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jetzt rin Mangel an Wohnungen in hiesiger Etadt geltend, der für nächsten I. April besonders fühlbar sein wich, da dann die Ingenieure für den Bahnbau mit ihrem Hilfspersonal ihre Bureaus hier ausschlagen und bereits Familienwohnungen miethen. Es fehlen besonders mtttle und größere Wohnungen und die Preise werden immer höher. Ein Baumeister würde durch den Bau einiger Häuser mit solchen Wohnungen, die dringendes Bedürfniß sind, gewiß gute Geschäfte machen. In Glashütte ist in den letzten Jahren nur sehr wenig gebaut worden, während die Einwohner zahl stetig wächst, so daß sich viele mit kleinern Woh nungen begnügen müssen, die keine andern bekommen können. — Heute Abend >/«6 Uhr wurden verschiedene hiesige Einwohner erschreckt, indem es auf einem Felde hinter dem „Schlüssel" brannte; bei näherem Hinzu kommen fand es sich, daß sog. Brehmen (Brombeer ranken) auf dem „Brehmselde" verbrannt wurden. Allerdings eine recht unpassende Zeit. * Poffendorf. Am Morgen des 7. d. M. wurde der hiesige Hausbesitzer und Privatier Karl Gottfried Rühle in seiner Wohnung durch Kohlengase erstickt aufgefunden. Derselbe ist 66 Jahre alt und stammt aus Börnichen bei Possendorf. Dresden. DaS Direktorium des Landesobst bauvereins für das Königreich Sachsen hat dieser Tage an die Vorstände der Bezirksobstbauvereine eine Bekantmachung erlassen, aus welcher die Absicht des Landesobstbauvereins hervorgeht, künftighin die zum allgemeinen Anbau im Königreich Sachsen zu empfehlen den Kernobstsorten (Aepfel und Birnen) auf eine kleinere Anzahl sicher tragender und gut lohnender Sorten zu beschränken und bei weiterer Vertheilung von Obstreiscrn seitens des Landesobstbauvereins nur diese zur Vertheilung zu bringen, um so für spätere Zeiten gesichertere Obsternten und größere Massen marktfähigen Handelsobstes zu erzielen. — Dem Kalender des sächsischen Pestalozzi- Vereins auf das Jahr 1889 ist eine Schulchronik, die Zeit von Michaelis 1887 bis dahin 1888 um fassend und vom Lehrer Jmmisch-Dresden zusammen gestellt, beigegeben. Derselben entnehmen wir, daß in genannter Zeit Rangerhöhung erfahren haben ourch Verleihung des Titels Oberschulrath 1 und des Titels Schulrath 6 Schulmänner. Der Titel Professor wurde an 6 und der eines Musikdirektors an 1 Person ver liehen. Zu Oberlehrern wurden 18, zu Kantoren 20 Lehrer ernannt. Das Ritterkreuz 1. Klaffe des Ver dienstordens erhielten 2, das 2. Klaffe I, das Ver dienstkreuz 6 Schulmänner. Vom Albrechtsorden wurden verliehen das Ritterkreuz I. Klaffe 4, das 2. Klasse 7 und das Albrechtskreuz 11 Schulleuten. Aus wärtige Orden erhielten 2 Lehrer. Das 60 jährige Amtsjubiläum feierte 1, das 50jährige 3, das 25jäh- rige im Orte 28 und das 25jährige überhaupt 21 Schulmänner. Durch den Tod wurden 91 Personen der vaterländischen Lehrerschaft entrissen. Begräbniß- kaffen der Lehrer bestehen jetzt in Bautzen, Döbeln, Dresden, Leipzig und Zwickau. Der Krankenunter stützungsverein zahlte im Geschäftsjahre vom 1. April 1887 bis dahin 1888 an Unterstützungen die Summe von 9097 M. Am Schluffe des Geschäftsjahres 1887 zählte die Brandversicherungs - Gesellschaft sächsischer Lehrer 5576 Mitglieder mit 25,541,870 M. Ver sicherungssumme. 