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Mt „Weißerttz.Zeitung" «scheint wöchentlich drei, «au Dienstag, DonnrrS- tag und Sonnabend. — Preis viertrljiihrlich 1 M. jb Pfg., zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — All« Postan- palten, Postboten, sowie vie Agenten nehmen Be stellungen an. Wchmtz -Jeitmz. Amtsblatt Jnferate, welch« v«l d« bedeutenden Auslaß« des Blattes eine sehr wirk- same Berbreitun«^ finden, ««den mit 10 Pfg. di« Spaltenzeile oder der« Raum berechnet. — Ta bellarische und comp kiekt» Inserate mit entsprechem d«m Aufschlag. — Eina*- sandt, im redaktionell«« Thetle, di- Spaltenz«ite «> Pfg. für die Königliche Kmishauptmannschafi Dippoldiswalde, sowie für die Kömglichm Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Zsraumstein Verantwortlicher Redacteur: Carl Ithm in Dippoldiswalde. Nr. 144. Sonnabend, den 8. Dezember 1888. 54. Jahrgang. Aus Ostafrika. Das die Zanzibarküste blockirende deutsch-englische Geschwader hat den aufständischen Stämmen jener Gebiete die erste scharfe Lection ertheilt und einige Küstenplätze, in denen sich die Aufständischen festgesetzt hatten, bombardirt. lieber die Wirkung des Bombarde ments hinsichtlich der Stimmung der Eingeborenen fehlen noch die Nachrichten, aber nach dem ganzen trotzigen Verhalten des aufständischen Araberthums in Deutsch-Ostafrika zu urtheilen, wird man sich von diesem ersten Auftreten der deutschen und englischen Kriegsschiffe noch nicht sonderlich viel versprechen dürfen und es muß deshalb schon jetzt die Frage aufgeworfen werden, was geschehen soll, wenn die Rebellen aus den Hafen orten der Zanzibarküste durch die kräftige Sprache der deutschen und englischen Schiffsgeschütze wieder verjagt worden sind. Gewiß war es ein ganz richtiger Gedanke, durch die Blockade des ostafrikanischen Küstengebietes vom Algone-Vorgebirge im Norden bis zum Cap Delgado im Süden dem Araberausstande eine seiner hauptsächlichsten Hilfsquellen, die Einfuhr von Waffen und Munition von der See, und die Ausfuhr von Sklaven nach der See, zu verstopfen, nur wird man sich vor Allem in den Berliner leiten den Kreisen darüber klar werden müssen, daß durch diese Schiffsoperation allein die verloren gegangenen Gebiete von Deutsch-Ostafrika noch nicht zurück zu er obern sind. Wohl werden sich die Aufständischen von der Küste vorläufig mehr nach dem Innern zurück ziehen, ist jedoch hiermit besonders viel gewonnen? Es weiß ja niemand, ob sie nicht auf lange Zeit hinaus mit Waffen und Munition versehen sind, und selbst wenn dem nicht so wäre, stünde von der Zähig keit und Schlauheit des ostafrikanischen Araberthums zu erwarten, daß sich die Rebellen schließlich auch auf anderen Wegen, als von der blockirten Küste her, das Nöthige zu ihrem militärischen Unterhalte zu ver schaffen suchen werden. Man müßte ihnen also auch zu Lande auf den Leib rücken und es heißt nun aller dings, daß die deutsche ostafrikanische Gesellschaft eine besondere Kolonialtruppe anwerben wolle, um das ver loren gegangene Gebiet wieder zu erobern, da selbst verständlich die Besatzung der deutschen Kriegsschiffe höchstens an der Küste durch Landungstruppen ein greisen könnte. Zum Krieg führen, auch in Ost afrika, gehört jedoch zunächst Geld, Geld und nochmals Geld und da die ostafrikanische Gesellschaft dieses noth- wendige Erforderniß nicht besitzt, so will sie sich, wie es weiter heißt, mit der Bitte an das Reich wenden, ihr behufs Anwerbung und Ausrüstung einer kleinen Kolonialmacht eine gewisse Summe vorzustrecken. ES könnte diese Bitte in Anbetracht dessen, daß es sich um allgemeinere deutsche Interessen handelt, vielleicht gewährt werden, wie dann aber, wenn das Experiment mit der Kolonialtruppe fehlschlägt, wenn sich dieselbe den Arabern nicht gewachsen zeigt, was soll nachher geschehen? Soll die Regierung, nachdem die deutschen Schiffe der vstafrikanischen Gesellschaft etwas Luft ge schafft, die Gesellschaft gänzlich ihrem Schicksale über lassen und hiermit auf die Festsetzung Deutschlands in Ostasrika verzichten, oder die schon halb verlorene Partie auf eigene Rechnung ausnehmen und