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Mchmh-MiW Verantwortlicher Redactmr: Carl Ichnc in Dippoldiswalde. 54. Jahrgang Nr. 30. Sonnabend, den 10. März 1888. Lokales und Sächstfches. Dippoldiswalde, 9. März. Gestern zum Vieh markte, der allerdings wegen der sehr ungünstigen Witterung nur äußerst schwach besucht war, eröffnete der Geflügelzüchtervercin von Dippoldiswalde und Um gegend im Saale der Reichskrone seine mit Prämiirung und Verloosung verbundene 3. allgemeine Geflügel ausstellung, die in ihrer Reichhaltigkeit und Anordnung rühmliches Zeugniß von der Rührigkeit des genannten ^Vereins ablegt. Zur Anregung des Eifers für die Geflügelzucht hat der Verein für Hühner und großes Geflügel 2 Preise zu 10 und 5 M., für Tauben zu 6 und 3 M., ferner einen dritten Preis, in einem Diplom bestehend, gestiftet, während die Stadt Dip poldiswalde einen Ehrenpreis ausgesetzt hat. Diese Preise würdig zu ertheilen, walteten von früh bis in die Nachmittagsstunven die Herren Ingenieur Lehmann- Dresden, Gutsbesitzer Barthel-Lichtenberg und Schnei dermeister Bulb-Freiberg ihres Richteramts, und sind durch dieselben zuerkannt worden: der 1. Preis für Hühner und großes Geflügel dem Geflügelzüchterverein Dippoldiswalde auf Nr. 3 des Katalogs, Lorenz-Ra benau auf Nr. 31, Müller-Grimma auf Nr. 35, Wein hold-Oberhäslich aus Nr. 60, Reichert-Dresden auf Nr. 66, Frenzel-Dippoldiswalde auf Nr. 78, Leuteritz- Reinholdshain auf Nr. 38 (Enten). Der 2. Preis für Hühner und großes Geflügel erhielten: Matthes- Dippoldiswalde auf Nr. 2, Linse-Dippoldiswalde auf Nr. 6, Schneider-Niederoderwitz auf Nr. 9, Reichert- Dresden auf Nr 22, Bormann-Kreischa auf Nr. 24, Nocke-Diehsa auf Nr. 26, Kunze-Deuben auf Nr. 29, Renger-Dippoldiswalde auf Nr. 36, Gelke-Dippoldis- walde aus Nr. 45, Hering-Niedermuschitz auf Nr. 50, Reichert-Dresden auf Nr. 63, Wendler-Dippoldiswalde auf Nr. 70, Lobin-Zug auf Nr. 74, Matthes-Dip poldiswalde auf Nr. 88 (Enten), Leutewitz-Reinholds- hain auf Nr. 91 (Gänse). Den 1. Preis für Tauben erhielt: Kuntzsch-Dresden auf Nr. 295. Den 2. Preis für Tauben erhielten: Weinhold-Oberhäslich auf Nr. 109, Tautenhahn-Hartenstein auf Nr. 132, Quinger- Dresden auf Nr. 178, Büttner-Oberkarsdorf auf Nr. 193, Reichert-Dresden auf Nr. 198, Riffe-Deuben auf Nr. 214, Enax-Bischosswerda auf Nr. 236, Tipp- ner-Deuben auf Nr. 240, Müller-Grimma auf Nr. 252, Claus-Dresden auf Nr. 258, Höhne-Deuben auf Nr. 276. Den 3. Preis für Hühner und großes Ge flügel erhielten: Götze-Grimma auf Nr. I, Schiewoll- Dippoldiswalde auf Nr. 39, Lotze-Dippoldiswalde auf Nr. 41, Reichert-DreSden auf Nr. 54, Matthes-Dip poldiswalde auf Nr. 56, Reichelt-Dippoldiswalde auf Nr. 62, Reichert-DreSden auf Nr. 67, Gampe-Nieder- oderwitz auf Nr. 68, Boden-Bretnig auf Nr. 71, Ge- Telegraphische Depesche. Berlin, S. März. Se. Majestät Kaiser und König Wilhelm ist heute Vormittag Uhr verschieden treten, die Einmüthigkeit der Großmächte in Sachen eines von ihnen unterzeichneten Vertrages hätte da einen wünschenswerthen Ausdruck gefunden. Vielleicht treten Oesterreich, England und Italien der diploma tischen Aktion gegen die renitenten Bulgaren auch noch bei, wenn es sich erst deutlicher herausstellt, daß Ruß land wirklich keine egoistischen Interessen verfolgt. Mag auch die Wirkung dieses ersten diplomatischen Schrittes in der bulgarischen Frage ausfallen, wie ne will, mag Fürst Ferdinand hartnäckig bleiben oder gehen, so scheint doch so viel klar zu sein, daß Fürst Bismarck, wenn er einmal zur Ordnung einer An gelegenheit einen Schritt gethan hat, wohl auch einen zweiten und dritten folgen lassen wird, denn um Schläge in's Wasser zu thun, dazu ist Fürst Bismarcks diplomatische Kunst nie angethan gewesen. Amtsblatt für die