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Die amtliche Uebersicht über die Ergebnisse des deutschen Handels mit dem Auslande, wie sich derselbe in den drei ersten Quartalen des vergangenen Jahres gestaltet hat, liegt nunmehr vor. Sie weist in ihren Ziffern ein Bild auf, welches in seiner Gesammtheit sich für den Außenhandel Deutschlands gar nicht un erfreulich ausnimmt, daß aber doch anderseits in ver schiedenen Einzelzügen zu wünschen übrig und erkennen läßt, daß der auf dem Handelsverkehre Deutschlands mit dem Auslande schon seit Jahren lastende Druck, eine Folge der unsicheren politischen Verhältnisse, wie mißgünstiger wmhschasllicher Konjunkturen, noch lange nicht abgeschüttelt ist. Es tritt dies namentlich bei verschiedenen Branchen der größten Industrie Deutsch lands, der Textilindustrie, hervor, wo vor Allem die Ausfuhr von Baumwollenwaaren im Vergleiche mit dem Vorjahr, also mit 1887, einen nicht unbeträcht lichen Ausfall in der Ausfuhr verzeichnen muß; das selbe gilt von Baumwollengarnen. Die übrigen Posi tionen der Wollwaarenbranche lassen im Export eine Zunahme gegen das Jahr 1887 erkennen, wenngleich dieselbe nicht sehr erheblicher Natur ist, z. B. stieg die Ausfuhr von Kleidern, wollener Leibwäsche und Putz- waaren von 47,089 Metercentner nur auf 49,601 Metercentner. In der Leinenbranche machte nur die Ausfuhr gefärbter Leinwand einen kleinen Fortschritt von 12,771 auf 13,990 Mctr., im Seidenhandel ver mochte lediglich Rohseide eine nahmhastere Zunahme zu erzielen, nämlich von 17,340 Mctr. auf 20,708 Mctr. in der Einfuhr und von 2558 Mctr. auf 3905 Mctr. in der Ausfuhr. Wesentlich ungünstiger gestalteten sich die Exportausfälle pro 1888 für die Eisen- und Stahlindustrie, die zweitgrößte Industrie Deutschlands, obschon einzelne Besserungen nicht zu verkennen sind; die durch Steigerung der Schutzzölle und Bildung von „Ringen" hervorgerufene Erhöhung der Rohmaterial preise in der Eisenbranche wirkten hierbei offenbar ein. So gingen zurück in den Ausfuhrziffern Roheisen, Eisenbahnschienen, Stabeisen, Luppeneisen, Eisendraht, eiserne Brücken, Röhren u. s. w. und wurde dieser Ausfall durch die bei Platten, Blech, groben Eisenguß- waaren, Drahtseilen und Drahtstiften zu verzeichnende Erhöhung des Exports nicht gedeckt. Ebenso blieb die Ausfuhr von Kupserwaaren, Blei und rohem Zink im Jahre 1888 nicht unbeträchtlich hinter derjenigen des Jahres 1887 zurück. Dagegen wies der maschinelle Export, der bereits 1887 gegen das Vorjahr gestiegen war, auch im letzten Jahre eine weitere erfreuliche Steigerung auf, an der hauptsächlich der Lokomotiven- und Lokomobilenbau mit einer Zunahme von 13,562 Stück betheiligt ist; ein Rückgang in der Ausfuhr der Maschinenbranche findet sich überhaupt nur bei den Waggons vor. Von ferneren größeren Industrie zweigen .Deutschlands weisen erhöhte Aussuhrziffern für 1888 auf die Glasbranche und die Lederbranche, sowie das Steinkohlen- und Coaksgeschäft; dagegen sanken der Bier- und Spiritusexport, ebenso die Wein ausfuhr nicht unbeträchtlich; in letzterer Branche fand lediglich eine Zunahme in der Ausfuhr von Schaum weinen statt. In der Einfuhr machen sich für 1888 größere Ausfälle geltend im Getreidehandel, speziell bei Weizen und Roggen, während Kartoffeleinfuhr wie -Ausfuhr steigende Ziffern erkennen lassen. Beim Außenhandel mit Thieren stiegen wesentlich nur die Pferdeeinfuhr und die Echweineausfuhr. Im Allge meinen läßt sonach der deutsche Handel mit dem Aus lands eine leise Besserung erkennen, während aller dings im Einzelnen verschiedene wichtige Zweige nicht unbedenkliche Symptome aufweisen. Es hat aber wohl auch Niemand erwartet, daß auf die mehr als zehn jährige Periode wirthschastlichen Niederganges, wie sie Deutschland eben so gut wie andere Länder seit Mitte der 70er Jahre erfahren mußte, nunmehr eine ganz überraschende Wendung zum Bessern folgen würde. Unter den obwaltenden Verhältnissen ist es schon tröst lich, daß sich im deutschen Handel wieder Anzeichen eines leisen Aufschwunges kundgeben und die zu er hoffende Erhaltung des Weltfriedens wird gewiß das Ihrige dazu beitragen, diese beginnende wirthschaftliche Besserung zu einer Fortschreitenden zu gestalten. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde, 14. Januar. Unserem Ver sprechen gemäß geben wir heute eine Skizze des am Donnerstag von Herrn Direktor Jäger-Leipzig im Ge- werbeoerein gehaltenen Vortrags, der ein Thema behandelte, das für die weitesten Kreise von außer ordentlicher, leider noch nicht allgemein anerkannter Wichtigkeit ist, weshalb wir auch ausnahmsweise auf die von dem Vortragenden entwickelten Gedanken näher eingehen. Herr Jäger stellte die neueste Entwickelung der Lebens- und Rentenversicherung in klarer, höchst anschaulicher Weise mit einer Sachkenntniß dar, die nur das Resultat einer langjährigen Erfahrung und einer liebevollen Behandlung des hochwichtigen Gegen standes sein kann. Einleitend gedachte der Vortragende der bedeutenden Fortschritte in allen Wissensgebieten und zeigte, wie selbst bei großen, segensreichen Er findungen anfänglich Mißtrauen und Abneigung ihre Entwickelung und Nutzbarmachung gehindert haben. Man habe es vielfach nicht der Mühe werth erachtet, daS Neue einer vorurtheilsfreien Prüfung zu unterwerfen und auf seine Nützlichkeit zu untersuchen. Dasselbe sei bei der Lebensversicherung der Fall gewesen, die ja freilich anfänglich mit manchen Mängeln behaftet gewesen sei, sich aber nunmehr zu dec denkbar möglichsten Vollkommenheit entwickelt habe. Zunächst habe man aus vielen Tausenden von Einzelfällen eine Sterblichkeitstabelle gewonnen, die die sichere Grundlage der Versicherungsthätigkeit bilde. Dadurch stehe auch die Lebensversicherung viel sicherer da als Feuer-, Hagel-, Viehversicherung u. s. w., da bei diesen eine solche sichere Grundlage fehle. Die Lebensver sicherung sei auch durchaus kein Gegenstand der Spe kulation, sondern gleiche der Sparkasse, die ihre Kapitalien auf die denkbar sicherste Weise anlege und nie zu Spekulationen verwende, um sie zur sofortigen Verfügung zu haben, da die bei ihr versicherten Werthe bei ihr bestimmt zur Erledigung kommen müssen, was bei allen anderen Versicherungen nicht der Fall sei. — Der Vortragende erläuterte nun den Segen der Lebens- und Rentenversicherung an zahlreichen Bei spielen, unter denen wir hervorheben, daß die Lebens versicherung eine höchst vortheilhafte Gelegenheit zur Kapitalanlage biete. Denn nicht nur für den Todes fall, sondern auch für den Lebensfall, d. h. die Aus-- zahlung eines Kapitals zu einem bestimmten Termine, könne man versichern. Diese Versicherungsart empfehle sich besonders als Kinder-, bez. Braulaussteuerung, als Vorsorge für künftige Selbständigmachung, als Kapitalsicherung für junge Mädchen, die auf ihre eigene Arbeit angewiesen seien u. s. w. Erläutert wird diese Art der Versicherung durch einen Vergleich zwischen deutschen und englischen Gepflogenheiten. Während ein Deutscher, der ein Besitzthum mit einer 20,000 Mark betragenden Hypothekenschuld übernimmt, sich, vielleicht unter harten Entbehrungen, abmüht, jährlich 1000 Mark zurückzulegen, um nach 20 Jahren, falls er diesen Zeitpunkt erlebt, sein Besitzthum den Seinigen schuldenfrei zu hinterlassen, zahlt der Engländer unter gleichen Verhältnissen vielleicht 500—600 Mark jähr lich an die Lebensversicherung, welche ihm dafür nach 20 Jahren die ganzen 20,000 M. oder bei früherem Todesfälle dasselbe zahlen wird, so daß er sich von der ersten Stunde an als schuldenfreier Mann be trachten kann. — Der Vortragende widerlegt ferner die zahlreiche» Einwände, die gegen die Lebensver sicherung vorgebracht zu werden pflegen, darunter die abergläubische Vorstellung, als würde durch die Vor sorge für den Todesfall ein früheres Lebensende wahr scheinlich, während gerade entgegengesetzt die durch die Versicherung erlangte Beruhigung dazu betragen könne, das Leben zu erhalten und etwaige Krankheiten leichter zu überwinden. Diese Vorurtheile wären denn auch bei uns vielfach schuld, daß namentlich in den Kreisen der Handwerker und der Landwirthe das Berständniß für den Segen der Lebensversicherung fehle, während in England dieselbe in allen Schichten der Bevölkerung eingebürgert sei. So werde beispielsweise dort bei Verheirathungen die vorherige Versicherung deS Bräu tigams von den Schwiegereltern zur Bedingung ge macht. Es ist schwer, das reichhaltige Material des gehörten Vortrags in den engen Rahmen eines Zei tungsberichtes zu fassen, und wir müssen von weiteren Ausführungen adsehen, glauben aber durch die ge botenen Notizen zur Ueberlegung über die so wichtige Lebensversicherungsfrage angeregt zu haben, und ledig lich dies ist der Zweck des Vortrags gewesen. Reklame für irgend eine Versicherungsgesellschaft zu machen oder Kritik über das Geschäftsgebahren derselben zu üben, lag dem Vortragenden völlig fern. — Der am Sonnabend Nachmittag herrschende Orkan hatte im Rabenauer Grunde zwischen der Sta tion Rabenau und dem Tunnel einen Baum umge stürzt, der in seinem Falle die Telegraphenleitung zerstörte und den von Hoinsberg abgegangenen Zug, der gegen '/, 2 Uhr hier eintreffen soll, gegen drei viertel Stunde aushielt. — Den Bericht über die erste diesjährige Stadt- verordneten-Sitzung können wir seiner Umfäng lichkeit halber leider erst in unserer nächsten Nummer veröffentlichen. — Es ist wiederholt vorgekommen, daß Postunter beamte im Postpäckereidienst an den Händen dadurch schwer verletzt wurden, daß die zum Verschluß von Kisten verwendeten Nägel an letzteren seitlich hervorgeragt haben und bei eiliger Handhabung des Verladedienstes von den betreffenden Unterbeamten nicht wahrge nommen worden waren. Den Absendern wird dringend empfohlen, die Kisten vor ihrer Einlieferung zur Post einer genauen Prüfung dahin zu unterziehen, ob etwa an irgend einer Seite Nägelspitzen hervorstehen, und unter Umständen entsprechende Abhülfe zu treffen. Schmiedeberg. Am 9. d. Mts. hielt vor zahl reicher Versammlung Herr Pastor Birkner zum Besten des Frauenvereins seinen ersten Vortrag über Italien. Der Vortragende sprach auf Grund eigner Anschauung und eingehender Studien in frischer, anregender, theil- weise humoristischer Weise hauptsächlich über Venedig, Verona und Florenz und führte das Geschilderte in schönen Photographien vor das Auge der Zuhörer. Jedenfalls würde es manchem auswärts Wohnenden erwünscht sein, wenn die folgenden Vortragsabende öffentlich bekannt gemacht würden. K Glashütte. Den so beliebten und gesunden Eissport hat man leider hier bis jetzt in geringem Maße pflegen können, da die Herstellung einer künst lichen Eisbahn (die vorhandenen natürlichen konnten nur in sehr beschränktem Maße benutzt werden) infolge des ungünstigen Terrains auf bedeutende Schwierig keiten stieß und für den Anfang ziemlich große Geld opfer erheischte. Um nun dem Schlittschuhfahren nach gehen zu können, suchten unsere jungen Leute die Teiche der umliegenden Dörfer, ja selbst in Dippoldis walde auf. Diese alljährlich wiederkehrende Kalamität ist jetzt gehoben, denn nachdem bereits auf dem Schieß plan eine kleine Eisbahn angelegt wurde, haben zwei Turner den Turnplatz zu einer brillanten Eisbahn hergerichtet, die seit länger als 8 Tagen in Benutzung und Mittags und Abends stets besetzt ist. — 12. Januar. Heute Mittag 2 Uhr ent stand in dem Gebäude oberhalb der Uhrmacherschule, in welchem sich die Holzwaarenfabrik von W. Junker befindet, «in Essenbrand, der aber trotz des Sturmes keinen Schaden anrichten konnte, weshalb man die