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WkWtz -MiW 54. Jahrgang. Nr. 1V7. Inserate, welche bei drk bedeutenden Auflage, det Blattes eine sehr wirk« same Verbreitung finden, »erden mit 10 Pfg. di« Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirt« Inserate mit entsprechen, dem Aufschlag. — Einge sandt, mi redaktionellen Theile, die Spaltenzril« LOPfg. Die „Welßerih. Zeitung" «scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 25 Pfg., zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. für die Königliche Amtshauptmannschafi Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Verantwortlicher Redacteur: Carl Ithm in Dippoldiswalde. Dienstag, den 11. September 1888. Die Mdlmerikilnjslhe PriMtiltermahl. Am 3. Dezember dieses Jahres findet in Nord amerika der höchste staatspolitische Akt dieses Landes statt, die Neuwahl des Präsidenten der Republik durch die hierzu delegirten Wahlmänner der einzelnen Unions staaten, worauf am 1. April 1889 das neugewählte Oberhaupt der transatlantischen Republik sein wichtiges Amt antritt. Obwohl nun bis zur Vornahme dieses Aktes noch fast ein Vierteljahr vergehen muß, ist der Wahlkampf in den Vereinigten Staaten doch längst schon ein sehr lebhafter und mit ast' den jenseits des atlantischen Oceans nun einmal üblichen und oft nicht allzu sauberen Mitteln agitiren die einzelnen Parteien gegeneinander und macht jede derselben nach Kräften für ihren Präsiventschaftskanvidaten Propaganda. In dessen spielt sich der Kampf im Grunde genommen doch nur wieder zwischen den beiden großen Parteien ab, welche sich in der Union von je gegenüber gestanden haben, zwischen den Republikanern und den Demokraten, und wenn jetzt noch fünf oder sechs andere Präsident schaftskandidaten aufgetaucht sind, so dienen dieselben schließlich nur zur Staffage. Die Demokraten kan- didiren bekanntlich für den höchsten Posten des nord amerikanischen Staatenbundes wiederum den bisherigen Präsidenten der Union, Grover Cleveland, neben wel chem sie als Vizepräsidentschaftskandidaten Allen Thur- man aus Ohio aufgestellt haben; die Republikaner ihrerseits haben den Senator Harrison aus Indiana auf den Schild gehoben und als Vizepräsidentschafts kandidaten Levi Morton aus dem Staate New-Jork aufgestellt. Daß Cleveland wiederum zum offiziellen Präsidentschaftskandidaten der Demokraten ernannt worden ist, bedeutet für ihn ein glänzendes Vertrauens votum seiner Partei und letzteres ist durch die Amts führung des seitherigen Staatschefs der Union voll kommen gerechtfertigt. Nach Kräften hat sich Cleve land namentlich bemüht, gegen die Mißwirthschast und Korruption, welche unter seinen Vorgängern, haupt sächlich aber unter Grant und dann unter dem unglück lichen Garfield, in fast allen Zweigen des Staats dienstes eingeriffen war, anzukämpfen und wenn Cleve land hierbei auch nicht überall Erfolge aufzumeisen vermochte, so ist doch unter seiner Amtsführung in der Union so Manches bester geworden. Dabei ist Cleveland ein Mann von durch und durch persönlicher Rechtschaffenheit und von makellosem Charakter, sowie von hervorragend geistiger Begabung und selbst in den Reihen seiner politischen Gegner genießt er persönlich große Sympathien. Aber auch die Republikaner haben als ihren Kandidaten für den Präsidentschastsstuhl in Harrison einen Mann gewählt, welcher sich als Mensch und als Charakter des besten Rufes erfreut und wenn Harrison als Politiker weniger hervorragt, so scheint ihm dies bei seiner Kandidatur in Anbetracht seiner sonstigen vorzüglichen Eigenschaften nichts weiter zu schaden. Wer von diesen beiden Männern die meisten Aussichten besitzt, zum ersten Beamten der Union ge wählt zu werden, läßt sich jetzt noch nicht im Ent ferntesten mit einiger Bestimmtheit Voraussagen. Per sönlich sind Beide unantastbar und es werden daher die in den Wahlkampf hineinspielenden politischen und wirthschaftlichen Partei- und Prinziptensragen schließ lich den Ausschlag geben. Diese indessen wiederum gehen vielfach verworren durcheinander und reichen aus dem einen feindlichen Lager in daS andere und selbst die Tariffrage, welche sich aus diesem Interessen streite noch einigermaßen scharf hervorhebt, bedeutet keine durchgreifende Scheidung der Geister. Denn es handelt sich bei jener darum, ob in den Vereinigten Staaten künftig mehr eine Schutzzollpolitik gegenüber der bislang vorherrschend gewesenen Freihandelspolitik zum Durchbruche gelangen soll, aber schließlich finden sich ebensowohl bei den Demokrakten wie bei den Re publikanern Freihändler und Schutzzöllner. Die geg nerischen Parteien suchen sich darum auf alle mögliche andere Art und Weise das Terrain streitig zu machen und die Methode, wie man in dem gegenwärtigen Wahlkampfe m Nordamerika z. B. den Fischereistreit mit Kanada zu Wahl-Machinationen und -Agitationen verwerthet, beweist, daß auch bei den amerikanischen Wahlen der Zweck die Mittel heiligt. -Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde, lO. September. Obgleich das Gebäude der Müllerschule äußerlich als nahezu vollendet erscheint, man auch bereits mit Einebnung der unmittelbaren Umgebung begonnen hat, so ist doch im Innern mit Heizungsvorrichtungen, Dielen u. s. w. noch so viel zu thun, daß der zur Einweihung bereits bestimmte Termin, der 24. Septeniber, nicht eingehalten werden kann, derselbe vielmehr endgiltig auf den 2. November angesetzt werden mußte. Die oberen, haupt sächlich zur Wohnung dienenden Räume dagegen sollen schon vorher bezogen werden. — „Hoffnung läßt nicht zu Schanden werden." Die Wahrheit dieses Wortes zeigt sich Heuer ganz be sonders auch am Wetter. Wer Geduld hat, wird immer wieder durch unerwartet neue schöne Tage be lohnt, und mancher Flüchtling der Sommerfrische, die allerdings bislang ost sehr frisch war, hat bereut, so schnell das Gewehr gestreckt zu haben; mit dem Muthigen war auch in dem Kampfe gegen Wetter launen das Glück. Möge es nun endlich mal be ständiger werden. — In einer Lehrerversammlung hat vr. Kamp in Frankfurt über Mädchenfortbildungsschulen einen Vor trag gehalten, der sich der höchsten Anerkennung Ihrer Maj. der Kaiserin Augusta zu erfreuen hatte. Dieser Vortrag ist bei Simmenroth L Worms in Berlin in Druck erschienen und mit einem Anhänge versehen, mustergiltige Lehrpläne, u. A. auch den der Fortbil dungsschule für Mädchen in Dippoldiswalde, ent haltend. — Am gestrigen Sonntage feierte der hiesige Turn verein in althergebrachter einfacher Weise sein Ab turnen und beschloß damit seine diesjährige Arbeit auf dem Turnplätze, um dieselbe in der Halle fortzusetzen. Das Schauturnen bot ein lebendiges Bild turnerischer Thätigkeit; unter der Leitung des stellvertretenden Turnwart Kohl wurden nach einem trefflich aufgeführten Aufmarsch Frei- und Ordnungsübungen abgehalten, denen das Gerätheturnen folgte. Mehrere Spiele bil deten den Schluß des Turnens. Das herrschende kühle Wetter hatte diesmal Viele abgehalten, dem sonst gern gesehenen Schauspiel beizuwohnen. Am Abend fand sodann in den sinnig und reich geschmückten Räumen der Reichskrone, da die bisherigen Räume für den aufblühenden Verein entschieden zu klein geworden waren, ein sehr zahlreich besuchter Ball statt; während desselben nahm der stellvertretende Vorsitzende, Herr Rathmann Bucher, Gelegenheit, unter herzlichen Dankes- worten Herrn Maurer Göhler, der seit 25 Jahren dem Verein angehört und lange Jahre das schwierige Amt eines Vorturners unverdrossen verwaltet, im Namen des Vereins ein geschmackvoll ausgestattetes Diplom zu überreichen und dabei den Jubilar als nachahmens- werthes Vorbild der Pflichttreue für die jüngeren Turner bezeichnete. Die Altersriege, der der Jubilar vorsteht, ließ durch Herrn Maschinenmeister Keil ein ilberbeschlagenes Bierglas überreichen. Tiefgerührt und mit der Versicherung, auch fernerhin seine Kräfte dem Verein zu widmen, dankte der Jubilar. — Unser Turnverein hat dadurch sowohl sein treues Mitglied als sich selbst geehrt und kann gewiß mit Befriedigung auf das so schön verlaufene Fest zurückblicken. — Die in der letzten Woche ziemlich geförderte Lrntearbeit läßt es für die landwirthschafttreibende Bevölkerung unserer Stadt sicher wünschenswerth ers cheinen, wenn das Erntedankfest nicht an dem vom Kirchenvorstand dafür in Aussicht genommenen spätesten Termin, am 30. September, gefeiert, sondern früher, vielleicht am 23. September, begangen wird. Die Erntefrüchte dürften bis dahin vollständig eingebracht sein. — Wird das Erntefest am letzten Sonntage in diesem Monat gefeiert, so folgt das Kirchweihfest, das am letzten Montag in der ersten Hälfte des Mo nats Oktober, Heuer also am 15. Oktober, gefeiert werden soll, sicher zu rasch auf das erstere. Dippoldiswalde. Bei Gelegenheit der hier ab zuhaltenden Versammlung des Kantoren- und Orga nistenvereins der Kreishauptmannschaft Dresden am 3., 4. und 5. Oktober wird auch ein Kirchenconcert in der Stadtkirche veranstaltet werden. Zu demselben hat außer dem Kammervirtuos Friedrich Grützmacher auch Frau Otto-Alvsleben, Ehrenmitglied des Dres dener Hoftheaters, ihre Mitwirkung zugesagt. Am 5. Oktober Nachmittags ist ein Ausflug mit der Bahn nach Kipsdorf geplant. — Da die Tage bereits bedenklich kurz werden, so erscheint es nicht unangebracht, auf das Urtheil hinzuweisen, welches das Reichsgericht bezüglich der Verpflichtung der Hauswirthe zur Treppenbeleuch tung gefällt hat. Hiernach ist ein Eigenthümer, wel cher Miether in seinem Hause aufnimmt, oder auf andere Weise einen Verkehr im Hause herstellt, ver pflichtet, die Flure und Treppenaufgänge, welche nach ihrer Beschaffenheit im Dunkeln jeden Passanten der Gefahr aussetzen, sich zu beschädigen, bei eintretender Dunkelheit so lange zu beleuchten, als der Verkehr im Hause stattfindet. Treten infolge mangelhafter Be leuchtung Unglücksfälle ein, so haftet der Hauseigen- thümer für dadurch entstehenden Schaden. — Geschäftsleute, welche ihr Beruf dazu anleitet, auf die Bewegung der Getreidepreise aufmerksam zu achten, wollen prophezeihen, daß binnen jetzt und einem Monat das Brod im Preise erheblich steigen werde, und zwar werde der Preisaufschlag beim Sechspfund- brode ungefähr 10 Psg. betragen. Schon jetzt seien die Preise des Getreides im Großhandel so hoch, daß sie einen solchen Aufschlag rechtfertigen würden, doch sind noch viele alte Vorräthe vorhanden. Hoffentlich trifft diese Prophezeihung nicht in ihrem vollen Um fange ein. Es wirken ja, wie sich gezeigt hat, bei der Preisbestimmung des Brodes so viele Nebenumstände mit, daß sich aus den Preisen, die das Getreide auf dem Weltmärkte erreicht, nur unsichere Schlüffe ziehen lasten. Wie bestimmt erwartete man seiner Zeit von der Erhöhung der Getreidezölle eine Steigerung der Brodpreise, aber Alle, die darauf rechneten, mußten bald erkennen, daß sie sich geirrt hatten. Vielleicht wird auch der mangelhafte Ausfall der Ernte in Deutschland durch günstige Nebenumstände einiger maßen ausgeglichen; von besonderem Einfluß auf die Preisbildung des Brodes wird der jetzt noch nicht zu übersehende Ertrag der Kartoffelernte sein. — Das Publikum ist darauf aufmerksam zu machen, daß Neichskassenscheine (Nichtfaser), so wohl Zwanzigmarkscheine, als auch Fünfmarkschrine vom 11. Ium 1874 bei den kgl. Kaffen nicht mehr angenommen werden. Eine diesbezügliche Verfügung lesteht bereits seit 4 Jahren. Dennoch sind derartige Scheine immer noch im Umlauf. Im eigenen Interesse und um sehr möglichem persönlichen Verlust vorzu beugen, ist dem Publikum davon Kenntniß zu geben, fleichzeitig mit dem Bedeuten, daß die kgl. Staats chuldenverwaltung zu Berlin (Oranienstraße 95/97) den kostenfreien Umtausch solcher Scheine d. Z. noch bewerkstelligt. — Zur Vervollständigung des in Nr. 106 d. Bl. gebrachten Referates geht uns die weitere Mittheilung zu, daß von den, den Schulgemeinden zugefloffenen antheiligen Grundsteuern im Gesammtbetrage von 25,559 M. 28 Pf. erhalten haben: Altenberg 362 M. 48 Pf., Alt- und Neugeising 303 M. 46 Pf., Am» melsdorf 173 M. 9 Pf., Bärenburg 17 M. 84 Pf.,