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Verantwortlicher Redactmr: Carl Ahnt in Dippoldiswalde. Jnjrrate, welch« beide» bedeutenden Auflage det Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finden werden mit 1V Pfg. di« Spaltenjeile oder oere» Raum berechnet. — Ta bellarische und eomplictrt» Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionell« Theile, di, SpaltenzrUa 20 Pfg ¬ unklare Verhältniß zwischen der Regierung und der Gesellschaft regeln wird, dürste sich aus dem Verlaufe der jetzigen Verhandlungen des Reichstages über Ost afrika ergeben, wahrscheinlich wird aber das Reich künftig die Oberhoheitsrechte in den deutsch-ostafrika nischen Schutzgebieten ausüben und die Gesellschaft sich auf Erhebung der Zölle und Verfolgung ihrer wirthschastlichen Zwecke beschränken. Hiermit wäre für das Reich durchaus nicht eine Periode kolonialer Abenteuer eingeleitet und würde sein Vorgehen im östlichen Afrika keineswegs den Rahmen der deutschen Kolonialpolitik überschreiten, wie er bereits vor vier Jahren ausgestellt wurde. Damals hat derselbe die Billigung des Reichstages gesunde« — es darf daher bestimmt erwartet werden, daß der Reichstag durch Annahme der ostafrikanischen Vorlage aufs Neue seine Zustimmung -u der maßvolle« Kolonialpolitik aus drücken wird, womit der Regierung zugleich eine sichere Richtschnur für ihr ferneres, kolonialpolitisches Ver halten gegeben wäre. „Welßersh^Zeltnng" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. Sb Pfg-, zweimonatlich St Pfg., «inmonatlich 4L Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan flalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Unser Turnverein hielt am vergangenen Montag seine diesjährige ordentliche Haupt versammlung ab. Nachdem der Vorsitzende, Herr G. Reichel, die Erschienenen begrüßt und seiner Freude über das Gedeihen des Vereins Ausdruck gegeben hatte, brachte der Turnwart, Herr Eidner, einen mit großer Sorgfalt bearbeiteten Bericht über die Thätigkeit des Vereins im vergangenen Jahre, woraus zu ersehen war, daß das Turnwesen in unserer Stadt nach bestem Können gepflegt wird. An den 98 Turnabenden be- theiligten sich 5505 Mann, es ergiebt sich sonach ein Durchschnittsbesuch von 52 Mann, welcher ein höherer geworden wäre, wenn nicht die im vorigen Sommer so ungünstige Witterung die Theilnahme an den Uebungen auf dem Turnplätze so wesentlich beeinträchtigt hätte. Die Turnenden verteilten sich in 8 Riegen: 1 Männer riege in Verbindung mit 2 Müllerschülerriegen, 1 Alters riege, 3 Jünglings- und 2 Zöglingsriegen. Vereins angehörige waren am Jahresschlüsse 155 zu verzeichnen. Das Zöglingsturnen liegt unserem Turnverein be sonders am Herzen und sieht er in der körperlichen Ausbildung dieser jungen Leute eine seiner Hauptauf gaben. Anerkennenswerther Weise wird er hierin von einem großen Theile unserer Mitbürger unterstützt, indem dieselben ihre Lehrlinge und Pflegebefohlenen zum Besuche der Turnstunden anhalten. Turnfahrten wurden 3 ausgeführt, und zwar eine nach Tharandt mit 22 Mann, eine Zöglingsturnfahrt nach der Hart mannsdorfer Schweiz und eine 1'/»tägige Turnfahrt nach dem Mückenthürmchen, Mariaschein, Teplitz u.s.w. mit 14 Mann. — Auch der Bericht über die Vereins bücherei zeigte Erfreuliches auf, denn nicht weniger als 320 Nummern waren im Vorjahre zur Ausgabe ge langt. Die Kassenverhältnisse erwiesen sich gleichfalls als zufriedenstellende und ist der Verein im Besitz guter und ausreichender Geräthe. Als letzten Punkt der Tagesordnung war die Ergänzungswahl des Turn- ratheS ausgestellt und fand derselbe, gleich wie die vorhergehenden, eine glatte Erledigung, indem die ausscheidenden Herren Bürgermeister Voigt, Etadt- gutSbesitzer Müller und Kaufmann Dreßler