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Löscht« deS Feuer- außer der freiwilligen Feuerwehr, sowie der Temeindespritze von Reichenau am Brand- vlatz noch die Gemeindespritze von Hartmannsdorf, die freiwillige Feuerwehr von Frauenstein und die Gr- Meindespritze von Kleinbobritzsch erschienen und bis auf die Letztgenannte mit Erfolg thätig gewesen find. Der Brands ist anscheinend infolge böswilliger Anstiftung durch dritte Hand entstanden. Kunze hat seine Mo bilien nicht versichert. Das Vieh — bestehend in 3 Kühen, 2 Schweinen und 7 Geflügeln — ist voll ständig gerettet worden, auch ist von den Meubles nur der geringere Thrit mit verbrannt; dagegen ist die Ernte, und zwar 16 Schock Korn, 15 Schock Hafer und 4 Schock Getreide, sowie Heu und Grummet fast total vernichtet worden. -f- Frauenstrin, 14. Oktbr. Gestern Abend sand im Schiebhaus die Hauptversammlung der hiesigen Feuerwehr statt, bei welcher die Jahresrechnung ab gelegt wurde und die Neuwahlen erfolgten. Die Jahresrechnung wies eine Einnahme von 419 M. 56 Pf. und eine Ausgabe von 357 M. 8 t Pf. nach, sodaß sich ein baarer Kassenbestand von 61 M. 75 Pf. ergiebt, wozu noch ein bei hiesiger Sparkasse zinsbar angelegter vermögens - Bestand von 314 M. l3 Pf. kommt. Demnach stellt sich das Gesammtvermögen auf 375 M. 88 Pf. Die schon vorher geprüfte Jahres rechnung wurde für richtig erklärt und deni Kassirer unter dankender Anerkennung Decharge ertheilt. Hierauf verschritt man zur Wahl der Chargirten. Hauptmann Ryssel und Steigerzugfuhrer Schade wurden abermals zu diesen Posten gewählt und nahmen zur größten Freude des Korps die Wahl an, sodaß das getreue „Doppelgestirn" unsrer Feuerwehr auch im neuen Vereinsjahre voranleuchten wird. Als erster Spritzen zugführer wurde Schuhmachermeister Schmieder, als zweiter Färbermeister Bernhard Fröbe gewählt. Zum Rohcführer der Landspritze bestimmte man Klempner meister Hörner, zum Rohrsührer der neuen Karren spritze Stellmachermeister Preißler, zum Rohrsührer der Stadlspritze Schmiedemeister Kreher. Das Amt des Requisitenmeisters wird Beutlermeister Herklotz verwalten. Der bisherige Kassirer Berger wurde in dankbarer Anerkennung der getreuen Kassenverwaltung wieder mit diesem Amte betraut, sowie dem Lehrer Haupt das Schristsühreramt aufs Neue zugewiesen. Hierauf machte der Hauptmann Ryssel von dem ihm zukommenden Rechte der Ernennung seines Stellver treters Gebrauch, indem er den Steigerzugfuhrer Schade dazu bestimmte. Die bisherigen Mitglieder des Ehrengerichts Kürschnermeister Lohse, Cigarrenfabrikant Braun und Rentamtsexpedient Löhr werden dies auch im Jahre 1888/89 sein und deren Stellvertreter Schuh machermeister Schünherr, Stuhlmacher Dittrich und Kistenbauer Mende. Sämmtliche Gewählte nahmen die auf sie gefallene Wahl an. Nach Erledigung einiger nebensächlicher Angelegenheiten schloß der Haupt mann Ryssel die Versammlung mit dem Wunsche, daß nicht nur die zu bestimmten Posten Gewählten, sondern auch die gesammte Mannschaft die durch Anschaffung der zweiten neuen Feuerwehrspritze vermehrten Pflichten gern und freudig im neuen Vereinsjahre erfüllen möchten. — Nächste Mittwoch, den 17. Oktober, beginnt in unsrer Parochie der Konfirmandenunterricht. Es haben sich zu demselben die Mädchen um 1 Uhr beim Herrn Diakonus Böhme und die Knaben um 2'Uhr beim Herrn Pfarrer Lehmann einzufinden. Dresden. König Albert ist am 13. Oktober Vormittags von Wien nach der Villa in Strehlen zurückgekehrt. — Für den Monat September dieses Jahres sind innerhalb des Königreichs