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Inserate, welch« bei de» bedeutenden Auflage de» Blattes eine sehr wirk same Verbreitung fliüen, werden mit 10 Psg. di« Spaltenteile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirt« Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionelle» Theile, die Spaltenzeil« M Psg- Wchmtz-ZkitW 54. Jahrgang. Nr. 109. „Weißeritz. Jeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. Stz Psg-, zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfa. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be ¬ stellungen an. für di- Königliche Amtshauptmamschast Dippoldiswalde, sowie für die Kömglichen Amtsgerichte und die MdtrLthe Amtsblatt zu Dippoldiswalde und Irauenstein Verantwortlicher Redacteur: Carl Ahne in Dippoldiswalde. Sonnabend, den 15. September 1888. den sich aber schwerlich die Großmächte oder auch nur der Kongo-Staat entschließen, ein solches Heer nach Afrika zu senden. Als einziges probates Mittel bliebe, daß durch Geldsammlungen in allen europäischen Kulturländern eine Million Mark aufgebracht würde, welche Summe unter Leitung einer geeigneten Per sönlichkeit dann dazu benützt werden müßte, um ein kleines Heer, welches ja in der Hauptsache aus Afri kanern bestehen kann, anzuwerben und auszurüsten. Das Heer, welches nur gegen die Barbarei zu kämpfen, aber keine Eroberungen in Afrika zu machen hätte, müßte dann den Missionsanstalten zu Hilfe gesandt werden. Es könnte wirklich eine herrliche Errungen schaft für die Verbreitung der Kultur in Afrika aus dem Projekte entstehen, wenn sich die öffentliche Meinung Europas dafür erwärmte und es in den nächsten Jahren ausführte. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Da die Ernte in unserer Kirch fahrt bis dahin in der Hauptsache beendet sein wird, soll das Erntedankfest am 17. Sonntage nach Tri nitatis, 23. September, gefeiert werden. Reichstädt. Am Mittwoch ist im hiesigen Dorf teiche die Leiche eines neugeborenen Kindes gefunden worden. Die Aushebung und Anzeige durch das Dip- poldiswaldaer Amtsgericht an die Staatsanwaltschaft in Freiberg erfolgte am Donnerstag, und heute Frei tag fand die Sektion der Leiche durch den kgl. Bezirks arzt Herrn vr. Erler statt, über deren Ergebniß wir bis jetzt noch nichts erfahren konnten. Wer die Mutter des Kindes ist, weiß man zur Zeit noch nicht. T Hennersdorf. Unter den Kindern hiesigen Ortes treten die Masern seit circa 8 Tagen derart auf, daß nur etwa der vierte Theil der 2. Klasse die Schule noch besucht. — Zum Vertrauensmann der forst- und land- wirthschaftlichen Berufsgenossenschaft wurde Herr Gemeindevorstand K. Reichelt von hier und zu dessen Stellvertreter Herr Erbgerichtsbesitzer Richter in Am- melsdorf gewählt. — Der Ausschuß der hiesigen Ortskrankenkasse, zu der noch Ammelsdorf gehört, wählte zum Vorsitzen den Herrn Gutsbesitzer Moritz Pretzsch, zum Schrift führer Herrn Erbgerichtsbesitzer Herm. Richter und zum Kassirer Herrn Schuhmachermeister L. Thümmel, sämmtlich von hier; Mitglieder des Ausschusses sind noch: Zimmerpolier Aug. Thümmel, Schmiedegeselle Emil Funke von hier, und Schirrmeister Berger und Bretschneider Schlegel von Ammelsdorf. — Bei hiesiger Tagesverpflegflation für arme Reisende wurden im Monat Juli Marken ausgegeben 29 zu 20 Pf., 21 zu 10 Pf., im August 33 Marken zu 20 Pf. und 20 zu 10 Pf. — Von dem sogenannten Schönfelder Kirchhofe, einem Theile des hiesigen Gottesackers, auf dem früher Schönfelder Leichen beerdigt wurden, entfernte vor kurzer Zeit der Todtengräber Franke ein eisernes Kreuz, das auf dem Grabe eines Brautpaares stand, welches sich zu Ende des 17. Jahrhunderts im Erbgerichte zu Schönfeld in der Hochzeitsnacht zu Tode getanzt hatte. Altenberg. Ein schwerer Schlag droht der hie sigen Gegend. Der Erz bau wurde hauptsächlich des halb aufrecht erhalten, weil das seltene „Wolframerz" aufgefunden wurde. Jetzt wird über Hamburg das sogenannte „Scheelit" aus Amsterdam eingeführt. Dasselbe hat einen hohen Gehalt an Wolsramerz und kann billiger verkauft werden, als unser erzgebirgisches Wolframit. Da die sächsischen Erzzechen ohnehin nur emen sehr mäßigen oder gar keinen Nutzen geben, eine billigere Gewinnung des Wolframerzes aber kaum möglich »st, so ist leider anzunehmen, daß der Berg bau in der Altenberger Gegend beschränkt werden muß. - Hänichen bei Possendorf. Am Mittwoch Nach mittag in der 2. Stunde ereignete sich auf hiesigem „Beckerschachte" ein schweres Unglück. Als zu ge- nannter Zeit die Bergzimmerlinge Herrmann - Nieder- Gittersee und Hengst-Hänichen, auf dem sog. Schirm des Gestelles stehend, aus dem Schacht fuhren, wurde dieses, durch Unvorsichtigkeit des Maschinenwärters, zu weit hinaufgetrieben. Infolge des heftigen Anpralles überschlug sich der Zimmerling Herrmann und stürzte in den tiefen Schacht hinunter, während Hengst auf dem Schirm blieb und sich am Kopf und den Händen Verletzungen zuzog. Gegen 6 Uhr Abends wurde Herrmann mit zerschmettertem Schädel todt aufgefun den. Der Verunglückte — im 28. Jahre stehend — war ein berufstreuer Arbeiter und wird allgemein be dauert. Er hinterläßt eine Wittwe und 3 Kinder. "O Kreischa. Der vorige Mittwoch brachte uns wiederum den aus dem weitesten Umkreis gern und zahlreich besuchten Jahrmarkt. Das anhaltende Regenwetter und die kühle Temperatur an den beiden vorhergehenden Tagen stellten allerdings keinen gün stigen Verlauf in geschäftlicher Beziehung in Aussicht. Das mochte wohl auch der Grund sein, daß mehrere Buden keinen Miether gefunden hatten. Jedoch, wie vom Himmel erbeten, zeigte sich am Morgen des Markt tages ein klarer, wolkenfreier Himmel, und die anfangs herrschende Kühle wurde gar bald durch die warmen Strahlen der Sonne verscheucht. Infolge des herr lichen Wetters war der Besuch ein äußerst reicher. Es schien wohl auch, als habe sich die Kauflust deS Publikums gegen die Vorjahre gesteigert, denn mit nur wenigen Ausnahmen warm die Handelsleute so wohl als die Besitzer von Karruffels, Panoramas, Schießbuden u. s. w. sehr zusriedengestellt. — Der Bau der Lockwitzthal Straße ist nun mehr vollendet und jedwedem Verkehre wieder freige geben. In jeder Hinsicht ist der Bau als wohlge lungen zu betrachten. Da die fast sehr ebene Straße sich für das Radfahren sehr eignet, ist wohl zu hoffen, daß künftighin Kreischa öfter von den Liebhabern dieses Sports als Ziel ihrer Lustfahrt gewählt wird. — Morgen Sonntag findet in hiesiger und in der Maxener Parochie das Erntedankfest statt. Zur Bewunderung Vieler soll auf Beschluß des Kirchen vorstandes zu Kreischa die Erntepredigt mit dem Vor mittagsgottesdienst verbunden werden. Dresden. König Albert hat sich vom Manöver felde bei Ostritz über Görlitz zur Theilnahme an den Manövern nach Berlin begeben. — Königin Karola reiste mit ihrem Besuche nach Sibyllenort. — Die Versammlung deutscher Forstmänner, die gegenwärtig in München tagt, hat zum nächsten Versammlungsort Dresden bestimmt und als Vorart für 1890 Kassel gewählt. — Daß Luftschiff-Fahrten jeoerzeit mit mehr oder minderer Gefahr verknüpft sind, erfuhr auch am 12. September Abends auf's Neue Civil - Ingenieur M. Wolff, der 10 Minuten vor 6 Uhr vom Feld schlößchen aus bei klarem Himmel und leichter west licher Luftströmung seine 206. Fahrt antrat und wenig über 60 Minuten später so ziemlich in der Mitte des Flurendreiecks, das zwischen den Dörfern Leuben, Zschachwitz und Niedersedlitz etwa 8 Kilometer von Dresden entfernt liegt, noch glücklich landete. Wir sagen noch, denn leider war der Ballon in der sehr beträchtlichen Höhe von 5000 Meter — wie Wolff versichert — in seiner ganzen unteren Hälfte, und zwar vom sogenannten Appendix bis hinauf zum Aequator infolge großer Ausdehnung des GaseS ge- platzt, und der genannte Luftschiffer, welcher schon früher wiederholt Unerschrockenheit und GeisteSgegen- wart gezeigt hat, wurde vor einem jähen Sturz in die Tiefe nur dadurch bewahrt, daß er sofort nach dem Zerreißen des Ballons allen im Korbe befind- uchen Ballast über Bord warf, und dann auf jener Seite, auf welcher der Ballon zerrissen war, in daS Die Barbarei in Afrika. Je mehr der fruchtbare und ausgedehnte Ländereien der Civilisation noch darbietende Erdtheil Afrika durch forscht wird, um so mehr erkennt man, daß nicht die Hitze, nicht die tropischen Urwälder und nicht die Wüsten, sondern vielmehr die in Afrika noch zur Schande der Menschheit bestehende Barbarei verkommener und blutgieriger Araber- und Negerstämme das Haupt- hinderniß für das raschere Eindringen der Kultur in den schwarzen Erdtheil bilden. In den Küstenländern Tunis, Algier, Tripolis, Egypten im Noxden, sowie in Kapland, Zansibar und den Boern-Republiken im Süden, ferner in einigen Länderstrichen der Westküste, wie am Kongo, in Kamerun, Senegambien u. s. w. haben Franzosen, Engländer, Spanier, Portugiesen, Deutsche, Belgier und andere europäische Kulturvölker den barbarischen Zuständen zwar so ziemlich ein Ende bereitet, aber das ganze unermeßliche innere Afrika, sowie auch die südöstlichen Küstenländer sind noch Domänen einer blut- und raubgierigen Barbarei. In diesen Länderstrichen existiren noch Negerreiche oder von verkommenen Halbarabern gegründete Staaten, in denen die finsterste und haarsträubendste Barbarei thront. Die Missionsanstalten und die Afrikareisenden haben aus diesen Ländern Berichte geliefert, welche jedem Menschenfreunde zornige Entrüstung und tiefsten Abscheu einflößen müssen. Die Negerkönige der dor tigen Gegenden treiben mit der Barbarei geradezu einen Sport, ein Vergnügen. Menschenschlächtereien aus den unvernünftigsten, wahnwitzigsten Gründen sind an den Höfen dieser Negerkönige förmlich an der Tagesordnung. Einer der furchtbarsten Wütheriche ist der König von Uganda, der jeden Tag zu seinem Vergnügen und wahrscheinlich auch aus einer wahr haft entsetzlichen Herrsch- und Selbstsucht eine Anzahl seiner Unterthanen auf die scheußlichste Weise um bringen läßt. Die Blutgier und bodenlos gemeine Selbstsucht des Königs von Uganda erstreckt sich auch auf seine Frauen. Das Ungeheuer besitzt einen Harem mit 1500 Frauen, von denen er aus den abscheulichsten Gründen jeden Tag ungefähr fünf martervoll hin richten läßt. Noch schlimmere Tyrannen und blut gierigere Räuber als die barbarischen Negerhäuptlinge sind aber die Sklavenhändler. Dieselben sind die Nachkommen verkommener Araber, auch oft Mischlinge von diesen und Negerfrauen. Diese Sklavenhändler haben die abscheulichste Beschäftigung, welche sich nur Menschen aussinnen können. Die Sklavenhändler überfallen mit einer kleinen bewaffneten Macht von 100 bis 400 Mann die Negerdörfer, schlagen Alles, was sich ihnen zur Wehre setzt, nieder, ermorden die Greise und kleinen Kinder, schleppen die übrig blei benden Männer, Frauen und größeren Kinder gefangen fort und verkaufen sie als Sklaven nach den östlichen und nördlichen Staaten, zum Theil sogar nach Asien. Man kann annehmen, daß ein Anführer der Sklaven händler, wenn er sein scheußliches Geschäft zwanzig bis dreißig Jahre betrieben, gegen hunderttausend Seelen auf dem Gewissen hat, denn so viele Neger wurden auf sein Geheiß theils umgebracht, theils in die Sklaverei verkauft. Die Missionsanstalten Afrikas, deren Sache der ehrwürdige Erzbischof Lavigerie von Algier zu der seinigen gemacht hat, haben nun durch den Mund des vor Kurzem in Brüssel eingetroffenen Erzbischofs zunächst die Vertreter des Kongostaates, dann aber auch die gesammte europäische Kulturwelt aufgefordert, Mittel und Wege zu schaffen, um der scheußlichen Barbarei in Afrika ein Ende zu bereiten. ES wäre ein kleines, aber vorzüglich ausgerüstetes Heer nöthig, um erst die Sklavenhändler einzufangen und unbarmherzig niederzuschießen und um dann auch einigen der schlimmsten Tyrannen unter den Neger königen das bluttriefende Szepter au» der Hand zu reißen. AuS politischen und finanziellen Bedenken, sowie auch wegen internationaler Schwierigkeiten wer