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Wchmtz -MW. 2. Beilage zu Nr. 129. Sonnabend, den 3. November 1888. 54. Jahrgang. Griechenland. Am 31. Oktober 1863 war es, daß der zweite Sohn des Dänenkönigs Christian als Georg I. den infolge Verzichtleistung Seitens des Königs Otto er ledigten griechischen Thron bestieg, nachdem sich der neue Herrscher am 6. Juni des genannten Jahres zur Annahme der ihm von der griechischen National- Versammlung angebotenen Krone von Griechenland bereit erklärt hatte. Es sind demnach am heurigen 31. Oktober 25 Jahre verflossen gewesen, seit König Georgios I. die Negierung über die Hellenen führt und die mannichfachen Festlichkeiten, welche zur Zeit in Athen stattfinden, bezeichnen in äußerst glänzender Weise die Wiederkehr dieses für Griechenland so be deutungsvollen Tages. Freudig nimmt das Griechen volk an dem Jubiläum seines Monarchen Theil, aber auch im übrigen Europa giebt sich aufrichtiges Inter esse an dem festlichen Ereignisse kund und sämmtliche Regierungen und Souveräne Europas haben beson dere Abgesandte zur Beglückwünschung des Königs Georg nach Athen entsendet, während außerdem im Piräus, der Hafenstadt Athens, eine stattliche inter nationale Flotte anläßlich des Jubiläums versammelt ist. Deutschland ist es nicht zum Wenigsten, welches herzlichen Antheil an dem Regierungsfeste des Hellenen königs nimmt. Den Sympathien und dem Interesse Deutschlands sind die Griechen und ihr Herrscherhaus wesentlich näher gerückt worden, seitdem durch die Verlobung des griechischen Kronprinzen mit Prinzeß Sophie von Preußen eine innige Verbindung zwischen unserem Kaiserhause und der griechischen Königsfamilie eingeleitet worden ist und diese Verbindung wird sicher auch auf die Beziehungen zwischen der deutschen und der griechischen Ration segensreich zurückwirken. Wenn sich anläßlich des Regentenjubiläums Königs Georg die Sympathien von, man kann wohl sagen, ganz Europa nicht nur für ihn selbst, sondern auch für sein Land in erfreulichster Weise offenbaren, so haben hierzu die Erfolge, welche die 25jährige Herr schaft des Griechenkönigs nach innen und außen auf zuweisen vermag', das ihrige entschieden beigetragen. Als König Georg die Regierung antrat, da war Griechenland ein von heftigen politischen Parteiungen und revolutionären Strömungen durchwühltes Land mit bedenklichen Zuständen im Heere wie in der ge summten inneren Verwaltung und nur zu gerecht fertigt erschienen die Zweifel der europäischen Staaten lenker, ob sich das noch so junge griechische Staats ¬ wesen wirtlich in lebensfähiger Weise entwickeln werde, Diese Zweifel sind jedoch im Laufe des Herrscher wirkens Georg I. entschieden beseitigt worden, denn heute bietet Griechenland das Bild eines verhältniß- mäßig geordneten Staates dar und steht es in Bezug auf seine innere Entwicklung an der Spitze der Bal kanstaaten. Aber auch nach außen hin hat das König reich der Hellenen unter der Regierung Georgs I. seinen unverkennbaren Aufschwung genommen. Es erhielt gleich beim Regierungsantritte des damals 22- jährigen Monarchen die Jonischen Inseln, die bis da hin unter Englands Oberhoheit gestanden, als terri toriale Erweiterung und zu Anfang des gegenwärtigen Jahrzehnts wurden auch bislang türkische Gebiets- theile — Striche von Theffalonien und Epirus — infolge des Berliner Vertrags dem griechischen König reiche einverleibt. Die Wünsche des griechischen Volks gingen damals — wie auch schon früher — freilich viel weiter, es ist aber nicht zum Geringsten ein per sönliches Verdienst des jetzigen Herrschers, daß er die überschäumende nationale Strömung seines Volkes, die wiederholt auf den Krieg mit der Türkei zutrieb, immer wieder in gewisse Grenzen einzuschränken wußte, sehr zum Heile seines Landes. Es ist denn Griechen land auch ohne die von ihm noch erstrebten Gebiets erweiterungen zu einer achtunggebietenden Macht auf der Balkanhalbinsel geworden, mit dem bei künftigen kriegerischen Verwickelungen im Orient unter allen Umständen gerechnet werden muß. Mit Recht konnte daher die an die griechische Deputirtenkammer gerich tete Eröffnungsbotschaft des Königs auf die günstige innere Entwickelung Griechenlands und die von ihm auf allen Gebieten gemachten Fortschritte Hinweisen, und auch der selbstbewußte, etwas kriegerische Aus klang der Botschaft erscheint durch die ungemeine Er höhung der nationalen Wehrkraft des Landes voll kommen gerechtfertigt. Hoffentlich wird aber Griechen land seine Interessen auch ohne kriegerische Abenteuer zu wahren wissen. Vermischtes. Humoristisches. Bei der Trauung. Pfandleiher Schmonzeles (im Flüsterton zu seiner Tochter, der Braut): „Da haste das Scheidewasser, Estherleben. Gieß' e Tröppche aus's Ringelche und seh, ob es aach is achtzehnkarätiges Gold!" — Auch eine Leibspeise. Onkel: „Was ist denn Deine Leibspeise, Karlchen?" Karlchen: „Dicke Erbsen, da werde ich immer so unwohl, daß ich den nächsten Tag aus der Schule fortbleiben kann." Was soll der Mann seiner Frau sein? Der Fels, an dem die Woge schäumend bricht, Der Anker, der die Heimkehr machet licht. Der Weinstock, der die Rebe trägt. Der Stamm, an dem der Epheu Wurzel schlägt. Der Kämpfer, der zu Ruhm und Ehre führt, Der Held, dess' Antlitz heil'ges Feuer schürt. Der Wald, dess' Schatten ladet ein zur Rast. Der Führer, der dem Wandrer kürzt die Last. Der Hirt', der seine Heerde weidet, Der Weg, der Gut' und Böses scheidet, Der Kopf, der denket, wirkt und waltet, Der Freund, der Nachsicht übend schaltet. Der Best' von allen Erdenkindern, Der Edelste hier unter Sündern. Galant und sein, nickt hart und rauh, Das sei der Mann stets seiner Frau. Dresdener Schlachtviehmarkt vom 29. Oktober. Am Schlachlviehmarkte Ware» 476 Rinder, einschließlich 114 Bullen, 1149 Hammel, 1360 Schweine, einschließlich 325 unga rischer und 225 Kälber, zusammen 3210 Stück Vieh oder 162 weniger wie am Bormarkte, zum Verkaufe aufgelriebe». Rind vieh halte langsamen, zu Ucbcrstand führenden Verkehr ohne Preisändcrung. Es erzielten Rinder erster Qualität 58— 62, Mittelwaare, zuzüglich guter Kühe, 52—56 und geringe Sorte 30 - 36 M. pro 50 Kilo Schlachtgewicht. Bullen wurden, je nach Werth, zu 52 , 48 und 42 M. die nämliche Quantität Schlachtgewicht gehandelt. Hammel blieben wegen mangelnden Bedarfes und daraus erwachsender, schleppender Geschäftslage reichlich unverkauft am Markte stehe». Bezahlt wurden wie in der Vorwoche: englische Lämmer mit 58—63, beste Landhammel mit 52—56 und Landhammel zweiter Sorte (Weidehamniel) mit 42—48 M. pro Paar, die zuerst genannten beiden Sorten je in der Schwere von 50 Kilo Fleischgewicht. Schweine waren, wenn auch nicht ganz, so doch leidlich verkäuflich, und erreichten Land schweine erster Sorte wieder 53—57, sowie Landschweine zweiter Sorte 48—52 M. pro 50 Kilo Fleifchgewicht, indeß Bakonier zu 53 und Oswieczimcr (Vorrath 170 Stück) zu 50—51 M. die nämliche Quantität Lebendgewicht neben 20 Kilo Tara auf das Stück abgenommeu wurden. Mecklenburger fehlten. Kälber fanden zu 110—115 Pf. das Kilo Fleisch, als» unverändert, flotten Abgang Bel allen gedachten Viehsorlen wurden ausge sucht feinste Schlachtstücke auch theuerer, wie angeführt, bezahlt. Der Marktbesuch war als mittelniäßig zu bezeichnen. — Im Centralschlachthofe wurden in voriger Woche 352 Rinder, 563 Hammel, 1174 Schweine und 503 Kälber, zusammen 2592 Stück Vieh, geschlachtet. . Sparkasse zu Höckendorf. Nächster Erpeditionstag: Sonntag, den 4. November., Nachmittags 3—6 Uhr. Sparkasse zu Kreischa. Jeden Sonntag geöffnet von Vormittags 11 — 12 Uhr und Nachmittags von 3—V»5 Uhr. M MlW WsiM Ml. kirmasvns, ckon 26. Oktober 1888. vLrl ^rvLsIvr unä 1kNN)k, Akt). ^Vülkratsi. bsili^on ItokorinationstL^o, F.bsncks >/-8 Obr, erlöste ein sanfter ll?oä meine inniZstgoliobto, un- ver^essliobe b'rau Anna LlLra, Kkb. Hunger, von »obreren I-eickon. Lrküilt vom tieksten Lobmerr über äen uner- setrlioksn Verlust roigfl (lies hiermit an Lippoläisvaläs, am 1. November 1888. äer trauernde (lütte Lrirst 8^i»Iix, amtsiiauptmannsokaktl. Nxpeäient. ' Heute Morgen entschlief sanft nach schweren Leiden unsere treusorgende, geliebte Mutter, Frau MliN UckkmZM Walts«., aus Aaunhaus. Es geben dies nur hierdurch bekannt Leipzig, den 29. Oktober 1888. die tikstrauerndeil Kuterlaffenen Minna Rostosfy, geb. Donner. Ober-Str.-Kontroleur Rostosky. Heute früh 5 Uhr entschlief sanft nach kurzem Krankenlager unser herzensguter Vater, Schwieger- und Großvater, der Privatus im nahezu vollendeten 70. Lebensjahre. Schmerzerfüllt zeigt dies hierdurch an Großölsa, den I. November 1888. C. Hermann Lindner. Die Beerdigung findet Sonntag, den 4. November, Nachmittags I Uhr, vom Trauerhause aus statt. Sonnabend, den 3. November, Nachmittags von >/»3 Uhr an, soll im Gasthofe allhier der Mobilien- Nachlaß der verstorbenen Marie Louise Wilhelm, bestehend in Kleidungsstücken, Wäsche und verschiedenen anderen Gegenständen nach dem Meistgebot versteigert werden. Die Ortsgerickten. Reinholdshain, den 30. Oktober 1888. Dienstag, den 6. November, Nachm. 2 Uhr, wird ein fettes Schwein verpfändet, Fleisch 55 Pf., Wurst 60 Pf.,> in Reinholdshain Rr 34 Loxsssu uuä Vkeirsu kauft jederzeit Karnahl in Ulberndorf.^ Neue grüne Erbsen, Sommerrübsen sucht jedes Quantum baldigst zu kaufen Schmiedeberg. Ludwig Büttner. Nachdem ich von Seiten des Herrn vr. mvä. Wirthgen in Höckendorf in Kenntniß gesetzt wor den bin, daß derselbe aus Gesundheitsrücksichten vor zugsweise seine ärztliche Thätigkeit fernerhin auf seine Sprechstunden beschränken wird, so bin ich dadurch bewogen, meine Niederlassung als prakt. Arfl, Wundarzt and Erbnckshrlfer in Ruppendorf für diese Gegend hiermit anzu zeigen. vr. moä. Ruppendorf, Wohnung bei Hrn. Rent. Menzer (Aue). Bezug nehmend aus die Erklärung des Herrn Vr, moä. Roßberg in Ruppendorf bemerke ich, daß ich, wie zeilher, meine Sprechstunden täglich (auch Sonn- und Festtags) Vormittags von 8—12 Uhr, Nachmittags von 2—4 Uhr, forthalte. Höckendorf. vr. moä. Wirthgen. Freiwillige Guts-Mrllcigerung. Erbtheilungshalber soll das in Großröhrsdorf bei Weesenstein unter Nr. 13 gelegene, 1l2 Scheffel Areal umfassende Bauergut mit massiven Gebäuden, lebendem und todtem Inventar und Ernte, auszugS- und herbergssrei, am 8. November d. I., Mittag» 12 Ubr, im Gutsgehöfte daselbst versteigert werden, '/i r ist am genannten Tage und circa 'js der Kaussumme bei Uebernahme des Gutes zu erlegen und der Zuschlag bei zu niedrigen Geboten bleibt vorbehalten. Herr Erbrichter Zeche! in Großröhrsdorf und der Unter zeichnete sind zu näherer Auskunft gern bereit. Luchan bei Dippoldiswalde. Bernhard Jrmer.