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Wchmh-Mmg. Verantwortlicher Redakteur: Earl Ithne in Dippoldiswalde. 54. Jahrgang. Donnerstag, den 11. Oktober 1888 Nr. 120. vom ö. Mai 1886 scheinen, und nach Allem, was man hierüber vernimmt, dürfte der Empfang des deutschen Kaisers in der Re sidenz des Papstes an äußerem Glan, und Prunk ebenfalls nichts zu wünschen übrig lassen; ob indessen dieses an sich gewiß bemerkenSwerthe Ereigniß beson dere politische Rückwirkungen zeitigen wird, muß noch dahingestellt bleiben. Am 16. Oktober begiebt sich Kaiser Wilhelm nach Neapel und auch hier wird die Anwesenheit des deutschen Monarchen von glanzvollen Bildern umrahmt sein, zu denen die wundervolle Um gebung Neapels einen in seiner Art einzig dastehenden Hintergrund abgiebt. — Am 18. Oktober aber wird Kaiser Wilhelm von Neapel nach Rom zurückkehren, um hier in einem groben Fackelzuge die letzte Hul digung nicht nur der römischen Bevölkerung, sondern auch des ganzen italienischen Volkes entgegenzunehmen und dann am folgenden Tage die Heimfahrt anzu treten. Noch aber wollen wir nicht an die letztere denken, noch winkt ja erst unserem erhabenen Kaiser der Besuch in den klassischen Gefilden Italiens mit all' den zauberhaften Bildern, welche sich da dem er lauchten Reisenden entrollen werden. Glückauf zur Fahrt über die Alpen — dies ist der innige Wunsch, mit dem Deutschlands Stämme die Jtalienreise ihres Kaisers begleiten! Die Festsetzung des Werths der Naturalbezüge der land- und forstwirthschaftlichen Arbeiter und Betriebs beamten für Unfall- und Krankenversicherungszwecke gemäß ß 140 des Reichsgesetzes geschah m folgender Weise: Jnjerate, welch« bet d« bedeutenden Auflage del Blatte« «in, sehr wirk- same Verbreitung finden, »erden mit 1V Pfg. di« Sp-ltenzeile oder oeren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirt« Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Siime- sandt, im redaktionellen Theile, di- Spaltenzeil« NPK Mit der angeordneten Ueberwachung der Trichinen schauer soll der kgl. Bezirksthierarzt beauftragt werden und wurden wegen Vergütung der diesfallsigen Mühe waltungen desselben nähere Bestimmungen getroffen. Anlangend die vom GemeindekrankenversicherungS- verband „Altenberg-Land" beantragte Erhöhung der seiner Zeit von der kgl. Kreishauptmannschaft festge stellten Durchschnittstagelohnsätze gewöhnlicher 2Äge- arbeiter, so befand der Bezirksausschuß, daß in dieser Beziehung zwar wohl eine Neuregelung nach den für den Amtsbezirk Dippoldiswalde festgestellten Sätzen unbedenklich befürwortet werden könne, daß aber erne Erhöhung über Letztere hinaus mit den tatsächlichen Verhältnissen des Versicherungsverbands sich nicht ver einbaren lassen werde. Bedingungsweise Genehmigung wurde ferner Hein rich Biermann in Rechenberg zu einer Holzschleiferei- Anlage ertheilt, während einer als Rekurs zu erachten den Eingabe des Apothekers Stange in Glashütte, die Erhebung von Besitzveränderungsabgaben betr., nach den bestehenden Grundsätzen nicht stattgegeben werden konnte. Als Sachverständiger für die Expropriation zur Müglitzthalbahnanlage wurde, nachdem früher schon Herr Landtagsabgeordneter Steyer mit hierzu bestimmt worden war, der ökonomische Spezialkommiffar Schaar schmidt in Dresden gewählt. Schließlich wurden Vorschläge zur Ergänzung der Pferdemusterungskommissionen berathen und mehrfache Bezirks- und Bezirksanstaltsangelegenheiten, darunter die Anstellung eines Anstaltsaufsehers, erledigt. Die Mkmist «ach Mit«. Kaiser Wilhelm hat seinen fast einwöchentlichen , Aufenthalt aus österreichischem Boden beendigt und bald wird ihn das Dampfroß über die Kärtner Alpen Hinwegtragen, entgegen den lachenden Gefilden Italiens und dem stolzen Endziele der ganzen Kaiserfahrt: Rom. Zum ersten Male seit vielen Jahrhunderten zieht nun wieder ein deutscher Kaiser über die Alpen nach den sonnigen Gauen der apenninischen Halbinsel — aber wie so ganz anders stellt sich doch diese Kaiserfahrt dar im Vergleich zu den Jtalienfahrten d.er deutschen Kaiser des Mittelalters! Als die Ottone, die Heinriche, die mächtige» Stausenkaiser Friedrich l. und Fried rich II., ja sogar noch die Kaiser aus dem Luxem burgischen Geschlechte gen Süden, nach Italien, zogen, da lhaten sie es im kriegerischen Gewände und an der Spitze stolzer Heere, um die alte Kaiserherrschast über Italien zu erneuern und aufrecht zu erhalten. Aber dieses Eingreifen der Kaiser in die Verhältnisse Italiens geschah nicht zum Heile Deutschlands, denn dessen beste Kraft wurde hierbei in jahrhundertelangem Kampfe um das Phantom einer christlichen Weltmonarchie nutzlos vergeudet und vergebens düngten die deutschen Heerschaaren immer wieder die lombardischen Ebenen mit ihrem Blute. Während jedoch die Nachfolger Karls des Großen ihre ganze Kraft an die Eroberung und Behauptung Italiens verschwendeten, wurde ihre Herrschergewalt daheim in den eigenen Landen mehr und mehr untergraben und suchte jeder Duodezfürst einen Fetzen von dem immer fadenscheiniger werdenden kaiserlichen Purpurmantel an sich zu reißen, und so waren innere Schwächung und Zerrüttung Deutsch lands die unseligen Folgen der Kaiserzüge nach Italien. Wie ganz anders das Bild der Jtalienfahrt Wil helms II.! In dem jugendlichen Monarchen steigt der mächtigste Souverän Europas, das Oberhaupt des kraftvollen, einigen neuen Deutschen Reiches von den Zinnen der Alpen in die lombardische Ebene herab, nicht mehr an der Spitze eines Heeres, nicht mehr, um Kampf und Streit in jene herrlichen Gefilde zu tragen, nicht mehr einem unerreichbaren Ideale nach jagend — nein, des neuen Deutschlands Kaiser er scheint jenseits der Alpen, um hierdurch in beweis kräftigster Weise Zeugniß von der Fortdauer des Friedens- und Freundschastsbundes abzulegen, der seit Jahren das neue Italien und das neue Deutsche Reich vereinigt. Sehr wohl weiß die italienische Nation die Bedeutung dieses Kaiserbesuches zu schätzen und um so freudiger schlagen dem deutschen Herrscher die Herzen der Italiener entgegen, als ja die politische und nationale Entwickelung ihres Landes mit der jenigen des deutschen Natidnalstaates von heute eine wunderbare Aehnlichkeit ausweist. Auch hat man es in Italien niemals vergessen, wie sehr die Erfolge der preußisch-deutschen Waffen aus den Jahren 1866 und 1870 auf das Zustandekommen des italienischen Ein heitsstaates mit eingewirkt haben und all' diese Er innerungen bilden mit den Untergrund des glänzen den und begeisterten Empfanges, welcher des Trägers der deutschen Kaiserkrone auf italienischer Erde harrt. Naturgemäß wird der Mittelpunkt dieses Empfanges die Hauptstadt Rom sein und die daselbst getroffenen Vorbereitungen lassen schon jetzt ahnen, zu welch' herr lichem Bilde sich die Aufnahme Kaiser Wilhelms in Rom gestalten wird, des ersten deutschen Kaisers, der seit langer, langer Zeit wieder seinen Einzug in die berühmte Siebenhügelstadt hält. Fast sechs Tage ge denkt der Kaiser in den Mauern der ewigen Stadt zu weilen, und der Hof wie die Bürgerschaft haben Alles aufgeboten, während dieser Zeit den erlauchten Gast würdig zu feiern und die Umrahmung der römischen Kaiserfeste werden die großartigen Trümmer des alten Roms mit ihren weltgeschichtlichen Erinnerungen bilden. AIS eine spezielle Episode in dem Aufenthalte Kaiser Wilhelms in Rom wird sein Besuch im Vatikan er- «Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde, 10. Oktober. Es ist jetzt bei uns stiller als gewöhnlich, eine Folge der vorgerückten Jahreszeit und des rauhen, in den letzten Tagen auch regnerischen Wetters, welches freilich das Gute gehabt hat, daß die Weißeritz sich aus einer Art Lache wieder in einen Fluß verwandelt hat. Unsere Müllerschüler sind zumeist in die Ferien und bereiten sich auf das bevorstehende Winterhalbjahr vor, das mit der auf den 2. November angesetzten Weihe des fertigen Heims einen würdigen Anfang nehmen wird. Nächste Woche wirds wohl wieder lebendig werden; zur Kirmes wird es an Zuzug von nah und fern nicht fehlen. Bereits ist der große Teich abgelaflen und schon den Freitag wird gefischt werden; denn keine Kirmes ohne Karpfen. Auch in anderer Weise sind Vorbereitungen auf den Winter getroffen: die geschlossenen Gesellschaften und Vereine haben ihre Vorsteher gewählt, und die Ver gnügungsprogramme machen bereits manches Kopf zerbrechen. Wie üblich eröffnet der Gesangverein die Vergnügungssaison mit einem KirmeSconcert am Sonn tage, worauf dann bereits am Montag in der „Reichs krone" das erste Trenkler'sche Abonnements-Coucert folgen soll. Ein vielversprechender Anfang, dem wir entsprechenden Fortgang wünschen, dabei aber wieder holt daran erinnern, daß bei aller geselliger Zer- streuuüß der häusliche Herd nicht zu kurz kommen möge, und daß dem sich einstellenden UnterhaltungS- 5. Sihung de- Bezirksausschusses am 22. September 1888. Die zunächst auf der Tagesordnung stehenden Ge suche Ernst Zwahr's in Glashütte und Franz Heber's in Kleinkreischa um Uebertragung zeitheriger Schank konzessionen, Bruno Merkel's in Nassau um Erlaub- niß zum Branntweinkleinhandel (ebenso nur Ueber tragung), Gustav Thierig's in Glashütte um Erlaubniß zu Abhaltung von Tanzvergnügungen für Gesellschaften in der früheren Weise und des Gastwirths Kunze in Bärenfels wegen Abhaltung von Singspielen wurden genehmigt, während man das Gesuch Oskar Mauckisch's in Kreischa wegen Ausschank von Kaffee u. s. w. wegen Mangels eines bezüglichen Bedürfnisses ablehnte. Hin sichtlich eines weiteren Gesuches August Heinze's in Lauenstein um Erlaubniß zum Beherbergen in Fällen von Mangel an Räumlichkeiten in den dasigen Gast höfen erachtete der Bezirksausschuß nach Vorschlag der Amtshauptmannschaft eine Beschlußfassung seinerseits nicht für erforderlich, zumal Inhalts der Akten die Polizeibehörde zu Lauenstein bereits Vorkehrungen für gedachte Fälle und zwar unter bezüglicher Berücksich tigung des Gesuchstellers getroffen. Die Beschlüsse der Gemeinden Glashütte und Röthenbach über anderweite Festsetzung der Entschä digung der Bezirkshebammen in Umgehungsfällen, in gleichen der Gemeinde Kipsdorf wegen anderweiter Festsetzung des Gemeindevorstandsgehalts wurden ge nehmigt. Dagegen hatte der Bezirksausschuß einen Beschluß der Gemeinde Lungkwitz, Hastbarmachung der Haus- besitzer für die Abgaben der Abmiether betr., als un zulässig zu beanstanden. Die Dispensationsgesuche zu Grundstücksabtrenn- ungen bei den Folien 92 von Dorf Bärenstein, 40 von Schmiedeberg und 65 von Reichstädt wurden, bez. ! unter Konsolidationsbedingung genehmigt. Ebenso erachtete der Bezirksausschuß die beantragte Einziehung des Dittersdorf-Döbraer Kommunikations weges als eines öffentlichen nach den mit den Bethei- I igten getroffenen Vereinbarungen unter der Bedingung !)er Beibehaltung des Weges als öffentlichen Fußweges und als Feld- und WirthschaftSweges für unbedenklich. Zu der in Folge anderweiter Regelung der Kranken versicherung beschlossenen Auflösung der bisher im hiesigen Bezirke bestandenen Dienstbotenkrankenkaffen I mit 1. Oktober d. I. wurde in der Voraussetzung der I Erfüllung der etwa bis zu diesem Tage noch ent- I stehenden Verpflichtungen und statutengemäßer Ab- I Wickelung der Kassengeschäfte Zustimmung ertheilt. ' tv»e „Wei-eritz-Settun-" «scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich I M. Ai Pfg., zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Psa. Einzelne Nummern 1V Pfg. — Alle Postan- ftalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be- Amtsblatt für die Königliche Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Wohnung, Feuerung und Beleuchtung: RahrungS» mittel: Summa Erwachsene männl. 20 M. 230 M. 250 M. „ weibl. 20 „ Jugend!, männl. 20 „ 210 „ 200 „ 230 „ 220 „ „ weibl. 20 „ S Wirthschaftsinspek- b toren 100 „ ,80 „ 400 „ 200 „ 500 „ Z. Oek.-Verwalter, Ä Gärtner, Förster, 3 Jäger 80 „ 320 „ 400 „ Z. Schirrmeister, Wirth» " schafteriiinen 60 „ 240 „ 300 „