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4 Die „Wekßeritz Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich I M. 25 Pfg., zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummer« 10 Pfg. — Alle Postau- kalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Wchmtz-MliS. Amtsblatt Inserate, welch« bei de» bedeutenden Auflage det Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finden, werden mit 1V Pfg- di« Gpaltenzeile oder vere« Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirt« Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionell«» Lheile, die Spaltenzeil« 20 Pfg. dir di- Lönmlich- Amtshauptmamschast DipMiswaid-, sowie für di- Königlichen Umtsgerichte und di- Stadträthe zu Aippoldiswalde und Irauenstein Verantwortlicher Redacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Nr. 48. Dienstag, den 24. April 1888. 54. Jahrgang. Königs Geburtstag! Sechszig Jahre sind an diesem Montag verflossen, seit unser allgeliebter König Albert das Licht der Welt erblickte und mit freudigster Antheilnahme begeht das Sachsenvolk das sechszigste Geburtsfest seines erhabenen Monarchen. Diese Theilnahme entspringt vor Allem dem überaus innigen Verhältnis welches gerade in unserem Sachsenlande zwischen dem Landessürsten wie seinem ganzen Hause und dem Volke besteht und wie es sich kaum anderwärts in solcher Innigkeit wieder- findet und die persönlichen Eigenschaften wie die Negententugenden, welche König Albert schmücken, lassen es nur erklärlich erscheinen, wenn er dem Herzen seines Volkes so besonders nahe steht. Schon als Prinz hat der erlauchte Herr ein arbeitreiches Leben geführt und die Hoffnungen, die er bereits damals er weckte, sie sind von ihm seit seiner Thronbesteigung auf's Glänzendste erfüllt worden. Denn im Laufe seiner nun beinahe fünfzehnjährigen Herrscherthätigkeit sind Blüthe und Wohlfahrt unseres engeren Vater landes aus allen Gebieten die weithin leuchtenden Spuren des weisen und milden Regiments des edlen Fürsten gewesen und mit berechtigtem Stolze kann er aus die Entwickelung seines Landes schauen, sie offen bart sich in allen Zweigen der Staatsverwaltung, auf allen Gebieten des wissenschaftlichen und künstlerischen, des Handels- und Gewerbslebens und der erlauchte Monarch selbst belhätigt das lebhafteste Interesse an all' den unter seiner segensreichen Negierung sich voll ziehenden Fortschritten. Aber nicht nur in den Werken des Friedens, son dern auch im Schlachtendonner hat sich die Thatkrast unseres Königs erprobt. Schon als Lljähriger Jüng ling bewies er kriegerischen Muth und ungewöhnlichen militärischen Scharfblick, als er auf dem Schlachtfelde von Düppel die Feuertaufe erhielt, während der für die sächsischen Waffen unglückliche und doch ehrenvolle Feldzug des Jahres 1866 dem damaligen Kronprinzen Albert und Führer des Sachsenheeres Gelegenheit gab, zum ersten Male fein Feldherrntalent in überraschender Weise zu entfalten. Unvergängliche Lorbeern aber flocht das große Jahr 1870 dem kriegerischen Rnhmes- kranze unseres Königs ein und es ist ja hinlänglich be kannt, welch' hervorragender Antheil an den Triumphen der deutschen Waffen ihm, dem Führer des zwölften Armeekorps und dann der Maasarmee, gebührt. Als einer der Mitbegründer des deutschen Reiches auf den fränkischen Schlachtfeldern hat König Albert an der Entwickelung des neuen Reiches von Anbeginn an das lebhafteste Interesse genommen und allzeit treu zu demselben gestanden, mit dessen erstem, nun dahin geschiedenem Kaiser ihn ja außerdem eine so innige persönliche Freundschaft verband. Gar schmerzlich ist daher König Albert durch das Hinscheiden Kaiser Wil helms erschüttert worden und wenn vielleicht auf dem heutigen Geburtsfeste unteres geliebten Herrschers ein Schatten ruht, so ist es die Erinnerung an den Heim gang seines kaiserlichen Waffengcnossen und Freundes. Doch auch mit dem neue» Kaiser verbindet unseren Monarchen ein überaus herzliches Verhältniß, das gleichfalls in den gemeinsamen Erinnerungen Kaiser Friedrichs und König Alberts aus dem glorreichen Feldzuge gegen Frankreich wurzelt. Es ist darum be greiflich, wenn die jetzigen schlimmen Nachrichten von dem Befinden Kaiser Friedrichs namentlich unseren Herrscher tiesschmerzlich berühren und allgemein hegt man im Sachsenlande den aufrichtigen Wunsch, daß recht bald wieder bessere Kunde aus dem Charlotten burger Schlöffe kommen möge, sie würde das schönste Angebinde zum Geburtsfeste unseres Landesfürsten sei». Es ist König Albert vergönnt, in noch ungetrübter geistiger und körperlicher Frische, in ungebrochener Manneskraft zwei Menschenalter zu vollenden und vollkommen den Anforderungen gewachsen, welche die Zeitläufte in Krieg und Frieden an den Fürsten stellen. in einen neuen Lebensabschnitt eintreten. Möge es ihm, dem weifen Regenten, dem ruhmgekrönten Feld herrn und einem der ersten Paladine des Reiches, be schicken fein, noch lange Jahre zum Gedeihen und zur Wohlfahrt unseres Sachsenlandes sein mildes und ge rechtes Scepter zu führen, möge der Allmächtige Ihn und Sein ganzes Haus auch ferner schützen und schir men — dies sind die treugemeinten Wünsche, welche Sachsens Volk zum festlichen Tage des 23. April zu den Füßen seines Königs niederlegt! Die Krankheit des Kaisers Friedrich. Mit bangevollem Herzen verfolgt jeder Angehörige der deutschen Nation die Nachrichten über die Krank heit Kaiser Friedrichs, und leider, leider muß eine abermalige Verschlimmerung in dem Befinden des er lauchten, schwer geprüften Dulders auf Deutschlands Kaiserthrone der noch um Kaiser Wilhem trauernden Nation verkündet werden. Diese Verschlimmerung be zieht sich keineswegs nur auf die bereits vor einigen Tagen gemeldete Bronchitis (Entzündung der Lust röhrenäste) und die Fieberzustände beim Kaiser, son dern es ist nunmehr auch kein Zweifel darüber, daß die bösartigen Wucherungen, welche sich ursprünglich nur im Kehlkopfe des hohen Patienten zeigten, weiter unten in der Luströhre um sich greifen, ja wahrschein lich schon die Lunge selbst ergriffen haben, denn an ders vermag man sich schließlich den andauernden Fieberzustand und das erfchwerte und beschleunigte Athemholen bei dem erlauchten Kranken nicht zu er klären. Damit ist aber auch zweifellos festgestellt, daß die tückische Krankheit des Kaisers trotz aller Kunst der Aerzte bald heimlich, unznerklich, bald mit deutlichen Symptomen offen hervortretend, in gewissen Zeit räumen immer weitere Fortschritte macht, und daß des halb die von Millionen gehegte Hoffnung, das Leben Kaiser Friedrichs noch längere Zeit dem Vaterlande erhalten zu sehen, sich immer unwahrscheinlicher und trostloser gestaltet. Die sonst vorzügliche körperliche Konstitution Kaiser Friedrichs besiegt vielleicht nochmals den heimlichen Angriff dieser furchtbaren Krankheit, aber es ist auch zu befürchten, daß der Pflichteifer und die Seelengröße des Monarchen den durch die Krank heit doch schon gelittenen Körperkrästen gerade in den letzten Wochen, ja in den letzten Tagen bereits viel zu viel zugemuthet haben, und dadurch der Eintritt einer neuen Krisis in der Krankheit beschleunigt wor den ist. Muß man bei der Beurtheilung der Krank heit des Kaisers doch vor allen Dingen dreierlei unter scheiden, um sich ein Urtheil zu bilden: Erstens die Willenskraft und Charakterstärke Kaiser Friedrichs, ver möge deren er in der Krankheit und selbst im Fieber zustande Negierungsarbeiten erledigt, die Minister empfängt und sich sogar an den Fenstern des Schlaffes dem theilnehmenden Volke zeigt, zweitens die Kunst der Arzte, deren unermüdlichen Bemühungen es gelingt, zeitweise kleine Besserungen im Befinden des Kaisers herbeizuführen, und drittens die Krankheit selbst, die niemals ein sicheres Besserungssymptom aufwies, son dern in heimtückischer Weise immer weiter um sich griff. So hat man es daher auch in der Zeit vom 16. bis 22. April erleben müssen, daß die Bulletins über die Krankheit des Kaisers sehr verschieden, ja säst wider spruchsvoll lauteten. Der Einsetzung einer neuen, längeren Kanüle in die Luftröhre war zunächst eine Besserung im Befinden des Monarchen gefolgt, doch schon wenige Tage darauf konstatirtc man Fieber und Bronchitis. Das Fieber verschwand zeitweise, wahr scheinlich durch das neue Fiebermedikament Antipyrin, trat aber in den Abendstunden immer wieder hervor und seit Donnerstag ist auch kein Zweifel mehr da rüber, daß Wucherungen in der Luftröhre und deren unteren Abzweigungen aufgetreten sind. Was haben einer solchen tieftraurigen Thatsache gegenüber die vorübergehenden Besserungsanzeichen im Befinden des tief beklagenswerthen Monarchen für eine Bedeutung!? — Gott helfe, Gott erleichtere die Leiden Kaiser Fried richs und gebe dem kaiserlichen Hause und der deutschen Nation Kraft, die schwere Heimsuchung, die auf dem Vaterlande lastet, mit Geduld zu ertragen! Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde, 23. April. Zur Vorfeier des Geburtstages Sr. Majestät des Königs hatte der Militärverein gestern Abend im Schiebhaussaale ein fast ausschließlich von Kameraden ausgeführtes Concert veranstaltet, das sehr zahlreich besucht war. Die ein zelnen theils ernsten, theils heiteren Darbietungen, bei denen man einige recht beachtenswerthe Kräfte kennen lernte, wurden mit dem größten Beifall entgegen ge nommen. Besonderen Beifall errangen die nach einer Dichtung von A. Pollack „die drei Kreuze" mit viel Geschick und Verständniß gestellten lebenden Bil der. Natürlich befchloß ein lebhafter Ball die fest liche Veranstaltung. Heute früh 6 Uhr fand unter Begleitung eines Zugs des Militärvereins Reveille statt, woran sich um 10 Uhr der Schulaktus in der Turnhalle anschloß. Die Festrede hielt Herr Lehrer Schröter. Nachdem derselbe Se. Majestät den König in seinen Helden- und Herrschertugenden gefeiert, ging derfelbe auf eine eingehende Besprechung dessen über, was in Sachsen durch die Gründung und Erhaltung der verschiedensten Lehr- und Unterrichtsanstalten ge schehen sei und noch geschehe und wie man auch hierin die landesväterliche Fürsorge Sr. Majestät erkenne. — Mittags 2 Uhr fand im Nachhause ein von ca.GA Personen besuchtes festliches Mittagsessen statt, Wk welchem Herr Amtsrichter Geuder den Trinkspruch W, Se. Majestät in schwungvoller Weise ausbrachte.' Oeffentliche Gebäude und Prioathäuser hatten durch Flaggenschmuck ihre Theilnahme an -der Feier des Tages kundgegeben. Vor Allem aber hatte der Himmel zur Feier des Tages sein schönstes blaues Fxstgewand angelegt, und die Sonne lachte freundlich nieder auf die sprossende Frühlingswelt. Dresden. Bei der Rückrette der Königin von Italien nach der Heimath war die Brennerbahn an einer Stelle von Lawinen verschüttet, an der umge stiegen werden mußte. Wahrscheinlich hat sich dort die Königin Karo la eine Erkältung zugezogen, die sie nöthigt, das Bett zu hüten, weshalb dieselbe der Gratulationskour am Geburtstage König Alberts nicht beiwohnen konnte. - Die Königsparade wird über die Truppen der Garnison Dresden und das Kadettenkorps abgenommen werden. Wegen des bedrohlichen Zustandes Kaiser Friedrichs ist die Theilnahme der Freiberger Jäger und der Großenhainer Husaren abgesagt worden. — Laut einer Bekanntmachung des evangelisch lutherischen Landeskonsistoriums vom 13. Oktober vor. I. betrug das Vermögen des allgemeinen Kirchen fonds damals 235000 Mark Nennwerth. Seitdem sind, wie aus einer neuerlichen Bekanntmachung des Konsistoriums vom 9. April hervorgeht, dem Fond abermals mehrfache Beiträge zugeflossen, so daß aus demselben nicht unerhebliche Unterstützungen zu kirch lichen Zwecken gewährt und dem ohnerachtet 3500 M. zinsbar angelegt werden konnten. Zur Zeit beträgt der werbende Vermögensbestand 238500 Mark Nenn werth. — Der Sächsische Fischereiverein, welcher be reits seit mehreren Jahren die Wasserläufe des König reichs durch Sachverständige bereisen läßt, um alle auf die Fischerei Einfluß habende Verhältnisse kennen zu lernen und später in einer Fischwasserkarte von Sach sen anschaulich zu machen, wird in den nächsten Wochen wiederum Herrn Endler, Direktor der landwirthschaft- lichen Schule zu Meißen, hinaussenden, um Heuer die sämmtlich^n direkt in die Elbe einmündenden Gewässer zu bereisen. Für alle Besitzer von Fischzuchtanstalten