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Mchenh -Mm-. Verantwortlicher Redacteur: Carl Irhllt in Dippoldiswalde. Nr. 26. Donnerstag, den 1. März 1888. 54. Jahrgang. Znierar«, welche del d« bedeutende« Auflage del Blattes eine sehr wirk- same Verbreitung finden, »erden mit 10 Pfg. di« Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta« bellarisch- und compncirt« Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. —Eingo« sandt, im redaktionelle« Theil«, di- Spaltenzeile 20 Pfg. Die „Weißeritz. Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. Sb Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Pfa. Einzelne Nummern 10 Pfg. - Alle Postan- stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Amtsblatt für die Königliche Kmtshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträttze zu Dippoldiswalde und Zsraumstein Der März. „Ablösung vor!" — Februar tritt ab und März meldet sich eingetroffen. Kein Wunder, daß uns diese militärische Einleitung in die Feder kommt. Ist doch der März der kriegerischste aller Monate, der seinen Namen von keinem Geringeren, als von „Mars", dem Kriegsgott der Römer, entlehnt hat; und was „mar tialisch" zu bedeuten hat, wird nach dieser Vorbereitung keine schwer zu entziffernde Aufgabe mehr sein. Gar leicht hätte der nunmehr auf der Bildfläche erscheinende Monat ein „martialisches" Ansehen nehmen können, wenn es nicht gelungen wäre, den Nachbarn rechts und links Respekt vor unserer Bereitschaft beizubringen, ihnen die „martialischen" Gedanken zu benehmm und sie zu bewegen, die Friedensschalmei zu blasen. Und in dieser Gestalt, als Friedensbote, als Verkündiger eines neu und frisch erwachenden Lebens in der Natur und in der bürgerlichen Arbeit, soll uns der März herzlich willkommen sein. Karl der Große hat ihn Lenzmonat genannt, möge er uns einen recht schönen Natur- und Völkerlenz bringen! Sicher wird er mit seinem Schönheitsmittel, dem gepriesenen Märzschnee, nicht ganz zurückhalten, aber darunter werden auch die Märzenveilchen keimen und blühen, und — woran ein Theil unserer Leser wohl nicht ungern erinnert sein wird — er bringt auch Märzenbier — das immer recht gut und beliebt sein soll. Mit dem sich nähern den Frühlinge wächst auch die Hoffnung aller Kranken und Leidenden. Möge sie sich bei Allen erfüllen, auch dei Dem, für dessen Heilung jetzt Tausende von Ge beten zum Himmel emporsteigen; möge der Lenzhauch ihm neue Kraft und Gesundheit und unserem greisen Kaiser damit das liebste Geburtstagsgeschenk bescheeren! Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Die jetzigen Temperaturver hältnisse legen dem beliebtesten Winter-Vergnügen, dem Schlittschuhlaufen, durchaus kein Hinderniß in den Weg, und unsere Jungen können demselben nach Herzenslust obliegen. Umsomehr aber wiederholen wir die schon ost ausgesprochene Mißbilligung des Schlitt- schuhsahrens auf den Straßen, auf den Trottoirs und anderen gangbaren und begangenen Wegen. Es ist für die Paffanten durchaus störend und kann sogar gefährlich werden. Es könnte aber freilich weniger geübt werden, wenn es nicht oft an dem gehörigen Sandstreuen vor den Häusern fehlte. — Nach Paragraph l der Verordnung vom ll. April 1874, die Beobachtung der geschlossenen Zeiten in polizeilicher Hinsicht betreffend, dürfen Tanz belustigungen an öffentlichen Orten und Privatbälle, auch wenn dieselben in Privathäusern oder in Lokalen geschloffener Gesellschaften abgehalten werden, in der Zeit vom Montag nach dem Sonntag Lätare bis zu und mit dem ersten Osterfeiertage nicht abgehalten wer den und können daher, da in diesem Jahre der Sonn tag Lätare gegen vergangenes Jahr acht Tage früher, und zwar auf den 11. März fällt, Tanzbelustigungen aller Art in der Zeit vor Ostern nur bis zu diesem Tage abgehalten werden. Ebenso sei darauf hin gewiesen, daß nach § 16 der Trauordnung vom 23. Juni 1881, ebenso wie an den ersten Feiertagen der drei hohen Feste (Weihnachten, Ostern