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Mchmtz-ZkitW. „WelßtritzIrktung^ erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners laa und Sonnabend« — Preis vierteljährlich 1 M. Z5 Pfg., zweimonatlich 84 Psg., einmonatlich 42 Nia. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Me Posten- stalten, Postboten, sowie -ie Agenten nehmen Be« - - - Amtsvlatt für die Königliche Umishauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königüchen Amtsgerichte und die SLadträtKe zu Dippoldiswalde und Arauenstein Verantwortlicher Redacteur: Carl Ikhne in Dippoldiswalde. / Inserate, welche d«i der bedeutenden Auflage des Blatte« eine sehr wirk- same Verbreitung, staden, «erden nNt 10 Psg. di« Spaltenzeile »der deren !! RauiN berechnet. Ta bellarische und complicirt« Inserate mit entsprechen» dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionell« Thsile, di» Spaltenzeile so Pf«- Nr. 116. 54. Jahrgang. Dienstag, den 2. Oktober 1888. per Kaiser ia MdeaWand. Zum ersten Male seit seiner Thronbesteigung weilt jetzt Kaiser Wilhelm II. in Süddeutschland und die jubelnde Begeisterung, mit welcher der erhabene Schirm herr des Reiches schon in Stuttgart begrüßt worden ist, bekundet, wie mächtig sein Erscheinen auf das nationale Empfinden der Süddeutschen einwirkt. Dieser begeisterte Empfang entspricht aber nur der Bedeutung des Kaiserbesuches auf süddeutschem Boden, denn das Ereigniß demonstrirt dem Auslande gegenüber aus's Neue das feste Zusammenhalten aller deutschen Stämme, es legt wiederum dar, daß es keine trennenden Stammesunterschiede und Stammeseigenthümlichkeiten zwischen den Deutschen giebt, wenn es gilt, ihre Liebe und Treue zu Kaiser'und Reich zu bethätigen. Diese haben die Süddeutschen schon Kaiser Wilhelm, dem herrlichen Begründer des neuen Reiches, gegenüber so ost bekundet, sie haben dies auch gegen Kaiser Friedrich bewiesen, der ja so häufig und gern, als er noch Kronprinz war, den Süden des Reiches besuchte und nun bringt die Bevölkerung desselben auch dem Sohn und Enkel der beiden Zollernkaiser ihre Hul digungen aus echt patriotischem Herzen dar. Natur gemäß steht im Mittelpunkte des Kaiserbesuches in Süddeutschland der Aufenthalt Kaiser Wilhelms in Stuttgart, woselbst der Monarch am Donnerstag Abend eintraf und bis Freitag weilte, und in der bayerischen Hauptstadt, woselbst der Kaiser auf seiner Weiterfahrt nach Wien an diesem Montag eintrifft. Die Bewohner der schönen schwäbischen Residenz haben den kaiserlichen Gast ihres Fürstenpaares mit über strömender Begeisterung empfangen und zugleich ließ dieser Besuch auch an äußerem Glanz nichts zu wün schen übrig. Einer nicht minder enthusiastischen Be grüßung darf der jugendliche Herrscher auch in der kunstsinnigen Metropole des Bayernlandes gewiß sein, denn München hat ja stets im Süden des Reiches an Kaisertreue und warmem patriotischen Gefühl mit vorangeglänzt. Nun der dritte deutsche Kaiser im Begriff steht, in die Mauern der bayerischen Haupt stadt einzuziehen, die ja schon die Heldengestalten Wil helms I. und seines edlen Sohnes wiederholt begrüßen durfte, wird sich die echt deutsche Gesinnung Mün chens sicherlich von Neuem im schönsten Lichte zeigen. Zwischen die Besuche des Kaisers in beiden Haupt städten fällt seine Anwesenheit auf der Insel Mainau, wo der Monarch am Sonntag an der Geburtstags feier der Kaiserin-Wittwe Augusta theilnahm. Mainau war bekanntlich schon die von Kaiser Wilhelm I. be sonders bevorzugte Zwischenstation auf seiner alljähr lichen Reise nach Gastein, stets weilte der greise Herr scher gern auf dem lieblichen, weltentrückten Bodensee- Eilande, und wenn nun sein kaiserlicher Enkel diese Stätte aufgesucht, so hat er hiermit nur einen Akt erhebender Pietät gegen das Gedenken des ruhmreichen Großvaters erfüllt. Auf Mainau begrüßte der hohe Reisende zugleich seine erlauchten Verwandten, die grobherzoglich badische» Herrschaften, da ein Berühren von Karlsruhe selbst in Folge des feststehenden Reise programms nicht stattfinden konnte. Wenn nun Kaiser Wilhelm mit den Besuchen der süddeutschen Fürsten - Höfe zunächst eine unerläßliche Forderung der Etikette erfüllt, so geht das Ereigniß in seiner allgemeinen Bedeutung doch weit über den Rahmen einer bloß höfischen Etikette hinaus. Denn der Kaiserbesuch in Süddeutschland bekundet — um es noch einmal aus zusprechen — die feste Zusammengehörigkeit des deut schen Südens zum Norden, die Fortdauer jenes festen Bandes, welches vor achtzehn Jahren im Kampfge- wühle um alle deutschen Stämme geschlungen wurde, und der Empfang, der dem jugendlichen Träger der höchsten Reichsgewalt im deutschen Süden zu Theil geworden, beweist, daß man auch hier, wie allenthalben im Reiche, mit Liebe und Vertrauen auf Kaiser Wil helm II. blickt. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde- 1. Oktober. Der Herbst hat sich bisher bei uns so ausgezeichnet eingesührt, daß wir ihm — falls er so forlfährt — gegründete Hoff nung auf die erste Censur machen können. Wenn gestern auf die vorausgegangenen sonnigen Tage be wölkter Himmel mit Regen, ja sogar Gewitter folgte, so wird der fleißige Säemann, der bereits das Winter getreide dem Schoße der Erde anvertraut hat, darüber nicht böse sein, denn der Regen war mild und warm und trotz der bisherigen starken Durchfeuchtung des Bodens erwünscht, da mehrere Tage die vorherrschende Ostströmung der Luft recht ordentlich ausgetrocknet hotte. Möge des Himmels Gunst dem Landmann bei seiner neuen Arbeit und bei der Kartoffelernte noch länger zutheil werden. — Wir werden nächstens einen Bericht über die Ausstellung der sächsischen Fachschule bringen, erinnern aber daran, daß alle Diejenigen, die sich durch eigene Anschauung ein Bild von dem in Sachsen so reich entwickelten Schulwesen für Handel, Gewerbe und Kunstgewerbe machen wollen, sich entschieden beeilen müssen, da die im Dresdener Gewerbehause stattfin dende Ausstellung nur bis mit den 3. Oktober ge öffnet bleibt. — Bezüglich des Kantorentages gehen uns zu den neulich gebrachten Mittheilungen noch folgende Ergänzungen zu. Es wäre höchst erfreulich, wenn durch eine recht zahlreiche Theilnahme seitens der hie sigen Bürgerschaft an den geplanten Veranstaltungen dem hier tagenden Verein entgegengekommen würde, wenn also auch schon am Abend des 1. Tages (Mitt woch) bei der „Begrüßung" unsere Bürgerschaft zahl reich vertreten wäre. Wiederholt sei, daß zu den am Freitag in der Stadt- und in der Nikolaikirche statt findenden Vorträgen Jedermann freien Zutritt hat. Um bei der am Donnerstag Abend stattfindenden geselligen Vereinigung, wobei u. A. ein von einer berufenen hiesigen Kraft eigens dazu gedichtetes Festspiel zur Ausführung kommen wird, eine Ueberfüllung des Saales (Schießhaus) zu vermeiden, kann der Eintritt nicht unbedingt freigegeben werden. Geladen sind natürlich zunächst die Mitglieder der Behörden, die Herren Quartierwirthe mit ihren Angehörigen, sowie die Angehörigen der Mitwirkenden, doch wird, soweit der Platz reicht, auch Andern der Zutritt gegen Vor zeigung der betr. Einladungskarte, behufs deren Er langung man sich an Herrn Kantor Hellriegel wenden wolle, gern gestattet. Daß di^Festfreude der Kommen den durch Fahnenschmuck der Häuser wesentlich erhöht werden würde, wollen wir nicht unterlassen zu be merken, und dürfte eine darauf bezügliche Bitte wohl sicher geneigte Beachtung finden. — Infolge der Herabsetzung der Tarife bei den kgl. Staatsbahnen sind auch auf unserer Bahn bei den Fahrkartenpreisen mehrfache Veränderungen ein getreten, die wir in unserem beizulegenden Taschen fahrplan sämmtlich berücksichtigt haben. — Montag, den 8. Oktober, wird von Hainsberg nach Kipsdorf wieder ein sogenannter Theaterextrazug abgelassen werden. Dippoldiswalde. Bei der hiesigen Sparkasse wurden im Monat September d. I. 634 Einzahlungen im Betrage von 45,817 M. 34 Pf. gemacht, dagegen erfolgten 298 Rückzahlungen im Betrage von 33,990 Mark 6 Pfg. Sparmarken ä 5 Pf. sind 250 Stück verkauft worden. — Es ist eine seit längerer Zeit beobachtete That- sache, daß alljährlich eine Anzahl zum Militärdienst ausgehobener Rekruten kurz vor ihrer Einstellung in den Truppentheil brodlos wird, indem dieselben keine Beschäftigung mehr erhalten. Die Militärbehörde gestattet deshalb, vaß dergestalt brodlos gewordene Re kruten vor der geordneten Einstellungsfrist zum Militär dienst zugelassen werden. Die Ueberweisung solcher Rekruten erfolgt mit Genehmigung der vorgesetzten Jnfanteriebrigade an einen Truppentheil derselben, nachdem dem Bezirksfeldwebel der polizeiliche Nachweis der Brodlosigkeit erbracht worden ist. — Der Zeit punkt der diesjährigen Einstellung der Rekruten weicht von dem der vorjährigen ziemlich erheblich ab. In diesem Jahre hat die Einstellung nach näherer Anord nung der General-Kommandos bei der Kavallerie in der Zeit vom 1. bis 6. Oktober, bet den übrigen Truppentheilen in der Zeit vom 5. bis 10. November, beim Seebataillon, den Matrosen-, Artillerie- und den Torpedo-Abtheilungen am l. November und bei der Werft-Division am 1. Februar stattzufinden. — Aus allen Gegenden trifft die Nachricht ein, daß die Kartoffelernte sowohl hinsichtlich des Er trages, wie der Güte der Frucht viel zu wünschen übrig lasse. Es ist dies um so bedauerlicher, als die Brodpreise im letzten Monate um 2 bis 4 Pf. pro Kilo gestiegen sind, die arbeitenden Klassen aber in der Kartoffel nächst dem Brod ihr Hauptnahrungs mittel besitzen. f Schmiedeberg. Ihre Majestät die Königin kam vorigen Freitag Nachmittag von Rehefeld hier an, um Se. kgl. Hoheit den Prinzen Albert abzuholen. Da sich die Ankunft desselben etwas verzögerte, ver lieb die hohe Frau den Wagen und unternahm, be gleitet von einer Hofdame und einem Kammerdiener, einen Spaziergang durch die Seufzerallee. Nach Be endigung desselben fuhr Höchstdieselbe, obgleich Prinz Albert noch nicht eingetroffen war, wieder nach dem Pöbelthal zurück, stieg vor Niederpöbel abermals aus, begab sich auf die vom Gesträuch eingeschloffene, fried lich gelegene Kupfermünzhofwiese und ließ sich auf einem mitgebrachten Feldstuhl nieder, um eine für sie wahrscheinlich interessante Baumgruppe zu malen. Wie aus dem lauten, lebendigen Gespräch zu entnehmen war, schien Ihre Majestät in heiterster Stimmung zu sein. Nach einem etwa viertelstündigen Aufenthalte kam der erwartete Besuch auf dem auserwählten Plätz chen an und wurde mit Jubel empfangen. Kurze Zeit darauf stiegen die hohen Herrschaften in den Wagen und fuhren nach Schloß Rehefeld zurück. -s- Arauenstein, 30. Septbr. Die Konfirmanden hiesiger Parochie haben sich nächsten Sonntag, den 7. Oktober, nach beendetem Frühgottesdienste in der Zeit von II bis 12 Uhr anzumelden und zwar die Knaben beim Herrn Pastor Lehmann und die Mädchen beim Herrn Diakonus Böhme. In auswärtigen Parochieen geborene Kinder haben bei der Anmeldung ein Ge- burts- und Taufzeugniß mitzubringen. Es wird ge wünscht, daß zu dieser Anmeldung die Konfirmanden entweder mit Vater oder Mutter erscheinen. — Die Kirchenkollekte für Niederhaßlau ergab die Summe von 19 M. 83 Pf. Den milden Gebern sei hierfür ein „Vergelts Gott" dargebracht. — Verschiedener Umstände halber ist das Stiftungs fest der hiesigen Feuerwehr von heute auf den 7. Oktober verlegt worden. Wahrscheinlich findet an dem selben Tage die Einweihung der neuen Feuerwehr spritze statt. Dresden. Am 1. Januar 1888 gab es im König reich Sachsen 265 Apotheken, d. i., die Bevölkerungs ziffer von 1885 gerechnet, je eine auf 12,008 Be wohner. Von diesen 265 Apotheken kommen auf die Kreishauptmannschaft Zwickau 101, je eine auf 11,791 Bewohner. In der Kreishauptmannschaft Leipzig be trug die Zahl der Apotheken 72, d. i. je eine auf 10,751 Bewohner, in der Kreishauptmannschaft Dres den zählt man 65 Apotheken, je eine auf 13,239 Be wohner und in der Kreishauptmannschaft Bautzen gab es 27 Apotheken oder auf 13,206 Bewohner je eine. Die relativ meisten Apotheken hat der Stodtmedizinal- bezirk Leipzig mit 18 oder je eine auf 9463 Bewohner. Im Stadtmedizinalbezirk Dresden gab es 19 Apo- thekep, d. i. auf je 12,952 Bewohner eine.