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„Weißerltz.Zeitung" «scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. zb Psg-, zweimonatlich 84 Psg., einmonatlich 42 Psg. Einzelne Nummern 10 Psg. - Alle Postan- stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Amtsblatt für die Königliche Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Inserat«, welche bei da bedeutenden Auflage de» Blattes eine sehr wirk- same Vorbreitunei staden, werden mit 1V Psg. di« Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirt« Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Eirme» sandt, im reoaktionellen Theil«, di« Spaltrnzeil« MPfg- Verantwortlicher Redacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Nr. 141. Sonnabend, den 1. Dezember 1888. 54. Jahrgang. Zum 40Mrigtu NtgieruiigsMläum des Kaisers /ranz «Josef l von Oesterreich. Ein hochbedeutsamer Tag ist mit dem bevorstehen den 2. Dezember für die Lölker Oesterreich-Ungarns herangenaht, denn an ihm vollenden sich vierzig Jahre, daß Franz Josef I. das Sceptcr des. Kaiserstaates führt und die Vorbereitungen, welche schon seit Monaten in allen Gauen des Reiches zur würdigen Feier des Jubeltages getroffen worden sind, entsprechen voll kommen der freudigen Theilnahme der Bevölkerung Oesterreich-Ungarns an dem seltenen festlichen Ereig nisse. Bildet doch gerade in der von politischen und nationalen Kämpfen so heftig durchwühlten Habsbur gischen Monarchie die Liebe zu dem angestammten Herrscherhanse und dessen ersten Vertreter den gemein samen Boden, auf dem sich alle Nationalitäten und Parteien immer wieder zusammenfinden und zum Heile des Vaterlandes vereinigen. Diese für Oester reich-Ungarn besonders charakteristische Anhänglichkeit der Nation an die Dynastie hat sich in trüben Tagen, deren ja der Kaiserstaat so manche geschaut, schon oft gar leuchtend bewährt, sie ist um so begreiflicher bei frohen Ereignissen im Schooße des Kaiserhauses und so sehen wir denn auch bei der Feier des 2. Dezember alle Völker im Reiche des habsburgischen Doppelaares einmüthig um den Thron des Herrschers geschaart. In einer schweren Zeit für Oesterreich-Ungarn, in dem Nevolutionsjahre 1848, bestieg Franz Josef im Alter von erst 18 Jahren den Thron, nachdem sein Onkel, Kaiser Ferdinand, welcher sich der Regierung nicht mehr gewachsen fühlte, abgedankt hatte. Die Zuckungen des europäischen „Sturm- und Drangjahres" hatten sich auch im Kaiserstaate stark bemerklich gemacht und namentlich in Ungarn eine aufständische Bewegung entfesselt, die nachgerade die Existenz der Monarchie zu vernichten drohte, während zugleich die Kräfte des Reiches nach außen durch den Krieg mit Sardinien in Anspruch genommen wurden. Die Unterwerfung der Ungarn, freilich erst durch die Hilfe russischer Truppen herbeigeführt, und die glänzenden Siege Nadetzky's auf den Schlachtfeldern Ober-Italiens sickerten indessen den Bestand der österreichischen Mo narchie und mit Kraft und Nachdruck konnte sich der jugendliche Herrscher den inneren Fragen seines Reiches wie den deutschen Angelegenheiten widmen. In erster Beziehung kennzeichnet die Negierung Franz Josefs in jener Periode das erfolgreiche Streben nach Centra- lisation der Monarchie und in den Bundesangelegen heiten wußte er mehr und mehr das Schwergewicht Oesterreichs Preußen gegenüber zur Geltung zu bringen und dementsprechend weisen die ersten zehn Regierungs jahre des Kaisers eine Anzahl äußerlich bemerkens- werther Erfolge auf. Aber der Werth derselben ward durch die Katastrophen, welche der unglückliche Aus gang der Kriege von 1859, namentlich aber von 1866, für den österreichischen Kaiserstaat bedeuteten, mehr als in Frage gestellt und der Verlust der österreichischen Machtstellung in Deutschland infolge der Schlacht von Königsgrätz gestaltete sich sogar zu einer hochernsten Kraft- und Lebensprobe für das Donaureich. In dessen, sie ward in fast überraschender Weise über standen, wobei allerdings der zwischen Oesterreich und Ungarn durch den Grafen Beust herbeigeführte. Aus gleich eine Hauptrolle spielte, und seitdem hat sich das österreichisch-ungarische Staatswesen nach verschiedenen Richtungen in kraftvoller Weise entwickelt. Wohl lo derte der Nationalitätenhader stärker und stärker empor, aber dies vermochte die mächtigen Fortschritte, welche Oesterreich-Ungarn in den beiden letzten Jahrzehnten auf geistigem wie materiellem Gebiete unstreitig gemacht hat, nicht zu beeinträchtigen, noch weniger ist jedoch der leidige Nationaliiätenstreit geeignet gewesen, die auswärtige Politik des Donaureiches zu beeinflussen. Dieselbe ist zum nicht geringen Theile durch die ent schiedene persönliche Willensäußerung des Kaisers Franz Josef in die Bahnen gelenkt worden, die zunächst zu dem festen Bündnisse und Freundschaftsverhältnisse zwischen Oesterreich-Ungarn und dem Deutschen Reiche und dann zur Versöhnung Oesterreichs mit Italien und den Eintritt letzterer Macht in den Bund der beiden centraleuropäischen Kaisermächte führten. Der unentwegte Fortbestand des europäischen Friedens bundes, welcher erst in den letzten Wochen durch die Besuche Kaiser Wilhelms II. in Wien und Nom seine erhebende Besiegelung erfahren hat, wirft auf das Negierungsjubiläum des österreichischen Monarchen wohl mit die hellsten Strahlen und es vereinigen da her die deutsche und die italienische Nation ihre herz lichsten Segenswünsche zum Ehrentage Kaiser Franz Josefs I. mit denen der Volksstämme Oesterreich-Un garns. — Franz Josef begeht, im 59. Lebensjahre stehend, sein vierzigjähriges Regierungsjubiläum in vollkommenster geistiger Frische und Regsamkeit und in einer körperlichen Rüstigkeit, die in Anbetracht des vor geschrittenen Lebensalters des erlauchten Jubilars ganz erstaunlich genannt werden muß. Vermählt ist der Kaiser seit 24. April 1854 mit Prinzessin Elisabeth, Tochter des unlängst verstorbenen Herzogs Max in Bayern, aus welcher Ehe drei Kinder entsprossen sind: Prinzessin Gisela, seit 1873 die Gemahlin des Prinzen Leopold von Bayern, Kronprinz Rudolf (geb. am 22. August 1858) und die Prinzessin Valerie (geb. am 22. April 1868.) -Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Aus der weiter unten ver öffentlichten Uebersicht der Betriebsergebnisse der sächs. Staatsbahnen ist mit Freuden zu ersehen, daß die Schmalspurbahn Hainsberg-Kipsdorf gegen das Vorjahr im Jahre 1887 recht erfreuliche Ergeb nisse aufzuweisen hat. Während dieselbe noch im Jahre 1886 das Anlagekapital mit 3,i»« Proz. ver zinste, war im Jahre 1887 der Zinsfuß auf 3,??» Proz. gestiegen. Im Jahre 1884 war derselbe 3,sss Proz. gewesen und war im Jahre 1885 über ein ganzes Prozent, auf 2,ss« Proz. gefallen, was seinen Grund in der damals vorgenommenen Herabsetzung der Gütertarife hatte. Wenn auch vorauszusehen ist, daß nach Eröffnung der Müglitzthalbahn unsere Linie nicht die gleichen Ergebnisse liefern wird, wie jetzt, so wollen wir doch hoffen und wünschen, daß sie immer die gleich erfreulichen sein werden. — 30. November. Morgen beginnt bereits der Christmonat, in dem mit nächsten Sonntage das neue Kirchenjahr seinen Anfang nimmt. Es ist eine wunder bar gemüthlich anregende Zeit, diese Zeit vor dem Weihnachtsfeste. Die immer rauher werdende Natur eint inniger denn je den Familienkreis, auf den das Vorgefühl der kommenden Festtage bereits einen ver klärenden Schimmer wirst; eine geheimnißvolle rege Geschäftigkeit entfaltet sich, denn Jeder, dem bei der abstumpfenden Tagesarbeit, bei dem hastigen Treiben nach Verdienst und Gewinn der Sinn für zartere Em pfindungen nicht ganz abhanden gekommen ist, bereitet sich darauf vor, das Fest der Liebe durch erwünschte Gaben und Ueberraschungen nach Kräften zu ver schönern. Und wohl Jedem, der dazu noch fähig ist, der es über sich gewinnt, einmal der Selbst- und Eigensucht Zügel anzulegen und mit Entsagung und Aufopferung Andern Freude zu bereiten. Wenn auch unserer Zeit der Vorwurf, dem Materialismus nicht mit der wünschenswerthen Energie zu begegnen, nicht erspart werden