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Mchklih-IritW Verantwortlicher Redacteur: Carl Jehm in Dippoldiswalde. Nr. 6. 55. Jahrgang. Sonnabend, den 12. Januar 1889. Die Vorgänge auf Samoa 1888 die größte Anzahl von Aepfelbämnen zu gleichem Zweck geeignet anpflanzen, und 3. füt Ritterguts- und größere Gutsbesitzer, welche bis zum Herbst 1888 die größte Anzahl von Aepfelbäumen zu gleichem Zwecke setzen. Bewerbungen um diese Preise waren beim Direktorium des LandesodstbauvereinS anzubringen. — Die Entscheidung über die eingegangenen Be werbungen hat nunmehr stattgefunden, und ist die erste der drei Prämien Herrn Gelbgießer Wagner hier zuerkannt und demselben dieser Tage durch den Vor sitzenden deS hiesigen Obstbauvereins, Herrn AmtS- hauptmann v. Keßmger, übergeben worden. plötzliche Berufung deS Generalkonsuls des Reiches in Kopenhagen, vr. Stübel, nach Berlin mit der Samoa- Frage im direkten Zusammenhang«, da vr. Stübel als langjähriger deutscher Konsul auf Samoa die dortigen Verhältnisse genau kennt. Amtsblatt für die Königliche Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen 'Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Inj erste, welch« bei d« bedeutenden Auflage des. Blattes «ine sehr wirk same Verbreitung finden, «erden mit 10 Pfa. di« Spaltenteile oder Der« Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirtg Inserate mit entsprechen dem Ausschlag. — Einge sandt, im redaktionell«» Theile, die Spaltenzeilt r-vPfg. Die „«el-erttz.Jertuns" «scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. TS Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg„ einmonatlich 42 Psa. Einzelne Nummern jo Pfg. — Alle Postan- «alten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be- . stellungen an. Die ostafrikanische Frage mit ihren verschiedenen Wandlungen hat bislang in Deutschland das allge meine Interesse derart in Anspruch genommen, daß man einer anderen, ebenfalls schon seit längerer Zeit spielenden kolonialpolitischen Frage, der samoanischen, nur noch wenig Beachtung schenkte. Nunmehr ist aber die Aufmerksamkeit durch ein blutiges Druma wiederum in erhöhtem Maße auf jene Inselgruppe gelenkt worden, welche sich unter dem Sammelnamen Samoa im mittleren Theile der Südsee hinzieht und ein Gesammt- areal von wenig mehr als 54 Quadratmeilen aufweist. Meldungen aus Apia, dem Hauptorte der Insel Upolu und dem politischen Mittelpunkte der ganzen Gruppe, besagen, daß zwischen den Landungstruppen der vor Apia ankernden deutschen Kriegsschiffe „Olga", „Adler" und „Eber" und den aufständischen Insulanern ein heftiger Kampf stattgesunden habe. Veranlassung hier zu gab eine Streife des Landungskorps der „Olga", welches dem deutschen Konsul zur Bedeckung beige geben war, da letzterer wegen der fortgesetzten Angriffe der aufständischen Samoaner auf deutsches Eigenthum und auf die beurlaubten deutschen Marinetruppen sich nach dem Kriegsschauplätze der Eingeborenen begeben und daselbst Verhandlungen hierüber einleiten wollte. Unterwegs wurden jedoch die Olga-Mannschaften von den aufständischen Insulanern unter Führung des Amerikaners Klein angegriffen und erst mit Hilfe der herbeigeeilten Landungstruppen des Kreuzers „Adler" und des Kanonenbootes „Eber" gelang es, die Auf ständischen siegreich zurückzuwerfen und einige am Strande gelegene Dörfer derselben zu zerstören. Leider sind die Verluste unserer wackeren „Blaujacken" bei dieser Affaire verhältnißmäßig nicht unerhebliche, denn es blieben auf deutscher Seite 1 Offizier und 15 Mann todt und 2 Offiziere und 36 Mann verwundet; über die Verluste der Eingeborenen liegen noch keine Nachrichten vor. Der beklagenswerthe Vorgang hängt mit den Unruhen auf Samoa zusammen, welche die Deutschen bereits im vorigen Jahre zum Eingreifen veranlaßten, indem sie den unter englischem nnd amerikanischem Schutze stehenden König Malietoa ab setzten und gefangen nahmen; worauf ein den Deut schen günstig gesinnter Häuptling, Tamasese, zum Nachfolger Malietoas gewählt wurde. Aber cs bildete sich bald eine Gegenpartei unter dem wiederum von den Engländern und Amerikanern beeinflußten Häupt linge Mataafa und zwischen beiden Parteien kam es zu wiederholten blutigen Kämpfen. Hierbei wurden auch die vor Apia liegenden deutschen Kriegsschiffe von den Anhängern Mataafas öfters belästigt, wie die selben überhaupt eine immer drohendere Haltung gegen die Deutschen aus Samoa einnahmen und die Partei gänger Mataafas waren es auch, welche den Ueber- fall gegen die Olga-Mannschaften vollführten. Die Hetzereien der Amerikaner gegen die Deutschen, welche wegen ihrer herrschenden Handelspolttischen Stellung auf Samoa den Uankees ein Dorn im Auge sind, haben aber jedenfalls ihre Rolle bei dem Ueberfalle milgespielt, was ja schon aus der Führerschaft des Amerikaners Klein bei dem Ereignisse hervorgeht. Das blutige Drama auf Samoa dürfte daher zunächst Ver handlungen zwischen der deutschen und amerikanischen Regierung zur Folge haben, um endlich den verhäng- nißvollen Hetzereien der amerikanischen Kaufleute und leider auch Regierungsvertreter auf jener kleinen Insel welt gegen die Deutschen ein Ziel zu setzen und eine bestimmte Abgrenzung der beiderseitigen Interessen sphären auf Samoa herbeizuführen. Daß aber außer dem das vergossene kostbare deutsche Blut eine nach haltige Züchtigung des deutschfeindlichen Königs Ma taafa erfordert, ist klar, und glücklicher Weise besitzt das mächtige Deutsche Reich die Mittel, um seine In teressen und seine Ehre auch in der fernen Inselwelt Polynesiens kräftig zu wahren. UebrigenS steht die Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Am Mittwoch Abend, gegen '/»I I Uhr, entstand in unserer Stadt Feuerlärm. Wahrscheinlich hatte der herrschende Sturm Funken aus dem Ofen der alten Ziegelscheune, deren Räum lichkeiten jetzt von der Rabenauer Stuhlfabrik besetzt sind, in einen davorliegenden Haufen von Raspel- spähnen getrieben und diesen entzündet. Durch den entstehenden Qualm war der im Gebäude schlafende Wächter erwacht, hatte den Brand ziemlich gedämpft und sodann Hülfe herbeigeholt. Die anrückenden Mannschaften fanden nichts mehr zu thun und konnten sofort wieder umkehren. Schaden wurde durch das Feuer nicht angerichtet, da nur ein einziger Balken etwas angekohlt war. — 11. Januar. In der gestrigen, auch von zahl reichen Gästen, darunter mehrere Damen, besuchten Versammlung des Gewerbevereins begrüßte der Vorsitzende die Anwesenden, die der Einladung zum Anhören eines Vortrags über einen volkswirthschaftlich und moralisch so hochwichtigen Gegenstand gefolgt seien und gab dann, weitere geschäftliche Angelegenheiten bis zur nächsten Vereinsversammlung aussparend, nur Kenntniß von einer heute eingegangenen Zuschrift der Handels- und Gewerbekammer-Dresden, nach welcher derselben bezüglich des ausgesprochenen Wunsches nach Einrichtung einer Hilfslokomotioenstation in Dippoldis walde seitens der kgl. Generaldirektion eröffnet worden ist, daß zum Theil schon vor Eingang der betreffenden Eingabe der Kammer die erforderlichen Maßnahmen ausgeführt worden seien und neuerlich noch Weiteres angeordnet worden sei, um für den Fall, daß der obere Theil der Linie Hainsberg-Kipsdorf unfahrbar werden sollte, auf der freigebliebenen Strecke den Ver kehr aufrecht zu erhalten. Die vorübergehende Sta- tionirung einer Lokomotive in Dippoldiswalde sei da her weder erforderlich noch aus betrieblichen Rücksichten thunlich. UebrigenS hoffe man auch durch die An bringung von Schneepflügen an die Maschinen dieser Linie die Störungen durch Schneeverwehungen auf der letzteren thunlichst beschränken zu können. — Hierauf fand der von Herrn Dir. Jäger-Leipzig ge haltene, ungemein reichhaltige und anregende Vortrag über Lebensversicherung statt, von dem wir in nächster Nummer eine kurze Skizze geben werden. ss Am Schluß 1888 betrug die Versicherung im 26. Bezirk des Brandversicherungsvereins sächs. Lehrer (Bezirksvorsteher Herr 6. Schwenke, Sadis dorf) bei 53 Versicherten 204,120 M. unter harter, 15,040 M. unter weicher Dachung, Sa. 219,160 M. — Nächsten Sonntag, Nachmittag 2 Uhr, hält der Bezirksausschuß des Feuerwehrverbandes der Amts- hauptmannschast Dippoldiswalde im Saale des „gol denen Stern" hier eine kurze Sitzung ab, an die sich ein Vortrag des Herrn Branddirektor Oeser-Cölln- Elbe über Spritzen, Ventile und Kolben unter Vor führung von Modellen «»schließen wird. Dieser Vor trag verspricht ein in jeder Beziehung interessanter zu werden, weshalb die Anwesenheit nicht nur von Mit gliedern der Feuerwehren geboten erscheint, sondern auch die Herren Gemeindevertreter werden zu dem selben hierdurch zum Besuche eingeladen. — Der Verein sächsischer Obstweinproduzenten hatte im Mai 1887 zur Förderung des Obstbaues drei Prämien von je 50 Mark ausgesetzt, und zwar 1. für kleinere Grundbesitzer, welche auf geringem Raum bis Herbst 1888 die grüßte Anzahl von Aepfel- bäumen in zur Obstweinbereitung geeigneten Sorten anpflanzen; 2. für Gemeinden, welche bis zum Herbst — Eine ausfällige Erscheinung bietet jetzt der Planet Venus als Abendstern. Die Venus er scheint jetzt im Fernrohre mit einer etwas mehr als halb erleuchteten Scheibe und gleicht dem Bilde deS Mondes, wenn dieser etwa 10 Tage alt ist. Sie ist gegenwärtig noch im Wachsen ihres Glanzes begriffen, bis sie in der zweiten Hälfte des März ihren größten Glanz erreicht. Zu diesen Zeiten überstrahlt die Venus die hellsten Sterne des Himmels durchschnittlich um das Vierzigfache. Die beleuchtete Seite des Planeten wird nun immer schmäler, so daß sie in einigen Wochen das Bild der jungen Mondsichel zeigt. Dem freien Auge ist allerdings die Phasenform der Venus dauernd unsichtbar, weil der scheinbare Durchmesser des Pla neten nur selten bis zu einer Boaenminute ansteigt. Allein fast unmittelbar nach der Erfindung des Fern rohrs wurde von Galilei bemerkt, daß sie einen merk lichen Durchmesser habe und Phasen zeigte, ähnlich denen des Mondes. Astronomen älterer Zeiten glaub ten wiederholt dunkle Flecken auf der/ Oberfläche des Planeten Venus zu bemerken, mit deren Hilfe sie die Dauer der Umdrehung des Planeten um seine Achse bestimmten. Diese vielfach angezweifelten Beobachtungen scheinen sich in neuerer Zeit zu bestätigen, und man darf in dieser Richtung auch von der bevorstehenden Erscheinung des Planeten in seinem größten Glanze neue Ausschlüsse erwarten. — Wie wir hören, beabsichtigt die hiesige Schützen gesellschaft unter zu hoffender Theilnahme hiesiger Vereine am 20. Februar d. I. einen Maskenball zu veranstalten. Die von genannter Gesellschaft in früheren Jahren arrangirten Maskenbälle verliefen zur allgemeinen Zufriedenheit der stets zahlreichen Besucher, und dürfte auch diesmal die Theilnahme eine sehr rege werden. — Für die Gemeindemitglieder der Landgemeinden dürfte es von Interesse sein, wenn wir hiermit darauf Hinweisen, daß zufolge Gesetz vom 15. April 1884 insbesondere die Verkündigung allgemeiner Ver öffentlichungen und Anordnungen in Gemeinde- und ortspolizeilichen Angelegenheiten in den Landge meinden durch den Gemeindevorstand oder ein anderes dazu berufenes Mitglied der Gemeindevertretung durch Anschlag in von der Landstraße aus sichtbarer Weise an dem Amtslokale des Gemeindevorsiandes erfolgt, soweit nicht eine abweichende Art der Bekanntmachung von der Gemeindevertretung mit Genehmigung der Aufsichtsbehörde eingeführt ist. Wir bemerken, daß für die Landgemeinden, in denen in größerer Anzahl eine Zeitung gehalten wird, die Einrückung der be treffenden Bekanntmachungen in dasselbe nebenbei sich immerhin noch sehr empfehlen lassen wird. — Wenn man der alten Witterungsregel „wie die zwölf Nächte, so die zwölf Monate" glauben darf, gehen wir einem der Hauptsache nach milden und trockenen Jahre entgegen. Darnach würden Januar und Februar mild, der März, besonders in der zweiten Hälfte, warm, der Juli kühl und die übrigen Monate desgleichen, November und Dezember aber sogar kalt werden. Im Großen und Ganzen trifft diese Wetter regel mit anderen Prophezeihungen zusammen. Warten wir ab, ob sie eintrifft. * Waltersdorf bei Liebstadt. Am Dienstag, den