Königliche Umlshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen "Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein brüder Israel-Dresden auf Nr. 82 und 83, Bormann- Kreischa auf Nr. 87 (Enten). Den 3. Preis für Tauben erhielten: Weinhold-Oberhäslich auf Nr. 108, Tautenhahn-Hartenstein auf Nr. 133, Schneider-Nie deroderwitz auf Nr. 186, Müller-Grimma auf Nr. 219, Lobin-Zug auf Nr. 220, Höhne-Deuben auf Nr. 243, Claus-Dresden auf Nr. 269, Kessel-Freiberg auf Nr. 272, Schlegel-Volkmarsdorf auf Nr. 278, Claus-Dres den auf Nr. 292, Kuntzsch-Dresden auf Nr. 294, Nocke-Diehsa auf Nr. 299, v. Schepke-Reinholdshain auf Nr. 90 (Schwäne). — Da die Ausstellung bis mit den 11. März geöffnet bleibt. Io ist genügend Ge legenheit zum Besuche derselben, den wir dringend empfehlen, geboten. Dippoldiswalde, 9. März. Heute früh, kurz vor 6 Uhr, wurde die Feuerwehr alarmirt, da in dem Bodenräume des am Krankenhause angebauten Gebäu des, welches das städtische Archiv enthält, Feuer auf bisher noch unermittelte Weise ausgebrochen war. Durch den, der hohen Lage des Brandplatzes wegen erklärlichen Wassermangel wurde das Löschungswerk sehr erschwert. Nachdem das Balkenwerk zusammen gestürzt war, konnte die Pflichtfeuerwehr entlassen wer den, doch hatte die freiwillige Feuerwehr noch bis gegen 8 Uhr mit Abräumen zu thun. Da das Archiv im stark gewölbten Raume untergebracht ist, hat dasselbe nicht den mindesten Schaden gelitten. Von fremden Spritzen kam eine, die aus Berreuth, doch trat die selbe nicht in Thätigkeit, auch waren die Spritzen von Oberkarsdorf und Ulberndorf bereits in der Stadt angelangt. — Die Militärpflichtigen des Aushebungsbezirks Dippoldiswalve seien darauf aufmerksam gemacht, daß laut Bekanntmachung in heutiger Nummer eine Ver legung der Musterungstage eingetreten ist und das Ersatzgeschäft sonach um zwei Tage früher als wie erst bestimmt worden, stattfindet. — Wir weisen nochmals recht dringend auf das neue Wehrgesetz hin und machen die durch Inkraft treten dieses Gesetzes zur Wiederanmeldung Verpflich teten darauf aufmerksam, daß Diejenigen, welche sich bis 13. März d. I. nicht gemeldet haben, den dieser- halb gegebenen Bestimmungen des ReichSmilitärstraf- gesetzbucheS verfallen und wegen Kontrolentziehung unnachsichtlich bestraft werden. * In der Annahme, daß eine regere und lebhaftere Betheiligung bei der freiwilligen Abtheilung der Landes brandversicherungsanstalt eintreten wird, wenn die Zwecke und Einrichtungen derselben mehr als bisher bekannt geworden sind, hat die König!. Brandver sicherungskammer zum Zwecke der Verbreitung im Publi kum ein Schriftchen bearbeiten lassen, welches die nöthigen Aufklärungen in Betreff der Versicherung ge werblicher, landwirthschaftlicher oder einem sonstigen Betriebe dienender Maschinen und Geräthschaften gegen Feuersgefahr bei der Landesbrandversicherungsanstalt enthält und auf die bedeutenden Vorzüge dieser Ver sicherung aufmerksam macht. Von dieser Broschüre sind 100 Exemplare zur unentgeltlichen Verthei- theilung an Interessenten an die König!. Amtshaupt- mannschoft gelangt und hat -letztere in einem unterm 16. August vorvg. Ihrs, deshalb erlassenen Bekannt machung hierauf öffentlich aufmerksam gemacht und dem Publikum das Lesen gedachten SchriftchenS em pfohlen. Wenn dasselbe dessenungeachtet zeither in einer nur geringen Anzahl von Exemplaren bezogen worden ist, wollen wir nicht unterlassen, dessen Lektüre an dieses Stelle in empfehlende Erinnerung zu bringen. * Nach 8 25 der Verordnung, den Verkehr mit Die diplomatische Aktion Rußlands, Deutsch lands und Frankreichs in der bulgarischen Frage. Wie am Dienstage ein Telegramm aus Konstanti nopel meldete, hat der Sultan dem Drängen der Bot schafter Rußlands, Deutschlands