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Kaum ist Kaiser Friedrich aus fernem Süden nach der so lang entbehrten deutschen Heimath zurückgekehrt, so hat er auch bereits zwei hochwichtige Regierungs akte, das Manifest an das deutsche Volk und den Er laß über die Grundzüge der kaiserlich deutschen und königlich preußischen Regierung an den Reichskanzler und preußischen Ministerpräsidenten Fürsten Bismarck vollzogen. Der erstere Akt repräsentirt das Opfer der Dankbarkeit, welches Kaiser Friedrich beim Antritte seiner Negierung den Manen seines glorreichen Vaters dar bringt. In markigen Zügen wird in dem kaiser lichen Manifeste der deutschen Nation nochmals vor die Augen geführt, was sie dem verblichenen Herrscher dankt, ihre neugewonnene Größe, Einheit und Macht und auf diese Errungenschaften gegründet, ihre fried liche innere Ekitmickelung. Hieran in Worten der herz lichsten Dankbarkeit erinnernd, erklärt Kaiser Friedrich, sein ganzes Bestreben darauf zu richten, das von sei nem hochseligen Vater begonnene Werk nach dem Sinne des Entschlafenen fortzuführen und Deutschland zu einem Horte des Friedens zu machen, sowie die Wohl fahrt des Reiches und Preußens zu pflegen. Zum Schluß appellirt der Kaiser an das Vertrauen seines Volkes. Er spricht rückhaltlos die Ueberzeugung ans, daß auf dem Grunde der untrennbaren Verbindung zwischen Fürst und Volk seine Krone ebenso sicher ruhe wie das Gedeihen des Vaterlandes. Mit der Ver sicherung, seinem Volke allzeit ein gerechter und in' Freud und Leid treuer Herrscher sein zu wollen, schließt das Manifest Friedrichs III., das in allen deutschen Herzen vollen Beifall finden wird. Sein eigentliches Regierungsprogramm aber hat Kaiser Friedrich in seiner zweiten Kundgebung, dem Erlasse an den Fürsten Bismarck, als den Kanzler des Reiches und den Präsidenten des preußischen Staats ministeriums, niedergelegt. In diesem zweiten Erlaß betont der Kaiser zunächst, daß es ihm Herzensbedürf- niß sei, sich an den Reichskanzler, den vielbewährten ersten Diener des verewigten Herrschers, zu wenden, denn dem Fürsten Bismarck, dem treuen und muth- vollen Rathgeber, der den großen Zielen Kaiser Wil helms die rechte Form gegeben und deren Durch führung gesichert habe, sei das kaiserliche Haus zu warmem Dank verpflichtet. Deshalb habe auch vor Allem Fürst Bismarck das Recht, zu wissen, welches die maßgebenden Gesichtspunkte der Negierung des Kaisers und des Königs sein sollen. Kaiser Friedrich hebt nun vor allen Dingen hervor, daß alle Erschütte rungen, welche häufiger Wechsel der Staatseinrichtun gen und Gesetze veranlasse, möglichst zu vermeiden seien, und daß die Förderung der Reichsaufgaben die festen Grundlagen des preußischen Staates nicht be rühren dürfe. Die verfassungsmäßigen Rechte der Bundesregierungen sollen ebenso gewissenhaft beobachtet werden, wie diejenigen des Reichstages, nur fordert der Kaiser dort wie hier, daß auch seine Rechte ge bührend geachtet werden, wobei aber diese gegenseitigen Rechte stets nur zur Hebung der öffentlichen Wohl fahrt dienen sollen. Nun kommt der Kern des gesammten Regierungs programms des neuen Monarchen. Der Kaiser er klärt, er werde die Wehrkraft des Landes, des Heeres, wie der Marine, ungeschwächt auf ihrer jetzigen Höhe erhalten, da jene die nothwendige und sichere Bürg schaft für die ungestörte Förderung der Regierungs aufgaben bilde. Weiter verspricht er, die Regierung im Reiche wie in Preußen ganz nach den Bestimmun gen der Reichs- und Landesverfassung führen zu wollen, wie solche von seinen Vorfahren auf dem Throne zur Lösung der schwierigen Aufgaben des gesellschaftlichen und staatlichen Lebens gegründet worden seien. Im Ferneren verkündigt der Kaiser den Grundsatz voll kommenster religiöser Duldung im Reiche und erklärt sodann, das sozialpolitische und wirthschaftliche Pro gramm seines Vaters weiter führen zu wollen, „ohne aber damit die Erwartung hervorzurufen, als ob es möglich sei, durch Eingreifen des Staates allen Nebeln der Gesellschaft ein Ende zu machen." Speziell hebt hierbei der kaiserliche Erlaß hervor, wie es nothwendig sei, der Erziehung der Heranwachsenden Jugend eine sorgfältige Pflege auf Grundlage der Gottesfurcht und reiner Sitte zu widmen, wobei aber die in ihren Fol gen so schädliche Halbbildung vermieden werden müsse. Die letzten Stellen des Erlasses enthalten noch fol gende Grundzüge: Sparsamkeit auf Grund finanzieller Reformen im Reiche und Preußen in allen Zweigen des öffentlichen Dienstes, Selbstverwaltung der kleine ren und größeren Verbände im Staate, Vereinfachung in der Gliederung der Behörden und im Zusammen hang hiermit Verminderung der Angestellten, sowie möglichste Aufbesserung ihrer Gehälter. Zur besonde ren Genugthuung würde es ferner auch Kaiser Fried rich gereichen, wenn seine Negierung zur vollen Ent faltung deutscher Kunst und Wissenschaft das Mög lichste beitragen kann. Unbekümmert um kriegerischen Glanz wird Kaiser Friedrich zufrieden sein, wenn von der Regierungszeit, die ihm Gott beschieden, gesagt werden kann, daß sie seinem Volke wohlthütig, dem Lande nützlich und dem Reiche ein Segen gewesen sei. Mit freudig bewegtem Herzen erkennt die gesammte deutsche Nation und die friedensbedürftige Welt in diesen Kundgebungen Kaiser Friedrichs den herrlichen Sohn und gleich hochherzigen und edelgesinnten Nach folger Kaiser Wilhelms und die inbrünstigen Segens wünsche begleiten die Regierung des neuen Herrschers. «Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde, 16. März. Heute ist zum letzten Male das Trauergeläut ertönt für unfern Kaiser Wil helm. Nur noch zur ernsten Erinnerungsfeier ruft es uns am Abend in das Gotteshaus. Aber damit soll nicht verklungen sein in deutschen Landen das An denken des großen Todten, der das Vaterland geeint und stark gemacht hat, der es aus Schmach und Er niedrigung emporgehoben hat zu Ehre und Herrlich keit. Oft noch, ja immerdar soll in unseren Herzen erklingen der Name des unvergeßlichen Helden, des ersten deutschen Kaisers, der allen seinen Nachfolgern dasteht als leuchtendes Vorbild im Tempel der Ge schichte. Heute haben sie ihn beigesetzt in dem stillen Heim nahe bei den verewigten treugeliebten Eltern, die in der Zeit der Schmach und der Erniedrigung nicht ahnen konnten, wie er sie sühnen und ihren Namen herrlich machen werde vor dem großen ge einigten Vaterlande. Aber sind seine sterblichen Ueber- reste auch unserm Auge entrückt, sein Geist wird walten in den Sprossen seines Geschlechts; das Werk, das mit Gottes Beistände zu vollführen er begnadigt war, es wird sein Gedächtniß bewahren bei der dankbaren Mit- uno Nachwelt. Mit Kaiser Wilhelm beginnt ein neuer bedeutsamer Abschnitt in der deutschen Geschichte. Möge er eine recht länge, segensreiche Zukunft haben; möge es durch Gottes Gnade unserm Kaiser Friedrich vergönnt sein, recht lange, und bald in neuer Kraft und Gesundheit, des Vaters Arbeit fortsetzen und de» Frieden bewahren zu können, den der, der nun in das rechte Friedensland gegangen ist, zu schirmen bemüht war zum Heile Europas. „Des Vaters Segen baut den Kindern Häuser". Möchte dieses Wort der Ver heißung sich an dem Hohenzollernschen Hause in voller Kraft bewähren, möchte der Geist und der Segen des großen Kaisers auf Sohn, Enkeln und Urenkeln ruhen! Das wolle Gott geben! — Wir machen nochmals auf die in nächster Woche stattfindenden Osterprüfungen an hiesiger Stadtschule und ganz besonders auch auf das bereits nächsten Sonntag, von N—12 Uhr angesetzte Examen der Erweiterten Fort bildungsschule aufmerksam und wieverholen den Wunsch, diesen Schulfeierlichkeiten durch zahlreichen Besuch eine erhöhete Bedeutung zu geben. — Bei der Musterung in Lauenstein am 15. März kamen 203 zur Gestellung, über welche wie folgt entschieden wurde: 57 tauglich, 20 dauernd untauglich, 10 Landsturm 1. Aufgebots mit Waffen und 3 des gleichen ohne Waffe, 20 Ersatzreserve und 93 zurück gestellt. "O Kreischa. Wir gestatten uns, auch an dieser Stelle darauf aufmerksam zu machen, daß nächsten Dienstag, Abend 8 Uhr, Herr Bezirksschulinspektor Mushacke aus Dippoldiswalde einen Vortrag über „Fürst Bismarck" halten wird. Daran schließt sich der Vortrag einer vom Redner selbst verfaßten Rhap sodie über „Kaiser Wilhelm". Möge Niemand ver säumen, sich diesen so seltenen Genuß zu verschaffen. Der Erlös soll zu wohlthätigem Zwecke Verwendung finden. Dresden. Nachdem König Albert und Prinz Georg sich bereits am Donnerstag Vormittag zu den Beisetzungsfeierlichkeiten nach Berlin begeben haben, wird Prinz Friedrich August dahin erst in den frühesten Morgenstunden des Freitag nachfolgen und bereits am Abend desselben Tages wieder nach Dres den zurückkehren. Ueber die Rückkehr des Königs und seines Bruders verlautet noch nichts, da dieselbe von mannichfachen Umständen, zumal von der Begegnung mit befreundeten fürstlichen Personen, abhängt. — Von den zum Landtag versammelten Bürger meistern des Landes ist angeregt worden, anläßlich des Hinscheidens Kaiser Wilhelms eine gemeinsame Bei leids-Adresse der sächsischen Städte mit revidirter Städleordnung an Kaiser Friedrich abzusenden; die selbe hat folgenden Wortlaut: Allerdurchlauchiigster Großmächtiqster Kaiser, Allcrgnädigster Kaiser und Herr! Schmerzersülll und in tiefster Trailer umstehen wir im Geiste Kaiser Wilhelm's Bahre, eines Fürsten, der wie kein Anderer vor ihm ini Kampfe gegen seine Feinde siegreich das Deutsche Reich neu begründet und ans die höchste Stufe irdischer Macht erhoben, zugleich aber die deutschen Stämme in Liebe geeinigt, durch sein jederzeit aus Recht, Wahrheit und Treue begründetes Wort das Vertrauen der Völker des Erdkreises sich erworben hat, der bis zum letzten Athemzuge seines langen, segensreichen Lebens nicht müde ward, sür die von Golt ihin gestellte hohe Aufgabe seine ganze Kraft einzusctzen Tief erschüttert tragen wir mit Ew. Kaiserlichen Majestät, Allerhöchstwclche mit uns den Vater des Vaterlandes, aber auch den eigenen bis zum Tode treu ge liebten Vater verloren. Gott gebe Ew. Majestät Gesundheit und Kraft zur Arbeit an den Ausgaben, welche Ew. Majestät im Geiste des Vaters selbst sich vorgezeichnct haben, und erfülle mit Segen Ew. Majestät Regierung wie das geliebte deutsche Vaterland. In allertlcfstcr Ehrfurcht und Ergebenheit Ew. Kaiserlichen Majestät treugehorsamste Vertreter der Städte re. — König Albert hat befohlen, daß das 2. Hu saren - Regiment „Kronprinz Friedrich Wilhelm des Deutschen Reiches uud von Preußen" Nr. 19 von jetzt ab die Bezeichnung „2. Husaren - Regiment Nr. 19 Kaiser Friedrich, König von Preußen" zu führen hat. — Eine Vereidigung des kgl. sächs. — XII. — Armeekorps auf den Kaiser Friedrich findet nicht statt. Nur die preußischen Kontingente sind neu vereidet worden. Im kgl. sächs. Armeekorps z. B. sind die Truppen seinerzeit auf den König Albert, als ihren Kriegsherrn, und auf den deutschen Kaiser als Bun desfeldherrn vereidet morden. Der Name und die Person des Letzteren findet sich jedoch nicht in dem Fahneneide aufgeführt. Der Eid gilt dem Kaiser als Bundesfeldherrn überhaupt und für immer; es kann durch den Tod des einen Kaisers in den Pflichten gegen den Bundesfeldherrn eine Aenderung überhaupt nicht eintreten. Unterbleibt somit in dem kgl. sächs. Armeekorps eine neue allgemeine Vereidigung, so müssen jedoch andererseits diejenigen geborenen Preußen, die in demselben ihrer Waffenpflicht nachkommen, einen Fahneneid gegen ihren neuen Landesherrn, den König Friedrich III. von Preußen schwören, wie sie ja auch