durch führen? Noch ist die deutsche Regierung nicht vor diese Entscheidung gestellt, aber dieser Zeitpunkt wird doch kommen, denn augenscheinlich zeigt sich die deutsch - ostafrikauische Kolonialgesellschaft nicht im Entferntesten der Aufgabe gewachsen, den mächtigen nachhaltigen Aufstand der Araber zu dämpfen, wenn das Reich nicht mit seinen mächtigen Mitteln eingreift. Es ist aus den bisherigen Reichstagsdebatten der gegenwär tigen Reichstagssession, soweit sie bereits die Kolonial frage und speziell die ostafrikanischen Verhältnisse streiften, noch nicht zu ersehen gewesen, welches die, Anschauungen der Reichsregieruna über den fernern Ver lauf der ostafrikanischen Frage find, doch werden späte stens die Verhandlungen über die bezüglich Ostasrikas angekündigten speziellen Vorlagen reichlich Gelegenheit hierzu geben. Hoffentlich wird dann von Seiten der Regierung der Entschluß zu vernehmen sein, daß die so viel verheißend begonnenen Anfänge deutscher That- kraft und deutscher Unternehmnngslust in Ostafrika keine vergeblichen gewesen sind und daß auf ihnen trotz des jetzigen Aufstandes unentwegt weitergebaut werden soll. Jedenfalls werden sich dann auch Mittel und Wege finden, die einstweilen verlorenen deutsch ostafrikanischen Kolonisationsgebiete für das Reich zurück zu erobern und zu behaupten, ohne daß zu diesem Zwecke unverhältnißmäßig große Opfer an Geld und Menschen gebracht werden müßten. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde, 7. Dezember. Unter den man cherlei Wünschen, die vor Weihnachten in der Kinder welt laut werden, spielt der nach einem „hübschen Ge schichtenbuche" keine geringe Rolle. Und sn keiner anderen Hinsicht entwickelt ja auch die nimmermüde Produktion eine regere Thätigkeit als in der Be friedigung des bei unserer Heranwachsenden Jugend sich oft, allzu lebhaft äußernden Lesebedürfnisses. Mit dem in der Schule eingeführten Lesebuche ist man schon längst nicht mehr zufrieden, und man braucht nur einen der massenhaft verbreiteten Weihnachts- Kataloge zur Hand zu nehmen, um eine Vorstellung davon zu bekommen, wie üppig in unseren Tagen die Jugendliteratur in's Kraut schießt. Berufene und unberufene Federn versorgen alljährlich den Weihnachts tisch in überreicher Weise, so daß das Sprüchwort: „Wer die Wahl hat, hat die Qual!" für Eltern und Kinderfreunde hier zur vollen Wahrheit wird. Ohne einen Rathgeber ist kaum auszukommen. Dem Buch händler selbst dürfte nach unserer Meinung kaum das den Ausschlag gebende Urtheil zu überlassen sein; der Lehrer ist selten in der Lage, sich eine solche Einsicht in diesen Zweig der Literatur zu verschaffen, als sie zur Abgabe eines sicheren Urtheils nöthig ist. Des halb ist es mit besonderem Danke anzuerkennen, daß schon seitJahren eine im Pädagogischen Vereine Dresden bestehendeJugendschriftenkommission einenfortwährender Durchsicht und beständiger Vervollständigung unter liegenden „Wegweiser durch die deutsche Jugend- litteratur" herausgiebt, der für die Bedürfnisse aller Jahrgänge schätzenswerthe Fingerzeige ertheilt. Wie schon oft, wollen wir auch Heuer nicht verfehlen, auf denselben, der in jeder Buchhandlung zu haben, bez. einzusehen ist, dringend aufmerksam zu machen und alle Diejenigen, die die Absicht haben, ihren kleinen Freunden ein Buch zur Unterhaltung unter den Weih nachtsbaum zu legen, zu bitten, sich der Hilfe dieses bewährten Rathgebers zu bedienen. — Bei heiterem Himmel fing es gestern an, etwas kälter zu werden, so daß bereits eine allerdings zur Zeit noch sehr dünne Eisschicht auf unseren Teichen sich bildet, die hoffentlich bald stärker wird, so daß der Weihnachtsmann auch die blanken Schlittschuhe an bringen kann; sind diese doch für unsere Knaben und Mädchen stets ein hochwillkommenes Geschenk. — Gegen '/«7 Uhr Abends am gestrigen Donners tag entgleiste an der ersten Brücke oberhalb Tha randts ein von Edle Krone kommender Güterzug, wo durch die ganze Strecke gesperrt wurde. Nähere Nach richten sind uns nicht zugegangen, doch sollen Menschen leben nicht verloren gegangen, wohl aber ein Schaffner verwundet sein. Der Personenverkehr