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Verantwortlicher Redacteur: Cärl Ikhnr in Dippoldiswalde böhmen in ihrem Kampfe gegen ihre czechischen Be dränger so sehr auSzeichnet. Von der jetzigen Regie rung hat Wien zur Unterstützung dieser Abwehr nichts zu hoffen, es muß also aus eigner Kraft den czechischen und verwandten Bestrebungen entschlossen entgegen treten, ja, die Reichshauptstadt hat hierzu, als der be rufenste Vorort des Deutschthums in Oesterreich, sogar die Pflicht und hoffentlich werden die Wiener diese Verpflichtung anerkennen und ihr nachkommen, ehe es hierzu überhaupt zu spät ist. Amtsblatt für die Königliche Amishauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde, 26. Oktober. Wir genügen nur der Pflicht der Dankbarkeit und unsrer eigenen innersten Empfindung, wenn wir auch hier der herzlichen Theil- nahme Ausdruck geben, die die gesammte Bürgerschaft bewegt bei dem unerwarteten, plötzlichen Hinscheiden eines unserer besten Bürger, des Herrn Blechwaaren- fabrikanten Stadtrath Carl Bernhard Teiche r. Tüchtig und mit erfreulichem Erfolg thätig in seinem Geschäft, hat der Verewigte bald darauf, als er nach wohl benutzter Wanderzeit in seiner Vaterstadt 186 l sich niedergelassen, seine Kraft auch dem öffentlichen Wohle in verschiedenen Ehrenämtern mit Erfolg und neidloser Anerkennung gewidmet und jeden Fortschritt in gewerblichen und Gemeindeangelegenheiten mit Ver- stäudniß unterstützt und gefördert. Bon 1862—68 hat er zunächst als stellvertretender und dann als wirklicher Bezirksvorsteher, von da ab als Stadtver ordneter, auch mehrjährig als Vorfitzender des Kolle giums, von 1875 aber bis jetzt ununterbrochen als Stadtrath in uneigennütziger Weise dem Gemeinwesen Kraft und Zeit gewidmet; in gleicher Weise hat er als langjähriger Hauptmann der hiesigen freiwilligen, später als der Vertreter der Bezirksfeuerwehren, wie nicht min der als stellvertretender Vorsitzender des Gewerbevereins sich als reger Förderer jedes gesunden Fortschritts er wiesen. Von der Kirchengemeinde zum Mitglied des Kirchenvorstandes gewählt, hat er auch in dieser Eigen schaft das auf ihn gesetzte Vertrauen in jeder Hinsicht gerechtfertigt. In glücklichen Familien- und wohlge ordneten Vermögens-Verhältnissen lebend, hätte der tüchtige und liebenswürdige Mann noch lange den Seinen und der Gemeinde zum Segen gesetzt sein können, und gewiß Niemand hätte ein so rasches Ende befürchtet. Um so allgemeiner und aufrichtiger ist die Theilnahme, mit der man ihm ein „Vergelts Gott!" und ein „Ruhe sanft!" in sein frühes Grab nachruft. — Der diesjährige Bezirkstag der kgl. Amts hauptmannschaft Dippoldiswalde wird Montag, den 5. November, Vormittags 11 Uhr, im Rathhaussaale Hierselbst abgehalten werden. Auf der Tagesordnung stehen folgende Punkte: 1. Richtigsprechung der Rech nung über Verwaltung des Bezirksvermögens aus's Jahr 1887; 2. Vortrag des Geschäftsberichts über Verwaltung der Bezirkanstalt und Richtigsprechung des Rechnungswerks aus's Jahr 1887; 3. Berathung und Beschlußfassung über Abänderung von § 2 des Statuts der Bezirksanstalt (Aufnahme von Trunkenbolden). 4. Berathung und Genehmigung des Bezirkshaushalt plans auf das Jahr 1889; 5. Wahl zu Ergänzung der Pferdemusterungs-Kommissionen und der Taxations- Kommission; 6. Wahl der Vertrauensmänner zu den Ausschüssen für die Schöffen- und Geschworenenwahl. — Bei dem Beginn der Zeit der Bälle machen wir darauf aufmerksam, daß nach Z 1 der Verord nung vom 11. April 1874, die Beobachtung der ge schlossenen Zeiten in polizeilicher Hinsicht betreffend, sowohl öffentliche Tanzvergnügungen als auch Tanz vergnügen geschloffener Gesellschaften und Privatbälle in der Zeit vor dem Weihnachtsfeste bis zur letzten Woche vor demselben, vom ersten Weihnachtsfeiertag einschließlich desselben zurückgerechnet, mithin in diesem Jahre bis mit Dienstag, 18. Dezember, abgehalten werden dürfen. Die Abhaltung von Concerten und „Wrlßer^Seitung" erscheint wöchentlich drei mal; Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. W Psg., zweimonatlich 84 Pfg., «inmonatlich 42 Pfa. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan- palten, Postboten, sowie oi« Agenten nehmen Be stellungen an. theatralischen Vorstellungen ist dagegen auch in der letzten Woche vor dem Weihnachtsfeste gestattet. f Schmirdebera. Wenn man jetzt, wo die Natur im köstlichsten Herbstschmuck prangt, bei einem Spazier gangs von unfern so reich bewaldeten Höhen auf unfern freundlich gelegenen Ort herabschaut, so muß das Auge offenbar Freude darüber empfinden, wie derselbe im Laufe der letzten Jahre zu seinem Vortheile sich ver ändert hat. Viele der älteren Häuser — man muß dies zur Ehre der betreffenden Hausbesitzer sagen — sind mit mehr oder wenig Kosten in ein neues, an sprechenderes Gewand gekleidet worden und manch' neues Gebäude ist entstanden. Die Stroh- uiü> Schindeldächer sind fast verschwunden und haben dem Schiefer Platz gemacht. Mehrere Gärten sind mit ge schmackvolleren Zäunen versehen und mit einer Menge junger Obstbäume bepflanzt worden. Im nächsten Frühjahre stehen weitere Neu- beziehentlich Erweite rungsbauten bevor. Es freut uns, zu hören, daß der Besitzer des hiesigen Gasthofs, Herr Brückner, eine eingreifende Umänderung seiner Gesellschaftsräume vor zunehmen gedenkt; namentlich soll der für unsere Ver hältnisse etwas dürftige Tanzsaal eine zeitgemäße Ver größerung erfahren, damit auch uns und der Umgegend Gelegenheit geboten sei, hin und wieder ein besseres Concert oder Theater besuchen zu können. Wir wün schen dem lobenSwerthen Vorhaben eine glückliche Ausführung! Erwähnt sei hier noch, daß in diesen Tagen eine ungefähr 400 Meter lange Röhrwaffer- leitung vollendet worden ist, deren Quelle im Molch grunde liegt und die den Unternehmern — 4 Grund stücksbesitzer hier — ein recht gutes und aushaltendes Trinkwafler verspricht. — Unser bisheriger Arzt, Herr vr. Joöl, hat uns kürzlich wieder verlassen. An seine Stelle ist Herr vr. moä. Planer getreten, der durch sein freund liches Wesen schon Vieler Herzen gewonnen hat. Wir wünschen ihm eine reichgesegnete Thätigkeit. — Heute Sonnabend, Abends >8 Uhr, hält der Verschönerungs-Verein seine diesjährige Herbst sitzung ab, in welcher über den Stand der Kaffe be richtet und etwaige Wünsche der Mitglieder entgegen genommen werden sollen. Im Interesse der Sache wäre eine zahlreiche Beteiligung recht Wünschenswerth. — In einer Familie zu Niederpöbel ist in dieser Woche ein leichter Fall von Halsbräune auf getreten, der alle Eltern erneut daran erinnern möge, daß es unbedingt verkehrt ist, den Hals der Kinder über die Maßen einzupacken. Eine Abhärtung des selben ist von großem Vortheil und erspart viel Angst und Sorge. Schönfeld. In der Brauerei zu Ober-Pöbel verunglückte der 15 jährige Dienstknecht Friedel aus Bärensels dadurch, daß er unter den im Gange be findlichen, mit Sägespähne beladenen Lastwagen kam und schwere Verletzungen erlitt. Das Vorderrad ging ihm über das Gesicht und das Hinderrad über den Leib. Glashütte. Am KirmeSmontage, 29. Oktober, findet in den neuhergerichteten Räumen des Gasthofs „zum goldnen GlaS" ein Concert der Schützen- regimentskapclle statt, dem es an zahlreichen Besuch sicher nicht fehlen wird. - Poffendorf. Am Donnerstag, den 25. Oktbr., gegen 6 Uhr Abends, entstand in der Schlafkammer des dem Sattlermeister Herrmann gehörenden Wohn hauses aus bis jetzt noch unbekannter Ursache Feuer, und verbrannte außer einigen Kleidungsstücken eine Matratze mit Federbett. Leicht hätte ein größerer Brand entstehen können, wenn die anwohnenden Nach barn und die inzwischen allarmirte Feuerwehr nicht sofort Hilfe geleistet und dar Feuer erstickt hätten. Dresden. Königin Carola wird am SonntP Vormittag von Baden-Baden nach Dresden zurück kehren. Jnjerate, welche bel de» bedeutenden Auflage d»S Blattes »ine sehr wirk same Verbreitunäfinden, «erden mit 1v Pfg. di» SpaltenzeNe ode» vom Raum berechnet. — Ta bellarische und cpmplicirte Inserat« mit