und Frankreichs nach gegeben und in einer an den bulgarischen Minister präsidenten Stainbulow gerichteten Note die Anwesen heit des Prinzen Ferdinand von Coburg auf dem bul garischen Fürstensitze für ungesetzlich erklärt. Damit hat zunächst Fürst Bismarck Rußland gegenüber sein Wort eingelöst und die vertragsmäßigen Ansprüche Rußlands in der bulgarischen Frage unterstützt. Für die Herbeiführung einer praktischen, den Erdtheil be ruhigenden Lösung der bulgarischen Frage ist mit die ser diplomatischen Aktion allerdings zunächst noch wenig gethan, aber man darf diesen Schritt auch nicht gerade für unbedeutend für die Entwickelung der streitigen Affaire halten, denn er mar der erste, welcher geschehen mußte, um die europäische Diplomatie aus einer ledig lich verneinenden Stellung herauszubringen und einer gefährlichen Situation die Spitze abzubrechen. Ge fährlich war die durch die diplomatische Aktion Ruß lands, Deutschlands und Frankreichs in ein neues Stadium gebrachte Frage in ihrer Spitze insofern, als thatsächlich das europäische Vertragsrecht in's Schwan ken gekommen war. Bulgarien, ein kleines Land, hat den Berliner Vertrag durch die Annexion Ostrumeliens und durch die Wahl eines von den Großmächten nicht unerkannten Fürsten, eklatant gebrochen und Niemand war da, um die Verletzung des Vertragsrechts zu rächen. Die Türkei that es nicht, weil sie den Nest ihrer Oberherrlichkeit über Bulgarien nicht aus's Spiel setzen wollte und im Geheimen wohl auch von Eng land zu einer passiven Haltung veranlaßt wurde, und Rußland wagte die Bulgaren nicht zur Ordnung zu bringen, weil es seine Rolle als Beschützer Bulgariens nicht in die eines Zuchtmeisters umwandeln und nicht auch gleichzeitig das Mißtrauen Oesterreichs und Eng lands Hervorrufen wollte. Aber angesichts der total versumpften Lage hätte Rußland doch einen Schritt thun können, welcher ohne Schwertstreich den Erdtheil in Verwirrung gebracht hätte, Rußland hätte erklären können: Wenn Bulgarien, ein von der Gnade der Groß mächte im Jahre 1878 geschaffenes Ländchen, ungestraft den Berliner Vertrag brechen darf, ist dieser Vertrag keinen Pfifferling werth und Rußland sagt sich feier lich von demselben los, indem eS sich vorbehält, seine in dem Vertrage anerkannten Interessen auch ohne den Vertrag, der nur eine Fessel, aber keine Garantie bil det, zu wahren. Gegen eine solche Erklärung Ruß lands hätte schwerlich viel eingewendet werden können, denn wenn die Äesammtheit der Kontrahenten nichts für die Aufrechterhaltung des Vertrages thut, so hat wahrhaftig der einzelne Kontrahent, der durch die Ver tragsverletzung in seinen Interessen geschädigt ist, nicht die Pflicht, an dem werthlosen Vertrage für immer festzuhalten. Das gewichtige diplomatische Auftreten Deutschlands neben Rußland ist also zweifellos zu Ehren des europäischen VertragSrechlS geschehen, und es ist entschieden zu bedauern, daß Oesterreich, Italien und England sich diesem Schritte nicht angeschlossen haben. Wenn man in Wien, London und Rom Miß trauen in die ferneren Absichten Rußlands setzt, so konnten England, Oesterreich und Italien dieses Miß trauen in einem sachlichen Proteste formuliren, aber im Uebrigen der Erklärung der Ungesetzmäßigkeit der Regierung des Fürsten Ferdinand in Bulgarien bei- ' <znier»le, welche bet dr> bedeutende» Auslage det Blqttes eine sehr wn» sanie Verbreitung finden, werden mit 10 Pfg- di« Spaltenzeil« »der deren Raum berechnet. — Ta bellarische und compkieirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag.—Einge sandt, nn redaktionellen Theile, die Spaltenzeil« W Pfg. „Wei ßrrih-^Zeitung" «»scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 25 Pfg., zweimonatlich 8t Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an.