Volltext Seite (XML)
Mchnitz-IeitiiW Verantwortlicher Redacteur: Carl Ahne in Dippoldiswalde. 54. Jahrgang Donnerstag, den 15. März 1888 Nr. 32. Regent, und 1861, nach dem Tode Friedrich Wilhelms, König von Preußen, und nun begann Preußens und Deutschlands neue Aera. Mit hoher politischer und militärischer Einsicht überragte König Wilhelm alle Staatsmänner und Generäle seiner Zeit, König Wil helm fühlte, was Noth that und daß Preußens Beruf ein grobdeutscher werden müsse. Erleuchtete Männer, ein Bismarck, ein Roon, ein Moltke wurden des Königs Paladine, Preußens Heer schuf der König vollständig neu aus alten erstarrten Formen und gewann dadurch die Machtmitel, das im Plane mit Bismarck entworfene Werk der nationalen Wiedergeburt Deutschlands durch zuführen. Deutschland warf alle Gegner zu Boden und erstand als neues, geeinigtes Reich mit Preußens glorreichem Könige als Kaiser an der Spitze. Damit ivar aber auch die kriegerische Mission des Helden kaisers erfüllt, seit dem Frankfurter Frieden 1871 diente sein Schwert nur als Friedenshort, als Schutz und Schirm des friedlichen Wettbewerbs der Nationen. Im 91. Lebensjahre und im 28. Negierungsjahre schloß der ehrwürdige Kaiser seine treuen Augen. Er hat während seiner glorreichen Regierung der edelsten Erwartungen genug gethan und sein Andenken wird ewig unvergessen sein! Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde, 14. März. Wie aus der dies bezüglichen Bekanntmachung, bez. Einladung in der heutigen Nunimer unseres Blattes hervorgeht, werden vom 19.—23. März an hiesiger Stadtschule die Oster- prüfungen bez. die Entlassung der Konfirmanden statt finden. Außer dieser Einladung ist wie seit Ostern 1870 an alljährlich an Borgesetzte, Eltern, und Schul freunde eine besondere Einladungsschrist ergangen, die außer einem Aussatze des Herrn Lehrer Eidner: „Die Bewegungsspiele unserer Kinder" noch vom Direktor zusammengestellte Schulnachrichten enthält. Nach den selben besuchen zur Zeit 602 Kinder (288 Knaben und 314 Mädchen), welche in 14 Klaffen getrennt find, unsere Schule. Infolge schwacher Aufnahme zu Ostern 1886, wo die Schülerzahl bis auf 646 gestiegen war, und 1887, wo sie noch 627 Schüler betrug, ist sie bis auf die angegebene Ziffer von 602 gesunken. Darunter befinden sich 14 Kinder von auswärts (7 aus Ulberndorf, 2 aus Malter, 2 aus Reinholdshain, je 1 aus Berreuth, Elend und Luchau). Außer 74 Konfirmanden werden noch einige Knaben ab-, bez. auf höhere Schulen übergehen. — Die Einfache Fort bildungsschule zählte 77 Schüler, von denen 23 ab gehen. Die Erweiterte Fortbildungsschule hatte 25 Schüler, von denen 5 abgehen, bez. bereits abgegangcn sind. — Die Fortbildungsschule für Mädchen hatte 13 Schülerinnen. — Die Schule erhielt im laufenden Schuljahre einen Fond (70 M.) zu einem Harmonium, einen dergleichen (20 M.) zu einer Fahne, sowie 29 Mark zu einer in den Großen Ferien schwächlichen Kindern zu gewährenden Milchkur. Im Uebrigen müssen wir auf die noch manche interessante Notiz ent haltenden Schulnachrichten selbst Hinweisen, möchten aber diesen kurzen Bericht nicht schließen, ohne die Bitte auszusprechen, auch den Osterprüfungen wie bis - her durch zahlreichen Besuch Theilnahme zu zeigen; sind dieselben doch nach der zur Zeit bestehenden Ein richtung das einzige Mittel, sich von der Jahresarbeit der Schule und ihren Erfolgen zu überzeugen. Wir wünschen Schülern und Lehrern, daß sie sich der be vorstehenden Prüfung allseitig erfreuen mögen. — Auf den srühlingsartigen Sonntag und theil- weise Montag hat sich aufs Neue Schneewetter und eine naßkalte Temperatur von stellenweise unter Null eingestellt. Unwillkürlich muß man bei solchem un freundlichem Wetter mit Sorgen und aufrichtiger Theil nahme an unfern Kaiser denken, der gerade jetzt die sonnige Riviera mit unfern rauhen Regionen vertauschen muß. Gebe Gott bald mildes Frühlingswetter; denn keine Heizung vermag den warmen Sonnenschein zu ersetzen, kein Baldachin — und wäre es der des Kaiser thrones — wirkt so auf ein niedergedrücktes GeMüth als das blaue Himmelsgewölbe. — Nach Anordnung des kgl. Landeskonststoriums soll am Tage der Beisetzung der Leiche Kaiser Wil helms in allen protestantischen Kirchen Sachsens ein Gedächtnißgottesdienst abgehalten werden. In hiesiger Stadtkirche findet derselbe Freitag, Nachmittags 6 Uhr, statt, und steht eine zahlreiche Theilnahme der Bevölkerung sicher zu erwarten. — Von dem patrio tischen Sinne unserer Bevölkerung glauben wir voraus setzen zu dürfen, daß während des Trauergottesdienstes alle Geschäfte geschlossen werden und jede Arbeit ruhe. — Von ansteckenden Thierkrankheiten trat im Mo nat Februar innerhalb der Amtshauptmannschaft nur der Milzbrand in je einem Gehöfte von Malter und Rehefeld auf. In ersterem Orte waren 9, in letzterem 2 Rinder gefährdet. In Malter erkrankten 2, eins genas, das andere wurde gleich dem in Rehefeld vom Besitzer getödtet. — Die Anwendung des Grün-Preß-Futters (saurer und süßer Ensilage) hat in Sachsen bisher nur geringe Verbreitung gefunden, obgleich die Zubereitung und Verbilligung solchen Futters für die Viehhaltung in intensiv betriebenen Wirthschaften, oder bei Mangel an Aufbewahrungsraum und in nassen Jahren sehr von Vortheil werden kann. Ein belehrender Vortrag hierüber, welchen auf Grund eigener Erfahrungen Herr Dr. Calberla-Hirschfeld in der Oekonomischen Gesell schaft zu Dresden halten wird, kann daher nur er wünscht sein. Derselbe findet Freitag, 16. März, 4 Uhr in C. Außendorfs Saale, große Brüdergaffe 13, 1 Tr. statt. Der Zutritt von Gästen ist willkommen. * In Berthelsdorf bei Liebstadt wurde die Jagd auf die nächstfolgenden 6 Jahre — vom I. September d. I. ab bis 31. August 1894 — an den zeitherigen Pachter, Herrn Karl Glied. Zechel in Großröhrsdorf, für einen Pachtschilling von 30 Pf. pro Acker ander- weit verpachtet. * Börnichen bei Poffendorf. Von der hiesigen Jagdgenoffenschaft wurde der hiesige Gutsbesitzer Herr Hermann Böhme als Jagdvorstand und Herr Guts besitzer Hermann Reichel in Wilmsdorf als dessen Stellvertreter gewählt. Die Verpachtung der Jagd des kombinirten Jagdbezirkes Börnichen, Wilmsdorf und Hänichen auf die nächstfolgenden 6 Jahre erfolgte an den zeitherigen Pachter, Herrn Rittergutsbesitzer Fiedler auf Wilmsdorf, gegen ein jährliches Pacht geld von 300 M. und unter Einhaltung der zeit herigen kontraktlichen Bestimmungen. K Glashütte. Schon seit Jahren wurde von ver schiedenen Seiten die Befürchtung ausgesprochen, daß die Träger der Thurmspitze, welche laternenartig auf gestellt sind und zwischen sich den Glockenstuhl für die sog. „kleine Glocke" und die „Bergglocke" tragen, durch Witterungseinflüffe so gelitten haben könnten, daß sie möglicherweise binnen kurzer Zeit durch andere ersetzt werden müssen. Dem gegenüber können wir nach einer Untersuchung von privater Seite die beruhigende Mit theilung machen, daß von einer Gefahr überhaupt keine Rede sein kann, daß wohl die Oberfläche der eichenen Träger etwas angegriffen ist, dies aber durchaus noch keine Veranlassung giebt, dieselben zu erneuern, nur müßte die Verkleidung von Eisenblech an einigen Stellen wieder in Ordnung gebracht werden, was auch, wie wir hören, für nächste Zeit mit in Aussicht genom men ist. Dresden. Die Ständekammern werden ihre Sitzungen bis zum Tage nach der Beisetzung des Kai sers aussetzen. — Dem sächsischen Landtage ist soeben der Bericht der Finanzdeputation -V über den Etat für das De partement des Innern zugegangen. Letzterer enthält nicht unwesentliche Mehrforderungen. An einmaligem Aufwand sind eingestellt'340000 M. zur Vollendung Inserate, welche bei de» bedeutenden Auflage des Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finden, werden mit 10 Pfg. di« Spaltenzeile «der deren Raum berechnet. — Ta bellarische und compkicirt« Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeile SO Pfg. Dem Andenken des hochseligen Kaisers Wilhelm des Siegreichen! Er war ci» Held, nehmt Alles nur in Allem! Die Welt wird nimmer seines Gleichen sehen. Tiefe, schmerzliche Trauer erfüllt die Herzen