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aus dem Landrath, Grafen zu SolmS, Distriktskom- miffar AppeliuS-Louisenfelde, dem russischen Grenz hauptmann, dem russischen Bezirkshauptmann und einem Dolmetscher bestehende Kommission stellte den obigen Thatbestand fest. Die Soldaten wurden in eine Strafabtheilung abgeführt. Für die verursachten Beschädigungen wurde sofort voller Ersatz geleistet. Frankreich. Der Präsident der französischen Re publik, Carnot, ist am Mittwoch in Chambery ange kommen und von den Spitzen der Behörden am Bahn hofe begrüßt worhen. Auf allen Stationen, durch welche der Präsident kam, wurde ihm von der zahlreich herbeiströmenden Bevölkerung ein warmer Empfang bereitet. Während der Rundreise des Präsidenten wird es auch nicht an militärischen Schauspielen fehlen, für die sich Carnot ungemein interessirt. So stattete er noch vor der jüngsten Abreise der Osfizierschule von Saint-Cyr einen längeren Besuch ab, wobei interessante Schießübungen erfolgten. Eine Kompagnie war mit Gewehren des Modells 1874 versehen, eine andere mit Lebe!-Gewehren. Bei den letzteren trafen von 200 Kugeln bei einer Entfernung von 400 m 188, wäh rend beim Gewehr Gras nur 80 unter 200 das Ziel erreichten. Ferner schoß die erste Kompagnie, wie der „Figaro" berichtet, fast geräuschlos und beinahe ohne jeden Rauch, während die andere nach demselben Zeit räume von 40 Sekunden so dicht in Rauchwolken ein gehüllt war, daß das Zielen sehr erschwert, der An blick der Scheibe fast unmöglich war. Am Donnerstag empfing.er die höheren Beamten und die Generäle Saussier und du Bessol, sowie den Erzbischof, begab sich darauf nach Aix-Les-Bains und wollte Abends über Bizille seine Reise nach Grenoble fortsetzen. — vr. Labbe erklärt seinen Patienten, den Ge neral Boulanger, noch nicht außer Gefahr. Die boulangistischen Journale behaupten allerdings das Gegentheil. Schweden. Am 16. Juli gegen Mittag trafen die königlichen Majestäten, Albert und Karola von Sachsen, in der altberühmten Universitätsstadt Upsala ein. Vom Prorektor der Universitär, mehreren Pro fessoren, dem Bürgermeister, Vertretern der Studenten schaft u. s. w. ehrfurchtsvoll empfangen, begaben sich die hohen Gäste zunächst in das Universitätsgebäude, wo die Studenten mit den 13 Fahnen der studentischen Provinzvereine versammelt waren, von denen ein Chor einige der schönsten schwedischen Lieder vortrug. Dann wurde die Aula und die 500,000 Bände umfassende altberühmte Bibliothek besichtigt. Hierauf ging es nach der schönen gothischen Domkirche mit den Särgen Gustav I. Wasa u. a. Fürsten. Gegen >/-3 Uhr fuhren die Herrschaften nach Stockholm zurück und von da sofort nach Schloß Tullgarn, wo sie einige Tage zu verweilen gedenken, und von wo Ausflüge, unter Anderem nach der alten Hansastadt Wisby, unter nommen werden sollen. Rußland. Der. vor einigen Tagen veröffentlichte und bereits erwähnte Ukas des Czaren hat einige nicht unwesentliche Veränderungen in den Bestimmungen des russischen Wehrgesetzes zur allgemeinen Kenntniß gebracht. Bisher war die Dienstzeit im russischen Heere mit 15 Jahren bemessen, von denen 5 Jahre in der aktiven Armee und 10 Jahre in der Reserve zu erfüllen waren. Außerdem gehörte jeder wehrfähige Russe bis zu seinem 40. Lebensjahre der Reichswehr an. Nach