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Wchnitz -ZeitW A Verantwortlicher Redacteur: Carl Ithnr in Dippoldiswalde. 54. Jahrgang Sonnabend, den 21. April 1888 Nr. 47. die Hälfte. Den Kindern, welche in der Erziehungs anstalt ausgebildet worden sind, ist man später zur Erlernung eines Handwerks oder Erlangung eines Dienstes behilflich, auch können sie nötigenfalls Unter stützung in baarem Gelds erhalten. Nur iu wenigen Staaten wird eine so umfassende Fürsorge für der» artige unglückliche Kinder geübt wie in Sachsen. Dippoldiswalde. Die Frequenz auf der schmal- " ' im Monat f den ein- «Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde, 20. April. In seiner, Mitt woch, den 18. April, stattgefundenen Sitzung haben dem Kirchenvorstande die vom königlichen evangelischen Landeskonsistorium gemachten Vorschläge zur Wieder besetzung des erledigten Diakonats vorgelegen, und hat derselbe, wie uns freundlichst mitgetheilt wird, beschlossen, die betreffenden Bewerber: Kandidat des Predigtamts Böhme-Leipzig, Vikar Gruner-Weimar und Vikar Lorenz-Dresden, Probepredigten abhalten zu lassen, und zwar in der angegebenen Reihenfolge am Sonntage Kantate, den 29. April, am Himmel fahrtsfeste, den 10. Mai und am 1. Pfingstfeiertage, den 20. Mai. — Nächsten Montag begeht Se. Maj. der König seinen 60. Geburtstag. Wie alle Jahre, wird dieser Tag mannigfach ausgezeichnet werden, und schon am Sonntage wird der Militärverein eine,zweckentsprechende Vorfeier veranstalten. Wenn wir an unsere Mitbürger das Ersuchen richten, ihrerseits durch möglichst allge meinen Flaggenschmuck zur Feier des Tages beizu tragen und an der öffentlichen Feier gelegentlich des in der Stadtschule' Vormittags 10 Uhr, stattfindenden Festaktus (stehe Einladung in dec heutigen Nummer) zahlreich theilzunehmen, so hoffen wir, daß diese freundliche Erinnerung nicht ohne Erfolg sein werde. — Der hiesige Obftbauverein beabsichtigt, Sonntag, den 29. d. M., in Reichenau eine Wanderversamm lung abzuhalten, wozu noch öffentlich eingeladen werden wird. — Es seien die Eltern wieder dringend darauf aufmerksam gemacht, ihren Kindern auf das Strengste das Sitzen auf dem Erdboden, sowie auf Steinen und Steintreppen zu verbieten. Es können durch das Auf suchen solcher Ruheplätze sehr leicht Erkältungen mit bedenklichen Folgen entstehen. — In herrlich rothem Glanze leuchtet gegenwärtig unser Nachbarplanet Mars, der die ganze Nacht über am Südhimmel zu beobachten ist, wo er gegen halb 12 Uhr Nachts seinen höchsten Stand erreicht. Er ist der Erde bis auf 12 Millionen Meilen (89 Millionen Kilometer) genähert und wird sich dann wieder bis zu 50 Millionen Meilen von ihr entfernen, wobei sein Glanz wieder abnimmt. Außer Erde und Mond ist uns kein Planet so bekannt, wie Mars, von dem Schiaparelli eine Weltkarte geliefert hat, auf der nicht blos Kontinente und Meere, sondern auch in geradezu verblüffender Menge Details angegeben sind, wie In seln, Untiefen, Meeresengen, Landseen, Schnee- und Eisfelder. Vor Allem aber erregen die zahlreichen, schmalen und zum Theil schnurgeraden Kanäle die Be wunderung des Erdenbewohners, der hierin ähnliche Bildungen, wie unsere künstlichen Kanäle sind, zu er blicken vermeint. — Bei Beginn des neuen Schuljahres liegt den Schulvorständen die Verpflichtung ob, dem Bezirks- schulinspektor von deck Vorhandensein blinder, taub stummer, schwach- und blödsinniger Kinder Anzeige zu machen, damit wegen der Unterbringung und Aus bildung derselben das Nöthige veranlaßt werden kann. Es ist zu wenig bekannt, daß der sächsische Staat in Hubertusburg eine Versorgstation für blödsinnige, bildungsunfähige Kinder, und eine Erziehungsanstalt für schwachsinnige aber bildungsfähige Kinder unter hält. Die Gesuche um Aufnahme sind an das königl. Ministerium des Innern, IV. Abteilung, zu richten unter Beifügung eines vorschriftsmäßig abgefaßten Gutachtens des Bezirksarztes, einer Geburtsurkunde, eines Tauszeugnisses, eines Impfscheines und einer Bescheinigung über den Unterstützungswohnsitz. Die Kinder werden vom 5. Lebensjahre an ausgenommen. Die Anträge auf Unterbringung können von den El tern selbst gestellt werden. Das jährliche Verpfleggeld beträgt 216 Mark für den gesammten Unterhalt, Ge meinden genießen in der Regel eine Ermäßigung um 8382. Befördert wurden 3,064,320 Kilogramm Güter. Demnach wurden von Januar 1888 an 38,732 Per sonen und 8,369,502 Kilogramm Güter befördert. Im gleichen Monat des Vorjahres wurden 6543 Billets verkauft und 2,566,075 Kilogr. Güter befördert. Der Versandt von den Haltestellen mit Güter agenturen ist hierin nicht mit inbegriffen. — Unter der Spitzmarke „Lange Winter — Schöne Sommer" macht jetzt der meteorologische Mitarbeiter eines norddeutschen Blattes Hoffnung auf einen günstigen Sommer. Wenn die linden Lüfte schon Ende Februar erwachen und am I. April Alles grünt und blüht, müsse man es fast imnier mit Maifrösten büßen und habe dann ost überhaupt keinen ordentlichen Sommer zu gewärtigen. Winter dagegen von ungewöhnlich langer Dauer, wie der eben verflossene, gingen meist sehr schönen und fruchtbaren Sommern voran. Es läßt sich nur wünschen, daß besagter Wetterkundige auch Recht behalten möge, damit man die ersehnte Ent schädigung erhalte für die ausgestandene lange Winterpein. s Schmiedeberg. Mittwoch Vormittag wurde im Beisein des Schulvorstandes der Schulamtskandidat, Herr Armin Sobe aus Dresden, durch Herrn Bezirks schulinspektor Mushacke in sein Amt eingewiesen und verpflichtet. — Liebesgaben für die Ueberschwemmten im König reich Preußen nimmt auch die hiesige Postverwaltung dankbar entgegen. Wer also ein Herz für die bedräng ten deutschen Brüder hat, findet hier Gelegenheit, ein Scherflein zur Linderung ihrer Noth niederzulegen. Altenberg. Nachdem nunmehr infolge des warmen Wetters der Schnee in den Wäldern sich gesetzt hat und vielfach schon ganz von den Fluren und Rändern verschwunden ist, kann man erst erkennen, wie groß der Schneebruch in den Forsten unserer Umgebung ist. Einzelne Waldpartieen sind bedeutend mitgenommen. In den Baumpflanzungen nahe der Stadt macht sich vielfach der Hasensraß bemerkbar, da bei dem harten Winterwetter die hungrigen Hasen wiederholt bis in die Gärten der Stadt gekommen sind und die Rinden der Bäume benagt haben. Gewiß ist, daß dieser lange Winter — am 12. Oktober 1887 schneite es hier zum ersten Male — viele Spuren hinterlassen wird. Dresden. König Albert und Königin Karola werden sich zwischen dem 12. und 15. Mai nach Si- byllenort begeben und daselbst einige Zeit Aufenthalt nehmen. — Die Bußtagskollekte in Sachsen ergab im vorigen Jahre den bisher noch nie erreichten Betrag von 17,588 M., gewiß ein erfreuliches Zeichen des wachsenden Verständnisses für die innere Mission. Sämmtliche Ephorien, mit nur einer Ausnahme, haben erhebliche Mehrbeträge geliefert. Aus der Kollekte er hielten die Dresdener Diakoniffenanstalt und die Gor- bitzer Diakoniffenanstalt je 996 M., die Herbergen in Die Verstärkung des österreichisch-ungarischen Heeres und deren politischer Hintergrund. Nachdem bereits in den beiden letzten Jahren in Oesterreich-Ungarn wesentliche Anstrengungen seitens der Heeresleitung gemacht worden sind, um die Armee auf eine der Grobmachtstellung des Donaureiches ent sprechende Höhe zu bringen, so soll nun auch durch eine neue Wehrvorlage die Schwäche in der Friedens präsenz des österreichisch-ungarischen Heeres beseitigt werden. In Hinblick auf die Finanzlage Oesterreich- Ungarns soll dieses Ziel aber nicht durch die Ein stellung einer größeren Anzahl Rekruten, sondern durch eine stärkere Heranziehung der Reservisten und Ersatz reservisten zum aktiven Heeresdienste erreicht werden. Natürlich soll dadurch nicht nur der Friedensstand des Heeres verstärkt, sondern auch dessen Schlagfähigkeit gehoben werden. Um dieses Ziel zu erreichen, ver langt die neue Vorlage Vollmacht für den Kaiser dahin lautend, daß die Mannschaften des ganzen ersten Reservejahrganges, sowie die Ersatzreservisten der jüngsten Jahrgänge jeder Zeit, auch im Frieden, ein berufen werden können. Der militärische Effekt dieser Vorlage besteht darin, daß das österreichische Heer schon im Frieden um 100,000 Mann verstärkt werden kann und dadurch die respektable Höhe von 350,000 Mann erreichen dürfte. Die zu solchem Dienste ein berufenen Reservisten sollen von späteren Uebungen befreit bleiben, es stände ihnen also für die Mehr leistung im vierten Dienstjahre eine spätere Erleichte- - rung in Aussicht. Den Ersatz-Reservisten Oesterreich- Ungarns, welche bisher gar nicht in Friedenszeiten zu militärischen Uebungen herangezogen wurden, wird aber durch das neue Gesetz auch in Friedenszeiten eine aktive Dienstpflicht von wahrscheinlich einigen Monaten auferlegt. Für die Bestreitung der Ausgaben dieser Truppenbestandserhöhung soll das österreichisch-unga rische Militärbudget allerdings keine feststehende Er höhung erfahren, da die Mehrausgabe schwankend und in manchem Jahre vielleicht gar nicht nöthig sein wird. Für dieses Jahr dürste die österreichisch - ungarische Heeresleitung aber wohl 50—60 Millionen Gulden zu dem genannten Zwecke verlangen und eS dürfte deshalb keinem Zweifel unterliegen, daß die geplante Verstärkung des Heeres in den nächsten Monaten auch ausgeführt werden wird. Als Gründe für diese Maßregeln werden in der neuen österreichisch-unga rischen Militärvorlage die Schattenseiten angeführt, welche die geringe Stärke der Armee in Friedenszeiten im Gefolge habe und die durch die Epidemien, unge nügende Ausbildung jüngerer Truppen, Besetzung auf ständischer Provinzen u. s. w. erheblich gesteigert und für die Schlagfertigkeit der Armee sehr nachtheilig werden können. Man wird zugeben müssen, daß die „Gründe" sachlich-militärischer Natur sind und jeden falls ganz anders klingen als „die Verschiebung der russischen Divisionen an die österreichische Grenze wegen „Futtermangels."" Nichtsdestoweniger darf man nicht verkennen, daß diese Verstärkung des österreichisch ungarischen Heeres die Antwort auf die Anhäufung russischer Truppen in Polen und Pedolien ist. Ohne daß es gerade nöthig wird, eine Anzahl weiterer Regi menter nach Galizien vorzuschieben, erreicht man in Oesterreich-Ungarn durch die neue Wehrvorlage in allen größeren Waffenplätzen, zu denen zumal auch die Grenzfestungen in Galizien zählen, eine beträcht liche Vermehrung der Streitkräfte. Man darf über haupt nicht verkennen, daß es sich gegenwärtig zwischen Oesterreich und Rußland um ein militärisches Schach spiel handelt. Rußland that mit seinen Truppenver- fchiebungen den ersten Schachzug und Oesterreich- Ungarn war genöthigt, einen Gegenzug zu thun, der zwar nicht verletzen, aber doch der russischen Regie rung über die Politik Oesterreich-Ungarns keinen Zweifel lassen soll. Amtsblatt für die Königliche Umishauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenjtein spurigen Sekundärbahn Hainsberg-Kipsdorf i März gestaltete sich in folgender Weise auf zelnen Stationen und Haltestellen: DU Weißeritz Zeitung erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 25 Pfg., zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Inserat«, welche bei da bedeutenden Auflage der Blattes eine - sehr wirt> same Verbreitung finden «erden mit 10 Pfg. di« Spaltenzeile «der deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complirirt« Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spälten,«!« 20 Pf,. Tourbillets. Lagcsbillets. Militär- 11. III. II. III. billets. Dresden . 46 »332 100 638 77 Hainsberg. 48 549 37 696 28 Dippoldisw. 27 667 117 1317 15 beim Zugs. 43 1118 76 2406 45 Sa. 164 2666 330 5057 165