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527 Oberstlieutenantscharge, während sonst hierfür durch schnittlich fünf Jahre gerechnet wurden. Da aber die Serie der Beförderungen noch lange nicht abgeschlossen sein dürfte, sondern nach Einführung des neuen Exer- «er-Neglements für die Infanterie voraussichtlich noch sehr zahlreiche personale Beränderungen vom Stabs offizier aufwärts zu erwarten sind, so ist jetzt schon mit Sicherheit vorauszusehen, daß binnen Jahresfrist unsere Armee eine gewaltige Steigerung ihrer Kriegs brauchbarkeit durch eine durchgreifende Verjüngung ihrer höheren Chargen erfahren haben wird. — Ein zur Theilnahme an den Manövern in Bromberg eingerücktes Bataillon des 49. Infanterie- Regiments aus Gnesen trug bereits die neuen Mi litärmäntel, welche die Mannschaften zu diesem Manöver erhalten haben. Diese Mäntel sind, nach einer Schilderung in der „Danz. Ztg.", von brauner Farbe, wasserdicht und insofern von besonders prak tischer Bedeutung, als zwei derselben, durch besondere Vorrichtungen zusammengefügt, ein Zelt bilden, welches gegen alle Unbilden des Wetters vollkommenen Schutz gewährt. Mit den Vorrichtungen zum Zeltausbau wiegen sie genau zwei Kilogramm. Sie bestehen aus einem ganz geraden viereckigen Stück. Eine durch Oesen gezogene Schnur bildet den Halsausschnitt in der Weise, daß hinten im Nacken, zum Schutz desselben, ein etwa handbreites Stück emporsteht. Mit einem Haken wird der Mantel vorn am Halse, nachdem die Schnur vorn gebunden worden, nochmals geschloßen. Eine zweite, dickere Schnur schließt die Taille so ab, daß die beiden von der Halsöffnung herabfallenden Ecken einen die Arme bedeckenden Kragen bilden. An den Ecken und in der Mitte der Querseite des Mantels sind größere Messingösen eingeschlagen, durch die man dicke Schnüre zieht, an welche beim Ausschlagen der Zelte die Pflöcke gezogen werden. Jedem Mantel sind drei solcher Pflöcke beigegeben ebenso drei runde, glatte Stäbe, die an ihren Endseiten mit verschiebbaren Metallhülsen umgeben sind. Sechs dieser Stäbe bilden die Stangen, welche das Zelt auseinanderhalten, sodaß es aufrecht stehen bleibt; Pflöcke und Stäbe sind in ihrer Länge so eingerichtet, daß sie auf den Tornister paffen. — Die Frage der Anlegung eines großen Kriegs- häsens der Danzig, welche in den letzten Tagen mehrfach in der Presse erörtert worden ist, hat die zustehenden Kreise bekanntlich schon seit Anfang der siebziger Jahre beschäftigt. Man hat auch bereits in dieser Beziehung auf die Denkschrift über die Marine hingewiesen, welche dem Reichstage im Jahre 1873 vorgelegt worden war. Aus's Neue ist diese Frage, wie jetzt bekannt wird, vor nun bald zwei Jahren bei den Verhandlungen der in den letzten Tagen vielge nannten Lanoesvertheidigungskommission wieder erör tert worden. Da nun bereits angekündigt ist, daß sich die gedachte Kommission demnächst mit Land- und Seeküstenbesestigungssragen zu beschäftigen haben soll, so gilt es als sehr wahrscheinlich, daß auch die Ange legenheit des Danziger Kriegshasens hierbei Gegenstand der Verhandlung bilden wird. — Die Berliner Sozialdemokraten haben ihr Zentralkomitee abgesetzt, d. h. natürlich das Komitee für Berlin, welches als Zentralkomitee wegen seiner Verbreitung über sechs Reichstagswahlkreise bezeichnet wird. Den Grund dafür bildeten zwei Dummheiten, welche durch Mitschuld des Komitees, begangen worden sind. Die eine Dummheit ist ein ebenso rohes als unkluges Flugblatt, bezüglich dessen dem Komitee vor geworfen wird, daß es, wenngleich es dessen Inhalt nicht bestimmt oder gewünscht habe, doch recht unvor sichtig in der Wahl des Verfassers gewesen sei, der nur „entweder ein Dummkopf oder ein Lump" sein könne. Die andere Thorheit bestand in dem Ueber- kleben der kaiserlichen Proklamation an den Straßen ecken mit rothen Plakaten. Beide dummen Streiche, welche als Demonstrationen (!) gedacht waren, werden natürlich jetzt um so mehr mißbilligt, als die Demon strationsversuche — eben vollständig mißlungen sind und für zahlreiche „Genoffen" längere Strafhaften nach sich ziehen. Die angedeuteten Vorgänge haben anscheinend dazu geführt, daß innerhalb der Sozial demokratie die gemäßigte Schattirung Uebergewicht be kommen hat. — Nach § 9 des Gesetzes vom 22. April 1875, betreffend die Einstellung der Leistungen aus Staats mitteln für römisch-katholische Bisthümer, bleibt die Bestimmung über die Verwendung der während der Einstellung der Leistungen aufgesammelten Sum men einem besonderen Gesetz Vorbehalten. Dieser Vorbehalt hat auch nach Wiederherstellung des staats kirchlichen Friedens nicht erledigt werden können. Die zweckentsprechende Lösung der Frage unterliegt eben erheblichen Schwierigkeiten. Man ist jetzt aber zu der Annahme berechtigt, daß letztere überwunden sind und daher die erforderliche Gesetzesvorlage den preußischen Landtag voraussichtlich in der nächsten Session be schäftige» wird. Ebensowenig wird man in der An nahme fehlgehen, daß ein Theil der angesammelten Gelder für katholisch kirchliche Bauzwecke verfügbar ge macht werden soll. Frankfurt a. M. Auf dem am 18. August er öffneten Hauptbahnhofe, der insgesammt 33 Millionen Mark gekostet, entgleiste Abends >/»1I Uhr desselben Tages eine Lokomotive am Perronrande und zerstörte eine Rampe. Es verunglückte Niemand. Elsaß Lothringen. Aus den Neichslanden schreibt man, daß durch das am 1. Juli d. I. in Wirksamkeit getretene Verbot des Umlaufes der Sous- und Doppelsousstücke sich keinerlei Schwierigkeiten er geben haben. Die Sousstücke sind sehr rasch aus dem Verkehr vollständig verschwunden und an deren Stelle sind deutsche Kupfer- und Nickelstücke getreten. Wie viel Sousstücke bis dahin noch in Umlauf waren, läßt sich aus der Zahl der Stücke bemessen, welche die Landeshauptkasie in den letzten Monaten an Reichs scheidemünzen mit Hilfe der öffentlichen Landeskaffen in den Verkehr gebracht hat. Dieselbe beziffert sich rund auf 1,320,000 Einpsennig-, 1,300,000 Zwei pfennig-, 300,000 Fünfpfennig- und 170,000 Zehn pfennigstücke. Hierzu kommt noch die gleichfalls sehr beträchtliche Ueberleitung solcher Nickel- und Kupfer münzen seitens der Reichseisenbahn, Post- und Bank verwaltung. Oesterreich. Die mühevolle Aufnahme der Jagd statistik Böhmens für das Jahr 1887 ist nunmehr für sämmtliche Jagdgebiete der 89 Bezirkshauptmann- schasten ebenfalls vollendet und enthält bemerkens- werthe Abschußziffern. An nützlichem Wild wurden erlegt: 2189 Edelhirsche und Kahlwild, 1588 Dam hirsche und Kahlwfld, 11759 Rehe, 749 Wildsauen, 512423 Hasen, 25797 Kaninchen, 1010 Auerhühner, 3872 Birkhühner, 528 Haselhühner, 46018 Fasanen, 499935 Rebhühner, 15343 Wachtel», 2612 Wald schnepfen, 1607 Becassinen, 405 Wildgänse und 13856 Wildente». An Raubwild wurden erlegt: 3060 Füchse, 2738 Marder, 8696 Iltisse, 332 Fischottern, 231 Dachse, 2421 Wiesel, 59 Uhus und 46 739 diverse Raubvögel. Das erlegte Wild hat einen Werth von 1080000 Fl. Frankreich. In der Versammlung der streikenden Pariser Erdarbeiter am 17. August theilte der General sekretär des Streikbureaus mit, daß die Geldmittel zur Aufrechterhaltung des Streiks nicht ausreichen, und es Jedem freistehe, nach seinem Ermessen zu handeln. Die Streikkommission werde aber weiter in Permanenz bleiben, um eine bessere Arbeitsorganisation vorzubereiten; infolge dessen beschloß die Mehrheit, die Arbeit wieder aufzunehmen. — Die Fourageparks der Kriegsmarine-Ver waltung in Toulon sind am 18. August niederge brannt; der Schaden ist beträchtlich. Italien. Der Vulkan auf der Vulkano-Jnsel, der die Bewohner schon zum Verlassen derselben zwang, begann am 18. August Steine und Asche auszuwerfen. England. In einigen Wochen wird die Ant wort des Sir Morell Mackenzie an die deutschen Aerzte veröffentlicht werden. Das Werk, dessen Druck proben der Königin vorgelegt werden müssen, erscheint gleichzeitig in der deutschen und englischen und in fast allen europäischen Sprachen, während auch eine be sondere Ausgabe für Amerika und die Kolonien be sorgt wird. Das Werk enthält Faksimiles von des verewigten Kaisers Handschrift und Skizzen aus seinem häuslichen Leben, und wird nicht nur eine Verlhei- digung sein gegen die Angriffe der deutschen Kollegen des Verfassers, sondern eine historische Erzählung bilden seines Umganges mit dem Kaiser und dessen Leidensperiode. Niederlande. Vor mehreren Tagen kamen in aller Stille der Herzog Adolf von Nassau und sein Sohn, der Erbprinz Wilhelm, in Haag an und reisten alsbald nach dem Schlöffe Loo weiter, wo sie vom Könige selbst empfangen wurden. Da Wilhelm III. sonst Niemanden vorläßt, säst alle offiziellen und familiären Besuche vielmehr nur die Königin Emma zu sehen bekommen, so glaubt man, daß es sich dies mal um besonders wichtige Familienangelegenheiten handelt. Man will wissen, daß eine spätere Verbin dung zwischen dem Prinzen Wilhelm und der Kron prinzessin Wilhelmine (jetzt 9 Jahre alt) geplant werde, wodurch Holland und Luxemburg vereint blieben und die Künigskrone auf kein fremdes Haus, sondern nur vom oramschen auf den nassauischen Zweig der Familie überginge. Nord'Amerika. Der Kapitän des am 17. Aug. in New-Jork angekommenen Bremer Postdampfers „Wieland" berichtete über einen Zusammenstoß, welcher am 14. August Nachmittags 4 Uhr bei den Eandsinseln zwischen den Dampfern „Thingvalla" und „Geiser" stattfand. Der „Geiser" ist nach 5 Minuten gesunken; 14 Passagiere und 17 Mann von der Schiffsbesatzung, darunter der Kapitän, wurden gerettet; 72 Passagiere und 33 Matrosen find er» trunken. Die Ueberlebenden wurden an Bord deS „Wieland" genommen, desgleichen alle 455 Passagiere des Dampfers „Thingvalla". Vermischtes. (Moderner Hausstand.) Bei einem jungen Ehepaare in Nürnberg stattete dieser Tage der Gerichtsvollzieher seinen Besuch ab, weil der Ceremonienmeister, der bei der Hochzeit Dienste geleistet hatte, das Pärchen hatte verklagen müssen, um zu seinem Gelbe zu kommen. Sachen zum Pfänden fand der Gerichtsvollzieher genügend vor, allein er hatte seine Rech nung ohne — die Abzahlungsgeschäfte gemacht. Wie sich nämlich herausstellte, gehörte die ganze Einrichtung des jungen Paares, die Hochzeitskleider, ja sogar die goldenen Eheringe, einem Abzahlungsgeschäfte. Das nennt man heutzutage einen Hausstand gründen. (Rache um Rache.) Die „Didaskalia" erzählt: Unter den vielen Pastetenbäckerladen in London machte besonders einer in der City gute Geschäfte, so daß, als der Besitzer starb, der gegenüberwohnende Bäcker um die Hand der Wittwe dieses blühenden Geschäftes anhielt. Sie gab ihm aber eine Kiepe, d. h. einen Korb. Der Bäcker, statt in unglücklicher Liebe zu verschmachten, buk Rache, d. h. er machte auch Pasteten und alle noch einmal so groß, als die der Wittwe gegenüber, so daß diese sehr bald bedeutend zurückkam. Der Bäcker buk mit Schaden, bis er das Geschäft der Wittwe todt gemacht haben würde, wie dies ost der Fall ist im konkurrirenden Kapitalgeschästskriege. Die mit unverkauften Pasteten beladene Wittwe bekam eines Tages Besuch von einem Freunde ihres verstorbenen Gatten, dem sie bitterlich ihr Leid über den Bäcker gegenüber klagte. vvsll, bm, dm!" sagte der Gast, „ich denke, wir wollen dem Lieb haber drüben das Geschäft legen." Eines Morgens nun, als der Laden des neuen Pastetenbäckers voll von Künden war, kommt ein schäbiges Subjekt herein,' wirst zwei tobte Katzen auf den Ladentisch und verschwindet wieder mit den Worten: „Das ist nun die 35. und 36. diese Woche, macht zusammen 15 Schillinge. Sagen Sie dem Meister, morgen würde ich mir das Geld holen." Die Kunden stoben aus einander. Von diesem Augenblicke an ruhte ein Fluch aus den Pasteten des Rachebäckers und er kam nie wieder aus, wohl aber die Wittwe, die natürlich ihren Erretter heirathete. Dresdner Produktenbörse vom 17. August. An der Weizen, deutsche und sächsische Landwaare pro 1000 kg netto: Weißweizen . . 180—190 Braunwcizen . . 180—185 do. ungar. do. cnqtisch 172 —170 Weißweizen, Posener Somnierweizen . Nuss. Weizen, weißer 186—196 do., rothcr . 186—196 Roggen, sächsischer 138—144 do. russischer 140—148 do. preußischer 142—148 Gerste, sächsische . 130—140 do böhm. u.mähr. 154—175 Futtergeiste. . 110—110 Haser, sächsischer . 140—148 do. neuer . . — Mais, Cinquautine 145—150 do. ruinän. alt — do. do. neu 132—137 do. ungarischer — do amerik., mired 132—137 Erbsen pro 100 kg netto: weiße Kochwaare . 165-180 do Futterwaarc 120—125 Saaterbsen. . . 125 -140 Bohnen, pro 1000kg 170—220 Wicken, pro 1000 kg 120—130 Buchweizen, inländ. und mährisch . 142—145 do. russischer . 142-145 Oelsaaten pro 1600 kg netto: Winterraps, sächs. 220-235 Winterrübsen, neuer Auf dem Hafer (KI) . . 7,00-7,60 Kartoffeln, neue (KI) 4,00—5,00 Butter (kg) . . 2,10—2,70 Börse: Leinsaat, feinste . 215—230 do. feine . 200—210 do. mittlere. 190— 200 do. geringe. 180—190 Rüböl pro tOÖ kg netto (mit Faß): rassiinirt. 60,00 Rapskuchen pro 100 kg netto: lang- .... 13,50 runde .... 13,50 Leinkuchen, einmal gepreßte . . . 17,00 do. zweimal gepr. 15,00 Malz (ohne Sack) 22-25 Klcesaat pro 100 kg Brutto (mit Sack) rothe do. weiße . do. schwedische Tpymothee . . Weizenmehl pro 100 kg netto: Kaiserauszug . . . 33,00 Gricslerauszug. . . 30,00 Semmelmehl . . 29,00 Bäckermundmehl . . 27,00 Gricslermundmehl . 22,00 Pohlmehl .... 18,00 Rogqenmehl Nr. 0 . 23,50 do. Nr. 0/1. 22,50 do. Nr. 1 . 21,50 do. Nr 2 . 19,00 do. Nr. 3 . 17,50 Futtermehl . . . 12,50 Weizenklcic, grobe. . 9,00 do. feine . . 9,00 Roggenkleie .... 10,00 Spiritus . . . 51,50 32,00 Markte: Heu pro Ctr. . 3,50—4,00 Stroh pro Schock 30,00—32,00 Dresden, 17. August. Marktpreise. Festgestellt vom Verein zur Wahrung landnurthschastl. Handelsinteresfen. (Preise in Pfennigen.) Kartoffeln neue (5 I) 35—40, 50 kg 290—360; Weißkrau' (St.) 5—20; Rot. kraut (St.) 10—25; Welschkraut «Stück) 10-20; Kohl (Korb) 50; Spinal (Korb) 100; Blumen kohl (St.) 15-50; Salat (St.) 2-4; Möhren (5 1) 40-50; Karotten lMdl-Bdch.) 20—50; Schoten (51) 50-80; Bohnen (5 I) 40 60; junger Kohlrabi (MdI) 40—80; Sellerie (St.) 2- 15; rothe Rüben (Mdl.) 40- 50; Petersilie (Kbch.) 50—80; Petersilienwnrzel (Bündchen) 5—10; Meerrettig (St) 25—40; Zwiebel» (5 I) 50—65; Rettig (Sl) 3—10; Radieschen (Bdch ) 3— 4; Gurken (St.» 4—25, Mandel 35— 60; Steinpilze (5 I) 100—150; Champignons (!) 100; Aepscl (5 1) 1l0—150: Birnen (I) 15—30; Pflaumen (1) 15-50; Kirschen (1) 25- 30; Him beeren (1) Lr—40; Stachelbeeren (1) 20—80; Preißeldeerm (1) 18—20; Heidelbeeren (I) 15; Sauerkraut (Psd.) 25—30; Pflau menmus (Psd.) 20 - 25; Butter ,St) 52—68, im Laden 5 bis 80; «äse (St.) 15-30; Quark (kg) 30: Sier, frische, hiesige, garantirt (St.) 7—8, srischc Lanceter (Mdl.) 68—75 Eier, fremde (Mdl.) 65; Heu (50 kg) 350 - 420; Stroh (Schock) 3000—3200, im Einzelnen Schütte 55—65 Pf.