Sachsen 12 auf Gebäude gefallene Blitzschläge (4 zündende und 8 kalte) zu verzeichnen gewesen. Dieselben vertheilten sich auf die amtshauptmannschastlichen Bezirke von Bautzen mit 3, von Kamenz mit 2, von Freiberg, Großenhain, Meißen, Grimma, Auerbach, Chemnitz und Plauen mit je 1. — Im gleichen Monat des Jahres 1886 betrug die Zahl der Blitzschläge auf Gebäude 32, im Jahre 1887 dagegen 14. Sayda. In hiesiger Stadt, welche 670 in über dem Meere liegt, herrscht fast alljährlich Wasser mangel, der manchmal recht fühlbar wird. Die städtischen Kollegien Haven deshalb beschlossen, sich wegen Erschließung ergiebiger Quellen, welche nicht zu weit von der Stadt und nicht zu tief liegen, an den Quellensinder Joses Beraz in München zu wenden und ihn zu einer Besichtigung des Stadtgebietes ein- zulade». Chemnitz. Am Freitag Nachmittag ist an der Simbacher Straße ein 29 Meter hoher Schornstein eingestürzt; glücklicher Weise wurde Niemand dabei verletzt. Mylau. Am 12. Oktober Mittags brach auf dem Epitzboden eines Hauses an der Gollestraße Feuer aus und brannte der Dachstuhl vollständig ab. Drei — 638 — Schulknaben im Alter von S, S und 6 Jahren habe« gemeinschaftlich mittelst Streichhölzchen da- auf dem Boden befindliche Heu angezündet und somit den Brand verursacht. DaS ältere Kind hat sich beim ver suchten Löschen arg verbrannt und ist dann mit dem mittleren davongelaufen. Das jüngst, Kind wurde 2 Stunden später als halbverkohlte Leiche vorgefunden. Annaberg. In diesen Tagen starb in Mildenau eine 89 Jahre alte Frau, welche ihr fünfzigjähriges Jubiläum als Auszüglerin hat feiern können. Die selbe heirathete mit ca. 30 Jahren einen Gutsbesitzer und im Jahre 1838 erfolgte die Uebergabe des Gutes an die auch bereits verheiratheten Kinder, und dabei wurden folgende Naturalleistungen ausbedungen, und zwar für Mann und Frau je: I. Jährlich 5 Scheffel Kartoffeln, 1'/, Scheffel Korn, 1'/» Scheffel Hafer, '/» Scheffel Weizen, '/* Scheffel Gerste, 15 Pfund Butter, '/, Schock Eier, 1 Schock Käse, 6 Mark Flachs geld. 2. Wöchentlich Liter Sahne. 3. Täglich 1 Liter Milch. Ueberdies aber noch freie Feuerung. 18 Jahre lebte der Mann im Genüsse dieses Aus zuges und 50 Jahre die Frau. Daher mußten obige Naturalien 68 Mal geliefert werden und berechnen sich auf mindestens 7000 Mark. Das Gut hat eine Ackerfläche von nur 11 sächsischen Ackern oder ca. 6 Hektaren. Geyer. Wie häufig Kreuzottern in unserem Gebirge Vorkommen, lehrt wiederum der Umstand, daß bei den zum Baue der Dynamitfabrik nöthig gewor denen Erdarbeiten während des verflossenen Sommers 23 Stück gefangen wurden. Die beiden Ringelnattern, welche man aus Unkenntniß ebenfalls mit einlieferte, wurden sofort wieder in Freiheit gesetzt. Diesem häufigen Vorkommen der gefährlichen Schlangenart auf einem verhältnißmäßigen kleinen Areal (40 Acker gleich 19 ba 5 he g,) kommt allerdings zugute, daß nach Angabe Kundiger die Bodenverhältnisse günstig waren und Kreuzottern am liebsten sich auf Schutt halden, Bergwiesen und an Waldrändern aushalten, dem steht jedoch entgegen, daß die Felder der früheren Gifthütte geradezu wegen ihrer kalten Lage verrufen waren. Auf das Vorhandensein einer Otter wurden Arbeiter durch das auffällige Flattern und die klagen den Töne einer Lerche aufmerksam gemacht. Als man näher zusah, sand man ihr Nest, aus welchem soeben die danebenliegende Kreuzotter ein halbflügge Lerche herausgeholl hatte und im Begriff war, den Raub hinabzuwürgen. Sicher halten sich in den angrenzen den Wäldern ebenso viele Ottern auf und