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Verantwortlicher Redacteur: Carl Ahne in Dippoldiswalde. angelegenheit die Opportunisten, die republikanischen Gegner des Ministeriums Floquet-Freycinet, doch noch mit den Monarchisten zum Sturze des jetzigen Kabinets zusammenführen wird und wie sich dann ferner die Dinge in Frankreich entwickeln werden, erscheint vor läufig noch außerhalb jeder wahrscheinlichen Berechnung. Die tzeMungSttHon m KMttich. Seit Jahren spukt schon das Projekt einer Ver fassungsrevision jenseits der Vogesen, als der aller dings ziemlich unbestimmte Ausdruck der Volksempfin dung, daß an den Zuständen der dritten französischen Republik Verschiedentliches etwas faul sein müsse, aber erst unter dem gegenwärtigen radikalen Ministe rium Floguet-Freycinet hat dieses Projekt eine leben digere Gestalt erhalten. Wie bekannt, ist der fran zösischen Deputirtenkammer bei Beginn ihrer jetzigen neuen Session seitens des Ministerpräsidenten Floquet ein Entwurf zur Versassungsrevision vorgelegt worden, der nach dem Anträge Floquets von der Kammer an die Kommission verwiesen wurde, welche eigens zur Vorprüfung der Nevisionsfrage eingesetzt worden ist. Es scheint indessen, daß Floquet bei Nedigirung des Entwurfes mehr von dem Bewußtsein geleitet wurde, einem gegebenen Versprechen nachzukommen, als von der Ueberzeugung, durch sein Werk der Förderung des Revisionsgedankens einen wichtigen Dienst zu leisten. Als Floquet nach dem Rücktritte des Kabinets Tirard die Leitung der Staatsgeschäste Frankreichs übernahm, da that er es unter dem Zugeständniß an seine poli tischen Freunde, für eine Verfassungsänderung im Sinne der Radikalen eintreten zu wollen und diesem Versprechen ist Floquet nunmehr nachgekommen, aber wie?? Der Floquet'sche Revisionsentwurf drückt die erste Kammer Frankreichs, den Senat, zur politischen Mumie herab, denn der Senat soll danach bei der so wichtigen Budgetberathung nur noch das Recht der einfachen Vorstellung, also nicht mehr das Ja oder Nein haben, während ihm die noch schwerer wiegende Befugniß, über die Auflösung der Deputirtenkammer mit zu beschließen, überhaupt entzogen wird. Weiter sollen nach dem Floquet'sche» Entwürfe ein Drittel des Senats wie der Kammer alle zwei Jahre erneuert werden und ferner ein Staoisralh — dieser auf Präsentation der Negierung seitens der Deputirten kammer — zur Vorberathung der Gesetzentwürfe ein gesetzt werden. Ihren Gipfelpunkt findet aber die Floquet'sche Vorlage in dem Vorschläge, die Ernennung der Ministerien künftig für einen bestimmten Zeitraum erfolgen zu lassen, „um der Unbeständigkeit der Ministe rien vorzubeugen", wie die seltsame Motivirung dieses Vorschlages lautet. Es wird dies also eine gesetzliche Festlegung der Amtsdauer des jeweiligen französischen Ministeriums bedeuten und dies würde der französischen Volksvertretung allerdings das beliebte Spiel, die Kabinete nach Gefallen stürzen zu können, unmöglich machen, aber daß die Deputirtenkammer — nament lich die jetzige — entsagungsvoll genug sein sollte, auf dieses „Recht" zu verzichten, erscheint höchst zweifel haft. Lor Allem aber muß bezweifelt werden, daß der Senat dem vorliegenden Revisionsprojekte zu stimmen sollte, denn er würde ja hiermit sein eigenes Todesurtheil sprechen und auch die gemäßigten Re publikaner der Deputirtenkammer haben der radikalen Fassung des Floquet'schen Entwurfes mit großem Vor behalt zugestimmt. Da nun jedoch einmal reoidirt werden muß, so wird vermutlich aus der parlamen tarischen Behandlung des Nevisionsprojektes schließlich eine Arbeit herauskommen, die auf keiner Seite be friedigen wird. Am allerwenigsten die Monarchisten; gewiß wollen dieselben auch eine VersassungSänderung, aber natürlich in ihrem Sinne und nach vorherge gangener Auflösung der jetzigen Deputirtenkammer und hierin begegnen sich die Monarchisten mit all' den un ruhigen Elementen der Republik, welche