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Wkikntz-MT Inserate, welch« b«t der bedeutenden Auflage bei Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finden, werden mit 10 Pfg. di« Spaltenjeile oder vere» Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Lbeile, die Spaltenzeile SO Pfg. Die „Weißerih-Zeitung" «scheint wöchentlich drei ¬ mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 25 Pfg., zweimonatlich 84 Psg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan- «alten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be- Amtsblatt für die Königliche Amishauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Nr. 112. Verantwortlicher Redacteur: Carl Jehnc in Dippoldiswalde. Sonnabmd, den 22. September 1888. 54. Jahrgang. ' SS . j- i! > -s —SSSSSSiS» Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde, 21. September. Einigermaßen störend wirkt es, daß die diesjährigen Michaelis ferien der höheren Schulen und der städtischen Volks schulen, insbesondere der hiesigen, diesmal eine Woche auseinandersallen, indem die ersteren bereits morgen, den 22. September, die letzteren erst mit dem 1. Ok tober beginnen. In früheren Jahren fielen sie regel mäßig auf dieselbe Zeit. Nun, es wird das unfern „höheren" Schülern um deshalb nichr unlieb sein, als sie wegen dieses frühen Ferientermins den Erntekuchen gleich frisch an der Quelle verzehren können. Wohl bekomm's! — Durch einen Nöhrenbruch in der Wasser leitung war seit Montag bis Donnerstag Abend die ganze Schuhgasse bis an den Psortenberg ohne Master. Die Aufsuchung und Wiederherstellung eines solchen Schadens macht allemal viel Mühe und Arbeit, abge sehen von den Kosten; aber man möge auch nicht ver gessen, daß dergleichen Störungen während des Holz röhrensystems an der Tagesordnung waren, während sie jetzt zu den Seltenheiten gehören. — Herr Michelis aus Dresden, durch eine statt liche Anzahl glänzender Zeugnisse auch von pädago gischen Autoritäten (Kehr, Israel, Bcäß, Kämmel, Eltrich, Oberländer u. a.) bestens empfohlen, hat seit Mittwoch hier einen Kursus von 6—8 Stunden er öffnet, in welchem derselbe ein einfaches, praktisches Verfahren lehrt, Malereien auf Papier, Holz, Leder, Marmor, Seide rc. auszusühren. Es nehmen an dem selben, wie wir hören, 22 Schülerinnen theil, deren Arbeiten sämmtlich sehr hübsch ausgefallen sind. Das Honorar beträgt für die Person unter freier Benutzung der Unterrichtsmaterialien 3 Mark. — Nächsten Sonntag werden wir endlich unser Erntedankfest feiern. Es hat dies Jahr länger auf sich warten lasten als ehedem. Während wir es bis her noch in den letzten Sominerwochen begehen konnten, steht es Heuer am Anfang des Herbstes. So täuscht sich der Mensch gar oft über den Zeitpunkt, wo sorg fältig vorbereitete Entwürfe und Pläne zur Reife kommen sollen und er die Früchte seiner Arbeit zu ge nießen hofft. Aber was lange währt, wird gut, und das gilt auch von unserer Ernte, wenn wir auch blos sagen dürfen, sie ist bester geworden, als wir zu be fürchten Grund hatten. Denn wenn wir auch Heuer auf den Saatfeldern keine hohen Feimen entdecken, da der Segen ver Accker in den Scheunen Platz findet, so übertrifft dafür die Güte und der Gehalt der Körner früchte wenigstens in vielen Gegenden den mancher garbenreicheren Ernte. So gleicht die allwaltende Vor sehung im Menschenleben ost wieder aus, was den ge hegten Erwartungen anfangs nicht zu entsprechen scheint und entschädigt mit milder Hand für manche Entbehrung. Schon wollte mancher Landmann ängst lich befürchten und beklagen, daß aller Fleiß und alle Mühe verloren seien und Mutter Erde den Schweiß des treuen Arbeiters diesmal nicht vergelten werde, da muß er schließlich doch bekennen, daß Gottes Güte segnen kann ost über unser Bitten und Verstehen. So lehrt uns denn auch unser heuriges Erntefest, das Unsrige stets treu zu thun und aus den schließlichen Erfolg jeder treuen Arbeit zu hoffen, nicht müde zu werden in unserem Wirken, auf welchem Gebiete mensch licher Thätigkeit es auch sei, nicht zu verzweifeln an dem Siege des Wahren und Guten, denn die Ver heißung bleibt wahr: An Gottes Segen ist Alles ge legen und zu seiner Zeit werden ivir ernten ohne Aufhören! — Zur Zeit der Erntefeste ist eine Mahnung an die Landleute dringend geboten. Es ist eine auffallende, nichtsdestoweniger aber unumstößliche Thatsache, daß genau um die Zeit, in welcher der Landmann das Ergelmiß einer jahrelangen Sorge, Mühe und Arbeit und den Ertrag des in seinem Acker stehenden Ver mögens, von dessen Verwerthung er wieder ein Jahr leben und die Wirthschaft unterhalten soll, in die Scheune birgt, die Brände auf dem Lande sich mehren, welche in wenigen Stunden die Frucht des Fleißes und die Hoffnung eines Jahres vernichten und unter Umständen den Landmänn an den Bettelstab bringen. Dies ist eine Gefahr, gegen die sich der Landmann leicht schützen kann, wenn er sich sobald als möglich gegen Feuersgefahr versichert, und zwar nicht nur sein Haus, das tobte und lebende Inventar, son dern auch die Ernte. Die Kosten der Ernteversicherung sind so geringfügig, daß sie von jedem Besitzer ge tragen werden können, und leichtsinnig ist daher Der jenige, der es unterläßt, sich gegen diese Gefahr zu sichern. — Für die in Dresden stattfindende und bereits mehrfach erwähnte Ausstellung gewerblicher Schulen des Königreichs Sachsen sind die Anmel dungen so zahlreich eingegangen, daß die Zutheilung des Raumes dem Ausstellungs-Ausschuß erhebliche Schwierigkeiten bereitet hat. 120 gewerbliche Schulen werden ihre Schülerarbeiten, ihre Lehrmittel und Lehr gänge, ihre im Wetteifer nach dem Besten und Zweck mäßigsten getroffenen Einrichtungen zu vergleichender Anschauung bringen. Daraus folgt, daß besonders für die Schulen selbst die Ausstellung der höchsten Be achtung werth ist. Die Vorbereitungen können als vollendet bezeichnet werden untz versprechen das Beste. In den Ausstellungs-Ausschuß, dessen zahlreiche Sitz ungen im Gewerbehause stattfanden, waren berufen worden die Herren: Gewerbeschulinspektor Enke, Bau rath Prof. Weißbach, Gewerberath Siebdrat, Stadt rath Schwer, Stadtrath Friedrich, Handelsschuldirektor Messien in Meißen, Prof. Rade, Architekt Seidler, und Glasermeister Wetzlich. Im Saale des Gewerbe hauses, in dessen Nebensälen und Galerien, wie im Orangeriegebäude an der Herzogin Garten sind zahl reiche, in beste Beleuchtung gestellte Ausstellungswände, Gerüste und Tafeln errichtet, welche zur Aufnahme der interessanten Ausstellungs-Gegenstände bereit sind. Sobald die Auslagen vollendet sind, wird der vom königl. Ministerium erwählte Beurtheilung-Ausschuß seine Thätigkeit beginnen. — Wie schon erwähnt, haben auch die deutsche Müllerschule in Dippoldiswalde und die deutsche Uhrmacherschule in Glashütte die Ausstel lung beschickt; Herr Strohhutfabrikant I. G. Reichel in Dippoldiswalde ist Mitglied des Beurtheilungsaus- schusses. — Vom I. Oktober ab wird das zweite zur Post beförderung benutzte Privat-Personenfuhrwerk von Kipsdorf nach Altenberg (Erzgeb.) um 2,so Nachm. aus Kipsdorf und das dritte von Altenberg nach Kipsdorf um 4,» Nachm. aus Altenberg abgefertigt, sowie die Botenpost I,i» Nachm. von Dippoldiswalde nach Reichstädt aufgehoben und die Abgangszeit der an den Wochentagen verkehrenden Botenpost von Reichstädt nach Dippoldiswalde von 7,4» Nachm. auf 3,o Nachm. verlegt. * Höckendorf. In der isolirt gelegenen, zu hie sigem Orte gehörigen sogenannten „Barlmühle" kam am Vormittag des 19. d. M. der 21 Jahre alte Stuhl bauer Heim. Grimmer in die Kreissäge und erlitt eine derartig schwere Verletzung der linken Hand, daß sich seine sofortige Ueberführung in das Stadtkranken haus zu Dippoldiswalde erforderlich machte. Kreischa. In Nr. 110 der „Weißeritz-Zeitung" ist ein Bericht über eine Gesangaufführung bei Ge legenheit des Erntefestes zu Kreischa enthalten, welcher eine Unwahrheit enthält. Es wird darin gesagt, das Solo sei vom Chor übertäubt worden. Dies ist rein unmöglich, weil Solo und Chor gar nicht zu gleicher Zeit zu singen haben, sondern Tenöre und Bässe setzen erst ein, wenn das Terzett (nicht Solo) seine letzten beiden Silben zu wiederholen hat. 8. Dresden. Sonntag, Nachmittags 2 Uhr, werden sich König Albert und Königin Carola von der Villa in Strehlen aus über Freiberg und Bienen mühle auf einige Tage nach Jagdschloß Rehefeld be geben. — Erzherzog Albrecht von Oesterreich ist am 20. September zu kurzem Besuche am königlichen Hofe in Strehlen angekommen. — Nach den bisher vorliegenden Feststellungen berechnet sich die gesammte Einnahme der sächsischen Staatseisenbahnen auf die Zeit vom I. Januar bis 31. August auf über 51 Millionen M., das sind reichlich 3>/4 Millionen M. mehr, als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Diese Mehreinnahme ist zum allergrößten Theil auf den erhöhten Güterverkehr zurückzuführen, was gleichzeitig einen günstigen Schluß auf den Stand der väterländischen Industrie und des Handels gestattet. Sayda. Da unser Frühjahrs-Jahrmarkt ungünstig in die Feldbestellung fällt und daher nicht gehörig besucht wird, war man zuständigerseits um Verlegung des Jahrmarktes auf einen späteren Zeit punkt eingekommen. Das kgl. Ministerium des Innern hat jedoch das Gesuch mit der Begründung, daß dann der Saydaer Jahrmarkt mit dem Rechenberger zu sammenfällt, abgelehnt. Wie der „Sayd. Anz." hört, hat der Stadtrath beschlossen, bei diesem Bescheide sich zu beruhigen, da man in Erwägung zog, daß nicht allein der ungünstige Zeitpunkt auf die Frequenz ein wirkt, sondern die ganz veränderten Verkehrsverhält nisse. Auch anderwärts verlieren die Märkte immer mehr an Bedeutung. Freiberg. Unter den auf hiesigem Bahnhofe stationirten Lokomotiven befindet sich eine, welche auf eine denkwürdige Kriegsbegebenheit zurückblicken kann; es ist dies die Lokomotive „St. Egidien". Kurz nach der Kriegserklärung von 1866 wurde bekanntlich alles bewegliche Staatseigenthum, darunter auch der be deutende Maschinen- und Wagenpark der sächsischen Staatseisenbahnen in Sicherheit gebracht. Lange Züge, nur aus Lokomotiven bestehend und Züge aus Per sonen- und Güterwagen von unbegrenzter Achsenzahl jagten über Bodenbach, Eger und Hof zum Theil gleichzeitig auf beiden Geleisen dieser Linien den Nach barstaaten Oesterreich und Bayern zu. Die Maschine „St. Egidien", zu jener Zeit in Chemnitz befindlich, war daselbst bis zum letzten Augenblick mit Auf räumungsarbeiten beschäftigt worden und als sie zur Abfahrt ebenfalls fertig war, befanden sich die preu ßischen Truppen bereits weit in sächsischem Gebiete. Der damalige Führer mit seiner flüchtigen Maschine bei Siegmar angekommen, fand die Bahnstrecke von einer starken Abtheilung preußischer Landwehr-Kavallerie besetzt, welche Truppe ihn von Weitem schon durch Zeichen zum Halten veranlaßte. Der brave Mann verspürte jedoch keine Lust, sich und sein Dampfroß auszuliefern, gab kurz entschlossen vollen Dampf und brauste mit größter Geschwindigkeit unter fortwährend grellem Pfeifen auf die feindliche Reiterschaar zu. Im entscheidenden Augenblick alle Ventile öffnend, so daß die Maschine in eine mächtige Dampfwolke gehüllt war, waren die scheu gewordenen Pferde der Abtheilung nicht mehr von ihren Reitern zu zügeln und sprengten hochaufbäumend von der Bahnstrecke weg. Obwohl diese Kavallerie nun einen kurzen aber natürlich ver geblichen Versuch machte, das flüchtige Dampfroß ein zuholen und hieraus sogar ein heftiges Feuer aus ihren Karabinern eröffnete, kamen Führer und Maschine doch wohlbehalten durch, blieben auch auf dem ferneren Wege bis zur österreichischen Grenze unbehelligt und gelangten glücklich über die letztere. Zwickau. Als Kuriosum verdient erwähnt zu werden, daß ein auswärtiger jüdischer Handelsmann, welcher wegen unbefugten Gewerbebetriebes von einer hiesige« Behörde zu einer Geldstrafe von 2000 Mark verurtheilt worden war und kurze Zett darnach in