nur dem Umstande, daß die Kreuzotter zu den Nachtthieren ge hört, dürfte es zu danken sein, daß im Allgemeinen weniger Unglücksfälle vorkommen. Leisnig. Vor einiger Zeit tauchte hier und in der Umgegend ein Unbekannter auf, welcher bei den Gutsbesitzern unter verschiedenen falschen Vorspiege lungen Getreide zu hohen Preisen einkaufte und zu niedrigen Preisen wieder verkaufte und sich dasselbe bezahlen ließ. Die Verkäufer veranlaßte er, das ver kaufte Getreide in seinem Beisein an die Verkaufs stellen zu fahren, wo sie das Geld erhalten würden. Während des Abladens hat sich der Unbekannte, welcher sich Hoffmann aus Leisnig nannte, das von ihm ge lieferte Getreide von den Käufern bezahlen lassen und ist dann unter dem Vorwande, noch etwas besorgen zu wollen, verschwunden. Die Verkäufer hatten leider das Nachsehen. Dieser Schwindler wurde nunmehr in der Person des Steinmetzen Zähne aus Großschönau ermittelt und in Leipzig zur Hast gebracht. Brandis. Der Landbriesträger Kunze von hier wurde vor einigen Tagen aus seiner Tour in Machern von einem geisteskranken jungen Mann angefallen und am Halse gewürgt. Der Geisteskranke glaubte, der Briefträger habe Briefe an ihn und wolle sie ihm nicht aushändigen. Nur durch das Hinzukommen eines Steueraussehers konnte der Angefallene aus den Hän den des wülhenden Mannes gerissen werden. Leipzig. Wie jetzt als bestimmt angenommen werden kann, werden am 31. Oktober zur Grundstein legung des Neichsgerichtsgebäudes sowohl Kaiser Wilhelm als auch König Albert von Sachsen nach Leipzig kommen. Die Fahrt vom königl. Palais aus wird voraussichtlich durch die innere Stadt über den Marktplatz ani Siegesdenkmal vorbei genommen werden. Der Ankunft beider Monarchen wird gegen Mittag, der Abreise gegen Abend entgegengesehen. Tagesgeschichte. Berlin. Dem Reichstage wird wahrscheinlicher weise Anlaß geboten, mehr als in seinen letzten Ses sionen sich mit kolonialpolitische» Fragen zu be schäftigen. Bekanntlich hieß es bereits vor der letzten Session des Parlamentes, es sei die Fortsetzung des sogenannten Weißbuches, das heißt einer Zusammen stellung von Aktenstücken, Berichten rc. über die deutsche Kolonialpolitik zu erwarten. Wenn diese Voraussage unerfüllt geblieben ist, so lag dies, dem Vernehmen nach, an der Ueberfüllung de- sonstigen ArbettSstoffes für den Reichstag, und eS wurde die Vorlegung kür die nächste Session schon damals geplant. Jedenfalls wird in der Letzteren in gedachter Richtung vorge gangen werden; ob sich daran bestimmte Vorlagen knüpfen möchten, ist noch nicht abzusehen, jedenfalls aber ist die Möglichkeit nicht ausgeschloffen. Dies ist die wahre Sachlage, aus welcher die übrigen erwähnten und nachweislich falschen Gerüchte entstanden sein werden. — De» Behauptungen einiger Blätter, daß das Reich für die deutsch-ostafrikanischen Nothstände eintrete» und deshalb der Reichstag früher zusammen berufen werde, wird von den offiziösen „Berl. Pol. Nachr.", dem Organ des preußischen Finanzministers, von kurzer Hand ein Ende gemacht; eine frühere Ein berufung sei nicht beschlossen und in der Entwickelung der ostafrikanischen Verhältnisse kein Anlaß zu einer Vorlage an den Reichstag zu erkennen. Nicht dementirt dagegen wird die Mittheilung, daß das deutsche Mittel meer-Geschwader Befehl zur Abreise nach Sansibar erhalten habe. Dies Letztere halten wir nicht nur für möglich, sondern für höchst wünschenswerth: denn es gilt Leben und Eigenthum von Deutschen in fremdem Land zu schützen und das ist eine der schönsten Auf gaben unserer Flotte. Etwas ganz Anderes aber wäre ein förmlicher Feldzug in Ostafrika: von einem Zug des Kreuzes gegen den Halbmond phantafirt schon ein Blatt! Wir vermögen uns nur unter einer Be dingung vorzustellen, daß das Reich als solches in Aktion tritt, wenn nämlich Fürst Bismarck zu der Ueberzeugung gekommen sein sollte, daß es den materiellen und politischen Interessen des Reichs ent spricht, das sogen. Kolonialgebiet zwischen Sansibar und dem Ukarewesee in eigene Verwaltung zu nehmen. Daß damit ein ganz neues Prinzip aufgestellt und der erste Schritt in unendlich weittragende Konsequenzen hinein gethan werden würde, braucht nicht erst gesagt zu werden. Mit den Erläuterungen, die Fürst Bis marck im Reichstage wiederholt von den begrenzten Zielen und Ausgaben der Kolonialpolitik des Reiches gegeben hat, stände eine solche vollkommene Umkehr jedenfalls im stärksten Widerspruch. Bayern. Die weitere Niederlegung der Stadt mauern von Nürnberg wurde durch die Regierung vorläufig verboten. Die Stadt erwarb den Köcherts- zwinger mit großer Bastei um 200000 M. Italien. Am 12. Oktober früh 7'/» Uhr unter nahm Kaiser Wilhelm zunächst einen Spazierritt nach Centocello, wo Tags darauf die große Truppen parade statlfinden soll. Derselbe war von dem Militär attaches der deutschen Botschaft, Major v. Engelbrecht, sowie von dem ihm zum Ehrendienst zugetheilten General Drignet begleiiet. Gegen 10 Uhr erfolgte die Rückkehr nach dem Quirinal. Unmittelbar darauf stattete König Humbert dem Kaiser einen Besuch ab. Gegen Mittag begab sich der Kaiser in Begleitung seines Bruders, des Prinzen Heinrich, in einem Hof wagen aus dem Quirinal nach der preußischen Ge sandtschaft beim Vatikan, um an dem ihm vom Ge sandten von Schlözer angebotenen Dejeuner theilzu- nehmen. Die Karvinäle Rampolla und Prinz Hohen lohe, sowie die Monsignores Mocenni und Ägliardi, welche den, Dejeuner beiwohnten, kehrten gegen 1 Uhr nach dem Vatikan zurück. Kurz darauf fuhr das Ge folge des Kaisers, welches im deutschen Botschafts palais das Frühstück eingenommen Halle, in Privat wagen vor dem von dem preußischen Gesandten von Schlözer bewohnten Palaste vor. Von hier aus er folgte darauf die Auffahrt zum Vatikan. Der Kaiser saß in dem eigenen, von Berlin hierher gesendeten Hofwagen, in weitere» Wagen folgten die General- und Flügel-Adjutanten, Staalsminister Graf Herbert Bismarck und das gesammte höhere Gefolge. Der Kaiser begab sich zuerst zum Besuch des Papstes in den Vatikan. Prinz Heinrich wurde später vom Papste empfangen. Die Rückfahrt erfolgte in der nämlichen Weise wie die Hinfahrt und ging nach dem preußischen Gesandtschastspalais. — In den nach dem Vatikan führenden Straßen bis zum Petersplatze und dem zum Vatikan führenden Eingänge bildeten italienische Truppen Spalier. Auf dem ganzen Wege bis zum Petersplatze wurde der Kaiser mit lebhaftestem Enthusiasmus begrüßt. Um 1 Uhr 35 Min. traf derselbe im inneren Hof des Vatikans ein. Hier wurde er von einem Zuge Palast garde, welche mit der päpstlichen Fahne Ausstellung genommen, begrüßt, und von dem Großmeister Fürsten Rusgoli und dem Sakristan Monsignore Siniftri em pfangen und bis zum ersten Treppenabsatz geleitet, wo der Majordomus des Papstes, Macchi und der Sekretär Piffori, sowie andere Prälaten und des Wei teren Offiziere der Schweizergarde ihn empfingen und ihn bis zum Klemenlinosaal führten. Hier wurde Kaiser Wilhelm von dem Oberstkämmerer della Volpe und anderen Hofwürdenträgern des Papstes empfangen. Päpstliche Gendarmen, Schweizergarden, Palastgarden