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Mchklitz-ZeitW Verantwortlicher Redacteur: Carl Irhnc in Dippoldiswalde 54. Jahrgang Dienstag, den 26. Juni 1888 Nr. 74. 5 Jnl erste, welch« der d« bedeutenden Auflage de« Blattes «ine sehr wirk same Verbreitung finden, »erden mit 10 Pfg. di« Spalten,eile oder oeren Raum berechnet. — Ta« bellarische und complicirt« Inserate mit entsprechen« dein Ausschlag. — Ginge« sankt, un redaltionrklen Lheil«, die Spaltenzeil« S0Pf^ liefern zu können. Es sollen die Sammlungen gegen frühere Feste noch ziemlich im Rückstände sein, und wollen wir darum auch hier daran erinnert haben, daß die Sammlung am Mittwoch geschlossen werden muß, um die Vertheilung an die Klassen vornehmen zu können. — „Glück zu." Der letzte Vereinsabend gestaltete sich zu einer einfachen Abschiedsfeier für Herrn Löchel, welcher mit dem 1. Juli seine Stellung als Lehrer der Müllerschule ausgiebt, um in Schweinitz bei Witten berg das Bürgermeisteramt zu übernehmen. Herr Löchel verabschiedete sich von' den Mitgliedern des Vereins mit den wärmsten Ausdrücken der freund schaftlichsten Anhänglichkeit an die Müllerschule, sowie auch mit den innigsten Wünschen für deren Zukunft, worauf seine Herren Kollegen und Schüler mit Worten gleicher Gesinnung und gleicher Wünsche für ihn und sein neues Amt antworteten. Vorher hatte Herr Löchel in einem Vortrage über „Gesteinsverwitterung und Bodenbestandtheile" die chemische Zusammensetzung des sür den Kulturboden wichtigen Schiefersteins, Bimssteins, Grünsteins und der Grauwacke besprochen, deren mechanische Verwitterung durch Frost und Aus waschung und chemische Verwitterung durch Einwirkung des Sauerstoffs der Luft und der Kohlensäure des Wassers geschildert, sowie den daraus entstehenden, lockeren Thon-, Sand- und Kalkboden in ihrer Fähig keit zum Aufsaugen und Festhalten des Wassers und so nach ihrer Fruchtbarkeit unterschieden. — Am vor letzten öffentlichen Vereinsabend hielt Herr Lehrer Schmidt einen Vortrag, in welchem derselbe nach kurzer geschichtlicher Vorbereitung an der Hand des Schiller- schen Schauspiels, sich durch die Worte Teils unter stützend, den seelischen Vorgang verfolgte, wie aus dem ruhigen, verschlossenen, für die politische Lage seines Vaterlandes fast gleichgiltigen Tell, der nur sich, seiner Familie und seinem Berufe lebte, an Geßler der Rächer des Vaterlandes, der Freiheit und der Unschuld werden konnte. — Vergangene Mittwoch unternahmen Lehrer und Schüler der hiesigen Müllerschule einen gemeinschaft lichen Ausflug nach Glashütte, wo sie die Uhrmacher schule besuchten und dann in Gemeinschaft mit den Lehrern und Schülern der dortigen Uhrmacherschule einige frohe Stunden verbrachten. Hänichen bei Poffendorf. Vergangenen Sonn abend zur Nacht wurde der im 38. Lebensjahre stehende Bergarbeiter Friedrich Neppe von hier durch eine hereinbrechende Kohlenwand im Beckerschacht derart ver letzt, daß er kurze Zeit darauf seinen Geist aufgab. Der Verunglückte hinterläßt eine Frau und 5 Kinder. Dresden. Prinz Ludwig von Bayern, der wahrscheinliche Thronfolger dieses Landes, hatte die Absicht, dem hiesigen königlichen Hofe in Pillnitz einen Besuch abzustatten, hat denselben aber auf spätere Zeit verschoben. — Der Rath und die Stadtverordneten von 73 sächsischen Städten haben gestern folgende Adresse an Se. Majestät den Kaiser abgehen lassen: „Allerdurch- lauchtigfter. Grobmächtigster Kaiser, Allergnädigster Kaiser und Herr! Wiederum ist das Vaterland von tiefster Trauer erfüllt. Von Seines Volkes unge- theilter Liebe begrüßt, bestieg vor wenig Monden erst Kaiser Friedrich, ein Held in der Feldschlacht ebenso Abonnements - Ginlabmi-. Mit Nummer 76 schließt das zweite Quartal des laufenden Jahres und ein neues Abonnement auf die „Weißeritz-Zeitung" beginnt. Wir bitten alle unsere Leser und Freunde, dasselbe möglichst bald zu er neuern, damit in der Zusendung der einzelnen Nummern keine Unterbrechung eintritt. Inserate haben bei der großen Verbreitung des Blattes innerhalb des ganzen amtshauptmannschaft lichen Bezirks den besten Erfolg. Um zahlreiche Neubestellungen bittet die Krpedrtton der „Welßerrtz-Zettung . Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde, 25. Juni. Das war gestern ein echter Johannistag, ein Tag der Sonne und der Rosen, der auf dem Friedhöfe, den reger Liebesverkehr mit den still ruhenden Schläfern belebte, hinwegtäuschte über die Schmerzen der Zeit und die Schauer des Todes. An solchem Tage, bei solchem Sonnenschein, dünkt es uns minder schwer, uns unter den kühlen Rasen betten zu lassen und einzugehen in das Land des Lichtes, in den „ewigen Osten". Was die grie chische Sage erzählt von Ceres, der der geliebten Tochter beraubten Göttin, die das goldene Saatkorn in die Erde steckt, mit dem daraus emporsprossenden lebendigen Halme Zwiesprache hält und durch ihn Kunde empfängt von der ihr auf ewig Entrissenen: daS wiederholt sich alljährlich auf unfern Friedhöfen mit ihrem Blumenschmuck. Da weilen Gatten, Eltern, Kinder, Freunde am Grabe ihrer Lieben, es geschäftig bepflanzend und schmückend, und jeder Rosenstrauch und jeder Kranz auf dem grünen Hügel giebt Zeug- niß, daß die Liebe nicht aufhört, daß sie das Band bleibt, das die Geschiedenen mit uns Lebenden ver bindet. Manches Grab freilich bleibt vergessen und ungeschmückt; sei es, daß kein Hinterlassener mehr lebt, der es hüten und pflegen kann; sei es, daß Zeit und Ort ihn scheiden von der Ruhestätte der Entschlafenen; sei es auch, daß sein Sinn verhärtet ist in dem rast losen Treiben des Tages: aber die Wehmuth, die den sinnigen Besucher des Friedhofs bei solch ungeschmücktem Grabhügel beschleicht, sie löst sich in der Hoffnung, daß die ewige Liebe endlich Jeden in ihren Arm nimmt, der auf Erden vergebens nach Herzen gesucht hat, die ihn verstanden. — Die fromme Sitte, alljährlich bei uns einen Gottesdienst am Johannisfeste zu halten, gab auch gestern der Feier des Tages eine höhere Weihe. Umrahmt von den Gemeindegesängen: „Ich weiß, daß mein Erlöser lebt" und „Wachet auf, ruft uns die Stimme" und zum Schluß: „Wie wohl ist mir, o Freund der Seelen", sowie von zwei vortrefflich ge wählten und ausgeführten Chorgesängen von O. Wer- mann („Selig die Tobten") und M. Hauptmann („Sei still dem Herrn") gab die Rede des Herrn Sup. Opitz den Gefühlen Ausdruck, die die zahlreich erschienene Gemeinde bewegte. In der Einleitung des jüngst geschiedenen Kaisers, des großen Dulders, warm ge denkend, legte der Redner seiner Ansprache die Worte des Engels aus der Auferstehungsgeschichte zu Grunde: „Was suchet ihr den Lebendigen bei den Tobten? Er ist nicht hier, er ist auferstanden. Gehet hin nach Galiläa, dort werdet ihr ihn finden." — Gestern hat auch der Johannissingumgang unserer Currendaner seinen Anfang genommen. Die jugendlichen Sänger seien der Theilnahme Aller empfohlen, die es gern sehen, daß eine uralte fromme Sitte gewahrt und ge pflegt wird. — Wie wir hören, ist die Verschiebung unseres Schulkinderfestes Vielen nicht unerwünscht gewesen, besonders Schuhmachern und Schneidern, die so mit mehr Muße die ihnen zugegangenen Bestellungen haben erledigen können. Aber auch insofern dürfte die Verschiebung von Vortheil sein, als nun bis morgen noch Gelegenheit geboten ist, die dem Feste zugedachten Gaben in baarem Geld« oder in Geschenks gegenständen an die betreffenden Eammelstellen ab M« „Weißrritz-Zeitung" «scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. Sb Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Pfa. Einzelne Nummer« 10 Pfg. — All- Postan- stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be- . > Amtsblatt für die Königliche Umtshaupimannschast Dippoldiswalde, sowie sür die Königlichen Amtsgerichte imd die Stadträth« " ' zu Dippoldiswalde nnd Irauenstem wie im Kampfe mit tückischer Krankheit, Seines ruhm reichen Vaters Thron, und schon hat auch über dem zweiten Deutschen Kaiser das Grab sich wieder ge schloffen. Was Er gewollt, hat Er der Welt mit klarem Wort verkündet und treu demselben bis zum letzten Athemzuge Seines hohen Amtes gewaltet. Des Deutschen Volkes Dank ist Ihm für alle Zeiten sicher. Trauernd stehen Eure Majestät vor dem Todtenbette des besten Vaters! Möge der Herrscherstab, welchen Eure Majestät in jugendlicher Kraft ergriffen haben, lange Jahre und unantastbar fest in Euer Majestät Händen ruhen! Möge Friede und Gedeihen des Deutschen Reiches die köstliche Frucht von Euer Ma jestät Regierung sein!" — In diesem Jahre werden die Uebungen der Mannschaften des Beurlaubtenstandes in nach stehender Weise stattfinden: Bei jedem Infanterie bataillon, einschl. Schützenregiment, ausgenommen das 5. Infanterieregiment Nr. 104, gelangt in der Zeit vom 2.-14. Juli d. I. eine Kompagnie in der Stärke von 12 Unteroffizieren und 190 Gemeinen, Landwehr mannschaften des Jahrganges 1878/79 zur Einziehung. Bei dem 1. und 2. Jägerbataillon wird je eine Kom pagnie von 10 Oberjägern und 150 Gemeinen, Land- wehrmannschasten der Jahrgänge 1877, 1878 und 1879, in der Zeit vom 2.—14. Juli d. I. formirt. Bei jedem Kavallerieregiment gelangen Reservisten aus dem Jahre 1881 in der Zeit vom 20. August bis 23. Sep tember zur Einziehung. Außerdem werden Reservisten der Kavallerie aus dem Jahrgange 1881 bei den Feld artillerieregimentern üben. Es werden 58 Mann bei dem 1. Feldartillerieregiment Nr. 12 in den Garni sonen Dresden und Riesa und 42 Mann in der Zeit vom 10.—21. Juli d. I. bei dem 2. Feldartillerie regiment Nr. 28 in den Garnisonen Pirna und Frei berg üben. An Mannschaften des Beurlaubtenstandes der Feldartillerie werden zu jeder Feldartillerieabthei« lung und zur reitenden Abtheilung 70 Mann der Reserve, Jahrgänge 1881/82, und Landwehrjahrgang 1879 überwiesen werden. Bei dem 2. Feldartillerie regiment finden diese Uebungen in der Zeit vom 9. bis 21. Juli d. I. statt. Bei dem Fußartillerieregi- ment werden in diesem Jahre Reserve- und Landwehr mannschaften nicht zur Einziehung gelangen, während bei dem Pionnierbataillon wiederum eine Uebungs- kompagnie formirt wird. Bei dem Trainbataillon Nr. 12 in Dresden werden unmittelbar nach den Herbstübungen nach einander 2 Uebungskompagnien formirt, welche, und zwar die erste Kompagnie in der Zeit vom 24. September bis 9. Oktober d. I., die zweite Kompagnie in der Zeit vom 10.—25. Oktober, zu üben haben. Eine jede dieser Uebungskompagnien ist ca. 100 Mann stark, welche den Reservemannschaften der Jahrgänge 1881/82 angehören. — Die Uebungen der Ersatzreservisten finden ferner wie folgt statt: Die 10 Wochen Uebenden werden bei sämmtlichen Jnfan- terieregimentern in je eine Kompagnie von 120 Mann und die 6 Wochen Uebenden in je eine Kompagnie von 110 Mann formirt. Die Uebungen der zu einer vierwöchentlichen Uebung einzuziehenden Ersatzreser visten finden im Anschluß an die Linientruppen statt. Es gelangen pro Infanterieregiment 80 Mann zur Einziehung. Bei jedem der drei Jägerbataillone wer den je 50 Mann, bei dem Fußartillerieregiment ca. 150 Manu Ersatzreservisten zur Einziehung gelangen. Jede der 5 Feldartillerieabtheilungen, ausgenommen die reitende Abtheilung, erhält 20 Ersatzreservisten zu einer zehnwöchentlichen und 16 zu einer sechswöchent lichen Uebung überwiesen. Die Uebungen der Ersatz reservisten finden in der Hauptsache in den Monaten August bis mit Oktober statt. — Nachdem nun auch das kgl. sächs. Ministerium die Erlaubniß zur Aufstellung der, von der Allgem. Radfahrer-Union unentgeltlich gelieferten Warnungs tafeln für Radfahrer in freundlicher Weise ertheilt hat, soll in den nächsten Tagen, nachdem auch die hier-