wurde durch Umsteigen an der Unglücksstelle aufrecht erhalten. — Den kürzlich veröffentlichten Beiträgen zur Statistik des Bezirkes der Handels- und Gewerbe kammer Dresden ist eine Tafel über die Bevölke- rungSzunahme in den 45 Städten des Kammer bezirkes zugesügt. Aus dieser Tafel ist ersichtlich, daß, während im Jahre 1861 unter den 45 Städten nur eine, Freiberg, mit mehr als 10,000 Einwohnem vor Händen war, zur Zeit der letzten Zählung fünf mehr als 10,000 Einwohner hatten und Freiberg muth, mählich bei der nächsten die Zahl von 30,000 erreichen dürfte. Die Bevölkerungszunahme der einzelnen Städte ist sowohl der Zeit als dem Prozentsatz nach außer ordentlich verschieden gewesen; nachstehend find dieselbe« in 3 Gruppen getheilt aufgeführt. Die erste Gruppe umfaßt diejenigen 16 Städte, bei welchen der Prozent satz der Zunahme den Durchschnittsprozentsatz sämmt- licher 45 Städte (38,«« Prozent) übertrifft, nämlich: Radeberg (140,»»), Rabenau (114,»»), Wurzen (87,»«), Sebnitz (62,«»), Riesa (60,««), Pirna (59,»i), Oschatz (59,»i), Meißen (56,»»), Berggießhübel(55^1), Freiberg (54,«»), Dohna (52,»»), Nossen (51^«>, Nerchau (50,«r), Neustadt (50,17), Gottleuba (48,»«), Königstein (50,«»). Die zweite Gruppe umfaßt die jenigen 19 Städte, welche überhaupt noch eine Zu nahme ausweisen, mit derselben aber hinter der Durch schnittszunahme zurückbleiben; es sind dies die Städte: Glashütte (34,i>»), Grimma (33,«»), Naunhof (31^»), Großenhain (28,««), Siebenlehn (26,7«), Schandau (21,7«), Brand (18,17), Wehlen (17,»), Dippoldis walde (16,7i), Radeburg (14,»»), Brandts (13,„), Colditz (13,»«), Wilsdruff (7,»»), Frauenstein (7,«»), Lauenstein (6,««), Sayda (2,»«), Dahlen (1,»»), Bärenstein (1^»), Stolpen (1,i»)> Ja der dritten Gruppe sind schließlich die 10 Städte zusammengestellt, deren Einwohnerzahl seit 1861 zurückgegangen ist. ES sind dies Mutzschen (0,»o), Mügeln (0,»i), Liebstadt (2,««), Hohnstein (3,7»), Strehla (3,»s), Tharandt (4,7i), Lommatzsch (5,«»), Trebsen (6,«s), Geising (10,„), Altenberg (20,7s). — Der Feuerwehr-Bezirks-Verband der Amts hauptmannschaft Dippoldiswalde wird am 13. Januar eine Kommandantenversammlnng abhalten und wird bei derselben Herr Branddirektor Oeser aus Cölln a. d. E., Mitglied des Landesausschub sächsischer Feuer wehren, einen Vortrag über Spritzen, Ventile und Kolben halten. * Pretzschendorf. Am 6. d. M., des Mittags 12 Uhr, ist auf bisher noch unermittelte Weise bei dem hiesigen Mühlenbesitzer Friedrich August Funke Feuer entstanden und wurden infolgedessen das dem selben gehörige Wohn- und Mahlmühlengebäude, sowie Scheune und Schuppen bis auf das Umfassungs mauerwerk zerstört. Jngleichen wurde das Wohnhaus der benachbarten Christian- Karoline verehel. Schlegel, geb. Junke, wie auch die mit der Funke'schen Scheune zusammenhängende Scheune der Letztgenannten von den Flammen mitergriffen und ebenfalls zum größten Theile in Asche gelegt. AmmelSdorf, 4. Dezember. In der heutigen Ge meinderathssitzung wurde der bisherige Gemeindeoor- stand, Herr Erbgerichtsbesitzer Louis Richter, in An erkennung seiner Verdienste um die Gemeinde zum 5. Male auf weitere 6 Jahre einstimmig wiederge wählt. Als Gemeindeältesten wählte man Herrn Guts besitzer und Butterhändler Clemens Göhler neu. Der bisherige Gemeindeälteste, Herr GutSbes. Karl Fischer, hatte eine Wiederwahl wegen Krankheit entschieden abgelehnt, nachdem er dieses Amt 18 Jahre lang ver waltet hat. Ihm sei bei seinem Scheiden aus diesem Amte für die gewissenhafte Verwaltung desselben auch an dieser Stelle gedankt. Dresden. Mit verdoppelten Kräften wird gegen wärtig in der Bierling'schen Erzgießerei zu Dresden an der Fertigstellung des König Johann-Denk mals gearbeitet. Das mit dem Stusenunterbau 8 m hohe Postament ist bereits mit den Bronzefüßen der vier Gasleuchter auf dem Theaterplatz aufgestellt und entzieht sich durch eine hohe Bretterumhüllung den Blicken der Vorübergehenden. Die Leuch terfüße ver sinnbildlichen in meisterhaft sn roliol gruppirten Figuren die Wehrkraft Sachsens, die Wissenschaft, ist» Kunst und die Industrie des Landes. In der Gieße-