entsprech«« dem Aufschlag. — Einge sandt, un redaktionelle« Theile, di- Spaltenz eil« »0 Pfg. Wit» und das ZlmathW. Die Berufung des ausgeprägt czechenfreundlichen bisherigen Statthalters von Mähren, des Grafen Fried rich Schönborn, als Justizminister in das Ministerium Taaffe kann als ein neuer Beweis dafür gelten, daß der innere Slavisirungsprozeß in Oesterreich nach wie vor seinen Fortgang nimmt. Allerdings schienen in neuerer Zeit mancherlei Anzeichen darauf hinzudeuten, als ob dieser Prozeß seinen Höhepunkt endlich über schritten habe, aber dies schien eben nur so und bei einer genauen Betrachtung der innerpolitischen Ver hältnisse des Donaureiches ergiebt es sich immer wieder, daß hier das Slaventhum ans Kosten des Deutsch thums noch fortgesetzt vorwärts schreitet. Wenn sich dieser Vorgang aber hier und da vielleicht in etwas langsamerem Tempo und in weniger schroffer Weise vollzieht, als noch vor einigen Jahren, so erscheinen dafür andere Positionen des Deutschthums in Oester reich von der slavischen Hochfluth schärfer bedroht, als dies je geglaubt werden mochte und zu ihnen gehört auch die Haupt- und Residenzstadt Wien. Wer noch vor 20, vor 15 Jahren die Behauptung aufgestellt hätte, Wien würde eines schönen Tages Gefahr laufen, seinen Charakter als rein deutsche Stadt, als unantast baren Hort des Deutschthums in Oesterreich zu ver lieren, der wäre entschieden ausgelacht worden. Aber wie ficht es heute hiermit au»? Schon seit Jahren kann man auch in Wien dieselbe Erscheinung beobachten, wie sie die deutschen städtischen Mittelpunkts der ge mischtsprachigen Länder Oesterreichs bereits längere Zeit ausweisen, daß nämlich das deutsche Grundelement der Bevölkerung mehr und mehr von einem slavischen Arbeiterproletariat durchsetzt wird und daß sich schließ lich neben dem deutschen auch ein slavischer Mittel stand heranbildet, nur daß man es in der Reichshaupt stadt erst mit den Anfängen dieser bedenklichen Er scheinung zu thun hat. Aber sie gestaltet sich auch für das angeblich so urdeutsche Wien immer ernster, denn während Wien aus den verhältnißmäßig dünnbevölker ten deutschen Hochgebirgsländern nur wenig Bevölke- rungszuschuß empfängt, geben Böhmen und Mähren in sich immer steigerndem Maße ihren Menschenüber- fluß nach Wien ab und es sind hier die unteren Volks schichten schon so vollgesogen mit czechischen Anfiedlem, daß der übersättigte Grundstock des Altwienerthums neue Zuwanderer sich kaum mehr einzuverleiben mag. Diese Zuwanderung spiegelt sich auch in der Statistik der Gewerbslehrlinge wider, welche die industriellen Vorbereitungskurse besuchen. Bis zum Jahre 1885 bildeten die deutschen Schüler dieser Kurse noch die Mehrzahl; seitdem aber sind sie in die Minderheit ge drängt und jedes Jahr weist eine stärkere Zahl czechischer Besucher auf. Aus diesen slavischen Lehr lingen gehen die Wiener Gewerbemeister der Zukunft hervor. Nun sind aber bereits jetzt die czechischen Meister in den Genossenschaften der größten Hand werkszweige Wiens so zahlreich, daß ihre deutschen Berufsgenoffen sich der Slavisirungsbestrebungen theils nur mit Anstrengungen, theils gar nicht mehr erwehren können — was soll dann erst in Zukunft werden? Nun ist ja Wien noch immer das natürliche Centrum der Deutschen in Oesterreich, aber die Gefahr liegt gar nicht mehr so fern, daß sich das rein deutsch-nationale Gepräge der Reichshauptstadt auflöst, daß das Deutsch tum derselben eines Tages mit so fremden, slavischen Elementen durchsetzt erscheint, daß sie von selbst auf hören würde, den Mittelpunkt des deutschen Volks lebens in Oesterreich zu bilden — und die« wäre der Anfang vom Ende für daS Deutschösterreicherthum! Noch zeigt sich diese finstere Perspektive erst in weiter Ferne, aber sie wird bald erschreckend näher rücken, wenn sich die Wiener nicht zu kräftiger und rücksichts loser Abwehr deS vordringenden SlaventhumS aus raffen, wenn sie sich, nicht den zähen, energischen nationalen Seist aneignen, der z. B. die Deutsch-