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WHnitz -Ikitmz 6695 7324 516 2620 5118 Verantwortlicher Redacteur: Cärl Ikhne in Dippoldiswalde Me „Weißcrlh-Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. LV Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Pfa. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Dunkle Wolken am politischen Horizonte Frankreichs. Man sagt wirklich nicht zuviel, wenn man be hauptet, daß auf Frankreich der Fluch der politischen Heuchelei lastet, und daß nicht nur die französtsche Republik, sondern auch jedes nachfolgende französische Staatswesen an diesem Fluche zu Grunde gehen muß, wenn nicht bei Zeiten erleuchtete Männer dieser poli tischen Heuchelei und den sich daraus ergebenden selt samen Widersprüchen ein Ende bereiten. Diese Heu chelei wird in Frankreich offiziell und privat und sowohl auf dem Gebiete der äußeren' wie auch auf dem der inneren Politik geübt. Die offiziellen Friedens versicherungen und der alle Volksschichten durchdrin gende Revanchedurst sind ja der alte bekannte, schlimme Widerspruch der französischen Politik, und brauchen wir uns dabei nicht weiter aufzuhalten. Aber die französische Republik, welche im nächsten Jahre das 100jährige Jubiläum der Erkämpsung der Menschen rechte, der Verkündigung des politischen Evangeliums, Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit, feiern will, hat soeben dieses politische Evangelium, zu welchem sie sich angeblich bekennt, verleugnet. Der Präsident der französischen Republik hat ein Dekret unterzeichnet, nach welchem alle sich in Frankreich dauernd aufhal tenden Fremden einer stetigen Kontrolle zu unterziehen sind. Man fragt sich kopfschüttelnd, was denn eine solche Fremdenkontrolle bezwecken soll? Gilt sie der krankhaften Spionenriecherei oder soll sie eine Revanche für den deutschen Paßzwang für den Aufenthalt in Elsaß-Lothringen sein? Für die Spionenriecherei wäre eine solche allgemeine Maßregel gegen alle Fremden in Frankreich, also auch gegen Russen, Engländer, Türken, Griechen, Amerikaner, ja geradezu eine Aus geburt des Wahnwitzes und als Gegenmaßregel für den Paßzwang für Franzosen in Elsaß-Lothringen fehlt in Frankreich der Anlaß. Deutschland hat den Paßzwang für Elsaß-Lothringen eingeführt, um deutsch feindlichen, von Franzosen geschürten Agitationen Ein halt zu thun. Zu diesem Mißbrauch der Gastfreund schaft, wie ihn Franzosen in Elsaß-Lothringen, also in Deutschland, geübt haben, kommt aber ein Deutscher in Frankreich gar nicht, denn in Frankreich riskirt ein Deutscher schon durchgeprügelt zu werden, wenn er ein Wort deutsch spricht, um wie viel mehr ist es also für alle Deutschen in Frankreich eine totale Unmög lichkeit, franzosenfeindliche Agitationen anzuregen. Dazu bezieht sich diese Maßregel nicht nur auf die Grenznachbarn, Deutsche und Italiener, gegen welche man einen Haß der Franzosen noch begreifen könnte, sondern, wie wir schon betonten, gegen alle Ausländer. Vielleicht soll die neue französische Fremdenkontrolle eine Einladung an das Ausland sein, sich recht zahl reich an der im nächsten Jahre in Paris stattfindenden Weltausstellung zu betheiligen?! — Nein, die Fran zosen verlieren immer mehr den Sinn für politischen Anstand, Völkerrecht und internationale Höflichkeit. Und warum? Weil ihre innersten Gedanken nicht mit ihren Phrasen übereinstimmen und deshalb Wider sprüche auf Widersprüche zum Vorschein kommen müssen. Die Franzosen treiben dies Spiel ja auch nicht nur dem Auslande gegenüber, sondern sie heu cheln sich auch selbst in ihren Parteikämpfen das Wohl lies Vaterlandes vor, verstehen aber darunter nur die eigenen ehrgeizigen und habsüchtigen Pläne. Wenn das nicht der Fall wäre, würden politische Falschspieler in Frankreich nicht zu so großen Erfolgen