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Netz kletterte und dadurch das rasche AuSströmen des GaseS möglichst hintan hielt. DaS Zerplatzen, so ver sichert Wolff, sei dadurch veranlaßt worden, daß in der betreffenden Höhe ein südlicher Luftstrom in der Temperatur von nahe an 20« R. geherrscht habe. — Innerhalb des Königreichs Sachsen sind im Lause des Monats August dieses Jahres 1l Blitz schläge auf Gebäude niedergegangen, und zwar 3 zündende und 8 kalte. Betroffen wurden die Ort schaften der Amtshauptmannschast Großenhain in 4 Fällen, Döbeln und Auerbach je in 1 Falle, Plauen in 3 und Zwickau in 2 Fällen. Ein Vergleich mit den beiden Vorjahren ergiebt Folgendes: Im Jahre 1887 sind im Monat August nur 3 Blitzschläge auf Gebäude vorgekommen; weit mehr betrug deren Zahl im August des Jahres 1886, wo innerhalb 5 Tagen 75 Blitzschläge auf Gebäude fielen. Pirna. Am 12. September Mittags konnte es hier leicht zu einem großen Unglück kommen. In der Nähe des Kaiserplatzes traf ein patroullirender Schutzmann eine Schaar Kinder, welche sich in denkbar gefährlichster Weise damit unterhielten, mit größeren Steinen nach einem dort liegenden Geschoß — einem vollständig geladenen Shrapnel —zu werfen, welchem Beginnen natürlich sofort ein Ende gemacht wurde. Der Schutzmann versicherte sich des Geschosses, wie auch alsbald die weitere Untersuchung ihren Anfang nahm. Das Geschoß ist, wie wir hören, von den letzten Schießübungen in Zeithain hierher gebracht und dann bis jetzt in einem hiesigen Massenquartier aufbewahrt, dann aber aus demselben entfernt worden, nachdem infolge der bekannten Unglücks - Affaire in Leipzig, bei welcher damals ein Unteroffizier schwer verletzt wurde, speziellere Nachforschungen in den einzel nen Quartieren erfolgten. Die Ladung eines solchen Shrapnels besteht aus 65 Kugeln und keiner beson deren Erläuterung bedarf es daher, welch' unheilvolle Katastrophe bei einer eventuellen Explosion des Ge schosses hätte verzeichnet werden müssen. Freiberg. Vor dem Kgl. Schwurgericht sind für die III. Quartalssitzung 1888 folgende Hauptoer handlungen anberaumt: Mittwoch, den 19. September, 1) Vormittags 9 Uhr wider Amalie Auguste vsrehel. Helm geb. Ebert zu Unterweißig, wegen Todtschlags; Donnerstag, den 20. September, 2) Vormittags halb 10 Uhr wider den Dienstknecht Gustav Emil Kurze zu Cunnersdorf, wegen Sittlichkeitsverbrechens; 3) Nach mittags 3 Uhr wider den Stellmachergehilfen Moritz Hermann Tröger zu Voigtsdorf, wegen vorsätzlicher Brandstiftung. Freitag, den 21. September 4) Vor mittags 8 Uhr wider den Bergarbeiter Karl Friedrich August Göpfert zu Börnchen wegen Sittlichkeitsverbre chen; 5) Nachmittags 3 Uhr wider den Maschinen wärter Karl Gotthelf Klahre zu Niedergorbitz, wegen Sittlichkeitsverbrechen. — Behufs Ergänzung der Spruchliste für die am 19. Septbr. beginnende Sitzungsperiode des Schwur gerichts Freiberg sind am 12. September folgende Namen aus der Urne gezogen worden: Friedr. Aug. Lippmann, Gutsbesitzer in Arnsdorf, Karl Otto Gräf, Rentier in Freibergsdorf und Karl Emil Püschel, Lack lederfabrikant in Hainichen. Die am 13. August mit ausgeloosten jedoch in Folge Wegzugs beziehentlich für begründet erachteter Besreiungsgesuche wieder ausge- schicdenen Hauptgeschworenen sind folgende: Jean Cuny, Rittergutsbesitzer in Kleinopitz, zur Zeit in Dresden, Karl Gottlob Gärtner, Gutsbesitzer in Lauta und Bernhard Horn, Nittergutspachter in Choren. Aus Oederan wird nachträglich gemeldet, daß bei dem in der Nacht vom Sonntag zum Montag