einstimmig wiedergewählt wurden. — An diesen Bericht möchten wir noch einen Wunsch anfügen, dem gewiß . Jeder, der es mit unserer Jugend aufrichtig meint, bei pflichtet, dahin gehend, daß diejenigen jungen Leuth welche sozusagen auf eigenen Füßen stehen, namentlich Gewerbsgehilfen, sich aus ihrer Bequemlichkeitsliebe aufraffen und zu frischer, fröhlicher Turnarbeit ein finden möchten, denn keine Beschäftigung, mag der Beruf heißen wie er will, ersetzt die durch das Turnen erzielte harmonische Ausbildung des Körpers. Wer die zahlreichen Uebel des BeweaungSmangelS nicht an sich kennen lernen will, wer seine schwachen Nerven und Muskeln stärken, seine Verdauung und Athmuug kräftigen, das muntere Kreisen des BlutstromS ver spüren will, der.suche sich auf der Turnstätte reichliche Bewegung, aber nicht erst wenn dies oder jenes Organ seinen Dienst versagt, dann ist eS leicht zu spät, son dern in gesunden Tagen, denn Turnen erhält uns jung und gesund. — Anmeldungen zum Bestritt werden in jeder Turnstunde (Montags und Donnerstags) an genommen. — Die am Geburtstage Se. Maj. deS Kaisers vom Militärverein abqehaltene Abendunterhaltung kann in allen ihren Nummern als eine wohlgelungene Darbietung bezeichnet werden. Außer dem schwung vollen Prologe, dem finnigen Melodrama, dem hübschen, flott und gut gespielten Festspiele sind besonder- die künstlerisch zu Gehör gebrachten SoliS für Oboe und Flöte als Glanzpunkte des Abends heroorzuheben und verdienten dieselben den stürmischen Applaus voll und ganz. Auch die exakt vorgetragenen Männerchöre zeugten von außerordentlichem Fleiße, während die vom bewährten Vereinskomiker ausgeführten Kouplets natür lich größte Heiterkeit hervorriefen, so daß der Militär verein auch hinsichtlich dieses Festabends einen allge mein anerkannten Gesammtersolg erzielte. — Auf der hiesigen Beschälstation werden am 1. Februar die drei Hengste Quirin, Moritz und Log eintreffen und bis zum 1. Juli hier verbleiben. — Den Wassergehalt der Butter, wenn der selbe 40 Prozent beträgt, bezeichnet das Reichsgericht als unzulässig, und die Butter als gefälscht, selbst wenn dieser hohe Wassergehalt nicht von künstlichem Zusatze, sondern nur von ungenügendem Auskneten herrührt. * Für rechtzeitiges Erscheinen am Brandplatz und erfolgreiche Löschthätigkeit gelegentlich des, am 17. Dezember vorig. Jahres, bei dem Gutsbesitzer Zimmer mann in Hartmannsdorf entstandenen Brandes, hat die königl. Brandversicherungskammer der Spritze der Gemeinde Kleinbobritzsch, sowie der Spritze dec Gemeinde Friedersdorf Prämien nach Höhe von 30 Mark und beziehentlich von 25 Mark bewilligt. -j- Frauenstein, 28. Januar. Unter den hier bestehenden Vereinen ist der Männergesang-Verein „Liedertafel" der älteste und erfreut sich zur Zeit einer Mitgliederzahl, wie er seit seinem Bestehen noch nie auszuweisen gehabt hat. Vor Kurzem feierte der Verein im Gasthause zum goldenen Strauße sein 35. Stiftungsfest mit Tafel und Ball, bei welchem eine anmuthende Freude und Geselligkeit sich zeigte und die Festtheilnehmer bis zum frühen Morgen beisammen hielt. Möge der Gesangverein „Liedertafel" wie bis her blühen und gedeihen und eS namentlich den um den Verein sich hochverdient gemachten Herrn Postoer-, walter Riesen vergönnt sein, demselben in gleicher geistiger und körperlicher Rüstigkeit wie bisher als Liedermeister vorzustehen. — Sicherem Vernehmen nach veranstaltet der Verein den 10. Februar im Saale des goldenen Löwen ein Concert zum Besten armer und würdiger Konfirmanden. — Der langjährige Wunsch der hiesigen freiwilligen Feuerwehr, eine neue EiaenthumSspritze zu besitzen, hat sich vorige Woche erfüllt. Infolge der Befür- worttmg des Branddirektors Oeser-Eölln und deS hie Abonnements auf -te „Weißeritz-Zeitung" für die Monate Februar und März nehmen alle kaiserlichen Postämter, Briefträger und die unterzeichnete Expedition entgegen. Die bisher erschienenen Jllustrirten Unterhaltungs-Beilagen werden, soweit der Vorrath reicht, nachgeliefert. Anserate werden in unserer Expedition und in allen unseren Annoncen-Annahme stellen entgegenHenommen und finden die weitgehendste Verbreitung. Die Expedition der „Weißeritz.Zeitung." Die deutsche Kolonialpolitik. Mit der Vorlage über Ostafrika, welche seit Ende voriger Woche der parlamentarischen Behandlung durch den Reichstag unterliegt, ist ein neuer und bedeutsamer Abschnitt in der Geschichte der deutschen Kolonial politik eingeleitet, denn der genannte Gesetzentwurf kennzeichnet bestimmter und schärfer, als dies bis jetzt geschehen ist, die Grenzen, innerhalb deren die Reichs regierung ihre kolonialpolitischeü Bestrebungen zu halten gedenkt und mit seiner Berathung tritt zugleich zum ersteq Male an den Reichstag die Aufforderung heran, in bestimmter Weise Stellung zu diesen Bestrebungen zu nehmen. Allerdings handelt es sich bei dem vor liegenden Entwürfe speziell nur um di^ Verhältnisse in Ostafrika, aber namentlich in seiner Begründung entwickelt die Regierung die Grundzüge der deutschen Kolonialpolitik überhaupt und es ist somit dem Par lamente durch die Berathung der ostafrikanischen Vor lage Gelegenheit gegeben, zu zeigen, wie weit es zur Unterstützung der gesammten Kolonialpolitik entschlossen ist. Bekanntlich fordert die Vorlage zwei Millionen Mark für Maßregeln zum Schutze der deutschen In teressen und zur Bekämpfung des Sklavenhandels in Ostasrika und schlägt vor, die Ausführung dieser Maß regeln einem Reichskommissar zu übertragen, welchem gleichzeitig die Kontrolle der deutsch - ostasrikanischen Gesellschaft und deren Angestellten in Ostafrika ob liegen würde. Die dem Entwürfe beigefügte Begrün dung enthält neben den Umriffen des vorläufigen Aktionsprogrammes für Ostasrika auch eine bemerkens- werthe Charakteristik des Verhältnisses der Reichs regierung zu überseeischen Privat - Unternehmungen. Hiernach ist der wirthschaftliche Zweck dieser Unter nehmungen reine Privatsache, für Verluste kommt die Reichsregierung nicht auf, sie sorgt nur für die Sicher heit des zu kolonisirenden Gebietes gegen Störungen und Eingriffe anderer Kolonialmächte. In der Regel bleibt die Bewältigung des Widerstandes der Einge borenen und anderer in der Beschaffenheit des zu kolonisirenden Landes liegender Hindernisse, Sache der Unternehmer. Ebensowenig tritt die Reichsregierung für die Herstellung staatlicher Einrichtungen unter bar barischen Völkerschaften ein, etwa durch Einführung unserer Verwaltung und Justiz bei denselben. Es gelten diese Grundzüge nun im Allgemeinen auch für die Stellung der deutschen Regierung gegenüber der deutsch-ostafrikanischen Gesellschaft; wenn jene indessen der Gesellschaft durch die jetzige Vorlage zu Hilfe kommt, so erklärt sich dies dadurch, daß sich die deutsch ostafrikanische Gesellschaft ein Recht auf die Unter stützung von reichswegen erworben hat. Denn von ihr sind den Deutschen sehr große Gebiete erschloßen worden, welche sich als Operationsbasts für Bekämpfung deS Negerhandels und der Sklavenjagden eignen und Deutschland hat die Pflicht, an dieser wichtigen civilisa- torischen Aufgabe der christlichen Mächte im dunkeln Kontinent theilzunehmen, nachdem sich die deutsch- ostasrikanische Gesellschaft zur Lösung dieser Aufgaben al» unvermögend erwiesen hat. Die Regierung mußte daher die Neuordnung der Dinge in Ostafrika selbst in die Hand nehmen und hierzu ist der erste entschei dende Schritt durch die gegenwärtige kolonialpolitische Vorlage gethan worden. Wie sich da» noch immer