und Pfingsten), an den Bußtagen, so auch in der Charwoche (vom Montag bis einschließlich Sonnabend) Trauungen nicht vorgenommen werden dürfen. K Glashütte, 27. Febr. Der Bau der Müglitz- thalbahn wird durch Absteckung der Bahnlinie den 1. April beginnen und zwar für die Abteilung Glas hütte in der Nähe von Rückenhain, ungefähr beim Kilometerstein 20,». Am Sonntag war bereits der Bau-Ingenieur hier anwesend, um sich Wohnung zu suchen. — Mit dem heutigen Tage verläßt uns die The atergesellschaft Unger, um nach einem fast üwöchent- lichen Aufenthalte ihre nächsten Vorstellungen in Rade berg zu geben. Dresden. Die Zweite Kammer trat am 28. Februar in die Berathung der auf die Erbauung von Eisenbahnen, Errichtung von Haltestellen rc. gerichteten Petitionen, die in 61 Nummern gefaßt waren. Die Kammer erledigte die zur Berathung gekommenen Pe titionen dem Anträge der Kommission gemäß, infolge dessen wurde auch die Linie Kipsdorf-Moldau, nach befürwortenden Aussprachen der Abgeordneten Steuer und Ackermann, der Regierung zur Kenntnißnahine übergeben. — Die sächsische Weinkultur, auf welche jetzt infolge der ungünstigen Einflüsse durch die Reblaus sich die Aufmerksamkeit auch weiterer Kreise gelenkt hat, kann man in ihrer Pflege auf Jahrhunderte zurück verfolgen, indem über sie eine reichhaltige Literatur erhalten geblieben ist. Oft ist darin von Mißwachs und Frostschäden die Rede, nirgends von irgend einem Parasitenschaden. Der sächsische Landwein hatte einst fast denselben Werth wie der Rheinwein und wurde auch in den Kellern fremder Fürsten gefunden. Das stärkste Lager davon besaß wohl der sächsische Hof. In Dresden lagen 1563 in den Gewölben des neu erbauten Zeughauses vier ungeheure Kufen mit Land wein, welche die Namen „Löwe, Bär, Hirsch und Jäger" führten: Die Weinvorräthe dieser Gewölbe bestanden im Jahre 1587 in 10,015 Eimern, 1731 in 13,752 Eimern. Im Jahre 1589 wurde zur Zeug hauskellerei das Kuffenhaus hinzugebaut. In diesen Räumen pflegten die sächsischen Landessürsten, stolz auf den Weinreichthum ihres Landes, mit ihren vor nehmen Gästen gern zu frühstücken. Noch König August der Starke huldigte dieser Sitte, denn am 21. Juni 1731 traktirte er hier mehrere fremde Fürstlichkeiten mit ihrem Gefolge, wobei die Räume mit 400 Fackeln erleuchtet waren. Am 20. Oktober 1711 war auch der russische Czar Peter I. in diesen Kellereien gewesen und hatte sich den sächsischen Landwein wohlschmecken lassen. Freiberg. Die Schwurgerichts Verhand lungen beim hiesigen Landgericht werden am 19. März ihren Anfang nehmen und sind die vorliegenden 4 Sachen auf 3 Tage vertheilt. Freiberg. Die Nachricht von der Verhaftung des Hüttenwardeins Burggraf in Muldenhütten erregt hier peinliches Aussehen und um so größere Entrüstung, als Burggraf, der unverheirathet und bei einer etats mäßigen Besoldung von 3200 M. gut situirt ist, nur aus Habsucht die Unredlichkeiten beging, die theilweise bis zum Jahre 1885 zurückgreifen. Chemnitz. Von der jetzt hier herrschenden Ly- phusepidemie sind, wie in der letzten Sitzung des Rathes mitgetheilt worden ist, einschließlich der in das Stadtkrankenhaus und das Militärhospital eingelieser- ten Kranken seit dem l. Januar bis 25. Februar 837 Personen ergriffen worden. — Durch stattgefundene Untersuchungen ist festgestellt worden, daß die Krank heit im Trinkwasser ihren Träger und Weiterverbreiter nicht hat, daß dasselbe im Gegentheil in gesundheit licher Beziehung als von guter Qualität zu bezeich nen ist. — Der Lugau-Niederwürschnitzer Steinkohlen bauverein förderte im vorigen Jahre 937,076 Hekto liter Kbhle, wovon 715,534 Hektoliter für 531,471 M. verkauft wurden. Beim Kohlengeschäft wurden 92,849 Mark 87 Pf., bei der Ziegelfabrikation 10,950 M. Ueberschuß erzielt, 45,700 M. 59 Pf. wurden zu Ab schreibungen verwendet, 50,000 M., gleich 8'/, Pcoz. oder 25 M. pro Aktie, sollen als Dividende vertheilt, der Rest für Tantiemen verwendet werden. Auerbach. Wie arg der strenge Winter das Wild in den Wäldern drückt, sodaß es selbst den Hirsch, welcher sonst die Wohnungen der Menschen scheut, an dieselben heran treibt, beweist folgender Vorfall: Am Mittwoch Nachmittag in der sechsten Stunde ist ein großer Hirsch (wohl Zwölf- bis Viekzehnender) ober halb Brunn am Pölzschbach herunter auf die neue Straße gelaufen, ist ganz dreist die Straße fort, einem entgegenkommenden Geschirr durch einen Bogen am Berge hin ausweichend, am Ebert'schen Gasthause vorübergelaufen und hat seinen Weg unterhalb Brumt von der Straße ab, über die Brunner Wirse», in die gutsherrschaftlichen Waldungen Rützengrün genommen. Treuen. Kürzlich verbarg ein hiesiger Weber sei» Vermögen, bestehend in harten Thalerstücken, in dem Feuerherde des Ofens. Seine Frau, welche etwas eher nach Hause zurückgekehrt war, fand die Temperatur daselbst zu niedrig und beschloß, ein Feuer im Ofen zu machen, was sie that, ohne den im Feuerherde ver borgenen Schatz zu bemerken. Als nun kurz darauf der Mann in die Stube trat und das hellauflodernde Feuer im Ofen bemerkte, riß er/erschrocken die Ofen- thüre auf und riß die Feuerung mit beiden Händen aus dem Herde in die Stube. Die erschreckte Frau war höchlichst besorgt um ihren Mann über dessen seltsame Handlungsweise, doch wurde ihr die Lage bald klar, als die harten Thalerstücke in die Stube fielen. Zwickau. Am 26. Februar feierten 3 Mitglieder der hiesigen Weberinnung gleichzeitig ihr 50 jähriges Meisterjudiläum. — Die industrielle und gewerbliche Thätigkeit des Zwickauer Regierungsbezirkes beweist u. A. auch die große Anzahl der daselbst bestehenden Innungen. Während auf die anderen 3 Kreishauptmannschaften Sachsens zusammen 693 Innungen kommen, zählt der Zwickauer Bezirk allein deren 506. AnS dem Boigtlande. Die Filet-Guipure- Jndustrie war vor einigen Jahren noch lohnend, ist darum auch von Plauen aus nach verschiedenen Orten des oberen Voigtlandes und selbst Bayerns ver pflanzt worden, zeigt aber jetzt nicht mehr die lebhafte Nachfrage wie ehedem. In Bayern scheint man die jetzigen niedrigen Löhne lediglich den Faktoren und Fabrikanten in die Schuhe schieben zu wollen, denn in der Gegend von Naila, wo zahlreiche Frauen und Mädchen Filet-Guipure-Spitzen Herstellen, möchte man sich von dem Einflüsse Plauens frei machen und eine eigene bayerische Exportindustrie mit dem erwähnten Artikel schaffen. Dazu ist der jetzige Geschäftsgang der Weißwaarenindustrie überhaupt nicht geeignet; dann aber ist es auch sehr schwer, in einer industrie armen Gegend, wie die von Naila es ist, neue Er werbszweige gleich im Großen einzuführen. Man wird also mit diesem Plane noch nicht gleich Glück haben. Meißen. Die hiesigen Jahrmärkte werden fett ungefähr einem Jahre in der Weise abgehalten, daß bereits am Sonntag Nachmittag der allgemeine Markt verkehr beginnt; hierdurch ist dieser Tag zum Haupt jahrmarktstag geworden, während dies vorher der Mon tag war. Da aber vordem der Sonntag namentlich dem heimischen Gewerbe zu Gute kam, weil den fremden Händlern nur der sehr unbedeutende Großoerkehr ge stattet war, hat man schon seit längerer Zeit wieder die frühere Marktordnung gewünscht. Der hiesige Gewerbeverein hat sich wiederholt mit der Berathung dieser Angelegenheit besaßt, und wurde in weiterer Folge eine Eingabe an den Rath beschlossen, in welcher um Wegfall des allgemeinen Jahrmarktsverkehrs am Sonntage ersucht werden sollte; mit Beschaffung des Materials zur Eingabe wurde die Jnnungsabtheilung be auftragt, welche sich aus Obermeistern hiesiger Innungen zusammensetzt. Der Stadtgemeindcrath beschäftigte sich in seiner letzten Sitzung eingehend mit dieser Jahr marktsfrage. Die Angelegenheit wurde schließlich dem Marktausschuß zur Berathung überwiesen. In der vorigen Versammlung des Gewerbevereins befaßte maw sich abermals mit diesem BerathungSgegenstand und stellte sich wieder auf den früheren Standpunkt; die