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mktionellen Amtsblatt Verantwortlicher Redacteur: Carl Ichne in Dippoldiswalde «Lokales und Sächsisches Heile, di- Spaltenzeil« MM. Dippoldiswalde, 20. August. In der am Sonn abend im Bahnhofshotel abgehaltenen Versammlung des Bezirkslehrervereins, die im Vergleich zu der vorausgegangenen zwar bester, aber immer noch nicht so besucht war, als zu wünschen gewesen wäre, ge langte zunächst die vom Vorstand des Allgemeinen sächsischen Lehrervereins über die Pensionsverhältniffe der sächsischen Volksschullehrer herausgegebene Bro schüre zur Vertheilung, worauf Herr 0. Hellriegel die Mittheilung machte, daß die-für die Michaeliswoche hier in Aussicht genommene Versammlung des Kan torenvereins der Kreishauptmannschaft Dresden jeden falls erst Anfang Oktober stattfinden werde, da wegen der für den 24. September angesetzten Einweihung vcs Müllerschulgebäudes die ursprünglich für denselben Tag beabsichtigte Abhaltung als schwer ausführbar erscheine. Damit verband der Genannte die Einladung der Kollegen zu genannter Versammlung. — Hierauf gab Herr Schuldirektor Engelmann ein ausführliches Referat über das neuerschienene Buch „Der Rechen unterricht in der deutschen Volksschule" und empfahl dasselbe, seines höchst anregenden Inhalts halber allen für Rechenmethodik sich interessirenden Kollegen zum Studiums Die nächste Versammlung soll Oktober oder November in Dippoldiswalde statifinden. Gesetze bewilligt hat, als jemals in der Geschichte der Menschheit vorher für die Arbeiter gethan worden ist! Die Riesenleistung der Unfall- und Krankenversiche rung für die Arbeiter und die im Werke befindliche Invaliden- und Altersversorgung derselben sind also den Herren Sozialdemokraten nichts, als ob es Kleinig keiten wären, zehn bis zwölf Millionen Arbeiter in Bezug ans Krankheit, Unfälle und Altersschwäche zu versorgen? Diese geringschätzige und frivole Haltung der Sozialdemokratie gegenüber den mühsamen und opfervollen Bemühungen der Regierung und des Reichs tages um das Wohl der Arbeiter zeigt die Sozial demokratie so recht deutlich als eine Partei der Lüge, welche unermüdlich bekämpft werden muß. Dippoldiswalde, 20. August. Die gestern statt gefundene Fahnenweihe des Vereins „Glück zu!" der hiesigen Müllerschüler gestaltete sich zu einem nicht nur für den zunächst betheiligten Kreis, sondern für unsere Stadt überhaupt zu einem höchst anregenden und voll befriedigenden Feste. Wenn auch noch kein volles Jahr vergangen ist, daß die Müllerschule hier eine neue Heimstätte gefunden Hal, so hat sich infolge des höchst anerkennenswerthen Strebens und ehren haften Verhaltens der Schüler bereits ein Verhältniß zwischen ihnen und der Bürgerschaft herausgebildet, das man als „familiär" zu bezeichnen volle Berech tigung hat, und so konnte es denn nicht fehlen, daß auch seitens der Stadt und Bürgerschaft demselben bei dem gestrigen Feste erfreulicher Ausdruck gegeben wurde. Früh 6 Uhr erscholl durch Tambourzug der Schützengesellschaft und des Stadtmusikkorps Weckruf unter leider etwas bedrohlichen Witterungsaussichten, doch gestaltete sich schließlich den Tag über das Wetter noch so günstig, daß die Festseier, die sogar von eini gen freundlichen Sonnenblicken begrüßt wurde, ohne Störung verlaufen konnte. Die Anwohner des Marktes hatten sich zu einer recht ansprechenden Ausschmückung des für eine öffentliche Feier so vortrefflich geeigneten Platzes vereinigt; rings am Trottoir lief eine Reihe gleichhoher, frischer Fichtenstämmchen hin, an Masten und Häusern flatternde Flaggen gaben dem hübschen Bilde Farbe und Leben, und in der Mitte erhob sich das gleichfalls Mit frischem Grün und bunten Fahnen geschmückte Podium. Um Herstellung dieser Dekora tion hat sich, wie wir hören, auch diesmal, wie früher schon so oft, Herr Benjamin Lotze höchst verdient ge macht. — Um V»2 Uhr ordnete sich auf dem Ober- thorplatze der aus den hiesigen Vereinen (Feuerwehr-, Traute Heimath meiner Lieben, Denk' ich still an Dich zurück, Wird mir wohl, und dennoch trüben Sehnsuchtsthräncn meinen Blick. Gesang-, Gewerbe-, Militär- und Turnverein), sowie aus den bereits gegen Mittag festlich eingeholten Uhr macherschülern aus Glashütte und dem Verein „Glück zu!" bestehende Festzug, erschien pünktlich um 2 Uhr mit Musik und Trommelschlag auf dem Markte und holte die inzwischen auf dem Rathhause erschienenen Festjungfrauen und Ehrengäste (die Herren AmtS- hauptmann v. Keßinger, Bezirksschulinspektor MuS- hacke, Brandvcrsicherungsinspektor Treitzschke, den Stadt rath, die Stadtverordneten) ab und stellte sich um daS Podium herum auf, während die Festjungfrauen und Ehrengäste, denen sich das Lehrerkollegium der Müller und Stadtschule, sowie der Gesangverein anschlossen, auf dem Podium Platz nahmen. Nach einem vom Männer chore vorgetragenen Weihegesang, den der Komponist, Herr Kantor Hellriegel, leitete, und während dessen sich die Fahne entfaltete, begrüßte Herr Winter-Günther, Vorstandsmitglied des Vereins, mit herzlichen Dankes- worten die Erschienenen, und gab mit Bezugnahme auf die Inschrift der Fahne: „Treu der Wahrheit und treu dem Vaterlande," den Empfindungen des Vereins lebhaften Ausdruck. Hierauf betrat Herr Sup. Opitz die Rednerbühne und hielt die Weihrede, die wir in der Lage sind, im Wortlaute mittheilen zu können. Der Redner sprach : In den letzten Reichstagswahlen sind die Sozial demokraten bekanntlich schwer auf das Haupt geschlagen worden, ihre Abgeordneten, die sich früher stolz die „sozialdemokratische Fraktion des Reichstages" nannten, existiren jetzt nur noch in einem kleinen Häuflein, welches keinen parlamentarischen Einfluß ausüben kann, und bliebe die Sozialdemokratie im Reichstage in dieser Weise vertreten, so könnte man dieselbe in Deutschland als im totalen Rückgänge befindlich be zeichnen. Leider ist dieser Rückgang der Sozialdemo kratie in Bezug auf ihre parlamentarische Vertretung nicht als ein unbedingt sicherer anzusehen, denn die Abgabe sozialdemokratischer Stimmen bei den letzten Neichstagswahlen ist eher gewachsen als gesunken und die Siege über die sozialdemokratischen Reichs tagskandidaten waren meistens nur dem einmüthigen Zusammenhalten aller anderen Parteien in den be treffenden Wahlkreisen zu verdanken. Auch ist in Be tracht zu ziehen, daß gerade die größten und politisch wie wirthschaftlich bedeutendsten Städte Deutschlands, wie Berlin, München, Dresden, Breslau, Hamburg rc. meistens auch Hochburgen der Sozialdemokraten sind oder doch eine ganz bedeutende Anzahl sozialdemokra tisch gesinnter Wähler aufzuweisen Haden, sodaß, wenn die übrigen Parteien bei ihren Zänkereien den wich tigen Kampf gegen die Sozialdemokratie hintenan setzen sollten, auch wieder eine Vermehrung der sozial demokratischen Abgeordneten bei den nächsten Neichs- tagswahlen zu befürchten ist. Es gilt also, sich bei Zeiten in allen reichsfreundlichen Kreisen über die Nothwendigkeit und die Art der Bekämpfung der Sozialdemokratie klar zu werden. Vor allen Dingen möchten wir dem noch in vielen mittleren Volksschichten vorhandenen Wahne entgegentreten, als ob die Sozial demokratie gar nicht so gefährlich für die innere Festig keit des Reiches werden könnte, daß die Sozialdemo kraten gar nicht so schlimm seien und daß sie wahr scheinlich ihre Umsturzpläne gar nicht ernst meinten. Von dem gesunden Geiste, der noch im deutschen Volke vorhanden isi, hoffen wir allerdings, daß er über kurz oder lang mit dem sozialdemokratischen Wahnwitz voll ständig aufräumen wird, doch diese gute Hoffnung darf uns nicht vertrauensselig machen oder gar lässig in Bezug auf die Bekämpfung der Sozialdemokratie. Immer und immer wieder müssen wir uns vergegen wärtigen, daß der Kampf gegen die Sozialdemokratie ein doppelter sein muß. Es gilt nicht nur, den frechen Bethörungskünsten der sozialdemokratischen Führer und Agitatoren entgegen zu treten, sondern man darf auch keine Gelegenheit versäumen, um in seinem Kreise und nach seinen Kräften zur Versöhnung zwischen Arbeit gebern und Arbeitern sein Scherslein beizutragen, denn überzeugte Sozialdemokraten giebt es sehr wenig und jeder Arbeiter, der sich nicht bereits ganz und gar im Banne sozialdemokratischer Hirngespinnste befindet, ist schließlich zu belehren, daß die Lehre vom sozialdemo kratischen Staate ungefähr dem Märchen vom Schla raffenlands gleichkommt. Es ist auch noch aus einem anderen Grunde dringend nöthig, daß in Wort und Schrift bereits jetzt, resp. lange Zeit vor den nächsten Reichstagswahlen, der sozialdemokratischen Agitation das Feld streitig gemacht wird, nämlich deshalb, weil sich die sozialdemokratischen Führer und Agitatoren noch immer nicht die faustdicken Lügen abgewöhnen können. So stellt der sozialistische Führer Liebknecht in einem an die Wähler des 6. Berliner Wahlkreises gerichteten und natürlich für alle Sozialdemokraten Deutschlands bestimmten Schreiben wieder einmal die frechsten Lügen als sozialdemokratische Grundsätze auf. So behauptet Herr Liebknecht, in diesem Schreiben, daß alle Parteien der sogenannten Gesellschaftsord nung den Arbeiterintereffen feindlich gegenüberständen! DaS sagt dieser frivole Agitator in einer Zeit, in welcher der Reichstag zum Wohle der Arbeiter mehr „Wtißerltz. Zeitung" «scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. SK Pfg., zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Pfg. Einzeln« Nummer« 10 Pfg. - Alle Postan- stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen. an. Grüß Dich Gott, Du junges Müllerblutl Frischer Sinn und froher Muth, - Das sei die Loosung! Mög' es Dir gelingen, Das Ziel des Wissens und der Thatkraft zu erringen! Ein Jahr ist vergangen, daß die erste Kunde von der Ueber- siebelnug der Müllerschule «ach Dippoldiswalde zu uns gelangte. Seitdem baden Sie, liebe Müllerschüler, sich bei uns eingewöhnt. Darum heißen wir Sie heute, an Ihrem Ehrentage, von Neuem willkommen, und versichern Ihnen, daß wir an Ihrem Streben und an Ihrem Verhalten unsere Freude haben. Der Müllerstand ist nicht von heute oder gestern. Er wur zelt im Naturgrund. Der Müller ist der jüngere Bruder des Landwirlhes. Beide führen ihren Stammbaum bis auf den Ur sprung des Menschengeschlechtes zurück. Der Müllerberuf hat innige Beziehung zur Religion und zur Kunst. Was der Müller verarbeitet, ist eine Gabe des allmäch tigen Schöpfers. Das Samenkorn hat unser Herr erwählt, um seuie geheimnißvollen Gleichnisse daran zu knüpfen. Als Bischof Ignatius von Smyrna die Löwen brüllen hörte, ries er: „Ich bin Christi Samenkorn, das der Zahn wilder Thiere zermalmen muß, damit es als reines Brod erfunden werde " Es giebt keinen Maler, der nicht in den tiefsten Grund seiner Landschaft eine Mühle gezeichnet hat. Die Volksdichtung hat um die Mühle einen reichen Sagcnkranz geflochten. Wo ist der Lyriker, der nicht einen fröhliche» Muller und eine schöne Müllerin besungen hat? Aber am meisten schätzt seine Mühle der Müller selbst. Sie ist ihm sein Königreich. Nach ihr zieht cS ihn mit heimathlichem Weh. Sic liegt meist abseits vom regsten Weltverkehr zwischen bewaldeten Höhen. Der Takt des Mühlrades und das Rauschen des Flusses vereinigen sich zu einer Melodie, die uns an das Lied von Salis erinnert: Was als die Zierden des Hauses gepriesen wird: Arbeitsfleiß, ein wachsames Auge bei Tag und Nacht, Wohlstand und Gottes Segen, das finden wir in der Mühle beisammen. Auch Ihnen, liebe Mnllerschüler, ist die Zeit, die Sie jetzt Ihren Müllerfiudien widmen, nur der Uebergang zu ihrer Mühle zurück, und die Fahne, die nunmehr enthüllt ist, wohin sie auch flattern wird, nach Nord oder Süd, nach West oder Ost, Ihrem Sinne weht sie nach der hcimathlichen Mühle. Weil aber das Jahr oder die Jahre, die Sie auf der Müller schule zubringen, nicht blos Ihre Kenntnisse bereichern, sondern auch Ihren Willen stählen sollen, will ich das Programm ent rollen, zu dem Sie unter dieser Fahne stehen und zu dessen Er- reichung sie Ihnen vorangehcn soll: Wir wollen sein ein einig Volk von Brüdern, in keiner Noth uns trennen und Gefahr. Wir wollen freie, feste Männer wer den, gemnthslicf, hochsinnig, unerschrocken. Unser Glaube soll nicht hindern, sondern fördern unsere Liebe zu Volk und Vater land. Die Begeisterung für die Reichseinheit und daS Bewußtsein der berechtigten Stammescigenthümlichkeit sollen gleich mächtig in uns sein. Als Deutsche unter Kaiser rind Reich, fühlen wir uns von den anderen Nationen verschieden, aber unter der Herr schaft des Glaubens an den Einen Gott soll daS Bewußtsein dieser Verschiedenheit keine nationale Feindschaft, am wenigsten eine Erbseindschast zur Folge haben, vielmehr zu einem regen, geistigen Wetteifer mit den übrigen Völkern uns entflammen. In dieser Gesinnung schaaren Sie sich unter dieser Fahne, di« ich mit hen Worten weihe: Entfalte Dich, und führe uns zu der allgemeinen Kultur, welche die Völker nicht trennt, sondern 'Inserate, welche bei der bedeutenden Auflage dH Blattes eine seh» wirk same Verbreitung fiad«^ «erden mit 10 Pfg. di« Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complictrtr Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt,