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WÄklitz-MW Der „weiße Pascha «Lokales und Sächsisches nur alle wenn Verantwortlicher Redacteur: Carl Ichllt in Dippoldiswalde. Amtsblatt für die Königliche UmishaupLmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Dippoldiswalde, 30. Juli. Da die kgl. General direktion der Staatseisenbahnen für Freitag, den 3. August, einen sogenannten Theaterextrazug gestellt hat, so steht der Ausführung der vom Gewerbeverein ge planten Exkursion nach Dresden zur Besichtigung der Dresdener Molkerei der Gebrüder Pfund ein Hinder- niß nicht entgegen. Da, wie wir hören, die Besich tigung Nachmittags punkt ^2 Uhr beginnen soll, so können die Theilnehmer der Exkursion bequem erst mit dem Mitckgszuge fahren. Die Theilnahme von Frauen ist ganz besonders angezeigt und erwünscht und Herr Paul Pfund, bei dem erst angefragt worden ist, hat sich in liebenswürdigster Weise zu eingehender Vor führung seines in der That hochentwickelten Etablisse ments bereit erklärt. Möchte der Extrazug recht zahl reich benutzt werden, damit dem Gesuche um öftere Genehmigung von Extrazügen seitens der kgl. General direktion entsprochen werden kann. Siehe übrigens die Bekanntmachung des Gewerbevereins in heutiger Nummer. bereits einen Bundesgenossen gefunden und soll schon zwischen den Truppen des Sultans und einem Heer- haüfen des Mahdi ein für letzteren ungünstiges Treffen erfolgt sein. Ueber den weiteren Verlauf des gefahr vollen Zuges Emin Paschas werden hoffentlich bald neue und zuverlässige Nachrichten einlaufen, deUen man unter den obwaltenden Verhältnissen mit berech tigter Spannung entgegensetzen darf. landt, im redaktionell«» «Heile, di» Spaltenzeil» 20PfS- — Es dürfte jetzt zur Zeit des Beerenpflückens angebracht sein, das Publikum darauf hinzuweisen, namentlich beim Einsammeln von Himbeeren keine Blechgefäße, sondern nur Thontöpfe zu verwenden. Himbeeren erhalten, in Blechgefäßen aufbewahrt, einen Metallgeschmack und eine blauschwarze, unansehnliche Farbe. Seifersdorf, 30. Juli. Heute Morgen Uhr wurden die Bewohner hiesigen Ortes durch die Sturm glocken aus dem Schlafe geschreckt. Das Seitenge bäude der Pfund'schen Mühle stand in Flammen. Die erschienenen Rettungsmannschaften mußten sich darauf beschränken, das Hauptgebäude mit den Scheunen und Ställen vor dem verheerenden Element zu sichern. Von den Mobilien wurde verhältnißmäßig wenig ge rettet, ebenso wenig hat Kalamitose versichert. Die Entstehungsursache ist unbekannt. Außer der Orts spritze waren am Brandort anwesend die Spritzen aus den Gemeinden Klein-Oelsa, Rabenau, Spechtritz und Groß Oelsa. „Weißeritz-Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend — Preis vierteljährlich 1 M. 26 Pfg-, rweimonatlich 84 Psg-, einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan- stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Während noch immer der Schleier des Geheim nisses das Schicksal der Stanley-Expedition umhüllt, kommt aus dem Innern des „schwarzen Kontinents" immer bestimmter die Kunde von einem neuen Unter nehmen, welches mehr und mehr die Blicke der civili- sirten Welt auf sich lenkt. Schon seit einiger Zeit gelangten Gerüchte theils über Kairo, theils über Suakim nach Europa, denen zufolge ein „weißer Pascha" mit großer Heeresmacht aus dem Süden kommend, in der Gegend des Bahr el Ghazal oder Gazellenflusses, eines der größten Zuflüsse, welche der weiße Nil von links empfängt, aufgetaucht sein sollte. Diese Gerüchte, anfänglich bezweifelt, kehrten mit immer größerer Hartnäckigkeit wieder, und bald sollte der „weiße Pascha" Stanley selbst, bald ein verschollen geglaubter italienischer Forschungsreisender, bald aber auch Emin Pascha, zu dessen Aufsuchung die Stanley- Expedition ins Werk gesetzt worden war, sein. In zwischen sind nun neuerliche Nachrichten, die ein Bote aus dem Lager des Mahdi überbrachte, in Kairo ein- geiroffen, die nicht nur das Eintreffen eines Weißen an der Spitze eines Heeres am Gazellenfluß bestätigen, sondern auch Emin Pascha bestimmt als den räthsel- haften weißen Pascha bezeichnen, und wird weiter ge meldet, daß sich der Mahdi Khalifa Abdallah aufge macht, habe, um dem ihn so unvermuthet von Süden her bedrohenden neuen Gegner entgegenzutreten. Es kann demnach kaum mehr bezweifelt werden, daß Emin Pascha, der tapfere auf seinem Posten gebliebene Gouverneur der egyptischen, durch den Aufstand der Mahdisten längst von aller Verbindung mit dem eigent lichen Egypten abgeschnittenen Aequatorial - Provinz einen Vorstoß nach Norden unternommen hat. Ob dies geschehen ist, um seinen Machtkreis mehr auszu dehnen, oder ob Emin Pascha nun doch den Entschluß gefaßt hat, seine exponirte Stellung im Herzen Afrikas aufzugeben und sich nach Egypten durchzuschlagen, muß noch dahingestellt bleiben. In beiden Fällen aber kommt er in Berührung mit den Schaaren des Mahdi und vielleicht erfolgt schon in den nächsten Wochen der entscheidende Zusammenstoß zwischen der von Emin Pascha geführten Macht und den fanatischen Heerhaufen Khalifa Abdallahs; der Ausgang dieses Kampfes dürfte darüber entscheiden, ob in den geseg neten Gebieten am oberen Nil Kultur und Gesittung aufs Neue festen Fuß fassen werden, oder ob jene auf lange Jahrzehnte, vielleicht für immer der Herrschaft fanatischer Bardarenstämme verfallen bleiben. Daß sich Emin Pascha zu seinem kühnen Unternehmen, dem Durchbruche nach Norden, entschlossen hat, kann mit als ein indirekter Beweis betrachtet werden, daß Emin Pascha selbst die Stanley-Expedition für verloren hält. Er war von dem Aufbruche der Expedition vom Kongo her unterrichtet, er hatte ihr wiederholt Boten ent gegengesandt und sich vermuthlich selbst von Lado, seiner Residenz am weißen Nil, aufgemacht, um Stanley ein Stück entgegenzuziehen. Emin Pascha mußte seine» „Befreier" von Südwesten her erwarten; wenn jener statt dessen jetzt in völlig entgegengesetzter Richtung, nilabwärts, vorrückt, so deutet dies darauf hin, daß Emin die Stanley-Spedition als verschollen oder untergegangen erachtet und sich nunmehr bemüht, aus eigener Kraft wieder mit der civilisirten Welt in Ver bindung zu treten. Bei diesem Unternehmen darf der „weiße Pascha", der, von allen Verbindungen abge- fchnitten, nur auf seine eigenen geringen Hilfsmittel angewiesen, rings bedroht von wilden und kriegerischen Völkerschaften, auf seinem verlorenen Posten in Inner afrika muthig die Fahne der Civilisation jahrelang aufrecht erhalten hat, der wärmsten Sympathien der gejammten Kulturmenschheit sicher sein. Wenn man den allerdings schwer kontrollirbaren Nachrichten am oberen Nil trauen darf, hat Emin Pascha auf seinem Vormarsch gegen Chartum in dem Sultan von Darfer "O Lungkwitz. „Die Sonne bringt es nicht an den Tag!" scheint die feste Zuversicht des Scheusals von Menschen zu sein, das seinen innerhalb zwei Jahren ausgeführten vier Brandstiftungen in der Frühe des vorigen Sonntags eine fünfte Schandthat gleicher Art hinzufügte. Es war am Sonntag früh 1 Uhr, als der Mark und Bein durchdringende Ruf: „Feuer! Feuer!" und die grausigen Töne der Sturm glocke die Bewohner unseres Ortes und der Nachbar dörfer aus dem Schlafe aufschreckten. Zu seinem Opfer hatte sich betreffender Unmensch diesmal die Händler'sche Wirthschast ausersehen und daselbst sein teuflisches Werk in der Scheune begonnen. Von der selben schlugen die Flammen alsbald auf das Wohn- und Seitengebäude über, in welch' letzterem die Ber- ger'sche Familie ihr Heim hatte. Beide Familien haben ihre Habe in der Hauptsache gerettet. Ebenso ist das Vieh mit Ausnahme einiger Hühner dem Feuertode entrissen worden; aber die erst Tags vorher eingefahrenen zwei Fuder Korn fielen dem tobenden Elemente zum Raube. Das bekannte Sprüchwort: „Kein Unglück ist so groß, es hat ein Glück im Schoß!" bewahrheitete sich auch diesmal, denn es war ziemliche Windstille. Herrschte hingegen nur der geringste Nordwest, so wusden noch drei sich in einer Jnjerate, wetch« bei der bedeutenden Auflage det Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finden^ werden mit 10 Pfg. d» Spaltenjeile oder der«» Raum berechnet. — Ta bellarische und compkicirte Inserate mit entsprechen» Reihe an die Brandstätte anschließende, mit Stroh bedeckte Wirthschaften in einen Aschehaufen verwandelt. Folgende Nachbargemeinden hatten ihre Spritzen zur Hilfe entsendet: Kreischa (Feuerwehr), Wittgensdorf, Gombsen, Quohren, Reinhardtsgrimma (Feuerwehr) und Hausdorf. Die Abgebrannten haben zwar ver sichert, sind aber immerhin zu beklagen, und find es werth, daß wir Mitmenschen ihnen mit unserer Hilfe beistehen. — Du aber, Hartherziger, ändere Deinen oben erwähnten, verderbenbringenden Grundsatz und merke Dir: „Die Sonne bringt es doch an den Tag!" Dresden. Der vor einiger Zeit mitgetheilte Plan, in Dresden einen steinernen Cirkus zu er bauen, ist als aufgegeben zu betrachten. Bekanntlich hatte Direktor Herzog das sogenannte Prinz Max- Palais auf der Ostra-Allee mit seinem geräumigen Parke, sowie ein angrenzendes Grundstück käuflich er worben, um dort einen allen Anforderungen dec Zeit entsprechenden Bau zu errichten, schließlich hat aber die königliche Polizeidirektion dem Projekt, wie von dem „Leipz. Tagebl." berichtet wird, insofern Schwie rigkeiten bereitet, als die Benutzung des Cirkus zu Kunstrester-Vorstellungen — in anerkennenswerther Rücksicht auf den durch solche dem Besuch des könig lichen Hoftheaters entstehenden Abbruch zwei Jahre gestattet werden sollte; und hieran schei tert die Ausführung des ganzen Unternehmens. Wie verlautet, hat Direktor Herzog den zu besagtem Zweck erworbenen Grundbesitz bereits weiter verkauft. Pirna. Der in Leipzig durch die selbstverschuldete Explosion einer Granate schwer verunglückte Soldat ist der von dort gebürtige und hier in Pirna bei der 11. Batterie gestandene Unteroffizier Max Strohdach. Derselbe ist 23 Jahre alt, sollte im kommenden Herbst aus seiner aktiven Dienstzeit ausscheiden und wollte dann seinem Berufe als Steinmetz wieder nachgehen. Jedenfalls hat Strohdach während der Schießübungen sich einen der sogen. Blindgänger anzueignen gewußt, deren bloßes Berühren schon strengstens verboten ist und welche durch einen Feuerwerker unschädlich ge macht werden müssen. Wie gefährlich solche Blind gänger noch sind, davon liefert dieser Unglücksfall ein warnendes Beispiel. Durch die geringste Bewegung kann sich eine derartige Granate entzünden, und wie leicht konnte das Unglück noch größer werden. z. B. die Entzündung im besetzten Eisenbahnwagen vor sich ging. Stolpen. Der orkanähnliche Sturm in der Nacht zum vergangenen Donnerstag (der in der Dip- poldiswaldaer Gegend früh kurz nach 2 Uhr sich eben falls sehr bemerkbar machte), entwurzelte im benach barten Rennersdorf eine hohe Pappel, die in ihrem Falle den Giebel der sogenannten Hofmühle theilweise zertrümmerte. Zittau. Den rastlosen Bemühungen des Rechts anwalts Thiemer ist es gelungen, die Genehmigung der sächs. Staatsregierung zum Baue der Sekundär bahn Zittau-Oybin zu erlangen. Liebertwolkwitz. Im hiesigen Gemeinderathe war vom Rittergutsbesitzer Liebner der Antrag gestellt wor den, bei der königl. Amtshauptmannschaft darum vor stellig zu werden, daß alle öffentliche Tanzmusik während der Zeit vom I. August bis 15. September (also während der Erntearbeiten) möglichst ganz ein geschränkt werde. Dieser Antrag ist jedoch vom Ge meinderath mit 13 gegen 10 Stimmen abgelehnt worden. Deutschneudorf. Ueber das durch Blitzschlag hier herbeigesührte große Unglück sei noch folgendes Nähere mitgetheilt: Dem ältesten Bruder der unglück lichen Geschwister Bräuer, 25 Jahre alt, war die Kleidung vom Rücken gerissen worden durch den Blitz strahl; am Körper der anderen Beiden, einem Bruder von 17 und einer Schwester von 15 Jahren, war da gegen keine Spur von äußerer Einwirkung des Blitzes zu bemerken; der telegraphisch herbeigerufene Seiffener