18 neue Schulgebäude wurden ge weiht und ihrer Bestimmung übergeben. — Ueberall im Lande bilden sich jetzt Versiche rungs-Gesellschaften gegen Trichinengefahr, bei welchen man für eine geringe Gebühr die zu schlach tenden Schweine gegen vorkommende Trichinen ver sichert. Die Vergütung für solche Schweine, bei denen dann durch den Trichinenschauer wirklich Trichinen ge funden werden, geschieht nach einem voraus verein barten Satze. Durch diese zeitgemäße Einrichtung ist schon so Mancher vor großem Schaden behütet worden. Tharandt. Ueber das am Donnerstag hier statt gehabte Eisenbahn-Unglück erfährt man jetzt fol gende Einzelheiten: Der von Flöha über Freiberg kommende und Abends gegen '/,6 Uhr in Tharandt fällige Lokalgüterzug Nr. 1335 hatte die Station Klingenberg um ^5 Uhr Nachmittags in einer Stärke von 106 Achsen mit vorschriftsmäßiger Bremsbedienung verlassen. Die Wagen waren nur zum Theil beladen, unruittelbar hinter der Lokomotive befand sich der Zugführerwagen. Dieser entgleiste aus zur Zeit noch nicht genau sestgestellter Ursache bei Edle Krone mit der Hinteren Achse und wurde den weiten Weg bis zu der dem Albertsalon in Tharandt gegenüber lie genden eisernen Weißeritzbrücke von den nachfolgenden Wagen über die Schwellen hinweg vorwärts geschoben. Hier jedoch fand er an den eisernen Trägern einen Widerstand, und die Folge war, daß die nächsten 15 dis 20 Wagen, in ihrem Weiterlaufe gehemmt, eben falls von den Schienen kamen, sich als eine dicht geschloffene Masse in dreifacher Höhe auf einander thürmten und somit dem übrigen Zugtheile jede wei tere Vorwärtsbewegung versperrten. Beide Gleise der Dresden-Reichenbacher Bahnlinie wurden dadurch unfahrbar gemacht. Glücklicher Weise ist der Unfall immerhin noch gut abgelaufen, da das Bedienungs personal keine wesentlichen Verletzungen davongetragen hat; nur ein Bremser hat Kontussionen leichterer Art erhalten. Nach angestrengter Arbeit gelang eS, am Sonnabend die eine unbeschädigte Hälfte der Brücke frei zu legen, auch wurde am Sonntag eine Weiche hinter der Unglücksstelle eingelegt, um den Verkehr in der alten Weise wieder aufnehmen zu können. Die Räumungsarbeiten und die Herstellung der beschädigten Brückenhälfte dürften noch einige Zeit in Anspruch nehmen. Die fürchterlich zertrümmerten Wagen waren theilS mit Kohlen oder leeren Petroleumfaffern beladen, theils waren sie unbeladen. Crimmitschau. Die in letzter Zeit in hiesiger Stadt zum Besten des Bürgerhospitalbaufond veranstaltete Hauskollekte hat bis jetzt den höchst erfreu lichen Betrag von 7300 M. ergeben, worunter sich sehr namhafte Beträge z. B. von 1000 M., 500 M., 300 M., 200 M., 100 M. rc. befinden. Es ist dies gewiß ein deutlich sprechender Beweis dafür, daß die hiesige Einwohnerschaft mit der beabsichtigten Grün dung eines Bürgerhospitale« vollkommen einverstanden ist und den Werth eines solchen Heims bei den hie sigen Verhältnissen voll und ganz anerkennt. Vielfach hört man sogar das Bedauern aussprechen, daß diese Angelegenheit nicht schon vor 10 Jahren in Anregung gebracht worden ist. Reichenbach. Am 5. Dezember wurde von einem Schutzmann auf hiesigem Bahnhofe ein zehnjähriger Junge angehalten, der durch sein e'genthümliches Verhalten die Aufmerksamkeit des Polizisten auf sich gelenkt hatte. Nach mehrfachen unglaubwürdigen Aus sagen stellte sich's heraus, daß der Bursche das Kind eines in Nürnberg wohnenden Agenten ist. Der Knabe hatte, wie er später zugestand, Geld auf unrechtmäßige Weise sich angeeignet und war damit, angeblich aus Furcht vor Strafe für eine unterlassene Schülerarbeit, mit der Bahn hierher gereist. Hier scheinen ihm nun die Baarmittel ausgegangen gewesen zu sein, denn, wie er angab, hatte er den ganzen Tag über noch nichts zu sich genommen gehabt. Die Eltern wurden daraufhin von der Polizei telegraphisch benachrichtigt und dem Jungen inzwischen Unterkommen gewährt. Plauen. In einem im Schlachthofe geschlachteten Schweine sind am 5. Dezember Trichinen in großer Anzahl gefunden worden. Es war dies in diesem Jahre schon das zwanzigste Schwein, welches mit Trichinen behaftet war. Unsägliches Elend ist durch die Einrichtung der obligatorischen Trischinenschau von der hiesigen Bevölkerung abgehalten worden, und es muß anerkannt werden, daß alle Personen, welche bei der Trichinenschau betheiligt sind, ihre Pflicht durch aus erfüllen. Bernstadt. Kürzlich brannte in Dittersbach a.d.E. ein Stallgebäude des Kretschmer'schen Gutes ab. Bei den Aufräumungsarbeiten fand man in den in den Boden räumen aufbewahrten Heuvorräthen den an Kopf und Füßen angekohlten Leichnam des dort bedienstet gewesenen Knechtes Malke, welcher sich nach einer erhaltenen Zurechtweisung entfernt hatte und hier seinen Tod durch Erstickung fand. Malke war 1869 in Oschatz geboren und Zögling der Landesanstalt Großhennersdorf. Ob er das Feuer anlegte und dann in demselben verunglückt ist oder ob er im Schlafe von demselben überrascht wurde, wird wohl nie er mittelt werden Meißen. Auf Seiten der unangeseffenen Wähler der Gemeinde Cölln scheint kein großes Interesse zu herrschen, denn bei der letzten Wühl erschienen nur 7 Unangesessene an der Wahlurne. Riesa. Vor ungefähr acht Jahren war in einem hiesigen Getreidegeschäft ein schwerer Geldschrank gestohlen worden, der am nächsten Morgen in der Nähe der nach Pausitz führenden Straße aufgefunden wurde, ohne daß es den Dieben gelungen gewesen wäre, von seinem kostbaren Inhalt etwas zu entwenden. In der Nacht vom Montag zum Dienstag voriger Woche hat sich hier der Diebstahl eines Geldschrankes im Gewicht von 8 Zentnern wiederholt. In dem neben dem Eisenwerk „Lauchhammer" liegenden Gasthofe „Stadt Leipzig" haben in der genannten Zeit mehrere Männer den Geldschrank, der zu ebener Erde stand, dadurch gestohlen, daß sie einen Wagen in den Raum geschoben und den Schrank dann fortgefahren haben. Am nächsten Morgen hat man die Spur der Diebe erst lange nicht finden können, bis man entdeckte, daß sie den Schrank auf dem Wege nach Gröben verloren hatten, wo sich im Wege Abdrücke vorfanden. Von da leitete die Spur über die Brücke nach dem Wege nach Weida, und nach längerem Suchen fand man endlich in einer Sandgrube einen Fleck, der dadurch ausfiel, daß er unbereift war, während ringsum Alles sich mit Relf bedeckt zeigte. Man grub nach und fand bald den Schrank, der auch dies Mal nicht geöffnet worden war. Der Inhalt des Schrankes soll ziemlich bedeutend gewesen sein, man spricht von 15000 bi» 18000 M. Borna. In einem benachbarten Dorfe hörte dieser Tage eine krank und schlaflos im Bett liegende Gutsbesitzersehesrau, daß die im Stalle untergebrachten Kühe nach Mitternacht außergewöhnlich unruhig waren; sie weckte deshalb eine Magd, welche sich mit der Laterne nach dem Stalle begab, um der Ursache nach zuspüren. Als die Magd den Stall betrat, erblickte sie zwei Männer, damit beschäftigt, durch AuStheilen von Futter die Thiere wieder zu beruhigen. Inmitten des Stalles stand eine mit Stricken gefesselte, augen scheinlich zum Mitnehmen bestimmte Kuh. Auf die Hülferuse der erschreckten Magd ergriffen die unge betenen Viehwärter durch eine zweite Thür die Flucht und konnte bisher die Persönlichkeit derselben noch nicht sestgestellt werden. Leipzig. Der Afrikareisende vr. Hans Meyer ist dieser Tage wohlbehalten wieder in die Heimath zurückgekehrt. Derselbe war der erste Reisende, der den Kilima-Ndscharo erstiegen hatte, und befand sich auf einer zweiten Reise, als der Aufstand in Deutsch- Ostasrika ausbrach und der Reisende von Glück sagen kann, daß er lebend, wenn auch gänzlich ohne Mittel, an der Küste ankam. Hans Meyer wird sich neu aus rüsten und im nächsten Jahre die Reise von Neuem antreten. Tagesgeschichte. Berlin. Das am 8. Dezember an den Reichs tag gelangte Weißbuch umfaßt die Zeit vom 5. Mai bis zum 4. Dezember 1888, enthält insgesammt 44 Schriftstücke, darunter 21 Berichte des deutschen General konsuls in Zanzibar. Ein Erlaß des Reichskanzlers vom Oktober 1888 mißbilligt das Verfahren bei der Flaggenhiffung, die überhaupt weder geboten noch rathsam war, sich auch nicht mit der Auffassung ver trug, daß die Verwaltung des Küstengebiets unter Wahrung der Souveränität des Sultans erfolgen sollte. Ueberhaupt mußte die Deutsch-Ostafrikanische Gesell schaft angesichts der schwachen Stellung der deutschen Verwaltung unter Schonung aller nationalen Vor- urtheile der Bevölkerung durch geschickte Behandlung des Sultans und seiner Malis gerade diese letzteren ihren Zwecken dienstbar zu machen suchen. Die übrigen Berichte und Aktenstücke des Weißbuchs melden im Wesentlichen Bekanntes über die Vorgänge in Zan zibar, über die Verhandlungen znnschen England, Deutschlands, sowie über die Heranziehung Portugals, des Kongostaats, Italiens und Frankreichs zu dessen Verhandlungen. — Der Reichstag wird voraussichtlich am 14. oder 15. Dezember bereits die Weihnachtsferien anfangen. Da am 8. Dezbr. des katholischen Feier tags halber die Neichstagssitzung ausfiel, die erste Lesung der Altersversorgung aber noch nicht beendet werden konnte, so wird in der kommenden Woche noch viel Arbeitsstoff erledigt werden müssen, nämlich 1. der Schluß der Generaldebatte der Altersversicherung, 2. die erste Lesung des Genoffenschaftsgesetzes, 3. alle drei Lesungen des schweizer Handels-Vertrages, der t»S Jahresschluß erledigt sein muß, 4. die erste Lesung deS Nationaldenkmalgesetzes, 5. am Mittwoch (Schwerins tag) der Antrag des Centrums, betr. die Sklavenfrage in Afrika, woran sich zugleich eine erste Besprechung der Kolonialpolitik in Ostafrika schließen dürfte, oa außer dem auch in der Budgetkommtssion am Dienstag die Anwesenheit des Grafen Herbert Bismarck zu erwarten steht, welcher bei der Berathung des Etats des Aus wärtigen Amtes mancherlei Mittheilungen über Ost afrika machen dürste. — Auf Anregung des Abg. vr. Bürklin traten die Mitglieder der in der letzten Session des Reichs tages mit der Berathung des Weingesetzentwurfes befaßten Kommission zusammen, um zu berathschlagen, wie in der sogenannten Weinfrage nunmehr vorzugehen sei, da man einen bezüglichen Gesetzesvorschlag von Seiten der Regierung nicht zu gewärtigen habe. Die Erschienenen waren einmüthig der Ansicht, daß bald möglichst eine gedeihliche Lösung der schwebenden Frage herbeizuführen sei, wobei mehrfach die Bereitwilligkeit ausgesprochen wurde, nöthigensalls durch Verzicht auf gewisse Lieblingswünsche das Zustandekommen eines Jnitiativ-Antrages zu erleichtern, der mit einiger Sicher heit auf die Zustimmung des Reichstages und dem nächst der verbündeten Negierungen rechnen könne. Ein zu diesem Zweck gestellter Antrag des genannten Ab geordneten, unter Hlnzuzug weiterer Reichstagsmit glieder, welche sich für den Gegenstand interessiren, eine freie Kommission zu bilden, sand einstimmige An nahme. Die Kommission wird in der nächsten Woche ihre Arbeiten aufnehmen. Bayern. Im Jahre 1788 waren im Churfürsten- thum Bayern 1194 Bierbrauereien in Betrieb: