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'V-r? Verantwortlicher Redacteur: Carl Ichne in Dippoldiswalde. Nr. 134. Donnerstag, den 15. November 1888. 54. Jahrgang weisbare Maßnahmen zur kräftigen Weiterentwickelung der Seekriegsmacht Deutschlands und von der Einsicht und dem Patriotismus des Reichstages steht zu er warten, daß er sich der Nothwendigkeit dieser Reformen nicht verschließen wird — er wird sich hierin nur in Uebereinstimmung mit der großen Mehrzahl der deut schen Nation befinden! — Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde, 14. Novbr. Wenn auch gestern die Kälte nicht so hoch war, als vorgestern und am Sonntage, so wehte doch ein so schneidend kalter Wind, daß der Aufenthalt im Freien, besonders auf der Eis bahn, nicht als Annehmlichkeit genossen werden konnte. Es wäre recht erwünscht, wenn der Wind einen Witterungsumschwung, vor Allem Schnee bringen wollte, denn die Saaten, die schon hübsch aufgegangen sind, sehnen sich nach ihrer Hülle. — Kauft am Orte! Unter dieser Ueberschrift bringt die „Wurzn. Zig." ein Eingesandt, dessen In halt auch vollständig unserer Meinung Ausdruck giebt. Dasselbe lautet: „Der hereinbrechende Winter und das bevorstehende Weihnachtsfest sind Zeiten, denen jeder Geschäftsmann mit besonderer Erwartung entgegen sieht, da sich erfahrungsgemäß an diesen Terminen eine größere Kauflust auf Seiten des Publikums ent wickelt. Unsere Geschäststreibenden haben sich ge nügend vorgesehen, um allen an sie herantretenden Wünschen der Käufer gerecht werden zu können, sie erwarten nur, daß das Publikum recht zahlreich sich davon überzeuge und durch reichliche Einkäufe den heimischen Handel unterstützen möge. Ich finde diesen Appell an den Lokalpatriotismus ganz gerechtfertigt, ja er ist sogar nothwendig; denn man hört leider noch oft genug: „Das kaufe man in einer größeren Stadt besser und billiger." Daß die Billigkeit der in der großen Stadt eingekauften Gegenstände durch die mit der Reise dahin verknüpften Spesen ost einen sehr relativen Werth enthält, wird nicht weiter berücksichtigt. Was die Qualität der Einkäufe betrifft, so habe ich zu unseren Geschäftsleuten das Vertrauen, daß sie in ihrem eigenen Interesse ihren Kunden gute und preis- wcrthe Maaren liefern. Andererseits wird wohl auch Mancher schon die Erfahrung gemacht haben, daß sich hinter den Spiegelscheiben schön dekorirter Schaufenster der Großstadt Manches verbirgt, was zwar nach An sicht des betreffenden Geschäftsinhabers noch sehr gut ist, um den Weihnachtstisch des „biederen Provinzialen" zu schmücken, das sich aber bei näherer Betrachtung doch nicht als „besser und billiger" erweist. Man sollte auch nicht vergessen, daß man sich in einer großen Stadt dem Zufall anvertraut, der einen, wenn das Glück gut ist, in ein gutes Geschäft führt, in dem man wirklich gut bedient wird, während man in der eigenen Stadt doch seine Leute kennt. Ich empfehle daher unseren Mitbürgern, bei ihren Einkäufen die hiesigen Kaufleute und Gewerbetreibenden zu berück sichtigen und nach Möglichkeit zu unterstützen." — Oft wird von Seiten der Mannschaften des Beurlaubtenstandes darin gefehlt, daß die aus gedienten Soldaten es unterlassen, Veränderungen ihres Familienstandes (Verheirathung, Geburt von Kindern rc.) bei Gelegenheit derKontrol-Versammlungen in ihre Militärpapiere eintragen zu lassen. Wenn derartige Unterlassungen auch nicht zur sofortigen Be strafung führen, so rächen sich dieselben doch manchmal recht bitter. So mußte kürzlich das Gesuch eines Wehrmannes, der um Befreiung von seiner Uebung einkam und sein Gesuch damit begründete, daß er für zahlreiche Nachkommenschaft zu sorgen habe, abgewiesen werden, weil er die bezügliche Meldung unterlassen hatte und daher noch als unverheirathet in der Stamm liste eingetragen stand. — Im Jahre 1889 fällt das Osterfest wieder ein Mal recht spät, auf den 21. April. In Folge dessen Theile, di» Spaltenzeil» 20 Pfg- Unsere Marine. Die für die Entwickelung und Stärkung der ma