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Dorfhain, die nur in einer Flechsendehnung besteht, nicht bei einer Tanzunterhattung der Krankenkasse -Eintracht", denn Krankenkassen dürfen statutenmäßig, keinen Ball abhalten, sondern bei einem Vergnügen de- Vereins „Harmonie" stattgefunden. — Auch der hiesige Männergesangverein rüstet sich zu seinem diesjährigen Famiiienabend, der Anfang März in Gestalt eines Kostümfestes abgehalten werden soll. Dabei wird ein von Herrn Baumeister Schmidt gedichtete« und von Herrn Kantor Hellriegel komponirteS Festspiel zur Aufführung kommen, das, originell in der Anlage und humoristisch in der Aus führung, gewiß die größte Erheiterung der Festbesucher verursachen wird. Die vor Jahren veranstalteten Kostümfeste dieses Vereins stehen noch in so frischer und angenehmer Erinnerung, daß das diesjährige mit Freuden erwartet wird. Wie sonst werden wahrschein lich auch dies Jahr Gäste zugelassen. — In verschiedenen Orten beobachtete man in den letzten Tagen starke Ketten wilder Gänse, welche eine südliche Richtung einschlugen. Erfahrungsgemäß gelten derartige Züge von Wildvögeln als Anzeichen von an dauernder Kälte oder, wie der Landmann sagt, von einem „langen Nachwinter". Auch andere volksthüm- liche Beobachtungen, so an den Weiden und Erlen, sollen einen langen Winter anzeigen. — Für rechtzeitiges Erscheinen am Brandplatz und erfolgreiche Löschthätigkeit gelegentlich des am 7. Dezember v. I. beim Mühlenbesitzer Funke in Pretz schendorf ausgebrochenen Brandes, hat die kgl. Brand versicherungskammer der Spritze der Gemeinde Colm nitz, sowie der Spritze der Gemeinde Sohra außer ordentliche Prämien nach Höhe von 30 M. und be ziehentlich von 15 M. gewährt. — Jngleichen ist auf Veranlassung der kgl. Brandversicherungskammer der freiwilligen Feuerwehr zu Oberbobritzsch, welche bei dem gedachten Brande durch gefahrvolle Niederlegung zweier Schornsteine und auch sonst im Löschungs- und Rettungswerke eine außerordentliche Thätigkeit ent wickelt hat, feiten der königl. Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde die Anerkennung der gedachten Kammer ausgesprochen worden. Hartmannsdorf. Der wegen Verdacht der Brand stiftung verhaftete hiesige Einwohner ist vom königl. Amtsgericht Frauenstein bereits wieder entlassen worden. Altenberg. Wie aus einer Bekanntmachung der hiesigen Sparkaffenverwaltung in der heutigen Nummer hervorgeht, werden von der Sparkasse auch Dar lehne gewährt, die in mit den regelmäßigen Zinsen abzusührenden Prozentbeträgen allmälig getilgt werden. Die Tilgung kann wahlweise durch Zahlung eines oder eines halben Prozentes erfolgen. Dresden. Generalseldmarschall Prinz Georg wird sich zum Geburtstag Kaiser Wilhelms (27. Januar) wieder nach Berlin begeben, um in seiner Eigenschaft als kommandirender General des sächsischen Armee korps dem Kriegsherrn der deutschen Armee Glück wünsche zu überbringen. — Ueber den für das Wettiner-Jubiläum von der Dresdner Kunstgenossenschast geplanten großen Festzug verlautet jetzt des Näheren, daß derselbe in 5 Abtheilungen zur Ausführung gelangen soll. Die erste Gruppe soll den Zeitraum von 1089—1500 um fassen und außer einem Wagen, der mit seinen In sassen den Ursprung des Hauses Wettin allegorisch vorführen wird, noch das Freiberger Bergwerk, die goldene Pforte, Turniere und Minnesänger in Gruppen vorführen und mit der Erwerbung der Kurwürde, dem Prinzenraub, der Erbauung der Albrechtsburg und der Betheiligung der Niedersachsen an den Seefahrten ab schließen. Die zweite Gruppe bringt das 16. Jahr hundert zur Darstellung