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Wchmtz-ZeitW 55. Jahrgang. Nr. 8. znierale, welch« bei da bedeutenden Auflage det Blattes eine sehr wirk same Verbreitung find«^ »erden mit 1V Psg. di« Spaltemeile oder derar Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirt« Inserat« mit entsprechen dem Aufschlag. — Tinge- sandt, im redaktionellen Th eile, di- Spaltenzeil« 80 Psg. Tde . „Weißer«». Zeitung" «rscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. jk Pfg., zweimonatlich S4 Psg., einmonatlich 42 Pfg- Einzelne Stummer» 10 Psg. — Alle Postan- Nalten, Postboten, sowie di» Agenten nehmm Be- , ' . Amtsblatt Umtsgerichte «nd die SiadtrLihe für die Königliche Ymishauptmaimsch-fi Jippoldiswalde sowie für d'e Komglich zu Aixpoldiswalde und IrauenMn Verantwortlicher Redacteur: C-r! IthUk in Dippoldiswalde. Donnerstag, den 17. Januar 1889. Ein Tieg des Deutschthums. Die letzten Jahre haben aus dem, Deutschland ja so eng verbündeten und befreundeten Donaukaiser staate leider nur zu zahlreiche Meldungen über den Rückgang des Deutschthums gebracht; um so erfreu licher ist es daher, wenn jetzt auch einmal die Kunde von einer bedeutsamen Stärkung der deutschen Sache in Oesterreich-Ungarn kommt. Vor einigen Tagen wurde ein Erlab des ungarischen Unterrichtsministers, Grafen Csaky, bekannt, welcher sich aus die kräftigere Handhabung des deutschen Sprachunterrichts an den Gymnasien und Mittelschulen Ungarns bezieht und dieses sein Vorgehen hat nun Csaky auch öffentlich, im Unterhause, in bemerkenswerther Weise begründet. Der Minister nahm bei der Wiederaufnahme der par lamentarischen Verhandlungen über die Wehrvorlage Anlatz, sich über die von ihm erlassene Verfügung zu Gunsten der deutschen Sprache eingebend zu verbreiten, da die letztere in der erwähnten Vorlage eine Haupt rolle spielt. Er betonte, dab es für jeden Gebildeten unbedingt nothwendig sei, neben der vaterländischen noch eine fremde lebende Sprache zu kennen und diese könne für einen Ungarn nur die deutsche sein, wobei der Minister auf das Ungarn mit Oesterreich ver knüpfende staatsrechtliche Band, sowie darauf hinwies, dab die deutsche «nd die ungarische Kultur einander am nächsten stünden. Weiter erinnerte Csaky daran, daß die ungarische Gesetzgebung schon seit Jahren die deutsche Sprache zu einem obligatorischen Unterrichts gegenstande gemucht habe, dab jedoch die betreffenden Verfügungen nur mangelhaft durchgeführt worden seien und erklärte er schließlich unter lebhaftem Bei fall des Hauses, daß sein Erlab die energische Durch führung jener gesetzlichen Bestimmungen bezwecke. — Dieses Vorgehen der ungarischen Regierung zu Gunsten der deutschen Sprache und die Zustimmung, welcher sich dasselbe seitens der ungarischen Volksvertretung M erfreuen hat, erscheinen umsomehr als politisch be deutsam, als gerade im Magyarenlande deutsches Wesen und deutsche Sprache lange Zeit hindurch den schwersten Verfolgungen ausgesetzt waren. Wenn nunmehr von der ungarischen Regierung selber die Anregung zu einer entschiedenen Pflege der deutschen Sprache vor Allem an den Mittelschulen des Landes, also an der eigentlich grundlegenden Stätte der Volksbildung, er geht, so beweist dies, wie man endlich auch in den maßgebenden Kreisen Ungarns dem Deutschthum wieder eine größere Würdigung zu Theil werden läßt. Un schwer ist aus den Ausführungen der Minister über diese Angelegenheit herauszufühlen, daß die freund schaftlichen politischen Beziehungen zwischen Ungarn And Deutschland mit das ihrige dazu beigetragen haben, jenseits der Leitha eine dem Deutschthum wieder günstigere Strömung hervorgerusen und dir Aeußerung Csakys, Paß sich die deutsche und ungarische Kultur am nächsten stünden, bedeutet keineswegs eine bloße Augenblicksphrase. Man hat sich früher im Reiche der Stefanskrone schwer genug gegen das deutsche Element versündigt, dem doch Ungarn zum nicht geringen Theile seine geistige, wirthschaftliche Entwickelung verdankt. Der Mittelschul - Erlaß des ungarischen Unterrichtsministers bekundet, daß die maß- gebenden Faktoren Ungarns bestrebt sind, dem Deutsch- thume wieder gerechter zu werden, und dieses Bestreben kann nur von erfreulichster Rückwirkung auf die ge- sammten Beziehungen zwischen dem deutschen Volke und der ungarischen Nation sein. Lokaks und Sächsisches. Dippoldiswalde, 15. Januar. Eine Art der Ver sicherung hat der neuliche Vortrag doch nicht erwähnt; trotzdem sie bei uns in gutem Ansehen steht und mit befriedigendem Erfolge gern abgeschloffen wird. Wir meinen die unter dem Namen „Stollensteuer" Sitte gewordene Versicherung der kulinarischen Genüsse des nächsten Weihnachtsfestes; denn man fügt zu dem be liebten Weihnachtsgebäck, dem „Stollen", dem die Ver sicherung ihren Namen verdankt, bei uns bereits Schweinebraten, Würste, ja auch gemästete Ganse. Jetzt ist nun wohl die Versicherungsquote des letzten Festes aufgebraucht, und die Versicherungsprämien müssen von Neuem gezahlt werden. Ließe sich dieser Zeitpunkt nicht aus den betreffenden Annoncen er sehen, so würde man an seinen Eintritt dadurch er innert werden, daß an die Stelle des auf die Neige gehenden „Stollens" bereits seit Hohneujahr als Ab lösung die beliebte bescheidene „Fastenbrezel" getreten ist, die allerdings jetzt mit dem aufgeblaseneren und geschwolleneren „Pfannkuchen" zu rivalisiren beginnt. Wie gut, daß immer wieder dafür gesorgt ist, daß wir nicht verhungern. Da aber Fastenbrezeln und Pfann kuchen allein es nicht thun, so stellt sich der Vorläufer der Karnevalsbelustigungen, der mit unantastbarer Souveränetät schaltende „Karpfenschmauß", neuerdings auch „Fischessen" genannt, ein, um einem „dringend gefühlten Bedürfnisse" abzuhelfen. Wenn nun noch dazu, wie wir hören, seitens einer hiesigen ange sehenen Gesellschaft ein Fastnachtsmummenschanz, zu deutsch „Maskerade" vorbereitet wird, bei welcher es natürlich an „warmen und kalten Speisen und Ge tränken" nicht fehlen wird, so ist in der That kein Grund vorhanden, dem Vergnügungsprogramm deS neuen Jahres mit Besorgniß entgegenzusehen, und wollen wir nur von Herzen wünschen, daß männiglich die dem Magen und Geldbeutel in Aussicht gestellten Strapazen ohne bleibenden Nachtheil überwinden möge. Um das Nachhausekommen und bequeme Ausfinden des Heimwegs braucht man umsoweniger besorgt zu sein, als bis dahin jedenfalls sämmtliche neue Laternen, mit denen uns das neue Jahr eine Freude machen will, an dem Orte ihrer Bestimmung angelangt sein werden. — 16. Januar. Man hat es zwar schon manch mal mit angesehen und auch in Aktivität mitgemacht, das Jahresfest des Eisklubs, aber ungeschmälert bewahrt es seine Anziehungskraft auf Jung und Alt, und allgemein in der That ist das Bedauern, wenn, wie das ja schon vorgekommen ist, die Veranstaltungen des rührigen Festkomitee einmal zu Wasser werden. Dieses Jahr ist man glücklich über solche Kalamität weggekommen und konnte darum gestern das beliebte Fest, durch Plakate am Vormittag bekannt gemacht, in wünschenswerther Weise stattfinden. Wie alljährlich war der Teich sammt seinen Ufern von „fahrenden Leuten" in des Wprtes eigentlicher und uneigentlicher Bedeutung überreich besetzt, obgleich die Temperatur ein wenig tief stand; denn das Thermometer war von seinen 12« R. am Morgen Abends nur aus 7« R. zurückgegangen. Jndeß bei gutem Willen, einem leid lichen Pelz und dann und wann etwa einem Schluck steifen Grogs aus dem Büffet des Klubhauses kann man schon etwas vertragen, ganz abgesehen von der Erwärmung, die bei kräftigem Eislauf nicht ausbleiben kann. Und an dem fehlte es nicht. Es wäre auch zu verwundern gewesen, wenn der Vollmond in un getrübtem Lichte, die glanzvolle Illumination durch mehrere Hundert bunter Laternen und Talgnäpfchen in geschmackvoller Anordnung in Verbindung mit den sonoren Klängen des Doppelorchesters nicht allen auf dem Eiskothurn Schreitenden immer wieder neue Spann- und Flugkraft mitgetheili hätte. Es ist die Frage, ob die in Dresden angekündigten „Peters burger Nächte" in gleich anregender und vergnüglicher Weise verlaufen, als das Stiftungsfest des Eisklubs verlausen ist. Eine Wiederholung der anmuthigen Abendbelustigung, besonders da uns Heuer der Schnee so trotzig im Stiche läßt, wäre sicher erwünscht und dürste bei gutem Willen durchaus nicht unausführbar Dippoldiswalde. In der Ende vorigen Jahre« abgehaltenen Generalversammlung des Militärver eins wurde seitens des Vorsitzenden zunächst in einem kurzen Rückblicke konstatiert, daß der Verein auch im verflossenen Jahre seiner Aufgabe, hohen und edlen fielen nachzustreben, jederzeit gerecht zu werden be strebt gewesen ist. Er betonte, daß man das Wort Kameradschaft" nicht als leeren Schall, sondern stet« nach seiner ernsten und richtigen Sette hin auffaßte, denn ein jeder sah im andern ohne Unterschied immer nur den Kamerad, der einst auch in Ehren des König- Rock trug. In noch schönerem Lichte zeigte sich aber die Pflege dieser vorzüglich soldatischen Tugend in der Erfüllung werklhätiger Bmderliebe, wie aus den nam haften Kranken- und Begräbnißunterstützungen hervor geht. Zahlte doch die BereinSkaffe im Laufe des Jahres an ersterer 600 und an letzterer Unterstützung 450 Mark aus. Daß aber die dritte und höchste Aufgabe der alten Soldaten im Militärvereine, den Patriotis mus als edelste Blüte zu pflegen, auch im hiesigen Vereine als solche erkannt wird, hat der Verein nicht nur stets im Innern, sondem auch oft nach Außen hin auch im alten Jahre beweisen können. Mit dem Wunsche, daß der Verein auch im neuen Jahre seinen Wahlsprpch: „Ehre dem König, Liebe dem Vaterlands und Achtung dem Gesetze und der Ordnung!" hoch halten möge, schloß der Vorsitzende seinen Rückblick und ein aufrichtiges Hoch auf Se. Maj. den König Albert durchbräuste den BersammlungSsaal, während man darauf dem Ehrenmitglieds des Vereins, Herrn Amtshauptmann von Kessinger, durch Erheben von den Plätzen seine Dankbarkeit und Verehrung bekun dete. Von den darauf gefaßten Beschlüssen heben wir nur den einen und wichtigsten hervor, nach wel chem man die bisher innegehaltenen drei Sätze von 3, 2 und 1 Mark als wöchentliche Krankenunter stützung aufhebt und dafür einen ohne Unterbrechung wöchentlich zu zahlenden Normalsatz von 2 Mark 50 Pfg. festsetzt, womit eine wesentliche Erhöhung ersterer erzielt wird. Hierbei wurde auch bekannt gegeben, daß sich das Nereinsvermögen auf 3000 Mark be läuft und die Mitgliederzahl sich auf 275 erhöht hat. Von letzteren feierten im verflossenen Jahre 11 ihr 25jähriges Mitglieds-Jubiläum. Diese Kameraden zeichnete der Verein durch Verleihung einer Gedenk- Medaille aus, während der sich unter diesen befind liche Kamerad Kassirer extra vom Direktorium des sächsischen Milit.-Ver.-Bunves durch ein Diplom er freut wurde. Die den Schluß der Sitzung bildende Ergänzungswahl des Ausschusses ergab das Resultat, daß die Kameraden Feilenhauermstr. Müller als Kas sirer, Bezirksfeldwebel Weisbach als Schriftführer und Strohhutplätter Fallgatter als dessen Stellvertreter, sowie die Ausschußmitglieder Kürschner Lotze, Stadt verordnetenvorsteher Wendler und Steinbruchsbesttzer Funke wieder gewählt, dagegen Stadtverordneter Mende neu gewählt worden sind. Den uns zunächst bevor stehenden patriotischen Tag, der Geburtstag des Kaisers Wilhelm ll., beabsichtigt der Militärverein durch eine öffentliche Abendunterhaltung auszuzeichnen und zu feiern. Die Kameraden Sänger haben schon fleißig daraufhin studirt; das abwechslungsreiche Programm enthält auch ein Festspiel. Gewiß wird die Bürgerschaft durch ihr Erscheinen die Feier würdig unterstützen. — Für Wehrpflichtige älterer Jahrgänge sind nachersichtliche, der soeben veröffentlichten neuen deutschen Wehrordnung vorgedruckte „UebergangSbe- stimmungen" von Interesse. Diejeniqen Mannschaften der Ersahreserve, welche vor dem Inkrafttreten de» Gesetzes, betreffend Aenderungen der Wehrpflicht, v°m ll. Februar 1888 — d. i. vor dem 14. Februar 1883 - nichlubungSpflichtia waren, bleiben während ihrer weiteren Zu gehörigkeit zur Ersatzreserve von Uebungen befreit. Ihre Ueber- weisung zum Landsturm ersten Aufgebot« erfolgt am 1. Oktober dcSienigen Jahre«, in welchem dieselben b Jahre — vom 1. Ok- o/öim>gen Jahre« an gerechnet, in welchem die Ueberweisung zur Ersahreserve ersolgte — der Ersahreserve angehört haben. „ , Mannschaften, welche vor dem 14 Februar >888 der obres,rre zweiter Klasse angehörten und mit diesem Zeitpunkte gemäß Artikel U de« eingangSerwähntm Gesetze- Angehörige detz