statt gefundenen Brande noch verschiedene kleinere Unfälle vorgekommen sind. Ein Feuerwehrmann wurde durch Glassplitter so erheblich im Auge verletzt, daß er zur Behandlung in einer Augenheil-Anstalt untergebracht werden muß. Ein anderer erlitt durch die Spritze Quetschungen an zwei Fingern und drei Pioniere stürzten mit einem Dache durch, bei welchem Unfall sie Hautabschürfungen erlitten. Auch am Montag Nachmittag brach em Rohrsührer mit der Decke des zweiten Stockes durch und stürzte, mit ihm eine Masse Trümmer, in das Parterre hinab;' trotz des tiefen Sturzes kam der besonders thätig Gewesene mit einer etwas beschundenen Nase glücklich davon. Der vom Dach herabgesprungene Lehrling und der von einem Leiterwagen überfahrene Feuerwehrmann befinden sich auf dem Wege der Besserung. Frankenberg. Die hiesige Weberinnung be schloß in ihrer letzten Hauptversammlung nach längerer Aussprache mit 92 gegen 42 Stimmen den Bau eines neuen für die Webschule besonders Helle Räume bieten den Jnnungshauses und sprach zum Verkauf des alten Meisterhauses einstimmig die Genehmigung aus. Die Ausführung dieses für die Weberinnung bedeutungs vollen Unternehmens wurde einstimmig dem Gesammt- vorstand übertragen. Dankbar anzuerkennende Beihülse seitens der städtischen Behörden, sowie der kgl. Staats regierung sichern ein gutes Gelingen deS Beschlusses der nach vorwärts strebenden hiesigen Weberinnuna. Der Neubau kommt nach der Freiberger Straße zwischen Göbels Fabrik und der Gasanstalt, in Form eines Eckhauses von 2 Etagen und auf ca. 70,000 M. Baukosten zu stehen. Scheibenberg. Der steinbruchmäßig betriebene Abbau der gigantischen Basaltsäulen auf dem Scheiben berg im Erzgebirge schreitet langsam, aber sicher vor wärts. Die Entfernung der riesigen Gcanitblöcke fördert u. A. auch recht interessante naturwissenschaft liche Funde zu Tage. So fand man vor wenigen Tagen wiederum unter den Basaltsäulen, eingebettet in den Basalttusf, zahlreiche Knochenreste vorwelt licher Thiere, und man hofft, bei weiterem Vordringen noch mehr von diesen merkwürdigen Ueberresten zu finden. Die jetzt im Bau begriffene Eisenbahnlinie Annaberg - Schwarzenberg erschließt auch im nächsten Jahre diesen Theil unseres herrlichen Erzgebirges dem allgemeineren Verkehr. Eibenstock. Das Haupt der Diebesbande, welche in letzter Zeit die Gegend von Schneeberg un sicher gemacht hatte, ist jedenfalls in der Nacht zum vorigen Sonntag in der Person des 20 Jahre alten Handarbeiters Georgi aus Zschortau festgeiiommen worden. Die Verhaftung Georgis, der wiederholt vor bestraftest und auch schon circa 25 in hiesiger Gegend ausgesührte Diebstähle zugestanden hat, erfolgte durch Gendarm Fleischer von hier in der alten Schäferei in Clausenthal. Die Diebe hatten am Freitag und Sonnabend Abend die vom Erzgebirgsverein Eiben stock auf dem Biel erbaute Erholungshalle erbrochen, daselbst Lebensmittel, Cigarren und die Sammelbüchse des Erzgebirgsvereins gestohlen, sowie einen Brand stiftungsversuch gemacht. Als Leute die Halle betraten, sprang ein Dieb zur Hinterthür hinaus. Die sofort durch die Sicherheitsorgane ausgesührte Absuchung der Gegend führte, wie bemerkt, zur Festnahme Georgis. Mittweida. Der hiesige Konsumverein feierte am vergangenen Sonntag sein 25jähriges Stiftungs fest. Der Verein besteht gegenwärtig aus 841 Mit gliedern, besitzt seit dem Jahre 1867 ein eigenes Haus und hat während der 25 Jahre seines Be stehens einen Waarenumsatz von 1145233 M. erzielt. An die Mitglieder wurden bis jetzt zusammen 83 689 