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nnt, zur Förderung jeder Bildung, Wissenschaft und Kunst, Gott zur Ehre, den Menschen zur Freude, uns selbst zu immer höherer Eintracht und Gemetnschasl! Nach dieser mit grober Befriedigung aufgenommenen Weihrede erfolgte die Darbringung der für die schöne in der Kunststickerei von Ottilie Mayer in Gohlis bei Leipzig auf einer Seite in Blau und Gold, auf der andern in Weiß, Grün und Gold hergestelllen Fahne bestimmten Geschenke. Von den Jungfrauen der Stadt überreichten Frl. Hellriegel, Frl. Heinrich und Frl. Lom matzsch ein prachtvoll gesticktes Fahnenband, ferner die Frl. Geschwister Rölliz und Frl. Heise einen goldnen Fahnenring, den ihre Väter, sowie die Herren Mühlen besitzer Hille und Mende gestiftet hatten, Herr Bürger meister Voigt brachte im Namen der Stadt einen großen goldnen Nagel, sowie einen dergleichen für sich selbst, als Ehrenmitglied des Vereins, dar; Gleiches thaten die Herren Stadtrath Bucher und Rentier Wendler, Letzterer vertreten durch Herrn Baumeister Schmidt; serner spendeten goldene Nägel der Gewerbeverein durch Herrn Stadtrath Teichcr, der Gesangverein durch Herrn Äassirer Kunzmann, die Schützengesellschast durch Herrn Vorsteher Heinrich, der Militärverein durch Herrn Vorstand Schröter, der Turnverein durch Herrn Maschinenmeister Keil, die Feuerwehr durch Herrn Kommandant Reichel, das Lehrerkollegium der Stadt schule durch Herrn Schuldirektor Engelmann, die Uhr macherschule in Glashütte durch Herrn Lehrer Lindig, ferner Herr Kürschner Aßmus. — Nachdem für alle diese Gaben, sowie für die allseitige dem Verein ge zeigte Theilnahme bei seinem Feste Herr Köppen, Vor standsmitglied des Vereins, in warmen Worten gedankt hatte, stimmte ein gemischter Chor ein gleichfalls von Herrn Kantor Hellriegel komponirtes „Fahnenlied" an, und nunmehr setzte sich unverweilt der stattliche Zug in Bewegung, seinen Weg durch die mit Fahnen und Laubgewinden geschmückten Straßen nach der Aue nehmend, wo sich die Theilnehmer zu geselligem Bei sammensein auf dem Schirßhause vereinte». Ein nach 8 Uhr im Rathhaussaale beginnender Ball machte den Beschluß des in jeder Hinsicht gelungenen Festes. — Eine beherzigenswerthe Mahnung ergeht in den „Blättern für Gesundheitspflege" an Diejenigen, welche in Gärten, sowie auf Feldern rc. zu arbeiten veran laßt sind; es ist fährlich, mit einer noch so kleinen Verletzung an der Hand m der Erde herumzuarbeiten; denn es ist nachgewiesen, daß in der Erde, besonders in der gedüngten Gartenerde, säulnißerregende Pilze (Bakterien) in großer Menge enthalten sind, welche, in eine Wunde gebracht, Blutvergiftung und andere Krankheiten verursachen können. Hainsberg. Der Aufsichtsrath der Thode'schen Papierfabrik, Aktiengesellschaft zu Hainsberg, hat beschlossen, der Generalversammlung die Vertheilung einer Dividende von l?/, Prozent in Vorschlag zu bringen. War man auch auf ein geringes Ergebniß vorbereitet, so enttäuscht dieses doch insofern in hohem Grade, denn erst unter Zuhilfenahme der Spezial reserve von 25,000 M. und der Effektenreserve von 9458 M., jwobei allerdings auf Rückstellungen von etwa 60,000 M. Bedacht genommen worden ist, wird es möglich, die obige kleine Dividende gewähren zu können. Dre-den.- Der Durchbruch vom Johannesplatz nach dem Großen Garten ist nach nunmehr erfolgter Genehmigung des Prinzen Georg zu den Verkauf des hiervon betroffenen Theiles seines Palaisgrundstückes als gesichert anzusehen und dürste schon binnen Kurzem zur Ausführung gelangen. Mit der Ausschließung des Johannesplatzes wird gleichzeitig die Fortsetzung der Cirkusstraße über die Pirnaische Straße hinaus bis zu der neuzuschaffenden Straße ermöglicht; da letztere in derselben Breite geplant ist, wie der Johannesplatz, so steht die Herstellung eines wahrhaft großartigen Straßenzugs im Anschluß an die Neubauten der König Johannstraße, Moritzstraße und der Ringstraße zu er warten. Pirna. Die stattlichen Kasernenanlagen an der Nottwerndorfer Straße erhalten durch die aus Reichsmitteln zu erbauenden militärischen Etablissements noch eine weitere bedeutende Ausdehnung. Es sind wuchtige Steinbauten, die da erstehen und von denen das an der Straßenlinie aufgesührte Kammergebäude bereits ferner Vollendung entgegengeht. Zur Fertig stellung gelangt ferner in diesem Jahre auch noch der seitwärts herzustellende große Heergerätheschuppen, während das hinten am Walde in gleicher Länge wie das vordere Gebäude zu errichtende Kammergebäude L erst im nächsten Jahre zu vollenden ist. Chemnitz. Vor acht Tagen wurde ein Expedient eines hiesigen Geschäfts beauftragt, eine großeSumme Geld in der hiesigen Reichsbank einzuzahlen. Kurze Zeit darauf stellte der Beauftragte das mit dem Gelde erhaltene Beibuch auch mit dem Eintrag des Kassirers übet die erfolgte Einzahlung an seinen Anstraggebcr zurück, ist aber seit diesem Tage verschwunden. Jetzt hat sich nun herausgestellt, daß der Expedient diese bedeutende Summe nicht eingezahlt, den Einzahlung-- ! vermerk gefälscht hat und mit dem Gelde flüchtig ge worden ist. Seitens der Staatsanwaltschaft ist hinter dem Flüchtigen bereits ein Steckbrief erlassen worden. Zwickau. Die Oekonomen und landwirthschaft- lichen Vereine hiesiger Gegend haben bei der dies jährigen Getreide-, wie für die bevorstehende Kartoffel ernte in weiterem Umfange, als dies früher geschehen ist, das Aehrenlesen und Kartoffelstoppeln ver boten. Jedenfalls hofft man, damit dem Diebstahl von Feldfrüchten zu begegnen. Zittau. Nachdem die Gesellschaft gebildet und die Aktien gezeichnet worden sind, ist die Eisenbahn Zittau- Oybin-Jonsdorf nunmehr als gesichert zu be trachten. — Die Enthüllung des Marschner-Denkmals in Zittau muß verschoben werden. Die Gießerei hat mit einem Theile des Denkmals Unglück gehabt und kann denselben vor Mitte September nicht liefern. Waldheim. Kommerzienrath Niethammer-Krieb- stein hat seinen Arbeitern eine Reihe von Ver günstigungen gewährt. Zu diesen Vergünstigungen gehören: freie Benutzung des Kindergartens, Bezah- zahlung des Schulgeldes für die Kinder der Arbeiter, welche länger als zwei Jahre bei ihm thätig sind. Die zur Uebung als Reservist oder Landwehrmann einge zogenen Arbeiter erhalten während der Uebungszeit zwei Drittel ihres Lohnes, wenn sie verheirathet, ein Sechstel, wenn sie ledig sind. In Krankheitsfällen giebt es für den verheiratheten Arbeiter beiderlei Ge schlechts außer den Krankenkassenleistungen noch ein Sechstel des Lohnes. Als Wochenbett-Unterstützung erhalten Frauen 25 M., wenn sie wenigstens 4 Wochen von der Arbeit fern bleiben. Beim Tode ihres Ehe gatten erhalten Arbeiter und Arbeiterinnen, welche ein Jahr in der Fabrik beschäftigt sind, zwei Wochenlöhne, beim Tode eines Kindes unter 14 Jahren eine» Wochenlohn Vergütung. Der Hinterbliebenen Wiltwe wird für jedes Kind bis zum vollendeten 14. Jahre eine wöchentliche Unterstützung von 1 M. gewährt. Die auf einen Wochentag fallenden Feiertage werden den in Wochenlohn Stehenden wie Arbeitstage bezahlt. Riesa. In der letzten Sitzung des Stadtverord netenkollegiums erklärte man sich mit dem Rathsbe- schlusse, die Herabsetzung des Zinsfußes von 5 auf 4'/, Prozent bei Darlehen der Sparkaffe gegen Lom- bardirung von Werthobjekten betreffend, einverstanden. Döbeln. Wegen eines Fehlbetrages in der hie sigen Kirchenkaffe, sowie wegen Unregelmäßigkeiten in der Geschäftsführung wurde der hiesige Kirchner Beck verhaftet. Da derselbe sich auch mitWechselsälschung befaßt hat, dürste die Untersuchung eine ziemlich um fangreiche werden. Unter großem Zulauf wurde der Verhaftete am Mittag des 15. August zur Haltestelle gebracht, um nach dem Landgerichte Freiberg überge führt zu werden. Für den wenig ehrenwerthen Charakter Beck's zeugt der Umstand, daß er auf Wech seln die Handschrift eines Freundes fälschte, der ihn bereits ein Mal aus einer Geldverlegenheit gerettet hatte. Grimma. In den Wäldern der Umgebung, dem Stadtwalde, dem Nimbscheiier Walde, auch in einigen Gehölzen sind hin und wieder Kreuzottern vor gekommen. Noch kürzlich erst wurde eine solche im Nimbschener Walde von Beerensuchern getödtet. Recht anerkennenswerth ist es daher, daß ein unbekannter Wohlthäter dem Sladtrath 50 Mark zur Gewährung von Belohnungen für Vertilgung von Kreuzottern zur Verfügung gestellt hat. Jeder, welcher eine getüdtete Kreuzotter an den Stadtrath abliesert, erhält 1 Mark Belohnung. Leipzig. Nachdem von Seiten des Nathes zu Leipzig der Depulationsbericht, betreffend die Aus nahme der Vorstadtdörfer, den in Frage kommen den Gemeinden zugefertigt worden ist, haben sich die Gemeinden Reudnitz und Stötteritz bereits für die Einverleibung unter sehr annehmbaren Bedingungen, Möckern dagegen unter der Bedingung, daß die Ein verleibung zu dem von oer Deputation in Aussicht genommenen Zeilpunkle, mithin am I. Januar 1890 erfolge, einverstanden erklärt. Von den übrigen Ge meinden ist zur Zeit noch keine Erklärung abgegeben worden. — Am 18. Ang. sand die Enthüllung des Sieges- Denkmals auf dem Marktplätze statt. Die Majestä ten und die prinzlichen Herrschaften hatten sich des halb nach Leipzig begeben, wurden daselbst von den Spitzen der Behörden empfangen und begaben sich, nach einem kurzen Aufenthalt im königlichen Palais, nach dem Festplatze. Die Feier selbst wurde durch Gesang eingeleilet, worauf nach einer Ansprache des Oberbürgermeisters I)r. Georgi die Hülle des Denk mals fiel, das einen prachtvollen Anblick gewährte. Unbeschreiblich war der Jubel, als die hohen Herr schaften in Begleitung des Generalfeldmarschall Grafen Moltke das Denkmal besichtigten. Nachdem noch der König die Front der Ehrenkompagnie abgeritten hatte und im Rathhaussaale ein Frühstück eingenommen worden war, kehrten die Majestäten im Laufe des Nachmittag nach Dresden zurück. — Das Denkmal wird gekrönt durch eine Germania, freilich nicht die Germania, die vorstürmend ihre Bölter zum Kampfe führt, sondern eine Gestalt, die den Frieden kündet und das neuerstandene Kaiserreich triumphirend ver herrlicht. Ruhige, ernste Schönheit lagert über Vieser heroischen Gestalt, die das gewaltige Monument krönt. Neben der großen Figur der Germania bilden die vier Reiterstandbilder: Kronprinz Friedrich Wilhelm (wei land Kaiser Friedrich III.), Kronprinz Albert (jetziger König von Sachsen), Fürst Bismarck und Graf Moltke, die aus dem Sockel des Denkmals hervorsprengen, sowie die sitzende Figur Kaiser Wilhelm I. die bedeut samsten Momente des Ganzen. Der greise Kaiser sitzt zwischen seinem Sohne und dem König von Sach sen auf einem Stuhle, sein Haupt ist mit einem Kranze geschmückt, mit der rechten Hand hält er das Reichs schwert, mit der Linken den Reichsapfel. Bewunderns werth ist die sorgfältige Gestaltung der Pferde und ihr Verhältniß zu den Reitern. Da sehen wir das ' elegante Vollblut des ritterlichen Fritz, das edle, ruhig ausschreitende Roß des Königs Albert, das schlankge baute Pferd des Grafen Moltke und den knochigen, breiten Gaul des Fürsten Bismarck. Zahlreiche Figuren der verschiedenen Waffengattungen, darunter acht über lebensgroße Krieger mit den Fahnen, gruppiren sich zwischen diesen Einzelheiten. Auf der Nordseite des Denkmals befindet sich folgende Aufschrift in goldenen Lettern: „Unsere Brüder haben freudig für das Reich den Tod erlitten." Der Figurenschmuck des Denkmals , ist aus Bronze gegossen, die Figur der Germania aus Kupfer getrieben. Die beiden untersten Stnsenschichteu des Postaments bestehen aus rothem, Vas Uebrige aus dunkelgrünem, schwedischen Granit. Tagesgeschichte. Berlin. Die Einberufung des Reichstages dürfte voraussichtlich gegen Ende Oktober erfolgen. — Es ist eigenthümlich zu beobachten, wie sehr nach und nach die Hoffnungen zusammensinken, die man vielfach an die Kaiserbegegnung in Peters burg geknüpft hat. Man wußte schon ganz genau anzugeben, worin die greifbaren Resultate jener Eutre- vue bestehen sollten — und ein Punkt nach dem andern stellt sich als Kombination ohne thatsächlichen Hintergrund heraus. Mit einem russisch-deutschen Handelsvertrag ist es nichts; man denkt in Deutsch land nicht daran, die Position aufzugeben, welche man Rußland gegenüber eingenommen hat. Wenn Ruß land ferner die bulgarische Frage zur Zeit ruhen läßt, so geschieht dies sicher nicht, um Deutschland einen Gefallen zu erweisen, sondern weil es selbst sich dabei bester steht. Und selbst die panslavistische Hetzpresse, die eine zeitlang zurückgepfiffen war, wagt sich wieder nnt großer Frechheit hervor; es ist dabei sehr be- merkenswerth, daß der „Nord", der als Organ des Herrn von Giers, wenigstens mittelbar, gelten muß, den Reigen führt. Die deutsche offiziöse Presse, voran die „Nordd." und. „Köln.", lassen es denn auch nicht an heftigen Abfertigungen für die verschiedenen An zapfungen fehlen. Auch die „Polit. Corr." wendet sich in einem heftigen Angriff gegen den Panslavismus, der, die Kaiserbegegnung ignorirend, seine friedens- gesährUchen Umtriebe fortsetze. Fast scheint cs, als ob alle diese Symptome ein heftiges Mißvergnügen der Russen darüber anzeigen, daß es nicht gelungen ist, den deutschen Kaiser in Petersburg ganz in den rus sischen Jnteresienkreis hineinzuziehen. — Die Landesvertheidigungs-Kommission, zu deren Präses jüngst Generalfeldmarschall Graf von Moltke ernannt worden ist, wird sich demnächst wieder mit wichtigen Fragen auf dem Gebiete der Fortifikation und der maritimen Sicherung zu beschäftigen haben. Die Kommission ist übrigens nach dem Grundsatz zu sammengesetzt, daß iü ihr sämmtliche leitenden Persön lichkeiten der verschiedenen militärischen Refforts und außerdem die beiden in Berlin wohnhaften komman- direnden Generale des Garde- und III. Armee-Korps vertreten sind. — In den letzten Wochen sind bekanntlich be deutende Personalveränderungen in den höheren militärischen Chargen vor sich gegangen. Dadurch ist es bereits bewirkt, daß jetzt schon Generalmajors mit einem Patente vom Herbst 1885 zu Führern von Divisionen ernannt worden sind, während sonst min destens fünf Jahre zu vergehen pflegten, ehe die Brigadekommandeure zur Division heran waren. Am auffallendsten ist jedoch der Sprung, welchen durch die neuesten Beförderungen die etatsmäßigen Stabsoffiziere der Infanterie — die Oberstlieutenants — gemacht haben. Es sind hier OberstlieutenanS mit einem Pa tente vom Juni 1886 zu RegimedtSführern etnannt worden, also nach nur zweijährigem Verbleibe in der