kann: wahrlich, in der Weihnachtszeit findet sich unser deutsches Volk immer wieder zurecht; nicht nur Familie und Haus legen Zeugniß davon ab, auch in weitere Kreise dringen Strahlen der Liebe, die nimmer aufhört. Und wenn wir auch uicht die von wohlthätigen Vereinen und Gesellschaften in ost groß artiger Weise aufgewendeten Mittel zur Veranstaltung von Weihnachtsbescherungen in Rechnung ziehen: es bliebt genug übrig an Thaten der Barmherzigkeit, die gethan werden, ohne daß die Linke weiß, was die Rechte thut. Es wird nicht lange mehr währen, so werden die Bitten von verschiedenen Seiten an die Thüren und Herzen klopfen; möge ihnen gern geöffnet, und auch in diesem Jahre das Weihnachtssest ein Fest werkthätiger, hilfsbereiter Liebe werden! — Zu Denen, die sich auf die kommenden Festtage freuen und durch sie die Mittel zu gewinnen hoffen, auch ihren Familien und Anderen Freude zu schaffen, gehören vor Allem auch unsere Gewerbtreibenden, d. h. unsere Mitbürger, die mit Aufwendung aller Kräfte bemüht sind, allen nur möglichen Bedürfnissen Genüge zu leisten. Wolle man doch sie nicht vergessen! Freilich müssen dieselben auch bestrebt sein, in der Umgebung bekannt zu geben, welche Art Maaren sie führen und was sie Alles zu bieten vermögen. Heutzutage kann Nie mand, selbst der größte Geschäftsmann, das Inserat und die Zeitung entbehren. Durch Gottes Hilfe ist es gelungen, unserm theuern Vaterlande den edlen Frieden zu bewahren, mögen sich nun auch Handel und Wandel und lohnender Verkehr immer lebhafter entfalten und das kommende Weihnachtsfest erwünschte Gelegenheit bieten, das Vertrauen zu bethätigen, das wir in die mannhaften Versicherungen unseres Kaisers setzen, der es für seine christliche Regentenpflicht erkennt, den Frieden zu schirmen! — Bei der am 29. November stattgefundenen Loosung zwischen Herrn Schornsteinfegermstr. Ebert und Herrn Mühlenbes. Heise ist Ersterer als Stadt verordneter, Letzterer als Stadtverordneten-Ersatzmann hervorgegangen. Rabenau. Vom hiesigen Trichinenschauer Wolf wurde am Dienstage ein untersuchtes Schwein stark mit Trichinen durchsetzt gesunden und mußte die Ver nichtung des Fleisches angeordnet werden. Da der Besitzer das Thier nicht versichert hatte, erwächst ihm ein nicht unbedeutender Schaden. Dresden. Im Anschluß an die bereits im August veröffentlichten Zahlen über die königl. sächs. StaatS- eisenbahnen werden jetzt auch die Belriebsergebniffe der einzelnen Linien veröffentlicht. Die Betriebs einnahmen (74182025,34 M.) sind im Vergleich zum Vorjahr um 5218892 M. gestiegen und haben hierzu beigetragen: Der Personenverkehr 1335941 M., der Güterverkehr 3566032 M., andere Quellen 3169I9M. Das Anlagekapital betrug 621758136,69 M. für 2351,20 Kilometer Bahnlänge im Betriebe, die Ver zinsung 5,099 Prozent gegen 4,593 Prozent im Vor jahr 1886. Von 55 im Betriebe gewesenen Linien erforderten 5, und zwar Herlasgrün-Oelsnitz, Meusel witz-Ronneburg, Weipert-Annaberg, Scheibe-Eibau, Mosel-Ortmannsdorf Zuschüsse, letztere Linie ist schmal spurig. Die gesteigerte Inanspruchnahme der VerkehrS- einrichtungen hat auch vermehrte Betriebsausgaben erfordert—41930548,10 M. oder mehr 1679016 M., wobei auch die erhöhten Kohlenprcise von Einfluß waren. Das Bahnnetz hat sich im Laufe des Betriebs ¬ jahres erweitert durch Hinzutritt der Linien Leipzig- Geithain-Schönberg-Schleiz und Meuselwitz-Ronneburg. Das finanzielle Ergebniß der einzelnen Linien ist'auS nachstehender Tabelle ersichtlich: Normalspurige Bahnen. iss«. ISN. Leipzig-Hof 8,511 8,740 Plagwitz-Gaschwitz 2,936 4,339 Gaschwitz. Meuselwitz 6,891 7,022 Meuselwitz-Ronneburg 0,606 Gößnitz-Gera 3,730 3,655 Werdau-Weida 7,520 7,758 Weida-Mehltheuer 2,127 2,664 Brunn-Greiz 5,882 5,862 WolsSgesürth-Weischlitz 1,016 1,240 Plauen-Eger . 2,258 2,646 Herlasgrün-Oelsnitz —0,702 —0,329 Zwickau - Falkenstein 2,374 2,764 Dresden-Werdau m. Kohlend, b. Dr. . . . 6,441 7,245 Schwarzenberg-Zwickau m. Zweigb. S. N. . 6,667 7,721 Schönbornchen - Gößnitz 5,605 5,947