den neuen Bestimmungen ist die Dauer der Gesammt-Dienstzeit 18 Jahre, und zwar 5 Jahre in der aktiven Armee und 13 Jahre in der Reserve. Die Dienstpflicht der Reichswehr wird bis zum 43. Lebens jahre erstreckt. Wenn man die Höhe des jährlichen Rekruten-Kontingents nur mit 200,000 annimmt, so erfährt die russische Armee hierdurch eine Vermehrung von 5- bis 600,000 Mann. Gleichzeitig wurde aber auch das jährliche Nekruten-Kontingent, das seit dem türkischen Kriege eine stetige Vermehrung erfahren hat und in den Jahren 1886 und 1887 235,000 Mann betrug, für das laufende Jahr auf 250,000 Mann erhöht. Nach Ablauf von 5 Jahren wird diese Er höhung für die aktive Armee allein 75,000 Mann und nach weiteren 13 Jahren für die Reserve etwa 190,000 Mann betragen. Rußland. Zum Eintreffen Kaiser Wilhelms in Kronstadt und Peterhof liegen noch folgende speziellere Meldungen vom Donnerstag vor: Beide Kaiser um» armten und küßten einander bei der ersten Begegnung herzlichst, worauf das beiderseitige Gefolge vorgestellt wurde. Kaiser Wilhelm unterhielt sich längere Zeit mit dem Minister v. GierS und der Czar mit dem Grafen Herbert Bismarck. Bei der Ankunft der „Hohenzollern" auf der Kronstadler Rhede flaggten die sämmtlichen im Hafen liegenden 51 russischen Kriegs schiffe unter Lösung sämmtlicher Geschütze, auch von allen Forts erdröhnten Salutschüsse. Die deutschen Kriegsschiffe warfen auf der großen Rhede Anker; als die russische Kaiseryacht „Alexandria" Kaiser Wilhelm und sein Gefolge an Bord genommen, dampfte sie unter den ferneren Salutschüssen der Schiffe und der Forts nach dem Kriegshafen von Peterhof, woselbst die Landung der beiden Kaiser, die Begrüßung zwischen Kaiser Wilhelm und der russischen Kaiserin u. s. w. vor sich ging. Während der Fahrt der allerhöchsten Herrschaften nach dem Schlosse bildete Militär auf beiden Seiten des Weges Spalier. Alsbald nach der Ankunft im Schlosse zogen sich die Monarchen zurück, das beiderseitige Gefolge dagegen blieb in lebhafter Unterhaltung zusammen. In der achten Abendstunde fand in Peterhof großes Familiendiner statt, an wel chem das Czarenpaar mit Kaiser Wilhelm und dem Prinzen Heinrich, sowie der Großfürst - Thronfolger und die übrigen zur Zeit in Petersburg anwesenden Mitglieder der Czarenfamilie theilnahmen; zur gleichen Zeit fand auch Ministertafel statt. — Von den dem kaiserlichen Gaste in St. Peters burg gebotenen Festlichkeiten ist außer verschiedenen Galadiners, Besuchen interessanter Gebäude und Orte besonders das militärische Fest im Lager von Kras- noje-Selo hervorzuheben. Etwa 40,000 Mann waren dort vereinigt. Inmitten einer ca. 1 Stunde langen Reihe von Lagerzelten erhob sich das Kaiserzelt. Auf der Ostseite stand die Infanterie, an deren linkem Flügel die Artillerie Aufstellung genommen hatte, die Kavallerieregimenter bildeten den rechten Flügel. Die beiden Kaiser und die Kaiserin mit einem zahlreichen Gefolge von Großfürsten, deren Gemahlinnen, Adju tanten u. s. w. wurden mit Begeisterung empfangen. Zweitausend Spielleute waren dem Kaiserzelte gegen über aufgestellt. Beim Sonnenuntergänge stiegen 3 Raketen und erdröhnten gleichzeitig 200 Geschütze, worauf der Zapfenstreich mit der Retraite und dem üblichen Abendsegen stattfand. Das ganze Fest ge währte ein wundervolles, unvergleichliches Schauspiel. Dem Kaiser sind die Seefahrt und die strapazenreichen Festtage sehr gut bekommen, er ist stark gebräunt und heiterer als sonst. Die Abreise soll bis Dienstag ver schoben sein. Dann soll es nach Stockholm gehen. Als Kuriosum wird mitgetheilt, daß das Volk den Grasen Herbert Bismarck allgemein für den Reichs kanzler hält, und sich schwer überreden läßt, daß es der Sohn desselben sei. Italien. Die Aenoerungen des italienischen Straf gesetzbuches sollen den Papst abermals zu einer Klage note an die Mächte über die Unerträglichkeit seiner Lage veranlaßt haben. Der hauptsächlichste Zweck derselben sei, zu vereiteln, daß die Kaiser von Oester reich und Deutschland den König von Italien in Rom selbst aufsuchten. Am Ende greift man zu den selt samsten Mitteln und streut wieder einmal das Gerücht aus, der Papst sei, der stetigen Quälereien müde, fest entschlossen, den Staub von seinen Füßen zu schütteln, Rom und Italien zu verlassen und auszuwandern nach — Palästina oder gar dem Drange nach Westen Folge zu geben und dem Papstthum in der neuen Welt ein besseres Heim zu gründen. Man vergißt dabei, daß diese Drohung auf die große Mehrzahl der Italiener erheiternd, auf andere erleichternd wirken wird. Römische Plebejer konnten zwar durch den Auszug auf den heiligen Berg ihre politischen Forde rungen durchsetzen, weil ohne die Glieder der Magen darben mußte, viele der heutigen Bewohner Noms aber sind frivol genug, zu glauben, daß Italien durch den Auszug des Papstes in das heilige Land von einem ganz überflüssigen Glieds befreit würde. Das ist aller dings nickt die Ansicht der italienischen Regierung; sie weiß, in wie hohem Grade ein einmüthiges Zusammen wirken des Königs und des Papstes die italienische Propaganda, das Ansehen des jungen Königreichs da heim und draußen in der Welt fördern würde, sie weiß aber auch, daß der Drohung des Papstes, aus zuwandern, zwingende praktische Gründe entgegenstehen. Serbien. Der nunmehr von seiner Mutter aus gelieferte Kronprinz Alexander von Serbien, welcher in Wiesbaden meist von deutschen Lehrern unterrichtet worhen ist, erhält in Belgrad neue Lehrer, wiederum fast sämmtlich Deutsche. König Milan schätzt Deutsch land sehr. Mit Kaiser Wilhelm II., den er 1882 bei seiner Vorstellung in Berlin kennen gelernt hat, und mit dem er bei Hofjagden ost in Wien zusammenge troffen ist, ist er befreundet. — Die Scheidung des Königs hängt übrigens immer noch in der Schwebe. Mit Ausnahme des Erzpriesters Velickowitsch und des Metropoliten stimmt das ganze kirchliche Kollegium gegen die Scheidung des Königs, was auf alle Par teien den schlechtesten Eindruck macht. Bereinigte Staaten. Zu dem Dynamitkom- plot, welches in Chicago entdeckt wurde, wird noch Folgendes gemeldet: Das Haupt der Bande ist der dreißigjährige Böhme Franz Hronek, ein Busenfreund jenes Louis Lingg, der sich im Gefängniß den Kopf mit einer Bombe sprengte; man fand viele Bomben, Revolver und einen vergifteten Dolch; Hronek pflegte stets mit Dqjch und Revolver unter dem Kopfkiffen zu schlafen. Ein weiteres Individuum wurde verhaftet unter der Anschuldigung, an dem Komplot zur Zer störung eines Theils der Chicago-, Burlington- und Quincey-Eisenbahn mittelst Dynamit betheiligt zu sein. Mehrere der vorher verhafteten Personen haben ihre Betheiligung an dem Komplot eingestanden. Wie die „Magdeb. Ztg." schreibt, heißen die Haupttheilnehmer der Dynamitverschwörung Hronek, Czapek und Chel- bowa; es sind sämmtlich Czechen. Hronek ist Holz arbeiter; er wohnte drei Jahre in Wien. Alle drei waren persönliche Freunde der im Vorjahre Hingerich teten Anarchisten. Dresdner Produktenbörse vom 20. Jul». An der Börse: Weizen, deutsche und sächsische Landwaare pro 1000 Ke: netto: Weißweizen . . 177—183 Braunwcizen . . 175—180 do. ungar. do. englisch 170—175 Weißweizen, Posener Sommerweizen . Rufs. Weizen, weißer 180—180 do. rother . 180—190 Roggen, sächsischer 129—131 do. russischer 127—134 do. preußischer 130—133 Gerste, sächsische . 130-140 do böhm. u. mähr. 154—175 Futtergerste. . . IM—110 Hafer, sächsischer . 128-136 do. neuer . . — - — Mais, Cinquantine 145—150 do. rumän. alt do. do. ueu 132—137 do. ungarischer do. amerik., mired 132—134 Donanmais . . Erbsen pro 100 kg netto: weiße Kochwaare . 165—180 do. Futterwaare 120—125 Saaterbsen. . . 125—140 Bohnen, pro 1000kg 170-220 Wicken, pro 1000 kg 120—130 Buchweizen, inliind. und mährisch . 130—135 do. russischer . 130-135 Oelsaaten pro 1000 kg netto: Winterraps, sächs. Auf dem Hafer (KI) . . 6,60-7,60 , Kartoffeln (KI) . 4,60-5,00 Butter (kg) . . 2,00-2,60 Leinsaat, feinste . 205—215 do. feine . 195—205 do. mittlere. 185—195 do. geringe . 175—185 Rüböl pro 100 kg netto (mit Faß): raffiinirt. 53,00 Rapskuchen pro 100 kg netto: lange .... 12,50' runde ... 12,00 Leinkuchen, einmal gepreßte . . . 17,00 do. zweimal gepr. 15,00 Malz (ohne Sack) 22—25 Kleesaat pro 100 kg Brutto (mit Sack) rothe do. weiße . do. schwedische Tpymothec . . Weizenmehl pro 100 kg netto: Kaiserauszug . . . 33,00 Grieslerauszug. . . 30,00 Semmelmehl . . 29,00 Bäckermundmehl . . 27,00 Grieslermundmehl . 22,00 Pohlmehl .... 18,00 Rogacumchl Nr. 0 . 22,50 'do. Nr. 0/1. 21,50 do. Nr. 1 . 20,50 do. Nr 2 . 18,00 do. Nr. 3 . 16,50 Futtermehl ,. . . 12,00 Weizenkleie, grobe. . 9,00 do. feine . . 9,00 Roggenkleie .... 10,00 Spiritus . . . 53,00 34,00 Markte: Herr pro Ctr. . 3,40—4,20 Stroh pro Schock 28,00—30,00 Dresden, 20. Juli. Marktpreise. Festgestellt vom Ver ein zur Wahrung landwirthschastl. Handelsiutcressen. (Preise in Pfennigen.) Kartoffeln neue (5 I) 60—80, 50 kg 500—580; Weißkraut (St.) 20—40; Rotykraut (St.) 25—40; Welschkraut (St.) 20-40; Kohl (Korb) 45-100; Spinat (Korb) 70-100; Blumenkohl (St.) 15—50; Salat (St.) 2—4; Karotten (Mdl.- Bdch.) 30-120; Schoten (5 I) 60-100; Bohnen (I) 20 -25; junger Kohlrabi (Mdl.) 40-120; Sellerie (St.) 3-10; rothe Rüben (Mdl.) 40—60: Petersilie (Kbch,) 50—60; Petersilien- Wurzel (Bdch.) 5—25; Meerrettig (St) 20—40; Zwiebeln (Mdl.) 15—40; Rettig (St) 5—10; Radieschen (Bdch) 3—4; Gurken (St.) 10—50; Steinpilze (I) 25—40; Champignons (l) 100; Birnen Mdl. 25; Kirschen (I) 15—45; Erdbeeren (I) 45—100; Himbeeren (I) 40; Stachelbeeren (I) 25—30; Johannisbeeren (I) 30; Heidelbeeren (!) 12—13; Pflaumenmus (Pfd.) 25—30; Butter (St ) 50-60, im Laden 45—80; Käse (St.) 15—30; Quark (kg) 24—30; Eier, frische, hiesige, garanttrt (St.) 6—7, frische Landeier (Mdl.) 65—70, Eier, fremde (Mdl.) 60; Heu (50 kg) 340—420; Stroh (Schock) 2800—3000, im Einzelnen Schütte i>0 Pf. 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