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Dresdener Schlachtviehmarkt vom 28. Mai. Am Schlachtviehmarktc waren 472 Rinder mit l 17 Bnllen, 111 l Hammel, 935 Schweine und 350 Kälber, zusammen 2868 Stück Bieh oder 955 mehr wie am Vormarkle, zum Verkaufe ausgestellt. Rindvieh hatte leidlichen, voraussichtlich zu wenig Ueberstand führende» Geschäftsverkehr. Der Preis erhöhte sich; es erzielten Rinder erster Gattung 50—54, ausgesucht beste Stücke auch mehr, Mitlelwaare, niit Einschluß guter Kühe, 45—48 und geringe Sorte 30—36 M. pro 50 Kilo Schlachtgewicht. Bnllen wurden in drei Werthgattungen zu 50, 45 und 42 M. dle näm liche Quantität Schlachtgewicht gehandelt. Hammel waren trotz reichlichen Auftriebes leicht verkäuflich. Bezahlt wurden englische Lämmer mit 54— 58, also wieder theurcr wie an den Bormärkten, Landhammel dagegen unverändert mit 46—50 M pro Paar zu 50 Kilo Fleischgewicht. Geringwerthige Landhammel galten24 M. das Paar. Schweine fanden bei reger Geschäftslage säst ganz Abgang zum Preise der Vorwoche, Landschweine erster Sorte demnach zu 42—44 und solche zweiter Sorte zu 38—41 M. pro 50 Kilo Fleischgewicht. Mecklenburger. (Vorrath 45 Stück) er reichten dagegen nur 41—42 M. die nämliche Quantität leben den Gewichts neben 20 Kilo Tara auf das Stück. Kälber wur den zu dem unveränderten Preise von 95—115 Pf. das Kilo Fleisch schnell abgesetzt. Die Abnehmer verkehrten in leidlicher Stärkczifser am Markte, einige Aufkäufer und viele Besucher der Pserdeausstellung befanden sich darunter. — Im Centralschlacht- hvse wurden in letzter Woche 238 Rinder, 281 Hammel, 764 Schweine und 603 Kälber, zusammen 1886 Schlachtthiere, ge- schlachtet. Aus unfern Kolonien. Unserm Versprechen gemäß, dann und wann Etwas von allgemeiner Wichtigkeit aus unfern Kolonien be richten zu wollen, lenken wir heute die Aufmerksam keit unsrer Leser aus die Bemühungen, welche seitens der Regierung und der Kolonisten, insbesondere auch der evangelischen Missionsgesellschaft für Ostafrika, an gewendet worden sind, in Sansibar ein deutsch-evange- lischeS Hospital zu errichten. Die beständig einlaufenden Berichte über Er krankungen der Kolonisten und den Mangel einer sach gemäßen Pflege legten es den Betheiligten nahe, auf 352 — Schachte verfnnkene Pferd war, nach den Bewegungen des Kopse- zu urtheilen, noch am Leben , konnte sich jedoch weder vor- noch seitwärts bewegen. Der Be sitzer opferte Alles auf, das Pferd zu retten, es wurde sogar ein Stollen getrieben, welche Arbeit aber um so gefährlicher war, als von den Seiten sich immer wieder Erde löste und nachfiel. Nach dreistündiger Arbeit war noch keine Aussicht, das Pferd zu Tage zu fördern. Es wird wohl noch anstrengender Arbeit be dürfen, um die Rettung des Pferdes zu ermöglichen. Zittau. Die Braunkohlenwerke in unserer Um gebung haben durch Unterwühlung des Bodens schon verschiedene Unfälle herbeigeführt. So sind auch am 26. d. M. Nachmitags bei Zittel die Pferde des Berg werksbesitzers Krause beim Ackern auf einem Felde in der Nähe des dortigen Braunkohlenwerkes in die Erde gesunken. Das Erdreich gab plötzlich nach und die Thiers stürzten hinab. Erst nach angestrengter mehr stündiger Arbeit gelang es, die beiden Pferde, wovon das eine bereits todt war, wieder heraufzubefördern. Auch das noch lebende Pferd dürfte verloren sein. Döbeln. Die Hoffnung, daß die Kasernen ein mal vom Neichsfiskus übernommen werden, ist nament lich mit darin begründet, daß auf Kosten des Reichs bereits ein Lazareth gebaut werden soll. Daffelbe wird auf Mastener Flur in der Nähe des Central- BahnhofeS zu stehen kommen und ist der hierzu nöthige Baugrund bereits käuflich erworben worden. Die zum Bau erforderlichen Geldmittel wurden vom letzten Reichstag bei Annahme der Wehrvorlage mit bewilligt. Das für das Lazareth nöthige Wasser wird von der zur Zeit in der Anlage begriffenen städtischen Central leitung mit beschafft werden; da auch die Kasernen in gleicher Weiser mit Wasser versorgt werden sollen, werden die Wasserleitungsarbeiten mit thunlichster Be schleunigung ausgeführt. Leipzig. Hier hat sich eine Anzahl Männer aus allen Berufsständen zusammengethan, um am 18. Ok tober dieses Jahres, zur Erinnerung an den 75jährigen Gedenktag der Schlacht bei Leipzig ein einfaches Denk mal auf de« im Jahre 1863 gelegten Grundstein zu setzen und damit eine alte Schuld Leipzigs zu tilgen. Das Komitee einigte sich zunächst dahin, diese Ange legenheit als eine deutschnationale zu betrachten, da anzunehmen war, daß in Folge dieser Entscheidung die Betheiligung hieran größere Kreise in Anspruch nehmen werde und daß ein würdiger Denkstein bis zum Herbste, wegen Kürze der Zeit, nicht hergestellt werden kann, mußte das Komitee zu seinem Bedauern davon absehen, den Denkstein noch in diesem Jahre zu errichten. Tagesgeschichte. Berlin. Ein Bulletin über den Gesundheits zustand des Kaisers vom 28. Mai besagt, daß sich derselbe etwas ermüdet fühlte, was die Merzte dem Aufenthalte in der frischen Lust zuschreiben, daß aber im Uebrigen das Befinden während der letzten Woche im Ganzen gut war; Fieber ist nicht vorhanden; der Appetit und der Kräftezustand sind befriedigend. — Im offenen Wagen stehend, nahm der Kaiser am 29. Mai den Vorbeimarsch der vom Kronprinz ge führten Brigade ab. Der Kaiser fuhr dann die Front entlang, worauf die Truppen zweimal defilirten. Bei dem Schluß der Truppendesichtigung küßte der Kron prinz die Hand des Kaisers und der Kaiserin. Der Kaiser erwiderte dies mit herzlichstem Händedruck und gab zugleich seine außerordentliche Zufriedenheit be treffs der Haltung der Truppen zu erkennen. — Das „Armee-Verordnungsblatt" veröffentlicht eine kaiserliche Kabinets-Ordre, wonach bei dem Re giment Gardes-du Corps, sowie sämmtlichen Kürassier- Regimentern der Küraß für die feldmarschmäßige Aus rüstung in Wegfall kommt. Die gedachten Regimen ter werden mit Karabinern unter Wegfall des Re volvers bewaffnet. — Das Unglück im Berliner Schauspielhaus (s. das Telegramm in letzter Nummer) hat sich glück licher Weise nicht so groß erwiesen, als anfänglich an genommen werden mußte. Nicht der Dachstuhl, son dern ein von Bühnenarbeitern über den Bühnenraum errichtetes Gerüst, brach zusammen und verschüttete die darunter beschäftigten Arbeiter, da sich, wie vermuthet wird, ein oberhalb des Gerüstes befindlicher Binde balken gelöst hatte. 1 Arbeiter ist todt, während 13 theilweise schwer verletzt sind. — Nach dem Tode des Herzogs Wilhelm von Braunschweig fiel das Th route hen Oels, wie be kannt, nach dem Willen des hochseligen Kaisers Wil helm an den damaligen Kronprinzen Friedrich Wilhelm. Wie jetzt erst in weiteren Kreisen bekannt wird, ist der bezügliche Wille des hochseligen Kaisers in einer vom März 1876 datirten allerhöchsten Kabinetsordre dahin kundgegeben, daß der Lehnsträger des Thronlehens Oels künftighin stets der jeweilige Kronprinz des I Deutschen Reiches und von Preußen sein soll. Dieser > Bestimmung gemäß ist denn auch seit der Thron besteigung Kaiser Friedrichs der Kronprinz Wilhelm Lehnsträger von Oels. Derselbe hat kürzlich, um sich über die Verhältnisse des Lehens genauer zu unter richten, einen Beamten seines Hofmarschallamtes nach Oels entsandt. Greifswald. In dem Auditoriumflügel des Uni versitätskrankenhauses Hierselbst brach am 27. Mai gegen 6 Uhr Abends Feuer aus. Der Dachstuhl und das Innere dieses Flügels waren fast ganz zerstört, als es gelang, des Feuers Herr zu werden. Die Kranken sind sämmtlich zuerst entfernt und später in der vom Feuer unberührten Abtheilung des Kranken hauses wieder untergebracht worden. Bayern. In verschiedenen Zeitungen war in den letzten Tagen die irrige Mittheilung enthalten, Kull- mann, der durch das im Juli 1874 verübte Attentat auf den Reichskanzler eine traurige Berühmtheit er langt, würde demnächst nach Verbüßung der ihm für sein Verbrechen seiner Zeit zuerkannten vierzehnjährigen Zuchthausstrafe entlassen. Es ist aber bei dieser Mit theilung übersehen worden, daß Kullmann inzwischen mehrmals wegen seines renitenten Benehmens im Zuchthause (er hat u. A. einen Aufseher verwundet) gerichtlich verurtheilt worden ist und nach Ablauf der obigen Zuchthausstrafe noch eine siebenjährige Gefäng- nißstrafe zu bestehen hat. Bayern. Wie aus Nürnberg geschrieben wird, ist der Oberamtsrichter Selling in Lichtenfels in der bekannten Angelegenheit (Bemogeln beim Karten spiel), nachdem er in drei strafrechtlichen Instanzen von der Anklage des Betrugs freigesprochen worden war, jetzt auf.dem Disziplinarwege von der Disziplinar- kammer am obersten Landgerichte in München wegen Dienstvergehens (durch fahrlässige Erregung des Ver dachts eines Betruges) zur Dienstentlassung verurtheilt worden. Elsaß-Lothringen. Zu denjenigen französischen Militärpersonen, denen der Aufenthalt nach der neuen Paßordnung nur ganz ausnahmsweise gestattet wird, gehören auch die Offiziere der Reserve und Territorial- Armee, die ehemaligen Offiziere und die Zöglinge der Militärschulen. Oesterreich-Ungarn. Mit dürren Worten haben im ungarischen Abgeordnetenhause der Kabinetschef Tisza wie der Handelsminister Graf Sczecheny dieser Tage erklärt, die unsicheren politischen Verhältnisse Frankreichs verhinderten eine Beschickung der Pariser Welt-Ausstellung durch die ungarische Industrie ebensosehr als der revolutionäre Hintergrund der Aus stellung. Es ist das eine bittere Pille, welche den'' Franzosen zum Vorgeschmack ihres großen Revolutions jubiläums gereicht worden ist und dies dürfte in Frankreich um so mehr empfunden werden, als man bislang gerade in Ungarn immer gern eine gewisse Schwärmerei für Frankreich zur Schau trug. Aber Herr Tisza hat eben nur eine einfache Wahrheit ge sprochen, wenn er meinte, es herrsche jenseits der Vogesen zuweilen eine „aufgeregte Stimmung", die selbst gegen den Willen der Regierung und der fran zösischen Nation zu einer Schädigung des Eigenthums oder Verletzung der vaterländischen Farben einer frem den Nation führen könne. Der ungarische Minister präsident deutet hiermit ziemlich unverschleiert die ja nicht so entfernte Möglichkeit an, daß eines schönen Tages in Paris eine Revolution ausbrechen könnte und daß es alsdann um die Sicherheit fremden Eigen thums und um die Achtung fremder Flaggen in der französischen Hauptstadt bedenklich aussehen würde. Es wird hiermit den Franzosen ungarischerseits ein Mißtrauensvotum ertheilt, welches jenseits der Vogesen schwerlich aggenehm berühren wird, das jedoch durch die in Frankreich mehr und mehr um sich greifende politische Tollhäuslerwirthschaft vollständig gerecht fertigt wird. Frankreich. Anläßlich des Jahrestages der Unter drückung der Kommune im Jahre 1871 besuchten am 27. Mai zahlreiche Mitglieder der revolutionären Partei die Gräber der Kommunarden auf dem Pöre la chaise. Es wurden die üblichen Reden gehalten, wobei sich einige Redner auch heftig gegen den Boulangismus wendeten. Als zahlreiche Rufe „Nieder mit Boulan ger" vernommen wurden, kam es zu einem Zusammen stoß zwischen Anarchisten und Anhängern Boulangers. Einer der letzteren gab drei Revolverschüffe ab, wobei zwei Anarchisten verwundet wurden. Großbritannien. Der kürzlich veröffentlichte Be richt des englischen General-Inspekteurs für Rekru- tirung kann nach den Angaben Londoner Blätter im Allgemeinen als ein günstiger bezeichnet werden. Während des Jahres 1887 wurden 31,225 Rekruten angenommen. Diese Ziffer ist zwar um 8184 geringer als im Jahre 1886, aber sie deckte den Bedarf. Das System der kurzen Dienstzeit scheint die große Mehr zahl der Rekruten angelockt zu haben, da sich von der oben genannten Zahl nur 1543 für die lange Dienst zeit entschlossen. ES ist «ine ersrestliche Thatsache, daß mehr Reimten als früher hei denjenigen Regimentern, welche in ihren eigenen heirnathlichen Bezirken stehen, eintraten; eS steht demnach zu erwarten, daß das Territorialsystem bessere Resultate nls früher ergeben wird. Im Ganzen gehören die Rekruten nicht den untersten Klaffen der Bevölkerung an. Beim Re gierungs-Jubiläum der Königin wurde 2255 Deser teuren die Strafe erlassen; von diesen gehörten 1657 den Regimentern und 578 der Armee-Reserve an. Als günstig muß auch bezeichnet werden, daß der Ab gang der Armee im Jahre 1887 ein verhältnißmäßig geringerer als im Jahre vorher gewesen ist; er betrug 28,672 Mann, d. h. ein Siebentel der Gesammtstärke. Zu dieser Zahl gehören: 10,672 Mann, welche der Armee-Reserve überwiesen wurden, ferner 5355 De serteure (im Jahre 1886 waren es 5402), 12,645 starben oder wurden entlassen. Am I. Januar 1888 betrug die Stärke der 1. Klaffe der Armee-Reserve 50,000, gegen 46,858 am 1. Januar 1887. Die Miliz-Reserve war am 1. Januar 1888 30,497 Mann stark. Die Zahl der Rekruten für die Miliz belief sich 1887 auf 33,597, 5733 weniger als im Jahre 1886. Die Gesammtstärke der Armee beträgt 284,507 Mann, von welchen sich 203,060 bei der Fahne und 81,447 in der Reserve befinden. Dresdner Produktenbörse vom 28. Mai. An der Weizen, deutsche und sächsische Landwaare pro 1000 les; netto: Weißweizen . . 164-190 Braunweizen . . 184—188 do. ungar. do. enqlisch176—182 Weißweizen, Posener Sommerweizen . Rufs. Weizen, weißer 185—195 Roggen, sächsischer 130—135 do. feuchter. 120—125 do. russischer 135—139 do. preußischer 130—138 Gerste, sächsische . 130—140 do böhm. u. mähr. 154—175 Fultergerste. . . IM—110 Hafer, sächsischer . 130—136 do. neuer . . Mais, Cinquautine 145—150 do. rumän. alt 132—137 do. do. neu, 128—132 do. ungarischer 135 do. amenk., mired 124—127 Donaumais . . Erbsen pro 100 kg netto: weiße Kochwaare . 165—180 do. Futterwaare 115—120 Saaterbsen. . . 120—135 Bohnen, pro lOOOtrs 170—220 Wicken, pro 1000 Ic^ 120—130 Buchweizen, inländ. und mährisch . 135—140 do. russischer . 135-140 Oelsaaten pro 1000 leg netto: Winterraps, sächs. — Auf dem Hafer (KI) . . 6,50-7,50 Kartosseln (KI) . 4,30-4,80 Butter Os) . . 2,00-2,60 Börse- Leinsaat, feinste . 200—210 do. seine . 190—200 do. mittlere. 180—190 do. geringe . 170—180 Rüböl pro 100 Ke netto (mit Faß): raffiinirt. 53,00 Rapskuchen pro 100 Icx netto: lange .... 12,50 runde .... 12,00 Leinkuchen, einmal gepreßte . . . 17,00 iw. zweimal gepr. 15,00 Malz (ohne Sack) 22-25 Kleejaat pro 100 kß Brutto (mit Sack) ro'.he do. weiße . do. schwedische Tpymothee . . Weizenmehl pro 100 kx netto: Kaiserauszug . . . 33,50 Grieslerauszug. . . 30,50 Semmelmehl . . . 29,50 Bäckermundmehl . . 27,00 Grieslermundmehl . 22,50 Pohlmehl .... 18,50 Roggenmehl Nr. 0 . 23,00 do. Nr. 0/1. 22,00 do. Nr. 1 . 21,00 do. Nr. 2 . 18,50 do. Nr. 3 . 17,00 Futtermehl . . . 12,00 Weizenkleic, grobe. . 9,00 do. feine . . 9,00 Roggenkleie .... 10,00 Spiritus . . . 54,00 34,50 Markte: Heu pro Ctr. . 3,20—3,60 Stroh pro Schock 25,00—27,00