aller Deutschen, ja aller wahrhaft gebildeten Menschen der ganzen Erde über das Hinscheiden des Kaisers Wil helm, über den Verlust des erhabenen Schirmherrn Deutschlands und des europäischen Friedens, über den Verlust des treuen, unermüdlichen Vaters des Vater landes. So groß aber auch unser Schmerz und unsere Trauer über den Heimgegangenen des im ganzen Erdenrunde hochverehrten nunmehr verewigten Herr schers ist, so erhebend ist doch auch für jeden Deut schen und für jeden braven Mann überhaupt das herr liche Lebensbild, welches uns Kaiser Wilhelm als theures Vermächtnis; hinterlassen hat. In dem hoch seligen Herrscher Deutschlands war ein Lebensbild ver körpert, wie man kein zweites in der ganzen Weltge schichte wiederfindet, und nächst der Gnade Gottes hatte der Entschlafene seinem edlen Pflichtgefühle, seiner Treue, Standhaftigkeit und Hingebung an die sich gestellten hohen Aufgaben, seiner Charakterstärke, seinem in Sturm und Noth geläuterten Geiste und seiner geradezu beispiellosen Bescheidenheit und Her zensgüte die herrlichen Erfolge zu verdanken, die seine Negierung mit unvergänglichem Lorbeer schmücken. Geboren am 22. März 1797 in einer von gefährlichen politischen Gegensätzen erfüllten Zeit, sielen Kaiser Wilhelms Knabenjahre in die Zeit der tiefsten Schmach Deutschlands. Um das Unglück jener Zeit für das preußische Königshaus und zumal auch für den damals kränklichen und schwächlichen Prinzen Wilhelm voll zu machen, starb in der Zeit der größten Noth, im Jahre 1810, als Napoleon I. Preußen und Deutschland in Fesseln geschlagen hatte, des Prinzen erlauchte Mutter, die unvergeßliche Königin Luise. Wie alle edeln deut schen Jünglinge in der Zeit der Wiedergeburt Deutsch lands folgte dann Kaiser Wilhelm in den Jahren 1813 und 1814 als blutjunger Prinz von kaum 16'/- Jahren den Fahnen und erwarb sich am 26. Februar 1814 bei Bar sur Aube das Eiserne Kreuz. In der nach folgenden Friedenszeit widmete sich Prinz Wilhelm mit einem bewundernswcrthen Eifer militärischen und staatswiffenschaftlichen Studien und übte sich gleich zeitig in allen ritterlichen Tugenden, was um so höher angeschlagen werden muß, weil Prinz Wilhelm als zweiter Sohn des Königs Friedrich Wilhelm III. gar keine Aussicht hatte, auf den Thron zu gelangen. Aber ungekannt und wenig gewürdigt bildete sich schon damals Prinz Wilhelm als der wahre Hort Preußens und Deutschlands aus. Der herrlichste Beweis für des nachmaligen Königs und Kaisers Charakterstärke und hohen erleuchteten Sinn gab Prinz Wilhelm dann auch dadurch, daß er die schwersten Prüfungen geduldig ertrug und mit Standhaftigkeit seine Zeit erwartete. In den bösen Sturm- und Drangjahren 1848 und 1849 wurde Prinz Wilhelm ganz fälschlicher Weise der schwärzesten reaktionären Pläne verdächtigt, während doch gerade der Prinz fast der einzige Staatsmann Preußens war, welcher auf einen gedeihlichen Aus gleich der Volksrechte mit dem Kronrechte hinarbeitete. Es kam sogar soweit, daß Prinz Wilhelm damals das Vaterland verließ und in London Zuflucht vor uner hörten Anfeindungen suchte. Nach Berlin zurückge kehrt, bekannte er sich offen für die neue Verfassung und zog sich nun den Haß der damaligen reaktionären Regierungspartei zu, sodaß er sich wiederum vom Hofe zurückzog und in einer Art freiwilligen Verbannung in Koblenz lebte. Es kam damals sogar so weit, daß Prinz Wilhelm, die Hoffnung Preußens und Deutsch lands, als gefährlicher Neuerer betrachtet und unter eine Art polizeiliche Aussicht gestellt wurde. 1857 wurde aber Prinz Wilhelm an Stelle seines kranken, kinderlosen Bruders, des Königs Friedrich Wilhelm IV., Die „Welßeritz-Zeitung" erscheint wöchentlich drei- nml: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 Dl. 8b Psg-, zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Psg. — Alle Postan- ktalten, Postboten, sowie ine Agenten nehmen Be- Amtsblatt für di- Königlich- -AmtshMptmamischast MpMiswold-, sowie für di- Migkch-n -Amtsgericht- und di- Ktadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstem