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welcher in der Rohpappenfabrik von Ofsky L Schwär» in Lrbeit steht, mit der linken Hand zwischen di« AuS- rückangSstange und ein Kammrad der Dampfmaschine gekommen und wurde ihm der Unterarm derartig zer malmt, daß sich bis über das Ellbogengelenk die Am putation de» Arme« nothwendig machte. Höckendorf. Vergangenen Sonntag wurde im hiefigeü Gasthofe behufs Vervollständigung der Lehr mittel der OrtSschule ein Kinderconcert gegeben, welche» eine» überraschend reichen Ertrag lieferte. Wer nur einigermaßen die unendliche Mühe sich zu vergegenwärtigen mag, die die Einübung eines solchen EoncertstückeS, wie eS das Vaterlandsfest ist, erfordert, der wird es dem Lehrer Dank wissen, der sich diese Aufgabe gestellt und so zur Ausführung gebracht hat, daß damit ein seltener Genuß verbunden war. Dank- barlichst sei auch der Herren Kollegen gedacht, die der guten Sache ihre Unterstützung angederhen ließen und der Herren hiesigen Orts, welche die mitwirkenden Lehrer per Wagen in ihre Heimath befördern ließen. — Gleichzeitig sei noch erwähnt, daß der hiesige segens reich wirkende Frauenverein, gestiftet vom seligen Herrn Pfarrer Döhler, für nächsten Sonntag eine Christbe- scheerung in Aussicht genommen hat. Dresden. Wie jetzt bekannt wird, dürfte der frühere Gedanke, für Dresden einen einzigen großen Centralbahnhof zu errichten, aus schwerwiegenden finanziellen Gründen und mit Rücksicht auf den Betrieb aufgegeben worden sein; es soll vielmehr jetzt auf eine Erweiterung und Vergrößerung der bestehenden großen Bahnhöfe bezw. auf eine Zusammenlegung der beiden nahe aneinander gelegenen Neustädler Bahnhöfe zurück gekommen werden. Für den Böhmischen Bahnhof in Mtstadt ist dabei wohl gleichzeitig eine Höherlegung Nm 3—4 Meter in Aussicht genommen, wodurch die vielfachen, mit Störungen im Straßenverkehrs ver bundenen Straßenkreuzungen vermieden blieben. Eine Tieferlegung der Bahngleise dergestalt, daß die Straßen überführt würden, soll wegen der Grundwasserverhält- niffe als ausgeschlossen erscheinen. — Prinz Friedrich August hat sich von seinem letzten Unfall bereits so weit wieder erholt, daß er sich am 18. Dezember nach Hummelshain zu mehrtägiger Jagd begeben konnte. — Der jetzt vielfach aufgetauchte Zweifel, ob die in Gemäßheit tz 6 der Verordnung vom 21. Juli d. I. verpflichteten Trichinenschauer mit ihrer Thätigkeit auf den Orr, für welchen sie in Pflicht genommen, be schränkt oder auch außerhalb desselben Untersuchungen auszuführen berechtigt seien, hat durch eine Verfügung deS königl. Ministeriums nunmehr Erledigung gefun den. Nach dieser Verfügung hat zur Untersuchung von geschlachteten Schweinen, von Schweinefleisch, Schinken und Wurst zwar jeder in Sachsen verpflich tete Trichinenschauer, daher nicht blos der für den betreffenden Ort verpflichtete, mit der Weisung für berechtigt zu gelten, daß damit der in der gedachten Verordnung begründeten Verpflichtung Genüge ge schieht; es ist jedoch keineswegs ausgeschlossen, 'daß die Gemeinde ortsstatutarisch festsetzt, daß die Unter suchung der am Orte zur Schlachtung kommenden Schweine durch einen für den Ort verpflichteten Tri chinenschauer erfolgen muß. — Die Mörder der in der Elbe ermordet auf gefundenen Frau, der 60 Jahre alten Aufwärterin Caroli, Mathildenstraße, sind der Fabrikarbeiter Emil Schach aus Zschopau und dessen Frau. Der Grund der That ist eine Forderung von 400 M. der Caroli an die genannten Eheleute, welche in dem Keller ihrer eigenen Wohnung, Pfotenhauerstraße, die Caroli er mordeten. Schach und dessen Frau haben bereits ein Geständniß abgelegt. — Die Schach hatte der Caroli, mit welcher sie schon längere Zeit bekannt war, mehrere Sparkassenbücher gestohlen und schuldete derselben außerdem gegen 400 Mark. Als die Caroli nun auf Rückzahlung drang und mit Anzeige wegen des Dieb stahls drohte, faßten die Schach'schen Eheleute den Entschluß, dieselbe aus dem Leben zu schaffen. Zu diesem Zwecke bestellten sie die Caroli vergangenen Mittwoch Abend in ihre Wohnung und lockten sie unter dem Vorgeben, sie bewahrten das zur Rück zahlung bereit liegende Geld im Keller in einer Lade auf, in ihren Keller. Hier öffnete die Schach eine daselbst stehende alte Holzlade, in welcher verschiedene Utensilien lagen, und veranlaßte die Caroli, sich daraus etwas auszusuchen. In dem Momente, wo sich die selbe über die Lade bückte, wurde sie von Schach mit einer Hand an der Kehle und mit der anderen am Genick erfaßt und festgehalten, während die verehel. Schach mit einem bereit gehaltenen Beile auf den Hinterkopf der Caroli losschlug und derselben dadurch eine große Anzahl von Wunden und Schädelbrüchen beibrachte. Den Leichnam preßten die Eheleute in die Lade, verschlossen dieselbe und reinigten sich im Hose die Hände vom Blut. Den Hausbewohnern war nicht das mindeste ausgefallen. Am nächsten Morgen gegen 4 Uhr begaben sich di« Schach'schen Eheleute wieder in den Keller, hoben die Läch« au» der Lade heraus legten sie in eine andere etwa» größere, warfen das Beil dazu und trugen ihre Last nach der Albertbrücke, von wo fld dieselbe vom mittelsten Pfeiler in die Elbe stürzten. Ein gleiches thaten sie in der folgenden Nacht mit der anderen Lade. — Wie bereits jetzt verlautet, soll das nächstjährige Herbstmanöver des sächsischen Armeekorps zwischen Riesa und der preußischen Grenze auf dem linken Elb- ufer stattfinden, also zwischen den Städten Riesa, Strehla und Oschatz. Auf diesem Gebiete soll das sächsische Armeekorps gegen ein preußisches Armeekorps manövriren. Den Manöver» wird jedenfalls Kaiser Wilhelm beiwohnen. DaS letzte Kaisermanöver des sächsischen Armeekorps fand 1882 ebenfalls in der Nähe RiesaS statt, jedoch in südlicher Richtung, nach der Gegend von Meißen und Lommatzsch zu. — In welcher ansehnlichen Weise die um Dresden liegenden Dörfer in den letzten 50 Jahren an Ein wohnerzahl zugenommen haben, geht aus folgender Zusammenstellung hervor. Nach der Sächs. Kirchen- Galerie, welche im September 1835 erschien, hatte Blasewitz 220 Einwohner, nach dem Ergebniß der letzten Volkszählung am 1. Dezember 1885 aber 4189; Cotta 248, nach der letzten Volkszählung 4848 Ein wohner; Deuben 150, jetzt 6496; Döhlen 340, jetzt 2334; Kötzschenbroda 865, jetzt 3876; Löbtau 163, jetzt 10,090; Loschwitz 1514, jetzt 3852; Niedergorbitz 1074, jetzt 2562; Niederlößnitz 745, jetzt 2494; Pieschen 347, jetzt 7950; Plauen 500, jetzt 5192; Potschappel 400, jetzt 3726, Strehlen 307, jetzt 2083 und Striesen damals 416 und nach der letzten Volkszählung 80 ll Einwohner. — Die „Sächs. Schulztg." bringt folgende statistische Angaben über die an den sächsischen Seminaren angestellten Lehrer. Im Jahre 1858 wirkten an den selben 49, 1868 78, 1878 233 und 1888 238 Lehrer. Das Durchschnittsalter der Anstellung derselben betrug im Jahre 1858 30,»» Jahre, im Jahre 1868 29,» 7 Jahre, im Jahre 1878 27,ss Jahre und im Jahre 1888 27,»» Jahre. Von den gegenwärtig amtirenden Seminarlehrern sind 14,7 Proz., von den Seminar direktoren 64,7 Proz. Theologen. Das Anstellungs- alter der Letztgenannten beträgt im Durchschnitte 40,r» Jahre. Das durchschnittliche Anstellungsalter der säch