und hebt besonders die Re gierungen des Kurfürsten Moritz und des „Vater August" hervor. Die Epitzenklöppelei, die Meister singer, die Buchdruckerkunst und die Universität Leip zig werden wohl das Interesse am meisten fesseln. In der dritten Gruppe wird das 17. Jahrhundert, die Zeit der vier Johann George mit den farbenpräch tigen, reich bewegten Bildern der Türkenkriege, die Belagerung Wiens und der französische Feldzug zur Darstellung gelangen. In der vierten Gruppe, dem 18. Jahrhundert, bildet die bedeutsame Gestalt August's deS Starken den Mittelpunkt, die Einführung der Post, die Erfindung des Meißner Porzellans, die Ein wanderung der Herrnhuter bezeichnen die wichtigsten Marksteine der Periode. Die fünfte Gruppe, 19. Jahr hundert, enthält alle die Großthaten in Krieg und Frieden, wie sie zum großen Theil in den Erinnerungen der Lebenden unvergessen sind. Da der geplante Auf zug bekanntlich eine gemeinsame Huldigung des Lan des darstellen soll, so erscheint eS erwünscht, möglichst bald in Erfahrung zu bringen, welche Städte oder Landgemeinden, sowie andere Körperschaften, Vereine, Anstalten rc. bet diesem Aufzuge sich im künstlerischen Rahmen desselben betheiligen wollen. — 44 — Radeberg. Ein Akt rohester Gesinnungsart er eignete sich am 13. Januar, Abends in der 10. Stunde, in einer Straße unserer Stadt. Zwei Bürger kamen zufällig hinzu, als mehrere rohe Gesellen in heftigen Streit gerathen waren. Da sprang einer der Streiten den auf eine harmlose Bemerkung der Vorübergehen den herbei und verletzte den einen durch eine erhebliche Messerstichwunde im Unterleibe. Dem Verletzten gelang eS zwar noch, den Messerhelden in die Hände der Polizei abzuliefern, aldann aber erforderte seine Verwundung noch ärztliche Hilfe, wodurch festgestellt wurde, daß Befürchtungen ernster Art vorliegen. Chemnitz. Bürgermeister Vetters, welcher be reits im vorigen Jahre um Versetzung in den Ruhe stand gebeten, jedoch auf die mittelst einstimmigen Be schlusses an ihn gerichtete Bitte der städtischen Kollegien sein Gesuch einstweilen zurückgezogen hatte, hat unter Berufung auf seinen Gesundheitsstand neuerdings darum nachgesucht, ihn mit Ende März d. I. in den Ruhestand zu versetzen. Von Seiten des Raths zu Chemnitz ist das Gesuch zwar genehmigt, doch wird dieser Rücktritt vom Amte lebhaft und aufrichtig be dauert. Großhartmannsdorf. Die schon längst erbetene Erlaubniß zur Errichtung einer Apotheke hier ist seitens des königl. Ministeriums des Innern ausge sprochen und dem Apotheker Fröhlich in Eppendorf für seine Person übertragen worden. Schlettau. Das trockene Winterwetter, so Vielen unerwünscht, ist doch dem Fortschreiten unserer im Bau begriffenen Eisenbahn sehr günstig. Von dem großen Einschnitt bei Sehma treibt die kleine Baulokomotive des Tages 7—8 Mal einen Zug von 28 Lowries zu der hier über die Zschopau führenden Brücke. Der Zwischenraum am ersten Pfeiler ist bereits ausgefüllt. Auch bei dem am hiesigen Pfarrholze befindlichen Ein schnitte schreitet der Bau rüstig vorwärts. Reichenbach. In Folge mangelnder Niederschläge machen sich immer mehr die Anzeichen eintretenden Wassermangels geltend. Mit Ausnahme der beiden Weihnachtsfeiertage ist seit den ersten Novembertagen nicht eigentlich ein durchdringender Regen zu verzeichnen gewesen. Das Wetter hält sich zumeist trocken, so daß die Nachwirkungen davon nunmehr in nachdrücklicherer Weise fühlbar werden. Die Wasserläufe, Gräben und Bäche sind auf ein Minimum reduzirt, der Ackerboden ist trocken durch und durch, und auf den Straßen lagert Staub. Die Landwirthe, die Besitzer an Wasser läufen gelegener Mühlen rc., hoffen sehnlichst baldigen Wandel herbei und sehen ausgiebigen Niederschlägen entgegen. Zwickau. Das hiesige Schöffengericht hatte vor einiger Zeit in einigen Anklagesachen wegen Diebstahls, begangen durch unerlaubtes Kohlenlesen auf Berg halden, auf Freisprechung erkannt. Gegen dieses Er- kenntniß legte die hiesige Staatsanwaltschaft Berufung ein. Das hiesige Landgericht hat aber diese Berufung verworfen und demnach das unbefugte Kohlenlesen auf Berghalden ebenfalls als Diebstahl nicht anerkannt. Roßwein. Seitens eines größeren Theiles der hiesigen Bürgerschaft wär s. Z. lebhafte Mißstimmung darüber kundgegeben worden, daß gelegentlich der letzten Neubildung von Garnisonsstädten nichts gethan worden war, damit Roßwein Garnison erhalte, da man sich in der Bürgerschaft einen großen Vor- theil für die Stadt davon verspricht, wenn dieselbe eine Garnison erhalten würde. Der Stadtrath hat deshalb jetzt, wo die Artillerie des Xll. (sächs.) Armee korps, wie dem Vernehmen nach beim Bundesrath be antragt worden ist, um 4 Batterien vermehrt werden soll, im Einverständniß mit den Stadtverordneten beim kgl. Kriegsministerium darum nachgesucht, die zu er richtenden 4 Batterien nach Roßwein zu verlegen. Allerdings würden, falls diesem Gesuche entsprochen werden sollte, seitens unserer Stadt Opfer zu bringen sein. Die Stadt würde nämlich die Kaserne selbst zu bauen haben, denn das Reich baut in Provinzial städten die Kasernen nicht, da im Fall einer immerhin einmal möglichen allgemeinen Abrüstung die Garni sonen in den kleineren Städten wieder eingezogen werden. Zwar verzinst das Reich den Aufwand für die Kasernen, so lange es dieselben benutzt, mit 6 Prozent, wofür ja die Unterhaltung der Gebäude mit bestritten werden kann und das Kapital nach und nach amortisirt wird, aber eine Entschädigung wird der Stadt nicht zu Theil, falls die Garnison eher wieder einge zogen wird, bevor daS Kapital vollständig amortisirt ist. Leipzig. König Albert wird bei seinem, für einige Tage berechneten und am 31. Januar be ginnenden längeren Aufenthalte in Leipzig mehrere Werkstätten der Industrie, sowie auch u. A. das neu- auSgestattete Kaufmännische VereinShauS mit seinem Besuche beehren. Als Reotor ma^lükesntiZgimus der LanbeSuniversität wird derselbe, wie alljährlich, so auch dieses Mal, einigen Vorlesungen beiwohnen. 4 Tage-geschichte. Berlin. Das preußische Abgeordnetenhaus wählte am 16. Januar das bisherige Präsidium (v. Köller Präsident, v. Heeremann erster und v. Benda zweiter Vizepräsident) wieder. Der Finanzminister brachte den Staatshaushaltsvoranschlag ein. — Dem preußischen Justizminister vr. v. Fried berg ist am 17. Januar die nachgesuchte Dienstent lassung unter Belassung des Titels und Ranges eines Staatsministers gewährt worden, vr. v. Friedberg wurde am 30. Oktober 1879 an Leonhardts Stelle zum Minister ernannt und bekleidet dies Amt also über 9 Jahre. Am 27. Januar 1813 geboren, steht der Minister im beinahe vollendeten 76. Jahre. — Die Verlobung des Prinzen Friedrich Leo pold mit der Prinzessin Luise von Schleswig-Hol stein hat in dem meerumschlungenen Lande um so gröbere Theilnahme erregt, als dies freudige Ereigniß in das Jubiläumsjahr der Befreiung Schleswig-Hol steins vom dänischen Joche fällt. Es ist höchst merk würdig, wie durch diesen Bund die Kinder von zwei Fün>n zusammengeführt werden, welche im Jahre 1864 so hervorragende und so verschiedene Rollen in der Geschichte dieses Landes gespielt haben. Prinz Fried rich Karl hat seinen ersten Ruhm im Jahre 1864 