M. Dividende vertheilt. Die Verkaufsräume sind dem Verkehr ohne Unterbrechung während des ganzen Tages geöffnet. Jeder, der regelmäßig Maaren ent nimmt, erhält ein Kontobuch und ist dadurch Mitglied des Vereins geworden. In diesem Buche werden die Preise für die entnommenen Posten verzeichnet, und am Jahresschluffe wird die Dividende nach dem be treffenden Prozentsätze berechnet, welche entweder ent nommen oder auch als steigende Summe stehen ge lassen wird. Leipzig. In einer der letzten Nächte wurde vom Dresdner Bahnhofe ein alter, blinder Jude nach dem Polizeiamt von einigen seiner Glaubensgenoffen mit dem Bemerken gebracht, daß man sich doch des gänz lich mittellosen, armen Mannes annehmen möchte. Es wurde demselben auch ein Quartier zugesagt. Bei dr Visitation des „armen Mannes" fand man jedoch in dessen Kleidern eine Summe von über 400 Mark in Gold und einige 30 Mark in Silber. Das Nacht quartier dürste unter diesen Umständen auch nicht, wie erhofft, umsonst sein. Tagesgeschichte. Berlin. In wohlunterrichteten Kreisen wird ver sichert, daß die Kosten des Neichstagsbaues den Voranschlag in einer überaus erheblichen Weise über schreiten werden. Es haben sich während des Baues verschiedene ursprünglich nicht in Aussicht genommene Ergänzungen in Betreff der stilgerechten inneren Durch führung des Baues als nolhwendig herausgestellt, so daß bereits die für Zwecke der bildnerischen äußeren Ausschmückung bestimmten Summen in beträchtlicher Werse angegriffen werden mußten. Hoffentlich wird man auch diese Fehlbeträge bei den Nachforderungen ergänzen, die ohne Frage vom Reichstag für sein wür diges Heim bewilligt werden. — Generalfeldmarschall Erzherzog Albrecht von Oesterreich, der Hüchstkommandirende der österreichi schen Armee, ist zur Theilnahme an ven Manöver» am 12. September in Berlin eingetoffen. — Der Vorsitzende der Kommission für die Aus arbeitung eines deutschen bürgerlichen Gesetzbuches, wirkl. geh. Rath I)r. Pape ist am 11. September nach kurzer Krankheit gestorben. — Van Münzen mit dem Bildniß Kaiser Fried richs sind im verflossenen Monat geprägt: 449,469 Doppelkronen, 127,120 Fünfmarkstücke und 22,350 Zweimarkstücke. An Silbermünzen mit dem Bilde des verewigten Kaisers Friedrichs sind überhaupt bis jetzt geprägt 208,940 Fünsmarkstücke und 522,350 Zwei markstücke. — Es ist aufgefallen, daß die kaiserliche Kabinets- ordre, durch welche das neue Exerzierreglement für die Infanterie eingesührt wird, nicht vom Kriegs minister gegengezeichnet worden ist, während sonstige KabinetSordreS, welche die ganze Armee betreffen, stets diese Gegenzeichnung tragen. Wie man annimmt, ist dieses Ausbleiben dem Umstande zuzuschreiben, daß die Kabinetsordre sich lediglich an die Offiziere richtet, Kabinetsocdres aber, die an das Offizierkorps gerichtet sind, pflegen nach altem Brauch nie gegengezeichnet zu werden. Mit der Kabinetsordre hat Kaiser Wilhelm mit einem Schlage einen großen Mißstand aus der Armee beseitigt. Wie jedes Gesetz und jedes Regle ment verschiedene Deutungen und Auffassungen zuläßt, so auch die Exerzierreglements in erhöhtem Grade. Es war in der Armee beinahe zur Unsitte geworden, daß jeder Oberst, wir wollen nicht gerade sagen jeder Kompagniechef, zum allgemeinen Reglement »och sein besonderes Reglement verfaßte und bei seinem Truppen- theil einführte. Daß hierdurch vielfache Mißstände herbeigeführt wurden, liegt auf der Hand. Jetzt ist diesen Tüfteleien und Deuteleien mit einem Federzug des Kaisers ein Ende gemacht und die hohe Strafe (Entlassung aus dem Dienst), die allen Zuwiderhan delnden angedroht wird, dürfte ein für alle Mal dem Befehl den gehörigen Nachdruck verleihen. Die deutsche Sprache hat in dem neuen Exerzierreglement auch wieder an Boden gewonnen, eine große Anzahl von Fremdwörtern, die bisher in der Soldatensprache üblich waren, sind weggefallen und mit Geschick und Glück durch deutsche ersetzt worden. Elsaß-Lothringen. Daß nicht nur Altdeutsche in Frankreich rüpelhafter Behandlung ausgesetzt sind, sondern auch Altelsäffer, sogar wenn sie lediglich hilfe bringend die Grenze überschreiten, unter der Rohheit der modernen Franzosen zu leiden haben, beweist eine Zuschrift des Branddirektors der freiwilligen Feuer wehr von Altmünsterol an die „Straßb. Post". Die Feuerwehr dieses elsässischen Ortes kam bei einem Brande der französischen Nachbargemeinde Montreux Chateau mit ihrer Spritze zu Hilfe und betheiligte sich am Löschungswerke, mußte sich aber von einem Gen darmen grob anfahrcn lassen, worauf sie natürlich schleunig abzog. Frankreich. Herr Carnot, der Präsident der französischen Republik, befindet sich in Begleitung des Ministerpräsidenten Floquet gegenwärtig wieder ein mal auf einer politischen Rundreise, welche speziell der Normandie gilt. Die Reise des Präsidenten hat unter günstigen Auspicien begonnen, denn gleich auf der ersten Etappe, in Casn, der Hauptstadt des Departe ment Calvadres, wurde dem Staatsoberhaupts am Montag ein enthusiastischer Empfang bereitet. Für denselben revanchirte sich Carnot durch eine Rede, welche von Muth und Vertrauen in den Bestand der Republik zeugte und lebhaften Beifall fand. Auf ihrer Weiterreise trafen Carnot und Floquet am Dienstag in Cherbourg, dem stärksten Kriegshasen Frankreichs, ein, wo es natürlich auch nicht ohne einige Reden seitens beider Staatswürdenträger abging. — In Toulon hat letzthin ein spanisch-französisches Marine-Verbrüderungsfest in Gestalt eines großen Banketts staitgefunben, welches der Admiral des in Toulon ankernden Geschwaders den Behörden dieser Stadt gab. Eine besondere politische Wichtigkeit kann aber das Fest natürlich nicht beanspruchen, so stark ist die Intimität zwischen Frankreich und Spanien doch nicht! Rußland. In Petersburg ist ein weiterer Schritt angeregt worden, um die Russisizirung der baltischen Provinzen auch nach außen zu markiren. Es sollen nämlich die Namen: „Livland, Kurland; Esthland" als offizielle Bezeichnungen gänzlich beseitigt werden, weil sie zur Erinnerung an eine Sonderstellung dieser Pro vinzen Anlaß geben. Es ist beabsichtigt, diese Pro vinzen in der Zukunft „Riga'sches, Mitau'sches und Neval'sches Gouvernement" zu benennen. — Die Kosten für die Bahnbewachung auf dec Hinreise und der Rückreise des Czaren nach Südruß- land für die erhöhte Verpflegung der Truppen, für Tagegelder und Truppenbesörderung werden auf etwa 700,000 Rubel veranschlagt. (Der Rubel gilt jetzt 2 M. 10 Pf.) Italien. Kaiser Wilhelm wird bei seiner An wesenheit in Nom zweimal im Vatikan erscheinen, und zwar zuerst zum Besuche des Papstes und dann zur Besichtigung der vatikanischen Sammlungen. Bei letzterer Gelegenheit wird dem Kaiser vom Papst ein Frühstück angeboten werden. Italien. Die Ueberschwemmungen in Oberitalien sind in steter Zunahme begriffen und die Nachrichten aus Tyrol lauten fortgesetzt beunruhigend. In Verona werden immer mehr Straßen unter Wasser gesetzt, die Umgebung ist völlig überschwemmt. — Das Hochwasser in Tyrol und Ober-Italien ist zum Stillstand gekommen oder an einigen Stellen