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Betten fortgeschwemmt. Die Bewohner konnten sich glücklicherweise retten. Durch die herbeigeetlten Nach barn und die allarmirte Feuerwehr wurden die nüthigen Sicherheitsmaßregeln ergriffen. Freiberg. Vom kgl. Landgericht wurde am 30. März der Dienstknecht Gust. Ad. Reichelt aus Klingen berg wegen Diebstahls zu 8 Monaten Gesängniß, wo von 1 Monat durch die erlittene Untersuchungshaft für verbüßt erachtet wurde, und 2 Jahren Ehren rechtsverlust verurtheilt. — Dem Pferdeknecht Gust. Ad. Schilder aus Lungkwitz wurde wegen Diebstahls und Unterschlagung 4 Monate 3 Wochen Gesängniß und 2 Jahre Ehrenrechtsverlust zuerkannt. Chemnitz. Der Prozeß gegen das frühere Auf sichtsrathsmitglied des Vorschußvereins in Chem nitz in Liquidation, Becker, ist seiner Zeit beim kgl. Landgericht Chemnitz zu Gunsten des Vereins ausge fallen und der Beklagte zur Zahlung von 5400 M. Schadenersatz verurtheilt worden. In zweiter Instanz hat das kgl. Oberlandesgericht den Beklagten für nicht ersatzpflichtig erklärt, weil Dividenden venheilt worden seien, welche nicht hätten vertheilt werden dürfen. Der Prozeß ist nun auch zur letztinstanzlichen Entscheidung vor das Reichsgericht gebracht worden, welches die Re- vission des klagenden Vorschubvereins kostenpflichtig abgewiesen hat. AuS dem Ettgebirge. Die in den letzten Jahren an den Gebirgsflüssen entstandenen Holzschleifereien und Bretmühlen brauchen so viel Holz, daß die Staats forsten und die Privatwaldungen diesen Bedarf durch aus nicht decken können. Nun muß zunächst das be nachbarte Böhmen mit seinen Waldbeständen aushelfen. Der Holzzoll aber ist immerhin ein Hinderniß, da seit dessen Einführung weder Breter noch Holzstoff theurer geworden sind und der Fabrikant den Zoll aus seinem Beutel bezahlen muß. Darum haben die Holzschleifer und Bretwaarenfabrikanten in letzter Zeit viel Holz aus Bayern bezogen, wobei der Zoll nicht bezahlt werden braucht. Hauptsächlich kommt da die wald reiche Gegend bei Tirschenreuth, sowie das Fichtelge birge und der bayrische Wald in Frage. Die königl. Generaldirektion der sächsischen Staatsbahnen hat diesen Verkehr insofern begünstigt, als sie eine Frachtermäßi gung für die Holzsendungen von Tirschenreuth und Reuth (an der bayrischen Ostbahn) nach Fährbrücke zugestanven hat. Der Holzbezug aus Bayern ist nicht gering zu veranschlagen. Meißen. Ueber das Museum im Gewandhause wird Folgendes mitgetheilt: Das Museum besteht aus einer Sammlung von Sammlungen naturgeschichtlichen, Völker- und erdkundlichen, geschichtlichen, gewerblichen, landwirthschaftlichen und kunsthistorischen Inhaltes und ist von einer Reichhaltigkeit, wie sie in ganz Deutsch land in Privathand nicht wieder zu finden ist. Bon diesen Sammlungen konnte in den Räumen des Ge wandhauses vorläufig Platzmangels halber nur ein Theil aufgestellt werden, namentlich mußten die reichen Kunstschätze (Gemälde, Kupferstiche), die Bibliothek und Anderes zur Zeit noch wegbleiben. Bon den anderen Kollektionen ist von jeder eine Auslese vorerst ausge stellt worden und soll diese in gewissen Zeiträumen gewechselt werden, so daß den Besuchern fortwährend etwas Neues geboten wird, und nach und nach die ganzen Sammlungen der Oeffentlichkeit gezeigt werden. Mittweida. Am 17. Juni d. I. wird die hie sige freiwillige Feuerwehr ihr 25jähriges Stif tungsfest feiern. Der Stadtrath hat für die bei dieser Gelegenheit zu veranstaltenden Festlichkeiten eine Bei hülfe von 300 M. gewährt; das Stadlverordneten kollegium jedoch erweiterte seinen Beitritt zu diesem Beschlüsse derart, daß es unter Betonung der viel fachen Verdienste, welches sich dieses Institut um die Stadt erworben hat, die Gewährung einer Beihülfe von 500 M. zu beantragen beschloß. Leipzig. Die Bauarbeiten auf dem Platze des zu errichtenden Reichsgerichts sind in letzter Zeit abermals erheblich gefördert worden und es werden, wie man vernimmt, die vorbereitenden Arbeiten nicht so lange Zeit mehr in Anspruch nehmen, so daß die Grundsteinlegung früher als man bisher angenommen hat, beginnen kann. Die Straße zwischen der Pleiße und dem Reichsgerichte wird nach dem gegenwärtigen Präsidenten des letzteren, Simsonstraße genannt. Tagesgeschichte. Berlin. Am 30. März fuhr der Kaiser zum ersten Male nach Berlin und zwar in offenem Wagen. Trotzdem Niemand etwas davon wußte, verbreitete sich doch die Nachricht davon mit Windeseile durch die Stadt und Tausende sammelten sick vor dem Palais der Kaiserin-Wittwe, wo der Kaiser weilte. Nach »/»stündigem Aufenthalt kehrte der Kaiser nach Char- lottenburg zurück. — Am Ostersonnabend ist der erwartete Gnaden erlaß Kaiser Friedrichs veröffentlicht worden. Er ist umfassend, ohne sich doch auf Verbrechen zu beziehen, f — 216 — deren völlige oder theilweise Straflosigkeit das Rechts gefühl verletzen und praktische Gefahren im Gefolge haben würde. So erstreckt der Erlaß sich nicht auf Hoch- und Landesverrath, wie schon daraus hervor geht, daß er nur von preußischen Gerichten verhängte Strafe» aushebt; es ist eine vom König von Preußen, nicht auch vom deutschen Kaiser verfügte Amnestie; sie bezieht sich nicht auf die vom Reichsgericht in erster Instanz ausgesprochenen Verurtheilungen. Es würde aber auch dem allgemeinen Rechtsbewußtsein wider sprochen haben, wenn Personen, welche mit dem Aus lande konspirirt oder Dynamitattentate versucht haben, begnadigt worden wären. — Unter den Verbrechen oder Vergehen wider die öffentliche Ordnung, auf welche der Gnadenerlaß sich nicht erstreckt, sind die in 88 128 und 129 vorgesehenen Vergehen der Theil- nahme an geheimen Verbindungen, wegen deren mehr fach in Sozialistenprozessen verurtheilt worven ist. — Daß betreffs schwebender Anklagen besondere Anträge des Justizministers auf Begnadigung Vorbehalten sind, entspricht der Versassungsbestimmung, wonach die Nie derschlagung solcher nicht einseitig durch den König, sondern nur durch ein Gesetz erfolgen kann. — Verlässige Privatnachrichten aus Rußland mel den, daß man dort von der Vorstellung zurückkomme, als ob durch den Regierungsantritt des Kaisers Fried rich sich intimere Beziehungen zwischen Deutschland und Rußland, gleichzeitig aber auch eine Abkühlung zwischen Deutschland und Oesterreich entwickeln müßten. Es wird in einem der verbreitetsten Petersburger Blätter, der „NowojeWremja", berichtet, Graf Schuwa low habe dem Berliner Korrespondenten des Blattes gegenüber erklärt: „Niemand bedrohe Rußland, am wenigsten Deutschland. Ein russischer Angriff auf österreichisches Gebiet allein würde Deutschland zur Bertheidigung Oesterreichs drängen rc." Das ist immerhin von ganz besonderer Wichtigkeit, daß der artige Anschauungen in Rußland offen hervortreten. Wenn nicht Alles täuscht, darf diese Erscheinung aus direkte Erklärungen zurückgesührt werden, welche von hier nach Petersburg gerichtet worden sind, um falschen Vorstellungen von vornherein wirksam zu begegnen. Im Uebrigen richtet man sich hier wie in Oesterreich darauf ein, unter allen Umständen vor Ueberraschungen und Ueberrumpelungen von Seiten Rußlands sicher zu sein. — Bei dem vom preußischen Kriegsministerium ausgeschriebenen Wettbewerb zur Lieferung eines ein heitlichen Militärsattels solle» über fünfzig ver schiedene Arten zur Vorlage gebracht worden. Ueber die Zuerkennung der ausgesetzten Preise wird dem nächst Beschluß gefaßt werden. Es soll in der Absicht liegen, aus mehreren der mit Preisen bedachten Sättel ein neues Muster zusammenzustellen und dasselbe ein zelnen Truppentheilen zu Versuchszwecken zuzuweisen. Dem bisherigen Bocksattel, wie auch dem altdeutschen Sattel der Kürassiere scheint der Untergang bevorzu stehen. — Die Vorbereitungen für Ausprägung neuer Reichsmünzen mit dem Bildniß Kaiser Friedrichs nehmen einen raschen Fortgang. Gleichwohl dürften bis zum Erscheinen dieser Münzen reichlich zwei Mo nate vergehen. — Der ehemalige sozialistische Neichstagsabgeord- nete Max Kayser, der den Neichstagswahlkreis Frei berg-Frauenstein vertrat, ist am 29. März im Aller heiligenhospital in Breslau gestorben. Seit längerer Zeit am Kehlkopf leidend, mußte er zunächst die Tracheotomie, dann die Exstirpation des Kehlkopfes an sich vollziehen lassen, an deren Folgen er verstarb. Danzig. Durch die Ueberfluthung des Sorge flusses sinv ganze Stadttheile von Christburg hoch über schwemmt, über 20 Häuser eingestürzt und an 300 Menschen obdachlos. Bei Wernersdorf oberhalb Marien burg droht der Nogatdamm zu versinken, es wird mit aller Kraft gearbeitet, um denselben zu halten und eine neue schwere Gefahr für Marienwerder und den Großen Werder (Damm) abzuwenden. Teplitz-Schönau. Von den hier bestehenden vielen Kuranstalten nehmen das königl. preußische, das königl. sächsische und das k. k. österreichische Militärbade- institut eine hervorragende Bedeutung ein. Im letzteren hatten 146, im sächsischen 56 und im preu ßischen 71 Mann die Badekur gebraucht; 35 Mann waren geheilt, 33 gebessert aus dem preußischen In stitut entlassen worden; chronischer Rheumatismus, Neuralgien rc. waren meist Gegenstand der ärztlichen Behandlung; aus dem sächsischen Badelazareth gingen 10 geheilt und 54 gebessert ab; hier kamen am häu figsten Rheumatismus, dann Folgen von Beinbrüchen und Neuralgien zur Behandlung. Eine ebenfalls sehr hervorragende Krankenanstalt, das Friedrich-Wilhelm- Hospital, hatte einen Krankenstand von 223 Personen; Gelenks- und Muskelrheumatismus war hier die zahl reichste und wichtigste Krankheitsform. Frankreich. Boulanger erhält als verabschie deter General de» Mindestbetrag der Pension eines DivifionsgeneralS, nämlich 7000 FrcS., dazu drei Mal 175 Frcs., da er drei Jahre über 30 Jahre hinaus im Dienst war, ferner 175 Frcs. für jedes Feldzugs- jahr und endlich einen jährlichen Betrag von 2000 Frcs. als Großosfizier der Ehrenlegion. Er hat die Rechte aller übrigen in Ruhestand versetzten Generale. — Die Depulirtenkammer hat es glücklich wieder zu Wege gebracht, das Ministerium zu stürzen. Am 31. März nahm sie mit 268 gegen 237 Stimmen die von der Negierung bekämpfte Dringlichkeit für de» Antrag der Linken auf Revision der Verfassung an. Der Ministerpräsident Tirand überreichte infolgedessen die Demission des gesammten Kabinets, welche Prä- sivent Carnot annahm. — Am 2. April wurde sodann das neue Kabinet gebildet: Flouquet Inneres, Gablet Aeußeres, Freycinet Krieg, Krantz Marine, Ricard, Justiz, Peytral Finanzen, Lockroy Unterricht, Loubet öffentliche Arbeiten, Vielte Ackerbau, Legrand Handel. Balkanstaaten. Rußlands geschäftige Hand ist zur Zeit wieder in voller Arbeit auf der Balkanhalb insel, und die Gleichzeitigkeit aller dieser Unterneh mungen und Zettelungen weisen auf einen wohldurch dachten Plan hin, dessen Mittelpunkt stets Bulgarien ist. Die Wiedergewinnung der verlorenen Position in diesem Lande wird um so leichter erreicht werden, wenn auch die anderen Balkanstaaten mit Rußland einig gehen. Vor Allem ist es Rumänien, welches hierin wesentliche Dienste leisten kann: denn solange dieser Staat gegen Rußlands Politik sich erklärt, bildet er vermöge seiner geographischen Lage ein Bollwerk zwischen dem Zarenreiche und Bulgarien, daß jenem den Vormarsch seiner Truppen erfolgreich sperrt, oder doch wesentlich erschwert. Da aber Vie Pforte, wie die Bemühungen der letzten Wochen bewiesen haben, kaum sich zu einem bewaffneten Einschreiten in Bul garien entschließen dürfte, so muß Rußland die in feste Aussicht genommene Exekutive selbst vollziehen und hier bei ist es nicht gleichgiltig, ob Bulgarien seine Streit kräfte nur gegen die Landungsplätze konzentriren kann, oder ob es nach verschiedenen Seiten Front zu machen genöthigt ist. Serbien sollte mit Hilfe Ristitsch's und der Liberalen sich von seiner Oesterreich freundlichen Haltung lossagen, deshalb die riesigen Anstrengungen dieser Partei bei den letzten Wahlen und deshalb die Droh- und Einschüchterungsbriese, welche nach den Wahlen fortgesetzt dem Könige zugingen. In Rumä nien mußte vor Allem das Kabinet Bratianu gestürzt und der König Karol durch ein der Opposition ent nommenes Ministerium gezwungen werden, von seiner den Centralmächten zugeneigten Politik abzulassen und sich Rußland zuzuwenden. Der Sturz gelang, doch nicht die Neubildung des Kabinets. Bratianu kam wieder an das Ruder und nun versuchte man es mit einem bisher in Rumänien unerhörten Skandale. Ec schlug gänzlich fehl, da sämmtliche Nachrichten melden, daß der König nunmehr fest entschlossen sei, um keinen Preis der Opposition irgend welche Konzessionen zu machen, und die Bevölkerung erklärt sich, erschreckt durch die Gewaltthätigkeiten, allenthalben für die Re gierung, die von starker Hand geführt wird. Nord-Amerika. Man hat als drei der haupt sächlichsten Aufgaben der inner» Politik der Vereinig ten Staaten die Lösungen der schwarzen, rotheir und gelben Frage, d. h. der Neger-, Indianer- und Chi nesenfrage bezeichnet. D:e Lösung der letztem soll durch einen Vertrag mit Chma versucht werden, der augenblicklich dem Senat zur Begutachtung vorliegt. Er bestimmt, daß ein chinesischer Arbeiter innerhalb der nächsten 20 Jahre das Gebiet der Vereinigten Stauten nicht betreten darf, es sei denn, daß dort seine gesetzmäßige Gattin, sein Kind oder seine Eltern ihren Wohnsitz haben oder er daselbst Eigenthum oder Schulden im Mindestbetrage von 1000 Dollars hat. Das Einwanderungsverbot trifft lediglich Arbeiter und auch diesen stehen die Vereinigten Staaten als Durch gangsgebiet zu einem anderen Lande offen. Ostafrika. Im italienisch-abyssinischen Kon flikt ist eine überraschende Wendung eingetreten. Der Negus hat dem italienischen Oberbefehlshaber, General Marzano, durch einen Offizier Friedens-Vorschläge machen lassen; Marzano berichtete dies telegraphisch nach Rom und erhielt von der italienischen Regierung gleichfalls auf telegraphischem Wege die Anweisung, die Unterhandlungen unter Wahrung der Würde und der Interessen Italiens zu führen. Es scheint, daß die abyssinische Armee sich vollständig zurückziehen will, da der Negus offenbar die Unmöglichkeit erkannt Hal, infolge der guten Stellungen der Italiener und des Provisionsmangels rn seinem Heere einen Erfolg durch einen Angriff zu erzielen. Kirchen-Nachrichten der Parochie Frauenstein von den Monaten Februar und März. Aufgebote: Hugo Weigel, Diakonus in Frauenstein, käst. Ü68. für Spremberg mit Elise Laura Margarethe