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Inserate, welch« bei de» bedeutende« Auflage d«s Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finden werden mit 10 Pfa. di« Epaltenzeile oder oeren Raum berechnet. — La- bellarische und complicirt« Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, ,m redaktionellen Theile, di, SpaltenM 20Psg. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde, 9. Juli. Wir geben heute die weiteren Mittheilungen aus dem Jahresberichte der Dresdner Handels- und Gewerbekammer. — In der Fabrikation landwirthschaftlicher Maschinen be zeichnen nur Mittheilungen aus Nossen und Wurzen den Umsatz als bester, während andere Orte, darunter Dippoldiswalde, ihn als schleppend und gegen das Vorjahr als geringer darstellen, zumal die Metallpreise und Löhne höher stiegen. — Bei der Fabrikation von Flüssigkeits maßen in Dippoldiswalde wurde der Export nach Oesterreich durch die hohen Zölle sehr er schwert. — Die Fabrikation von Präzisionspendel uhren in Glashütte erlitt gegen das Vorjahr keine Veränderung; über die Taschenuhrenindustrie ist, wie schon bemerkt, ein Bericht nicht eingegangen. — Wäh rend in der Kammgarnspinnerei (Coßmannsdorf) das Jahr 1887 den günstigsten Ansang nahm, so daß auch die steigenden Wollpreise gern bewilligt wurden, da sie sich leicht in entsprechende Kammgarnpreise um setzen ließen, so wurde diese erfreuliche Lage durch die Kriegsbefürchtungen vollständig verändert. Erst im Dezember kehrte einigermaßen das Vertrauen zurück und die Preise erhoben sich wieder. Holzmehl (Busch mühle) war mehr bezahlt als im Vorjahre und der Absatz, wenn auch zu gedrückten Preisen befriedigend. Auch an Holzstoff aus Holzmehl (Geisingsgrund) konnte mehr produzirt und zu besseren Preisen abgesetzt wer den. Weniger Nachfrage war nach Korkmehl (Busch mühle). — Die Preise für gebogene Möbel (Rabenau) gingen zwar zurück, doch wurde durch vortheilhafte Äenderung der maschinellen'Einrichtungen und günstige Abschlüffe in Rohhölzern u. s. w. ein höherer Gewinn als im Vorjahre erzielt, so daß, wie schon mitgetheilt, 8 Prozent Dividende gezahlt werden konnten. — In sächsischen Geflechten ist ein kleiner Aufschwung gegen das Vorjahr zu bemerken gewesen, was auf die Mode richtung, sehr leichte Hüte zu tragen, und auf die sicht bare Verschlechterung der chinesischen Geflechte zurück zuführen ist. Außer Bastgeflechten sind Doppelhalm, Spiegel u. s. f., wie sie in Geising und Umgegend gefertigt werden, gesucht. — Die lautesten Klagen er schallen aus der Strohhutbranche, einestheils wegen des Preisschleuderns, anderntheils wegen der Gepflogen heit, das Geschäft auf die Zeit vom Dezember bis Mai zusammendrängen zu müssen, wobei nicht nur alle Kräfte auf das Aeußerste angespannt sind, sondern es auch an Arbeitskräften zu fehlen beginnt, da Nähe rinnen bei so kurzer Beschäftigungszeit im Jahre es vorziehen, ihr Brod in anderen Erwerbszweigen zu suchen. Trotz des Niedergangs der Preise haben sich hier die Arbeitslöhne seit Jahren auf derselben Höhe erhalten. — Die Hainsberger Papi erfabrik klagt trotz der gesteigerten Produktion über zurückgehende Ergeb nisse, die ihren Grund theils in den abnormen niedrigen Preisen, theils in den aufs Höchste gesteigerten An sprüchen der Abnehmer hinsichtlich der Qualität der Papiere haben. Dies Alles wird natürlich durch immerwehr steigende Konkurrenz bedingt. — Was den Post- und Telegraphenverkehr anlangt, so ordnen sich vie gröberen Postanstalten des Bezirks nach den etatmäßigen Einnahmen folgendermaßen: Bärenstein mit 1752 M., darunter 168 M. Telegraphengebühren, Geising mit 3393 M., bez. 186 M.; Lauenstein mit 5484 M., bez. 147 M.; Altenberg mit 5850 M., bez. 267 M.; Schmiedeberg mit 7271 M., bez. 177 M,; Rabenau mit 9090 M., bez. 206 M., Frauenstein mit 9433 M., bez. 241 M.; Glashütte mit 14,549 M., bez. 459 M.; Dippoldiswalde mit 26,667 M., bez. 914 M. — Im Güterverkehr hatte Schmiedeberg eine Frachteinnahme von 12,134 M., Dippoldiswalde von 8368 M., Rabenau von 7293 M., Kipsdorf von 6606 M., Buschmühle von 729 M., Naundorf von 562 M., SeiferSdorf von 540 M., Ulberndorf von 359 M., Malter von 254 M., OberkarSdorf von 186 M., Spechtritz von 102 M. Die Handels- und Gewerbe kammer Dresden, welcher aus unserem Bezirke Herr Uhrmacher Bucher-Dippoldiswalde und Herr Tischler meister Eichler-Altenberg angehören, hat 1887 ,36 Sitzungen gehalten und darin 2441 wichtige Eingänge und 6218 wichtige Ausgänge behandelt. Dippoldiswalde, 10. Juli. „Die Hoffnung auf einen fröhlichen Verlauf des Festes soll deshalb nicht schwinden", so schloffen wir, Angesichts eines intensiven Sprühregens und völlig bewölkten Himmels — dabei beiläufig -s- 10° R. — am Montage unfern ersten Festbericht. Und die Hoffnung auf baldige Äenderung der trüben Aussicht hat nicht getrogen; bereits wäh rend des am Montag im Schützenzelte stattfindenden „Königsfrühstücks", das aber, wie bereits seit mehreren Jahren, der gesammten Kompagnie nebst einer statt lichen Anzahl von Gästen durch die Munificenz der „Majestäten" dargeboten wurde, hellte sich der Himmel auf, bedeckte sich wohl manchmal aufs Neue, blieb aber den ganzen Tag über dem Feste in Gnaden gewogen und trug dazu bei, daß der Festplatz in der That sehr gut besucht war. Um auf das Frühstück zurückzu kommen, so reihete es sich den früheren völlig eben bürtig an; ein allgemeiner Frohsinn, der zumeist in ungezählten Trinksprüchen, ja sogar in Beitrittserklä rungen zur ehrsamen Schützengilde zum Durchbruch kam, belebte die Theilnehmer, die vielleicht, wenigstens zum Theil, nicht abgeneigt gewesen wären, das Früh stück zu einem „Spätstück" zu gestalten, wenn nicht der energische Herr Hauptmann für 3 Uhr die Ordre zum solennen Auszuge hätte ausgeben lasten. So fand denn auch — freilich immerhin mit Beibehaltung des üblichen akademischen Viertels — der zweitmalige Auszug der Kompagnie statt, dem sich eine direkt aus der Pußta angekommene sehr saubere und neuwaschene ungarische, echt nationale Künstlergesellschaft anschloß, die sich später zerstreute, um Geschäfte, jeder nach seiner Art, zu machen. Wenigstens bemerkten wir später einen Vollblutmagyaren, der sich bereits als Zeitungs träger gerirte, und auch Geschäfte machte, obgleich die betreffenden Nummern dem Jahrgangs 1887 ange hörten. — Auf dem Festplatze, dem freilich zum Theil die angekündigten Sehenswürdigkeiten ausgeblieben sind — auch der von unfern Kindern mit Sehnsucht erwartete Hippodrom glänzte durch Abwesenheit — erregte die ernste wohlverdiente Aufmerksamkeit die Fußkünstlerin, Frl. Marie Hausmann, die, ohne Arme und Hände geboren, durch unermüdliche Uebungen eine solche Fertigkeit der Fußzehen erlangt hat, daß sie nicht nur alle weiblichen Handarbeiten damit Herstellen kann, sondern auch — sehr gut — schreibt und — Zyther spielt. — Außerdem fesselten eine Menge Glücks buden, zwei Fischsalons, mehrere Konditor- und Pfeffer kuchenbuden, Elektrisirmaschinen, Liebesspiegel u. s. w. die Aufmerksamkeit. — Die Illumination am Montag Abend war wie immer sehr hübsch und gewährte dem Festplatze mit seinen herrlichen Bäumen einen neuen ungewohnten Reiz. — Da Heuer, und zwar erst vor Kurzem ein Schulkinderfest abgehalten worden ist, so hatte man diesmal von der Veranstaltung besonderer Kinderbelustigungen abgesehen, dafür aber eine Speisung älterer unbemittelter Mitbürger und Mitbürgerinnen in das Festprogramm ausgenommen. Während Kränk liche und Schwache daheim speisen konnten, war ein Theil der Eingeladenen am Dienstag Vormittag 11 Uhr in der Schützenhalle erschienen, wo sie mit Braten, Kompot und Bier bewirthet wurden. — Doch auch der Kinder hatte man nicht vergessen. Durch eine freiwillige Sammlung wurde dem Fond zu einer in den Hundstagsferien vorzunehmenden Milchkur aber mals 30 M. 25 Pf. zugesührt, denen später noch weitere 5 M. folgten. Großer Dank den freundlichen Gebern, die bei eigener Freude Derer nicht vergessen, denen des Lebens Güter kärglicher zugemesten sind. Und in der That, es fehlte schließlich auch nicht an Kinderspielen, in denen manch' niedliche Prämie zu gewinnen war, und die umsomehr erfreuten, je un 54. Jahrgang. Donnerstag, dm 12. Juli 1888. Nr. 81. erwarteter sie kamen. — Um den Königschub war diesmal ein gewaltiges Ringen. Zwar hatte bereits am Montage Herr Privatus Lommatzsch einen Nagel schuß gethan, der so leicht nicht zu überbieten war und war ihm die Königswürde auf der Scheibe gesichert, aber um den Vogelkorpus entwickelte sich ein in der That höchst anregender Wettstreit. Wie oft meinte man, daß bei den vorzüglichen Treffern der auf ein Minimum zusammengeschwundene Rest des AarS jetzt fallen müsse — da splitterte abermals ein Spänchen ab, bis endlich Herr Privatus Wendler durch einen wahrhaften Meisterschuß die Königswürde errang. Sein Murschall wurde Herr Mühlenbesitzer Röllig, während an der Scheibe diese Würde Herrn Bäckermeister Gietzolt zutheil wurde. Bei unfern lustigen Müller schülern, die ein Privatvogelschießenarrangirt hatten, bei dem jeder fallende Span mit donnerndem Beifall begrüßt wurde, ging endlich Herr Otto als erster DippoldiS- waldaer Müllerschüler-Vogelkönig siegreich aus dem Kampfe hervor. — Wiederum siegte in den Abend stunden das Wetter gegen die im Laufe des Tages abermals auftretenden feindlichen Strömungen der Atmosphäre, so daß der Einzug bei klarem Himmel stattfinden konnte, und auch die Illumination der Häuser, sowie die zahlreichen bengalischen Flammen voll ständig zur Geltung kommen konnten. Nach vielfachen, durch den unermüdlichen Führer, Herrn Tambourmajor Lotze angegebenen Kreuz- und Querzügen gelangte endlich der von bunten Laternen, Petroleum- und Magnesiumfackeln begleitete Zug, dem sich auch nicht wenig Vertreterinnen des schönen Geschlechts ange schloffen hatten, auf den Marktplatz, wo zunächst Herr Schützenvorsteher Heinrich den städtischen Behörden, sodann Herr Schützenvorsteher Kantor Hellriegel dem Kaiser und unserem König Albert ein begeistertes Hoch ausbrachte, und Herr Benjamin Lotze allen Theil- nehmern des Festes von hier und auswärts herzlichen Dank aussprach. Nach dem allgemeinen Gesänge von „Deutschland, Deutschland, über Alles" löste sich der Zug auf, worauf um 10 Uhr der Schlußakt deS Festes, ein rasch und exakt ausgeführtes Feuerwerk, das dies jährige Fest beschloß. — Nach der darauf folgenden Erholungspause, in welche die verlockenden Tanzweisen des Schiebhauses herüberschallten, niedergeschrieben, macht unser Festbericht keinen Anspruch auf unbedingte Vollständigkeit, und sind wir gern bereit, etwaige Er gänzungen nachzuholen. — Das Fest auch dieses Jahres war gelungen und wünschen wir ihm fröhliche Wie derkehr. — Am Sonntag, den 8. Juli, bei großem An drang von Paffagieren zu den Abendzügen überschritten kurz vor der Maschine des einfahrenden Kipsdors- Hainsberger Zuges noch 2 Frauen das HauptgeleiS, weder die nahe Maschine, noch das Läuten derselben und die Zurufe der Beamten und des Publikums be achtend. Eine derselben spang sofort nach dem Mittel perron. Die zweite wurde aber von einem Beamten erfaßt und schnell nach dem Mittelperron gerissen. Da aber die Hand desselben an dem Kleiderärmel der Be treffenden nicht den gehörigen Halt fand, fiel die Frau und kam bis an das Trittbret des anderen Zuges zu liegen, welches sie noch leicht gestreift haben mag. Irgend eine Verletzung scheint die Frau nicht davon getragen zu haben, denn dieselbe war im Zuge ver schwunden, ohne daß ihr Name erfragt werden konnte. — Innerhalb der Amtshauptmannschaft Dippoldis walde ist von ansteckenden Thierkrankheiten im Monat Juni der Milzbrand und der BläschenauSschlag der Rinder aufgetreten. — In je einem Gehöfte von Großölsa und Ammelsdorf trat der Milzbrand auf, in ersterem waren 7, im zweiten Orte waren 2 Rinder gefährdet, in beiden Fällen erkrankte je 1 Stück, welche beide verendeten. — Der Bläschenausschlag der Rin der war in 8 Gehöften von Holzhau zu konstatiren, in diesen Gehöften waren 8 Stück Vieh gefährdet, welche alle erkrankten aber wieder genesen sind. Wchmtz-MilW Amtsblatt Die „Wek-eritz geitunß" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 26 Pfg., zweimonatlich «4 Pfg-, einmonatlich 42 Pfa. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Pvstan- «alten, Postboten, sowie Li« Agenten nehmen Be stellungen an. für die Königliche Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Verantwortlicher Redacteur: Carl Ithne in Dippoldiswalde.