ritimen Wehrkraft des deutschen Reiches so bedeutungs- , volle Frage der Reorganisation seiner Marine steht nach längerer und reiflicher Erörterung durch die hier bei betheiligten Kreise vor ihrer Lösung. Es sind für die bevorstehende Reichstagssession Vorlagen zu er warten, welche bestimmt sind, eine ganz neue Ent wickelungsperiode in der vaterländischen Marine zu eröffnen und die sowohl wichtige Veränderungen in der obersten Leitung und Verwaltung unseres Flotten wesens, als auch einschneidende Umänderungen und Neuanschaffungen im Flottenmaterial betreffen. In ersterer Beziehung ist nunmehr als feststehend zu be trachten, daß eine Trennung von Kommando und Verwaltung in der Marine erfolgen und daß für die Personalangelegenheiten im kaiserlichen Militärkabinet eine besondere, der Flotte gewidmete Abtheilung ge bildet werden wird, um auch nach dieser Richtung dem Zusammenwirken der Flotte mit der Armee Rechnung zu tragen. Indem das Oberkommando über die Flotte künftig von deren Verwaltung getrennt wird, erhält jenes eine freiere und selbstständigere Bewegung, wäh rend anderseits sich nun auch die Verwaltung mit voller Kraft den von ihr zu lösenden speziellen Auf gaben widmen kann und somit wird sich die Trennung sicherlich nur als eine zur Kräftigung und Festigung unseres gesammten Marinewesens beitragende Maß regel erweisen. Die einschlägigen Personalfragen sollen bereits entschieden sein und führt jedenfalls Vice- Admiral Graf von Monts das Oberkommando über die Flotte vorläufig weiter. Nicht minder wichtig sind auch die zu erwartenden Veränderungen im schwimmen den Flottenmaterial und es heißt, daß der dem Reichs tag vorzulegende Marine-Nachtragsetat Forderungen im Gesammtbetrage von ca. 100 Millionen Mark ent hält, die sich hauptsächlich auf den Neubau von Schlachten- und Kreuzerschiffen beziehen. Das Be dürfnis, für die älteren Schiffe der deutschen Schlachten flotte Ersatz zu schaffen, da dieselben den neuesten An forderungen im Seekriegswesen nicht mehr genügen, hat sich längst fühlbar gemacht, und ebenso bedarf die Kreuzer- und Kanonenbootflotille einer Vermehrung, wenn Deutschland mit den anderen Seemächten gleichen Schritt halten will, und es werden sich daher die zu gewärtigenden Vorschläge der Reichsregirrung nach beiden Richtungen hin bewegen. Es sind allerdings wiederum ganz beträchtliche Anforderungen, welche hiermit an die Opferwilligkeit des deutschen Volkes herantreten, aber sie müssen erfüllt werden, wenn die deutsche Kriegsmarine sich auf ihrer Höhe behaupten und derjenigen der anderen großen Mächte nicht nach stehen soll und wir dürfen nur nicht vergessen, daß im Lause der letzten zehn Jahre namentlich Frankreich, Italien und Rußland ganz gewaltige Anstrengungen zur Hebung ihrer Flottenmacht gemacht und hierbei die weitgehendsten finanziellen Opfer nicht gescheut haben. Wenn wir auch nicht daran denken können, nun mit einem Male eine so furchtbare Flotte zu schaffen, wie sie Frankreich zur Verfügung steht oder es auch nur Italien im Baue kolossaler und kost spieliger Panzerungethüme nachzuthun, so muß das zu Lande so mächtige deutsche Reich doch wenigstens eine Flotte besitzen, die nicht nur allen technischen Fort schritten entspricht, welche die neueste Zeit auf mari timem Gebiete gezeitigt hat, sondern die auch stark genug ist, um in einem künftigen Kriege sich nicht immer in der Defensive halten zu müssen. Wenn nun diese bevorstehenden neuen Aufgaben für unsere Marine auch sehr groß erscheinen, so kann doch ander seits gesagt werden, daß nach der Reorganisation der selben voraussichtlich wieder eine längere Ruhezeit für die Marine eintreten wird und daß somit ihre Etats ansprüche alsdann wieder eine wesentliche Ermäßigung erfahren werden. Für jetzt handelt es sich um unab fällt die Fastnacht erst auf den 5. März, so daß die Faschingszeit die lange Dauer von über acht Wochen hat. Pfingsten fällt den 9. Juni. — An Mondfinster nissen treten im nächsten Jahre überhaupt nur zwei in Erscheinung. Beide sind bei uns sichtbar, die eine am frühen Morgen des 17. Januar, die andere am Abend des 12. Juli. Die drei Sonnenfinsternisse be kommenden Jahres können in Europa nicht wahrge nommen werden. Als Merkwürdigkeit ist zu erwähnen, daß der Mond im Januar (am 1. und am 31.) und im März (gleichfalls am 1. und 31.) je zweimal al- Neumond auftritt, während er im Oktober (am 2. und am 31.) zwei Mal als erstes Viertel erscheint. — Ansteckende Thierkrankheiten sind im Monat Oktober innerhalb der Amtshauptmannschaft DippoldiS-' walde nicht ausgetreten. — Am Sonntag Mittag hatte in Ha ins berg ein Eiscnbahnpassagier, der mit dem Dresden-Chemnitzer Zug fuhr und nach Dippoldiswalde wollte, das Um steigen verpaßt. AIS er dies bemerkte — der Zug hatte bereits die Station wieder verlassen — warf er Hals über Kopf seinen Koffer aus dem Koupee, und ehe es noch Jemand verhindern konnte, sprang er selber nach. Er schlug natürlich furchtbar auf und blieb liegen. Eine schwere Kopfwunde hatte der Un kluge davongetragen. Er wurde zunächst in Haiusberg ärztlich behandelt und dann mit dem Vier-Uhr-Zug nach Dippoldiswalde befördert. * GroKölsa. Nachdem der hiesige, seit 1. Januar 1869 in ersprießlicher Weise amtirende Gemeindevor stand Herr Patzig in der Sitzung des Gemeinderathes am 6. Oktober dem Letzteren eröffnete, daß er aus Gesundheitsrücksichten nach 20jähriger Thätigkeit mit Ablauf dieses Jahres von seinem Amte unter allen Umständen enthoben zu sein wünsche und die von dem Genannten zur vorzeitigen Amtsniederlegung ange führten Gründe dem Gemeinderathe nicht unbeachtlich erschienen, sand, behufs Vornahme der Neuwahl eines Gemeindevorstandes für hiesigen Ort am 10. d. M. anderweite Gemeinderathssitzung statt. Hierzu hatten sich von den 11 Gemeinderathsmitgliedern 9 dergleichen eingefunden und fielen bei der vorgenommenen Wahl und Abstimmung 7 Stimmen auf den Gutsbesitzer Herrn Friedrich Hermann Menzer und 2 Stimmen auf den Gemeindeältesten Herrn Kaufmann Karl Her mann Lindner. Herr Menzer erklärte sich zur An nahme der Wahl bereit. Wilmsdorf. Vom hiesigen Gemeinderath wurden die Herren Gemeindevorstand Rüger und Gemeinde ältester Jäppelt, deren 6jährige Dienstzeit mit Ab lauf dieses Jahres zu Ende geht, für ihre Aemter auf weitere 6 Jahre gewählt, und erklärten sich die selben zur Annahme ihrer Wiederwahl bereit. H Possendorf. Das Stiftungsfest, welches der Männergesangverein „Liederwald" am vergangenen Sonntag im Verein mit den geladenen Gästen und den hiesigen Vereinen — Militäroerein und freiwillige Feuerwehr — feierte, verlief in der fröhlichsten Stimmung. Ausgezeichnet wurde das Fest durch die exakt ausgeführten Vorträge des Gesangvereins, sowie auch durch schwungvolle Ansprachen, welche von den Vertretern des Militärvereins und der Feuerwehr ge halten wurden. Dresden. Ueberall findet der Gedanke die auf das nächste Jahr fallende 800jährige Jubelfeier deS Hauses Wett in in festlicher Weise zu begehen, allent halben den freudigsten Anklang. Vorläufig ist die Bildung eines großen Ausschusses im Werke, der sich aus Männern aller Berufsarten zusammensetzen soll. Die im engeren Kreise eifrig betriebenen Vorarbeiten sind bereits soweit gediehen, daß sich unter dem Bei stand der Dresdner Künstlerschaft großartige festliche Veranstaltungen erwarten lassen. Da seststeht, daß die Jubelfeier mit der Enthüllung des König Johann- Denkmals auf dem Theaterplatze vereint werden soll, „«ettzeritz-Zeitung" erscheint wöchentlich drei- null: Dienstag, Donners» tag und Sonnabend. — Preis »ierteljiihrlich 1 R. W Pfg., zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Pfa. Einzelne Nummer« W Pfg. - Me Postan- ftalten, Postboten, sowie vt« Agenten nehmen Be stellungen an. Blattes äne sHr Otrk- same Verbreitung, finde«, werden mit SpalteiUeile od«»NM Siaum berechnet. — Ta bellarische mw complieirt« Inserate mit entsprechen» kihmtz -MW Amtsblatt für die Königliche Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswatte und Irauenstein