auf den schleswigschen Schlachtfeldern gewonnen, während Herzog Friedrich den Anstoß zu einer nationalen Be wegung gegeben, die viel weiter führte, als man da mals hoffen konnte. Die Verhältnisse brachten es mit sich, daß man nach dem Falle von Alfen den prinz- lichen Heerführer und den schleswig-holsteinischen Her zog als die Vertreter der sich widerstreitenden Inter essen betrachtete. Prinz Friedrich Leopold und Prin zessin Luise kamen zur Welt, als der Donner des zweiten dänischen Krieges kaum verhallt war; von sämmtlichen Kindern des Herzogs Friedrich ist die Prinzessin Luise allein in Kiel geboren, aber nicht auf dem altersgrauen Schlosse, sondern in einer gar be scheidenen Billa in Düsternbrook, in deren unmittelbarer Nähe dann die ersten Pfahlbauten-Niederlassungen der preußischen Marine eingerichtet wurden. — Das Mausoleum in Charlottenburg, in dem die Leiche Kaiser Wilhelm I. beigesetzt ist, ist für den öffentlichen Besuch bis auf Weiteres geschloffen. Mit den Erweiterungsbauten der Gruft wird demnächst be gonnen werden. — Den „Berliner Politischen Nachrichten" zufolge würde die Vorlage wegen der Reorganisation der Feldartillerie eine Vermehrung der Batterien nicht ins Auge fassen, sondern für eine große Anzahl der Batterien die Bespannung sämmtlicher Batteriegeschütze bereits im Frieden, sowie für die Feldbatterien an der Grenze analog der französischen Einrichtung die Ein stellung von bespannten Munitionswagen vorsehen. Diese Forderungen dürften das Minimum dessen sein, was gegenüber der numerischen Ueberlegenheit der französischen Feldartillerie, die 576 Geschütze mehr zählt als die deutsche, anzustreben bleibt. Oesterreich. Der Hauptausschuß für das vierte deutsche Sängerbundesfest hielt am vorigen Sonntag in Wien seine konstituirende Sitzung ab. In derselben wurde zunächst bekannt gegeben, daß sich die zehn Einzelausschüffe gebildet und ihre Vertreter für den Centralausschuß entsendet haben. Sodann wurde zur Bildung des Bureaus geschritten. Mittelst Zurufes wurde der Bürgermeister-Stellvertreter vr. Johann Prix zum ersten, Bürgermeister-Stellvertreter Joh. Stendel zum zweiten und Bürgerschuldirektor Franz Bobies zum dritten Präsidenten gewählt; zu Schriftführern wurden A. Freudensprung, Realschul- proseffor, Josef Janetschek, Lehrer, August Kränz, k. k. Beamter, und Ernst Schultheiß, Redakteur, be rufen. ES gelangte sodann ein Antrag des Musik ausschusses zur Berathung dahingehend, das große deutsche Sängerfest sei nicht im Jahre 1889, sondern erst im Jahre 1890 abzuhalten. Begründet wurde dieser Antrag damit, daß es nach Ansicht der Fach männer ganz undenkbar wäre, jetzt noch mit den musikalischen Vorbereitungen zum Feste bis zum August d. I. zu Stande zu kommen, da die zur Ausführung vorzuschlagenden Chöre erst von der Leitung deS deut schen Sängerbundes genehmigt werden müssen; dann erst könnten die Chöre vervielfältigt und den Einzel bünden, durch diese aber den Einzelvereinen mitgetheilt und einstudirt werden. Dazu reiche die Zeit absolut nicht mehr aus. Zu diesen Gründen kam noch die Mittheilung, daß ohnedies im August d. I. das große deutsche Turnerfest in München stattfinde, sowie daß mehrfach von auswärts, namentlich von Amerika An regungen auf Verlegung des Festes gekommen seien. Der GesammtauSschuß beschloß denn auch einstimmig, das Fest im Einvernehmen mit dem geschäftsführenden Ausschüsse der deutschen Sängerbundes, in den Tagen vom 14. bis 18. August 1890 abzuhalten. Zu« Schluffe gab noch der Vorsitzende vr. Prix der sicheren Hoffnung Ausdruck, daß eS gelingen werde, die ge-