getragen; der Griff hat die Form des sächsischen Säbels, jedoch ist derselbe viel gefälliger, das Stichblatt geschmackvoll, etwas breiter zum Schutze der Hand und mit dem Bilde des Löwen verziert. Der neue Säbel ist dabei im Ganzen leichter al» der bisher von den sächsischen Infanterie-Offizieren ge tragene.