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Kaiser Friedrichs jüngste Kundgebungen haben nicht nur sichtlich der inneren Entwickelung Deutschlands hohe Befriedigung in allen deutschen Herzen hervor gerufen, sondern, wie sich nunmehr übersehen läßt, hat der neue Herrscher des Deutschen Reiches auch hinsichtlich der auswärtigen Politik bereits ein Dankes und Vertrauensvotum von ganz Europa erhalten. Schon von den^ ersten Augenblicke an, in welchem Kaiser Friedrichs zur Regierung berufen wurde, be gegnete sich die öffentliche Meinung von ganz Europa in der gemeinsamen Anschauung, daß auch das neue Oberhaupt des Deutschen Reiches die Friedenstradi tionen seines großen Vorgängers zum Heile des Welt- theiles fortsetzen würde und daß somit von Kaiser Friedrich in dem bisherigen Charakter der auswärtigen Politik Deutschlands keine Veränderungen zu besorgen seien. Kein Geringerer als der erlauchte Monarch selbst hat die Richtigkeit einer derartigen Anschauung bestätigt, denn in seiner Proklamation an die deutsche Nation ist es von Kaiser Friedrich ja klar und be stimmt ausgesprochen worden, daß auch sein Bestreben nur dahin gehen werde, Deutschland auch ferner zu einem Friedensharte zu gestalten. Und diese echt kaiserlichen Worte, sie haben nicht nur im Reiche selbst, sondern weit über dessen Grenzen hinaus einen mäch tigen Widerhall gefunden und allüberall giebt sich das feste Vertrauen kund, daß auch die Negierung des neuen deutschen Kaisers nach außen der Erhaltung deS Völkerfriedens gewidmet sein werde. Dafür bürgt auch vor allen Dingen die unveränderte Fortdauer der innigen Beziehungen Deutschlands zu seinen hohen Verbündeten, Oesterreich und Italien, wie sie aus den beiderseitigen Sympathiekundgebungen erhellt, zu wel chen der Thronwechsel in Deutschland den äußerlichen Anlaß gegeben hat. Die ebenso herzliche als ergrei fende Begrüßung Kaiser Friedrichs durch König Hum bert, dann die Freundschaftsworte, welche ersterer noch von San Remo aus auf telegraphischem Wege mit dem österreichischen Kaiser wechselte, ferner der freund schaftliche Depeschenwechsel zwischen Fürst Bismarck und dem Grafen Kalnoky, die Kundgebungen in den österreichischen und italienischen Parlamenten — das Alles sind ebenso viel Beweise, daß der Dreibund zwischen Deutschland, Oesterreich und Italien auch unter dem Sohne und Nachfolger Kaiser Wilhelms weitex bestehen und auch ferner einen festen Damm gegen alle friedensfeindliche Strömungen bilden wird. Wenn aber auf der einen Seite der Regierungsantritt Kaiser Friedrichs zur Betonung der ungeschmälerten Aufrechterhaltung des europäischen Friedensbundes ge führt hat, so rief er anderseits auch ein bemerkens- werthes friedliches Echo in denjenigen Ländern hervor, die als Gegner Deutschlands betrachtet werden. In Frankreich bringt die öffentliche Meinung, abgesehen von einigen unbedeutenden Ausnahmen, der Friedens politik des neuen Kaisers von Deutschland ihr auf richtiges Vertrauen entgegen, und in Rußland, wo das Andenken Kaiser Wilhelms und dessen Freundschaft für Rußland in wahrhaft großartiger Weise gefeiert worden ist, erwartet man von seinem Sohn und Nach folger gleichfalls, daß er in den Bahnen des ver blichenen Monarchen wandeln und die deutsch-russische Freundschaft fördern wird. Für diese Erwartung Ruß lands legt auch die gesammte russische Presse ein voll- gilligeS Zeugniß ab. Vor Allem jedoch spricht auch diese Zuversicht aus den herzlichen Worten, welche der Ezar in seinem Beileidstelegramme an Kaiser Fried rich richtete und wobei er die Hoffnung kundgab, daß die traditionelle Freundschaft zwischen Deutschland und Rußland und ihren Dynastien zum Heile oes ganzen WelttheileS fortdauern werde. Diese Worte des rus sischen Kaisers haben durch das Erscheinen des Groß fürsten - Thronfolgers Alexander bei den Trauerfeier lichkeiten in Berlin auch noch einen bedeutsamen AuS Dienstag, den 20. März 1888. druck gefunden. Man darf auch gewiß sein, daß diese entgegenkommende Haltung des Czaren seitens Kaiser Friedrichs warme Beachtung finden wird. Endlich darf auch nicht außer Acht gelaffen werden, daß Kaiser Friedrich sich von dem bewährten, treuen Diener seines Vaters, von dem Reichskanzler Fürsten Bismarck, nicht zu trennen gedenkt. Fürst Bismarck ist aber der vielerprobte, mit reicher Erfahrung und großem Scharf blick ausgestattete Leiter der auswärtige» deutschen Politik seit fast einem Menschenalter, es wird also auch unter dem Szepter des Nachfolgers Kaiser Wil helms die auswärtige deutsche Staatskunst aus den Bahnen nicht heraustreten, die ihr Kaiser Wilhelm vor gezeichnet und vor allen Störungen so erfolgreich zu bewahren verstanden hat. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde, 19. März. Nachdem bereits den Sonntag nach dem Ableben Sr. Majestät des Kaisers Wilhelm beim Vormittags-Gottesdienste Herr Sup. Opitz nach Anleitung des wie zu einer Todlen- feier für einen Fürsten geschaffenen Liedes 621,1—4 — es ist, wie beiläufig erwähnt werden mag, von dem ehemaligen preußischen Minister Karl Ludwig v. Pfeil (f 1776) gedichtet — des großen Entschlafenen in tiefempfundener Weise gedacht hatte, vereinte der am Tage der Beisetzung veranstaltete Trauergottesdienst abermals die christliche Gemeinde Abends 6 Uhr zu gemeinsamer ernster Feier. Die städtischen Kollegien, sämmtliche dienstfreie Postbeamten, der Militär- und der Turnverein (beide mit florumhüllter Fahne), die Müllerschüler, in feierlichem Zuge die erleuchtete Kirche betretend, nahmen auf dem Altarplatze und den vor deren reservirten Bänken Platz, während alle übrigen Plätze bereits besetzt waren. Alles: Orgelspiel, Ge sang und Rede, vereinte sich, einen tiefen Eindruck auf alle Theilaehmer zu machen. Herr Sup. Opitz entwarf in seiner Rede ein Charakterbild des ver ewigten Fürsten, worin er denselben als siegreichen Helden, weisen Regenten, als Freund der Armen, als echten Christen, als ein hohes Muster von unerschüt terlicher Pflichttreue in warmen Worten schilderte. Manches Auge wurde lhränenfeucht in dem erschüt ternden Gedanken, daß uns dieser Kaiser genommen, daß der Sohn und Nachfolger, von schwerer Krankheit heimgesucht, dem Vorbilde des verewigten Vaters ge treu, herbeigeeilt ist, um die Last der Regentenpflichten auf sich zu nehmen und zu tragen, so lange es Gott gefällt. — Nach der Rede wurde vom Chore eine von Herrn Kantor Hellriegel komponirte Arie angestimmt, deren Text wir auf Verlangen mittheilen: O, Irauernd Herz, sei stille, Es war ja Gottes Wille, Und Gottes Will' ist gut. Was seine Hand gegeben, Darf sie den» das nicht nehmen, Und darfst du tadeln, was er thut? Dein Kaiser ist geschieden! Er, der den Bötkersrieden Geschirmt mit starker Hand, Er trug die gold'ne Krone Hin zu des Ew'gen Throne, Hin in das rechte Friedensland. Dort blüht ihm nach den Sorgen Der Welt ein schön'rer Morgen; Des ew'gen Lebens Kron' Reicht ihm des Höchsten Gnade; Nach treu vollbrachten« Pfade Ist Gott sein Schild und großer Lohn. Drum stillet eure Klagen, Laßt uns geduldig tragen Da» Leid, das Gott gesandt; Laßt glauben uuS und Hessen, Daß da», was uns betrossen, Zum Heil auch werd' dem Vaterland. — Am 17. März, Vormittags, durchschnitt sich der Handarbeiter Kühnel von hier in einem Anfalle von Geistesgestörtheit mit einem Rasirmesser den Hals bis auf den Schlund durch. Derselbe wurde alsbald mittels Srechkorb in das hiesige Stadtkrankenhaus gebracht. 54. Jahrgang. — Die am Sonnabend abgehaltene ordentliche General-Versammlung der hiesigen freiwilligen Feuerwehr verlief glatt und schnell. Nach Vortrag des Jahres- und Kassenberichtes, schritt man zur Wahl von 4 Ausschussmitgliedern und erledigte zum Schluffe die Konstituirung der Gewitterwache und der Land- spritzen-Abtheilung. Eine zweite zum Besten der in Cunewalde an der Trichinose erkrankten Feuerwehrleute eingeleitete Sammlung ergab die Summe von 9 M. 75 Psg. Dem in der Versammlung erstatteten Jahresberichte entnehmen wir folgende auch für weitere Kreise in teressante Notizen. Zu ernster Thätigkeit wurde die Feuerwehr im abgelaufenen Jahre dreimal gerufen. Am 21. April 1887 brannte der Dachstuhl der RathS- mühle nieder und zeichnete sich die Kompagnie bei die sem Brande so aus, daß sie von der Magdeburger Feuerversicherungs-Gesellschaft eine Prämie von 150 M. und von der Landesbrandkanimer eine solche von 50 M. zugesprochen erhielt; am 11. Juni 1887 war im Schuppen des Bäckermeisters Schneider am Niederthor- platz ein Brand entstanden, der aber bald unterdrückt war und am 27. Oktober 1887 entstand in der Scheune der Rathsmühle ein Schadenfeuer, wodurch dieselbe vollständig eingeäschert wurde. Bei diesem letzten Feuer ereignete sich auch der einzige vorgekommene Unfall, daß durch ein herabsallendes Strahlrohr einem Steiger der Helm durchschlagen wurde, wodurch derselbe eine stark blutende Kopfwunde erhielt, die vom Arzte zu genäht wurde. (Die beiden Brände vom 9. und 12. März kommen bereits auf das neue Vereinsjahr.) Weitere Brände, bei denen aber eine Allarmirung nicht erfolgte, fanden noch statt: am 28. September 1887 ein Dielenbrand im Hause des Handarbeiters Walther auf der Aue, am 28. Oktober 1887 ein solcher in der Ralhsmühle, der jedenfalls mit dem Scheunenbrande daselbst am Vortage zusammenhängt und am 23. Fe bruar 1888 ein solcher in der Rost'schen Pappenfabrik. — Die Landspritzen-Abtheilung rückte zweimal ab, am 9. Mai 1887 nach Reichstädt und am 8. Juni 1887 nach Reinholdshain; am 12. Oktober erhielt diese Ab teilung nach vorausgegangener genauer Prüfung eine neue, den Anforderungen der Jetztzeit entsprechende Spritze zugewiesen, die aber nach auswärts noch nicht in Thätigkeit gekommen ist. — Die Gewitterwach-Ab- theilung hatte gegen frühere Jahre ausfallend wenig Dienst, an 6 Tagen nur 7 Mal mit einer Gesammt- dauer von 6 Stunden 25 Min. — Zur weiteren Aus bildung der Mannschaften wurden im abgelausenen Jahre noch 12 Uebungen abgehalten, die von 74^ Proz. der Mitglieder besucht waren, und zwar schwankte der Besuch bei den einzelnen Sektionen zwischen 58,» und 96,« Proz.; gegen das Vorjahr stellt sich der Be such um ca. 5,» Proz. besser. An Festlichkeiten verzeich net der Bericht zunächst die Theilnahme am 11. sächs. Fcuerwehrtage in Pirna am 3. Juli, sodann den Be zirkstag des Bezirks-Feuerwehrverbandes der Amts hauptmannschaft Dippoldiswalde in Glashütte am 11. September und endlich das eigene Stiftungsfest am 26. März; bei letzterem wurde einem Mitglieds vom Branddirektor Müller das vom Landesausschuß ver liehene Diplom für 20 jährige Dienstzeit überreicht. Zur Erledigung innerer Vereinsangelegenheiten wur den 2 Generalversammlungen und 8 Ausschußsitzungen abgehalten. — Die Feuerwehr zählt zur Zeit 123 Mitglieder, wozu noch 3 Ehrenmitglieder und 1 In valid kommen. 5 Mitglieder wurden im Lause des letzten Jahres ausgenommen und ebensoviel schieden aus. — Das Vermögen der Kompagnie besteht zur Zeit außer zahlreichen Ausrüstungsgegenständen, da runter 145 Lederhelme, aus einem Kaffenbestande von 160 M. 19 Pf. und einer Unterstützungskasse mit einer Einlage von 1390 M. 36 Pf. — 19. März. Gestern wurden die Osterprü- fungen mit der Erweiterten Fortbildungsschule er öffnet. Dieselbe erstreckte sich auf Deutsch und Geo graphie, Zunächst hatten die Schüler in 2 Abthei-