gelangen können. Die Minister haben dort auch viel zu viel mit sich selbst , und ihrem Ministersessel als mit den ihrer harrenden Aufgaben zu thun, und um nicht jeden Augenblick auS dem Ministersessel herauszufliegen, da müssen sie die verzweifelsten Anstrengungen machen. So will der Ministerpräsident Floquet jetzt den Stier bei den Hörnern anpacken und die von den Monar chisten und Boulangisten stürmisch verlangte VerfaffungS- Jnjerate, welche bei der bedeutenden Auflage del Blattes ein» sehr wirk same Verbreitung finden, «erden mit 10 Pfg. di« Spaltenzeile oder ver«i Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im reoaktionelkn Theile, die Spaltenzeile 20 Pfg. 22639 Mark 23 Pf. Summa der Einnahme. Ausgabe: 7719 Mark — Pf. gegebene Vorschüsse. 10569 - 51 - zurückgezahlte Spareinlagen. 60 - — - Rechnungsprüfung. 18348 Mark 51 Pf. Summa der Ausgabe. — (Zur Berichtigung.) Die relativ meisten Apö- theken hat nicht der Medizinalbezirk Leipzig Stadt, sondern Borna, in welchem 10 Apotheken auf 72,487 Einwohner kommen, somit eine auf 7248, dann folgt Dippoldiswalde, in welchem 6 Apotheken auf 51,635, somit eine auf 8606 Einwohner zu rechnen sind, die relativ wenigsten dagegen der Medizinalbezirk Großen hain, in welchem 3 Apotheken auf 67,337, somit eine auf 22,446 Einwohner kommen. In Leipzig werden zwar 18 Apotheken aufgeführt, von diesen aber sind 2 rein homöopathische und eine Krankenhausapotheke, sodaß eigentlich nur 15 Apotheken bleiben, da z. B. die in Dresden befindlichen homöopathischen mit allo pathischen Apotheken verbunden sind und nicht beson ders gezählt werden, da auch die Krankenhausapotheke in Leipzig außerhalb der Anstalt nichts abgiebt, ebenso wie in Dresden, wo eben auch die Krankenhausapo theke unter den angegebenen 19 nicht mit gezählt ist. Sind aber somit nur 15 Apotheken in Leipzig zu rechnen, so kommen nicht 9463 Einwohner auf eine Apotheke, sondern 11,356, also dem Durchschnitt des Landes mit 12,008 ziemlich nahe. Rabenau. Bei der hiesigen Sparkasse wurden im Monat September dieses Jahres 229 Einzahlungen im Betrage von 9952 M. 43 Pf. gemacht, dagegen erfolgten 58 Rückzahlungen im Betrage von 7875 M. 95 Pf. — Sparniarken, ä 10 Pf., wurden 120 Stück verkauft. Pretzschendorf. Bei hiesiger Sparkasse wurden im Monat September 59 Einzahlungen im Betrage von 6117 M. 77 Pf. gemacht, dagegen erfolgten 20 Rück zahlungen im Betrage von 5448 M. 67 Pf. Die Ge- sammt-Einnahme in diesem Monat betrug 15,600 M. 89 Pf. in 86 Kassenposten, die Ausgabe 11,809 M. 1 Pf. in 28 Posten. - Poffendorf. Die hiesige Tagesverpflegung für arme Reisende wies im verflossenen 3. Vierteljahre eine Frequenz von 175 Personen auf. Im Monat Juli wurden 25 Marken ä 20 und 37 ä 10 Pf., Aagust 21 ä 20 und 36 ä 10 Pf., September 23 ä 20 und 33 k 10 Pf. ausgegeben. Die erforder liche Geldsumme hierfür belief sich auf 24 M. 40 Pf. Dresden. Mittelst Extrazuges hat sich König Albert am Donnerstag Abend von der Villa in Strehlen in eigenem Salonwagen in Begleitung deS Flügeladjutanten Oberstlieutenants Müller v. Berneck zu längerem Besuche an den österreichischen Kaiserhof nach Wien, bez. Steiermark und Salzburg begeben. Ueber die Rückkehr von dort ist bi» jetzt noch kein» Entschließung getroffen worden. auf die Nachtheile, welche dem Telegraphen- und Tele phonbetriebe aus dem Hängenbleiben von Drachen- theilen an den Leitungen erwachsen, sowie auch noch auf die Strafbarkeit einer fahrlässigen Beschädigung der Telegraphen- und Telephonanlagen hingewiesen würde. — Geschäfts-Bericht des Vorschußvereins für Dippoldiswalde und Umg. auf Monat September. Einnahme: Mark 33 Pf. Kaffenbestand vom vor. Monot. - — - Stammeinlagen. - 40 - Eintrittsgeld. - - - Spareinlage. - 40 - verkaufte Staatspapiere. - 85 - Zinsen von Staatspapieren. - — - zurückgezahlte Vorschüsse. - 99 - Provision. - 26 - Zinsen. revision selbst auf die Tagesordnung stellen. Die ge mäßigte Hälfte der Republikaner fragt aber bereits bei Herrn Floquet höhnisch an, mit wem er die Ver- faffungsrevision durchsetzen wolle, ob mit Republikanern, Monarchisten oder Boulangisten. ES wackelt eben zur Zeit in Frankreich Alles und der politische Krach scheint unvermeidlich geworden zu sein. Wo nichts als Widersprüche und Heuchelei ihr Wesen treiben, da muß der politische Boden unterminirt werden. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde, 4. Oktober. Der Kantoren tag, über den wir in nächster Nummer im Zusammen hänge referiren wollen, hat bis jetzt seinen programm gemäßen, recht erfreulichen Verlauf gehabt; wir wün schen ihm einen gleichen Abschluß in dem heute nach Kipsdorf geplanten Ausfluge und den Herren Theil- nehmern eine glückliche Heimkehr mit angenehmer Er innerung. — Wir machen auf die am Schluffe des Blattes befindliche Bekanntmachung aufmerksam, nach welcher die Versammlung des Gewerbevereins ausfällt. — In den nächsten Tagen werden die Einkommen steuer-Hauslisten zur Austragung gelangen ; wir wollen nicht verfehlen, auch an dieser Stelle darauf hinzu weisen, daß die Ausfüllung derselben nach dem Stande vom 12. Oktober b. I. zü geschehen hat und daß die ausgefüllten Bogen zur Vermeidung von Weiterungen dann möglichst bald zurückzugeben sind. — Nächsten Montag Nachts verkehrt auf unserer Schmalspurbahn ein sogen. Theaterextrazug. — Wir wollen nicht unterlassen, auch hierdurch darauf aufmerksam zu machen, daß infolge Inkraft tretens des Reichsgesetzes über die Versicherung der land- und forstwirthschaftlichen Arbeiter nicht blos alle in den eigentlichen Oekonomieen beschäftigten Personen beiderlei Geschlechts, vom Verwalter bis zum Kuh hirten, bis zum I. Oktober zur Ortskrankenkasse an zumelden waren, sondern daß auch alle diejenigen Dienstboten bürgerlicher Haushaltungen, welche zu Zeiten auf Eigenthums- oder erpachteten Grund stücken, Laasräumen rc. mit irgend welcher Feldarbeit, Heumachen u. s. w. beschäftigt zu werden pflegen, von der Dienstbotenkrankenkasse ab- und bei der Orts krankenkasse anzumelden sind. Sollte dies von ein- zelnen Dienstherrschaften verabsäumt worden sein, so wäre es die höchste Zeit, dies nachzuholen. — Zur jetzigen Jahreszeit, „da der Wind über die Stoppeln geht", wie der Volksmund sagt, steht das bei Knaben allgemein beliebte Spiel des Drachen steigenlassens im besten Flor. Thatsache ist es nun, daß sehr oft durch das Drachensteigenlassen eine Störung der Telegraphenanlagen, mit denen ja jetzt jeder größere Ort versehen ist, herbeigeführt wird, denn sehr diel kann man beobachten, daß Drachen schwänze und Drachenschnuren die Telegraphenleitungs drähte umschlingen, wodurch eben leicht die Störung durch Ableitung des elektrischen Stromes entsteht. Dasselbe ist bezüglich der Telephonleitungsdrähte der Fall, die seit den letzten Jahren wie ein künstliches Gewebe die Straßen industrieller Orte in immer mehr ausgedehnterer Weise Überspannen. Wenig bekannt dürfte nun insbesondere unter der Schuljugend sein, daß nach den 327 und 218 des Reichsstrafgesetz buches Derjenige, welcher durch vorsätzliche oder fahr lässige Handlung die Benutzung der zu öffentlichen Zwecken dienenden Telegraphenanstalten verhindert oder stört, erhebliche Geld- oder Gefängnißstrafe zu erwarten hat. Bezüglich des durch das Gesetz gewährten Schutzes stehen die allgemeinen Fernsprecheinrichtungen den übrigen öffentlichen Telegraphen völlig gleich. Zur Vermeidung derartiger, öffentlicher und Privatinteressen im gleichen Maße schädigender längerer Betriebs störungen, dürfte eS nun von Vortheil sein, wenn von den Eltern bezw. von den Lehrern in den Schulen