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Wchentz -Zeitung. DK „WeißeritzZeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 25 Pfg., zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Inserat«, welche bei de» bedeutenden Auflage des Blattes ein« schr wirk, same Verbreitung finden, werden mit 10 Pfg. di« Spaltenzeile «der deren Raum berechnet. — Ta bellarische und compktcirt« Inserate mit entsprechen dem Ausschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theile, di« Spaltenzeile M Pfg- Amtsblatt für di- Lönialich- Amt-hauplmamMst Dippoldiswalde, sowie für di- MWch-n Amtsgerichte und di- Ktadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstem Verantwortlicher Redacteur: Carl Ichnc in Dippoldiswalde. Nr. 60. Donnerstag, den 24. Mai 1888. 54. Jahrgang. ZW SichMMk im KaiscrhM. An diesem Donnerstage findet in der Schloßkapelle zu Charlottenburg die Vermählung des Prinzen Hein rich, des zweitältesten Sohnes unseres Kaiserpaares, mit seiner Kousine, der Prinzessin Irene von Hessen, statt und das deutsche Volk, welches ja an allen Er eignissen im Schooße seines erhabenen Kaiserhauses den innigsten Antheil nimmt, bringt auch diesem frohen Feste die herzlichste Theilnahme entgegen. Wenn das selbe des glänzenden Rahmens fast gänzlich entbehrt, innerhalb dessen sich eheliche Verbindungen in fürst lichen Familien zu vollziehen pflegen, so erklärt sich dies aus den Rücksichten auf den Heimgang Kaiser Wilhelms und die Krankheit Kaiser Friedrichs. Aber es bedarf auch dieses äußerlichen Glanzes nicht, um Preußens und Deutschlands Volk mit den wärmsten Empfindungen aus die Feier des 24. Mai schauen zu lassen, in Freud' und Leid fühlt sich unsere Nation mit ihrem Kaiserhause Eins, sie hat hiervon schon zahllose erhebende Beweise gegeben und sie bekundet dies auch der bevorstehenden Hochzeitsseier gegenüber. Die Verbindung des hohen Paares beruht auf reinster gegenseitiger Herzensneigung, deren Anfänge wohl in jene Zeit fallen, in welcher Prinz Heinrich, im Som mer 1884 von seiner zweiten großen Seemannsfahrt nach Deutschland zurückgekehrt, einen längeren Besuch am Darmstädter Hofe abstattete. Die offizielle Ver lobung der beiden fürstlichen Liebenden sand am neun zigsten Geburtstage Kaiser Wilhelms statt und mit Rührung verkündete der greise Monarch selbst dieses frohe Ereigniß den zur Feier seines Geburtsfestes in Berlin versammelten fürstlichen Gästen. Es sollte dem kaiserlichen Herrn nicht mehr beschießen sein, auch der Vermählung beizuwohnen und sein Hinscheiden ist's, das einen leisen Schatten auf das Hochzeitsfest wirst, während anderseits auch die Sorge um Kaiser Fried rich eine volle freudige Begehung der Feier nicht ge stattet; indessen beleuchtet die günstige Wendung, welche die Krankheit des Monarchen gegenwärtig wieder nimmt, den Vermählungstag des hohen Paares doch mit einem freundlichen Strahl und die neuerwachte Hoffnung, den theuren Kranken seinen Lieben und seinem Volke noch lange erhalten zu sehen, umwebt das Fest mit ihrem lichten Schein. Der erlauchte Bräutigam, Prinz Heinrich, steht im sechsundzwan- zigsten Lebensjahre, er ist eine schlanke, sympathische Erscheinung mit echten Hohenzollernzügen, während ihn all' die dem Hohenzollernstamm eigenen Fürstentugen den schmücken, an deren Spitze ein unerschütterliches Pflichtgefühl glänzt. Der junge Prinz hat dasselbe in seinem Seemannsberufe schon wiederholt bewiesen und zugleich dargethan, daß die Erwartungen, die man im Vaterlande auf ihn, als den künftigen Admiral der deutschen Flotte, setzt, wohlberechtigt sind; zur Zeit bekleidet der Prinz bekanntlich die Stelle eines Kor vettenkapitäns. Seine Braut, Prinzessin Irene, zählt zweiundzwanzig Jahre und ist eine jugendfrische, lieb reizende Erscheinung, mit allen weiblichen Tugenden und den Gaben des Geistes wie Herzens reich geziert. In den Eigenschaften der beiden künftigen Gatten und in ihrer innigen gegenseitigen Neigung sind demnach alle Bedingungen vorhanden, um den Bund fürs Leben, den sie zu schließen im Begriff stehen, zu einem glücklichen zu gestalten — möge dem jungen fürstlichen Paare auf seiner gemeinsamen Lebensbahn stets ein freundlicher Stern leuchten! Lokales und Sächstsches. Dippoldiswalde, 22. Mai. Nach dem herrlichen, sonnigen Wetter des Pfingstsonnabends und des I. Feiertags war es nicht zu verwundern, daß der Ver kehr auch bei uns eine Ausdehnung annahm, wie sie selten vorkommt. Gegen 4000 Personen haben an den beiden Feiertagen auf unsrer Eisenbahnlinie ver kehrt. Ganz außerordentlich besucht war die Nabe nauer Mühle, so daß die noch leeren Plätze des Zuges nach Hainsberg jedesmal im Sturm genommen wur den. Da der Sonntag-Abendzug gerade während des heftigsten Gewitterregens nach Rabenau kam und nur noch offene Lowries unbesetzt waren, begreiflicher Weise aber Niemand Lust hatte, sie zu benutzen, die selben auch nicht im Entferntesten ausgereicht hätten, so kam ein Extrazug von Hainsberg mit 15 Personen wagen zurück und beförderte die Harrenden an das gewünschte Ziel. Anders war cs am 2. Feiertage, wo derselbe Zug mit 26 Wagen, darunter 14 offene Lowries, gedrückt voll in Hainsberg ankam. Dennoch ist Alles glatt verlaufen, wofür der Verwaltung aufrich tiger Dank und wohlverdiente Anerkennung gebührt. Der Gewitterregen des I. Feiertags, der freilich den Ausflüglern unerwartet und störend in den Weg kam, ist dagegen von den Landwirthen mit den Gefühlen freudiger Dankbarkeit begrüßt worden, auch trug er wesentlich zum volleren Genüsse des 2. Feiertags bei, da der Staub gelöscht und die Temperatur mild, früh sogar etwas kühl war. — In Nr. 59 u. Bl. ist gelegentlich der Be sprechung des Naundorfer Rittergutsparkes aus Ver sehen anstatt „Ochsenbachthal", Saubachthal gesetzt worden, was wir zu entschuldigen, bez. zu berichtigen bitten. — 23. Mai. Nachdem am Sonntag Cantate Herr Vikar Lorenz-Dresden, am Himmelfahrtstage Herr Kandidat Böhme-Leipzig und am 1. Pfingstfeiertage Herr Vikar Gruner-Daasdorf Probepredigten um das erledigte Diakonat gehalten hatten, hat der Kirchen vorstand in seiner gestrigen Sitzung den letzteren zum Diakonus gewählt und zwar mit 11 von 13 Stimmen (2 Zettel waren unbeschrieben). Von diesem Beschlüsse wurde der Gewählte sofort telegraphisch benachrichtigt. Ueber die Antrittszeit sind, soviel wir hören, Bestim mungen noch nicht getroffen worden. — Auf die Beitritts-Aufforderung zum hiesigen Albert-Zweigverein in heutiger Nummer verweisen wir auch an dieser Stelle. — Unserer heutigen Gesammtauflage liegt der am I. Juni in Kraft tretende Sommersahrplan der sächs. Staatseisenbahnen bei. — Am 1. Juni wird zur Beförderung von ge wöhnlichen und eingeschriebenen Briefsendungen zwischen Dippoldiswalde und Reichstädt eine Botenpost mit folgendem Gange eingerichtet: aus Dippoldiswalde 1,i» Nachm., in Reichstädt I,r» Nachm. Die Boten post erhält Anschluß an die um 2 Uhr Nachmittags aus Reichstädt abgehende Landpostfahrt nach Edle Krone. — In Dresden giebt es bekanntlich, wie in allen Großstädten, eine Menge Wohnungen, in die Jahr' aus Jahr ein kein Sonnenstrahl dringt. Die Inhaber derselben leben in den dürftigsten Verhältnissen, ihre Kinder sind bleich, blutarm, schwächlich, kränklich. Um nun diese Kinder möglichst einem lebenslänglichen Siechthum zu entreißen, sendet seit 1879 der Gemein». Verein alljährlich eine Anzahl solcher Kinder während der Dresdner wöchentlichen Sommerferien, die am 21. Juli beginnen, zu ihrer Kräftigung und Stärkung aufs Land. Zu diesem Zwecke sucht er leerstehende Räume bez. Häuser, in denen 20 oder mehr Kinder, I Lehrer und 1 Kochfrau wohnen und schlafen könnten, in waldreicher Gegend zu ermiethen. In denselben müßte also 1 Kochofen bez. 1 Küche vorhanden sein. Desgleichen würde es der Verein mit großer Freude begrüßen, wenn sich Familien auf dem Lande bereit erklärten, eins oder zwei solcher Kinder unentgeltlich in Kost und Verpflegung zu nehmen. Diese Kinder bedürfen nicht etwa besonderer Pflege, für sie ist nur viel Bewegung in frischer, stärkender Lust und eine einfache, kräftigende Kost nöthig. Anerbietungen nimmt gern entgegen Bürgerschullehrer Wolf, Dresden, Maternistr. I. — Im sogenannten „schwarzen Teiche" in Abthei- lung 105 des Altenberger Staatsforstrevieres hat sich am Abend des 19. d. Mts. der I8jährige Schmiede gesell Knauthe aus Zinnwald durch Ertränken selbst- enileibt. Zweifellos liegt Schwermuth zu Grunde. Altenberg. Von den 30 Berggebäuden des hiesigen Reviers waren im Jahre 1887 13 im Be triebe, wovon 8 Gewerkschaften und 5 Gesellschaften oder Alleinbesitzern gehörten. Von den ersteren be fanden sich 2 im Freioerbau, nämlich „Vereinigt Feld im Zwitterstocke" und „Zwitterstocks tiefer Erbstolln sammt Lichtloch" am Neusange zu Altenberg, während 6 derselben Zubußen erforderten. Auf sämmtlichen gangbaren Gruben fanden 444 ständige und 12 nicht ständige Arbeiter Beschäftigung. Lauenstein. Der Dresdner Nadfahrerverein wird den 9. und 10. Juni hier sein diesjähriges Sommerfest abhalten, an welchem sich ca. 50 bis 60 Personen betheiligen werden. K Glashütte. Die Badeeinrichtung in der Uhrmacherschule wurde im verg. 10. Schuljahr (1. Mai 1887 bis 30. April 1888) von 784 Personen benutzt und zwar badeten sich an 50 Badetagen 619 Schüler und 165 andere Personen, so daß pro Bade tag (Sonnabend Abend und Sonntag früh) durch schnittlich 16 Personen die Badeeinrichtung benutzten. Dresden. König Albert wird sich zu den Ver- mählungsfeierlichkeiten nach Berlin begeben und zwar von Sibyllenort aus über Breslau direkt, ohne vorher Dresden zu berühren. — In den letzten Tagen sind -in Dresden zwei Mordthaten vorgefallen. Am 18. Mai schoß der Küster der reformirten Kirche Elstermann in einem Anfalle von Schwermuth mehrere Male auf seine Frau und dann auf sich; die Verwundungen sind derart, daß Beide kaum am Leben erhalten werden dürften. — Am 21. Mai wurde der 67jährige Gärtner Lippsch in seiner Souterrainwohnung in der Lüttichaustraße ermordet aufgefunden; vom Thäter fehlen alle Wahr nehmungen. Freiberg. Auf Gruno gepflogener Verhandlungen beschloß der Rath unserer Stadt, für die hier zu er richtende Gerberfachschule auf 3 Jahre unentgelt lich die erforderlichen Räumlichkeiten nebst Heizung und Beleuchtung, sowie eine baare Unterstützung von 750 Mark jährlich aus städtischen Mitteln zu gewähren. Von der Grenze. Durch den Tod des Ingenieurs Kolditz hat der Bahnbau Tyssa-Königswald und damit der Anschluß nach Berggieshübel eine unlieb same Verzögerung erhalten. Fraglich ist es nunmehr, wie sich die Angelegenheit weiter entwickeln wird. Frankenberg. In der Nacht vom Donnerstag zum Freitag drohte der Eisenbahnbrücke über die Zschopau zwischen Braunsdorf-Niederwiesa eine große Gefahr. Bald, nachdem der Nachtzug von Franken berg durchpassirt war, bemerkte der Ortswächter von Braunsdorf, daß die Holztheile am Ende der Brücke (sogen. „Brückenzangen") in Brand gerathen waren. Mit Hülfe herbeigeholter Ortsbewohner wurde der Brand nach langer Arbeit gelöscht. Nach Bahnhof Frankenberg kam Nachts gegen 2 Uhr ein Eilbote von der Unfallstätte und erbat Hülfskräste, welche mit Werkzeugen rc. nach Braunsvorf sich begaben und den Schaden behoben, sodaß eine Störung des Bahnbe triebes nicht eintrat. Als Ursache des Brandes er achtet man Entzündung durch einige der durchgehenden Abendzüge entfallende Kohlen. Zwickau. Bei der hiesigen königl. Amtshaupt - Mannschaft sind seit Mitte dieses Monats die Ge schäftsstunden auf die Zeit von früh 8 bis Mittags 1 Uhr und Nachmittags von 4 bis 6 Uhr verlegt worden. Groitzsch. Dem „Leipz. Tgbl," schreibt man vom 16. Mai: Auf einem Ausfluge von Groitzsch nach dem altenburai'ichen Städtchen Lucka waren wir heute Zeuge eines gräßlichen Unfalles. In letzterem Orte an-