sischen Gymnasialdirektoren beträgt 43,»», daß der Rektoren an den Realgymnasien 41,,. Chemnitz. Ueber eine jedenfalls auch für andere Gegenden Sachsens wichtige Angelegenheit hat die Chemnitzer Handels- und Gewerbe-Kammer in ihrer letzten Sitzung berathen. Es handelt sich um die Kirchweihfeste, die alle zu verschiedenen Zeiten ab gehalten werden und den Arbeitern vielfach Gelegen heit geben, am Montag und Dienstag die Arbeit zu versäumen, dafür aber die Kirchweihfeste zu besuchen. Für die Fabriken wie für die Kohlenwerke ist das ein Uebelstand, der alljährlich größer wird, weil gerade zur Zeit der größten Arbeit die Betriebe nicht völlig ausgenutzl werden können. Die genannte Kammer will die Negierung bitten, dahin wirten zu wollen, daß alle Kirchweihfeste Sachsens zu derselben Zeit gefeiert werden, ähnlich wie das in Altenburg der Fall ist. Auß dem Erzgebirge. Eine für viele Orte des Erzgebirges hochwichtige Thatsache, nämlich die ganze oder theilweise Versorgung derselben mit Bergwerks- wasser, wird in der Regel zu wenig gewürdigt oder ist auch ganz unbekannt. Das Jahrbuch für Berg- und Hüttenwesen im Königreich Sachsen auf das Jahr 1888 schreibt darüber Folgendes: „Je mehr sich neuer dings die Angriffe auf den Bergbau «egen Einführung seiner Abfullwäffer vom Aufbereitungsbetriebe in die Wasserläufe häufen, desto angezeigter erscheint es, hier einmal darauf hinzuweisen, in wie großartigem Um fange der Erzbergbau Wasser «schrotet und der öffent lichen Benutzung zugänglich macht, welches sonst unbe nutzt im Schoße der Erde verbleiben würde. Nach den beim Bergamte befindlichen Unterlagen, welche übrigens für einen Theil des Erzgebirges die älteren Wasser überlassungen nicht mit aufführen, werden gegenwärtig in mindestens 134 Ortschaften unseres Gebirges Stolln- und andere Bergwerkswaffer aus 486 Grubengebäuden benutzt. Darunter befinden sich viele Wasser, welche das ganze Jahr hindurch 50, 100 Liter und mehr, ja bis zu 9000 Liter in der Minute ergeben und theis zum Betriebe vieler Räder, Turbinen, Mühlen u. s. w. dienen, theils einen wesentlichen Theil der öffentlichen Wasserversorgung von Städten und Dörfern des Ge birges bilden. In Folge ihrer während aller Jahres zeiten bleibenden gleichmäßigen Wärme sind sie viel fach von besonderem Werthe. Dem gegenüber ist die Gegenleistung, welche der Erzbergbau hierfür empfängt, eine fast verschwindende. Dieselbe beträgt in den Revieren Marienberg, Schneeberg und Altenberg für Wassermengen bis zu 50 Liter in der Minute jährlich 3 bez. 5 Mk., bei 50—250 Liter 9 bez. 10 Mk., bei 250—1000 Liter 18 bq. SO Mk., bei mehr al» 1000 Liter 30 Mk.; in Altenberg kann dieser Betrag bei Benutzung der Wasser» al» Triebkraft auf das 2 bis 3 fache erhöht werden. Dagegen wird bei nur an- theiliger Benutzung des Wassers überall bloß der halbe Betrag erhoben. In den übrigen Revieren (Freiberg, Scheibenberg, Johanngeorgenstadt) bestehen zur Zeit die früheren Sätze fort, welche noch niedriger als die angegebenen sind." Welch wohlthätigen Einfluß der Bergbau in Bezug auf die Wasserversorgung vieler erzgebirgtscher Orte hat, erhellt aus vorstehenden Mit theilungen sattsam, und würdigt man diese Thatsache, so werden die Klagen und Angriffe auf denselben wohl zum großen Theil verstummen. Zwickau. Der Kohlenbergbau hat in hieflaer Gegend da, wo die Kohlen nicht tief liegen, an der Erdoberfläche Risse und Schründe hervorgerufen, die für die bewohnten Häuser gefährlich wurden. Die Erd oberfläche hat sich z. B. in Bockwa, Oberhohndorf, Schedewitz, Neudörfel rc. vielfach um mehrere Meter gesenkt und den Einsturz von Häusern veranlaßt. So ist erst neuerdings wieder ein Gut in Neudörfel, daß kurz vorher von seinen Bewohnern geräumt worden war, zusammengestürzt. Die Bockwaer Kohlenbahn, welche bis an die Schächte herangeht, hatte von der Einsenkung ost so stark zu leiden, daß die Schienen in der Luft hingen und einzelne Strecken zeitweilig nicht befahren werden konnten. Die Ausbesserungs arbeiten für Dämme kosten dieser Bahn naturgemäß viel Geld. Riesa. Von einer Wurzener Firma war vor mehreren Jahren hier ein Gasometer gebaut wor den, für dessen Haltbarkeit dieselbe auch für eine Reihe von Jahren aufzukommen sich verbindlich gemacht hatte. Nach wenigen Jahren jedoch zeigten sich an dem Gaso meter so große Mängel, daß derselbe nicht weiter be nutzt werden konnte. Da unterdessen der Erbauer ge storben war, so haben sich die Erben desselben mit der Stadtgemeinde Riesa in der Weise verglichen, daß sie an dieselbe eine Entschädigung von 1500 M. gezahlt haben. Tagesgeschichte. Berlin. Nachrichten aus Berlin kündigen eine Vorlage des Bundesraths an den Reichstag an, welche die Sonntagsarbeit regeln wird; darnach soll Sonn tagsarbeit, welche lediglich die Vermehrung der Pro duktion bezwecke, unzulässig sein. Zugelaffen soll sie sein, soweit die Natur des Gewerbebetriebes einen Aufschub oder eine Unterbrechung aus technischen Gründen nicht gestattet, zwecks der Ausführung von Reparaturen, durch welche die Wiederaufnahme des eigeiBn oder fremden Betriebs am folgenden Werktag sichergestellt werden soll, zwecks der Revision, Reini gung oder Instandhaltung der Maschinen und Fabrik räume, sowie endlich insoweit, als sie durch die Hand habung des Transportdienstes der Eisenbahnen und Schiffe bedingt wird. — Die von London gemeldete Nachricht, Osman Digma habe dem englischen Kommandanten von Suakim, Grenfell, mitgetheilt, die Truppen des Mahdi hätten Emin Pascha und einen weißen Reisenden, den man für Stanley halte, gefangen, begegnet in vielen Kreisen entschiedener Ungläubigkeit. Es liegt auf der Hand, daß Osman Digma ein Interesse daran hat, die Ab sendung europäischer Expeditionen zu Emin zu Hinter treiben, um die Mahdibewegung vor der Gefahr zu bewahren, gewissermaßen zwischen zwei Feuer genom men zu werden. Dazu würde ja natürlich die Ver breitung einer Nachricht, wie der gemeldeten, das beste Mittel sein. Sollte die Meldung aber sich bestätigen, so würde ein energisches Vorgehen der an der Er schließung Afrikas betheiligten Staaten doppelt noth wendig werden, denn der Uebermuth des Araberthums würde natürlich noch wachsen. Die deutsche Emin Pascha-Expedition würde als gegenstandslos selbstver ständlich unterbleiben. Auf den Premierlieütenant Wißmann würden sich dann alle Blicke als auf die für eine leitende Stellung in Deutschostafrika, welche die Reichsregierung zu vergeben hätte, geeignetste Persön lichkeit wenden. Bis jetzt ist aber die Hoffnung noch gestattet, daß man es in der Mittheilung des Nach- olgers des Mahdi an den Kommandanten von Suakim mr mit einer Kriegslist zu thun habe. Verlautet doch chon von einer Seite, daß Osman Digma die Ge- ängenen frei geben wolle, wenn die Engländer Suakim räumten. — Neue Goldstücke mit dem Bildniß Kaiser Wilhelm II. dürften noch vor Weihnachten in Umlauf kommen, jedoch nur Doppelkronen. — Der Antrag des Reichskanzlers auf Vermehrung der Nickelmünzen geht auf weitere Ausprägung von etwa 4 Millionen Mark Zehnpfennigstücken und etwa 2 Millionen Mark Fünfpfennigstücken, wovon in >en Münzstätten Berlin, München, Dresden (richtiger Muldener Hütten), Stuttgart, Karlsruhe und Ham-