sich um den Namen Boulanger schaaren. Indessen, sowohl die republikanischen Parteien, wie die Regierung selber wissen, daß die Republik mit der Kammerauflösung ihre ganze Existenz auf eine Karte setzen würde und werden -darum daS ihrige zur Vermeidung dieses äußersten Schrittes thun. Dagegen ist es mehr als wahrschein lich, daß der weitere Verlauf der VerfaffungSrevisions- „Weißeritz-Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 25 Pfg., zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummer« 10 Pfg. — All- Postan stalten, Postboten, sowie di« Agenten nehmen Be stellungen an. sührung sind die beiden Einakter „Badekuren" und „Während der Börse" in Aussicht genommen. DaS Nähere bez. der Billetverkaufsstellen rc. wird noch später bekannt gegeben werden. Jedenfalls darf diese- Unternehmen schon des guten Zweckes halber einer freundlichen Aufnahme in hiesigen Kreisen und einer zahlreichen Theilnahme sich im Voraus versichert halten. — Als Geschworener für die vierte diesjährige Vierteljahrssitzung des königl. Schwurgerichts Dresden ist aus dem Bezirke des königl. Amtsgerichts Alten berg Herr Oberförster E. Otto Klette in Bärenfels auszeloost woroen. K Glashütte, 18. Oktober. Die hiesige freiwillige Feuerwehr feierte vergangenen Sonntag ihr 30. Stiftungsfest durch Festtafel mit Ball. Einladungen waren nur ergangen an die Vormänner der Pflicht feuerwehr und an die Vorstände der hiesigen Vereine. — Beim Ein re iß en der Jahrmarktsbuden am Dienstag stürzte durch den Leichtsinn eines Bäcker lehrlings eine Bude ein und begrub zwei kleine Knaben. Während dem einen nur die Stirn stark beschunden wurde, trug der andere einen Beinbruch davon. — Beim Turnen an einer Stuben-Streckschaukel kam ein lOjähriges Mädchen infolge mangelnder Auf sicht zu Fall und erlitt einen Gelenkbruch am Ellen bogen. — Gestern Abend halten sich im Dereinslokal im „goldnen Glas" die aktiven, sowie eine große Anzahl passiver Mitglieder des Gesangvereins eingefunden, um ihrem hochverehrten Dirigenten, welcher nun 15 Jahre in Glashütte weilt, aus diesem Anlaß eine Ovation zu bringen und durch Wort und Lied zu ehren. Die Ansprache hielt das Ehrenmitglied Friedens richter Gössel. Außer einigen, wie immer, sehr gut gesungenen Liedern des Vereins, wurden von einem jungen Mann, Uhrmacherschüler, einige schwierige Violin-Vorträge zu Gehör gebracht, die sich durch vollendete Technik, wie gutes Spiel besonders aus zeichneten. Dresden. König Albert hat sich am Sonnabend Abend nach Baden-Baden begeben, um an den Bei setzungsfeierlichkeiten der Herzogin von Hamilton theil- zunehmen. — Dieser Tage sind hier 2 französische Offi ziere, wovon der eine unter dem Namen v. Ladebat im Unionhotel wohnte, auf ministerielle Anordnung seitens der königlichen Polizeidirektion ausgefordert worden, innerhalb einer kurzen Frist von hier abzu reisen, welcher Weisung die Herren auch pünktlich nachgekommen sind. Sie waren in auffälliger Weise bemüht gewesen, sich über die hiesigen militärischen Etablissements Kenntniß zu verschaffen, weshalb die Negierung das längere Verweilen dieser Herren für bedenklich halten mußte. — Im Vorjahre sind auf den sächsischen Eisen bahnen von 26'/» Millionen Reisenden im Ganzen nur 2 zu Schaden gekommen, somit kam auf 13 Mil lionen Reisende nur 1 Verletzter. Durch eigene Schuld verunglückte ein einziger Reisender tödtlich. Selbstredend ist die Zahl der Verunglückungen unter den Beamten und Arbeitern eine wett größere. Sie beläuft sich auf 38, wovon 27 getödtet und 11 be schädigt wurden. Im Verhältniß zum Verkehr sind diese Ziffern ebenfalls mäßige. Sind ja im Jahre 1886 2l Personen in Sachsen allein vom Blitze er schlagen worden, ungleich größere Ziffern würde man erhalte», wenn man die auf der Srraße sich ereig nenden Unfälle zusammenzählte. — Der Bau einer schmalspurigen Sekundär bahn Nerchau-Trebsen— WermSdorf—Mügeln bei Oschatz ist soweit vorgeschritten, daß man der Eröffnung des Betriebes auf derselben bald entgegensehen kann. Wie von sicherer Quelle mitgetheilt wurde, ist dieselbe auch für die allernächste Zeit, frühestens jedoch für 1. November v. I. in Aussicht genommen. Die Bahn. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde, 22. Oktober. Unsere Kirchweih, deren Termin allerdings genau nach dem Kalender geregelt ist, ist diesmal auch nach der allgemeinen Regel der Kirmeszeit: „drei Tage vor dem ersten Schnee!" fast genau eingefallen. Freitag, den 19. Oktober, Abends gegen 6 Uhr, fiel bei uns der erste Schnee, allerdings spärlich; es muß aber wohl in der Nacht noch ein kleiner Nachschub 'erfolgt sein, denn am Sonnabend Morgen zeigten sich bei 2—3« R. Kälte an den Dachrändern allerwärts Spuren des ersten winter lichen Grußes. Dabei blieb es den ganzen Sonnabend recht kalt; Mittags war das Thermometer erst auf 3« Wärme gestiegen. — Während in letzter Zeit von verschiedenen Seiten berichtete Beobachtungen auf den baldigen Eintritt anhaltender und strenger Kälte schließen lassen, ist man in Jinkerkreisen der gegen- theiligen Ansicht, da die Bienen, abweichend gegen die Jahre mit strengen Wintern, bis jetzt noch keinerlei Anstalten getroffen haben, sich durch rechtzeitiges theil- weises Verkleben des Flugloches und sonstiger Ritzen oder andere Vorkehrungen vor etwa zu erwartender grimmiger Winterkälte zu schützen. Wer wird nun eigentlich Recht behalten? — Die am Sonnabend abgehaltene Sitzung des hiesigen landwirthschaftlichen Vereins war leider sehr schwach besucht, was um so mehr zu bedauern war, als der von Herrn Schuldirektor Richter-Freiberg gehaltene Vortrag: „Wie ernähren sich unsere grünen Gewächse?" ein hochinteressanter war. — Da von mehreren Seiten Dienstboten zur Prämirung angemeldet wurden, ward beschlossen, in der zweiten Hälfte des November ein Stiftungsfest abzuhalten und jedem Mitglied ein Freikouvert für eine Dame aus der Kasse zu gewähren. — Eine Nachahmung verdienende Einrichtung be steht seit 2 Jahren an den Schulen einer sächsischen Stadt. Zum Schutze der Gesundheit der Kinder werden letztere von der Direktion aufgefordert, sich Hausschuhe oder anderes Schuhwerk zum Wechseln mit in die Schule zu bringen. In jeder Klasse ist ein Stiefelknecht vorhanden, die nassen Stiefel werden vor Beginn des Unterrichts ausgezogen und bleiben dann im warmen Zimmer stehen. Bei Schluß des Unterrichts findet das Kind daS Schuhwerk warm und trocken, während des Unterrichts bleibt es in seinen Hausschuhen. Jedermann weiß, wie unbehaglich und gefährlich es sein kann, Stunden lang mit nassen Füßen sitzen zu müssen. Kinder, die an kalten Füßen leiden und bei nassem Wetter einen weiten Schulweg zu machen haben, würden durch diese Anordnung jeden falls vor mancher Erkrankung behütet. — Wie wir hören, beabsichtigt der Barmherzigkeits verein „Bettelstudenten" aus Dresden am Sonn tag, den 4. November d. I., in dem hiesigen Etablisse ment „Reichskrone" eine öffentliche Theatervorstellung mit anschließendem Ball, unter Mitwirkung der hie sigen Stadtkapelle unter Direktion des Herrn Musik direktor Hoppe, zu veranstalten, deren Reinertrag den Armen von Dippoldiswalde zu Gute kommen soll. Die theatralischen Aufführungen dieses Vereines zählen zu den besten dilettantischen Darbietungen der Resi denz und wurden aus diesem Grunde bisher stets durch einen außerordentlich regen Zuspruch ausge zeichnet. So war beispielsweise eine der in vergan gener Wintersaison im Dresdner Gewerbehaussaale von diesem Vereine arrangirten Vorstellungen von über 1200 Personen besucht. Zur hiesigen Auf- Jnferat«, welche bet da bedeutenden Auflage det Blattes eine sehr wuck- same Verbreitung finden, »erden mit 10 Pfg. di« Spaltenjeile oder der« Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirt« Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, nn redaktionell« »heile, di- Spaltenzeil« »0 Pfg.