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Gesängniß und wegen ruhestörenden Lärms zu 5 M. Geldstrafe event. 2 Tagen Hast verurtheilt. . Mylau. In einem geschlachteten Schweine wur den jetzt Trichinen gefunden; da der Fleischer und 2 Personen bereits von dem Fleische gegessen, befinden sich dieselben in ärztlicher Behandlung. Leipzig. Ein Beamter der städtischen Sparkasse hat 17,000 M. unterschlagen und wurde gefänglich eingezogen. Tagesgeschichte. Berlin. Kaiser Wilhelm feiert am heutigen Mittwoch das 70jährige Jubiläum als Chef des kaiser lich russischen Infanterie-Regiments Kaluga. Eine größere Abordnung des Regiments wird in diesen Tagen in Berlin erwartet, um den Kaiser zu beglück wünschen. Als der Kaiser damals das Regiment er hielt, war er noch ein junger Oberst und sühne das I. Garde-Regiment z. F. und gleichzeitig die l. Garde- Jnsanterie-Brigade. Er war kurz zuvor am 15. Ja nuar 18 l8 von einem längeren Aufenthalt in Peters burg zurückgekehrt, wohin er seiner Schwester Char lotte und späteren Kaiserin von Rußland, das Braut geleit gegeben hatte. Das Kaluga-Regiment war das zweite Regiment, welches dem damaligen Prinzen Wilhelm verliehen worden war; das erste war das jetzige Königs-Gcenadier-Regiment (2. westpreußisches Nr. 7), dessen Chef der Kaiser seit dem 6. Juni 1817 ist. — Der Kaiser hat das Wehrgesetz am Sonn abend unterzeichnet. Dasselbe wird also das Datum des 11. Februar tragen. Mit der Veröffentlichung des Gesetzes im „Neichsgesetzblatt" werden voraussichtlich gleichzeitig die allgemeinen Ausführungsbestimmungen seitens deS Reichskanzlers im „Centralblatt für das deutsche Reich" und die besonderen Aussührungsbe- stimmungen für das preußische Contingent und die unter preußischer Verwaltung stehenden Kontingente seitens des Kriegsministers im „Armee-Verordnungs blatt" veröffentlicht werden. — Das Befinden des Kronprinzen wird von den Aerzten ganz befriedigend gefunden. Derselbe nahm am 14. Februar bereits feste Nahrung zu sich und vermochte auch im Zimmer auf und ab zu gehen. — Nach zweitägiger Debatte hat der Reichstag das Sozialistengesetz in zweiter Lesung nach den Beschlüssen der Kommission angenommen; das alte Gesetz wird also noch eine zweijährige Giltigkeit erhalten. — In der Sitzung des Reichstages am 7. Februar war die Abstimmung über den Antrag auf Verlänge rung der Legislaturperioden, wonach also in Zukunft die Reichstagswahlen nur von 5 zu 5 Jahren wieder kehren werden, eine namentliche und haben für den Antrag gestimmt die sächsischen Abgeordneten Ackermann, Clauß, vr. v. Frege, Freiherr v. Fri-sen, vr. Götz, Grumbt, vr. Hartmann, Hoffmann, Holtz mann, Hultzsch, Klemm, Kurlbaum, Kurtz, Leuschner, Merbach, Niethammer, Temper, Reich, vr. Tröndlin, dagegen nur der Abg. Buddeberg. Die Abgg. Günther, Gehlert und Schneider fehlten bei der Abstimmnng. — Im Seniorenkonvent des Reichstages, der aus den Führern aller Fraktionen zusammengesetzt ist, ge langte am 13. Februar die Ansicht zur Geltung, daß, falls von Seiten der verbündeten Negierungen nicht noch wichtige neue Vorlagen (Altersversorgungsgesetz rc.) einginge», es sich ermöglichen lassen würde, die gegen wärtige Session am 20. März zu schließen. Es wäre dies ein so früher Termin für den Lessionsschluß, wie er seit einer längeren Reihe von Jahren nicht ein getreten ist. — Aus verläßlicher Quelle erfährt man, daß der Bündnißoertrag zwischen Deutschland und Oester reich ursprünglich noch einen vierten Artikel enthielt, der die Giltigkeit des Vertrages auf sieben Jahre fest setzte. Nach Ablauf der ersten sieben Jahre beantragte Kalnoky die bauernde Giltigkeit des Vertrages auf unbestimmte Zeit, worauf Bismarck einging. — Wiewohl das neue Branntweinsteuergesetz in Folge der noch vorhandenen großen Lpiritusoor- räthe aus der Zeit vor dem l. Oktober v. I. erst nach längerer Zeit zur vollen Wirksamkeit kommen wird, ist der Ertrag der VerbrauchSabgabe für Brannt wein doch schon ziemlich erheblich und steigt von Monat zu Monat. Nach der im „Reichs Centr.-Bl." ver öffentlichten Uebersicht sind im Monat Dezember v. I. 7540000 Mark zur Anschreibung gelangt, während die Einnahmen im November 5846000 Mark und im Oktober v. I. 4 836000 Mark betragen haben. An Vranntweinnachsteuer sind bis Ende Dezbr. 23 798000 Mark angeschrieden. — Ueber die Thätigkeit der deutschen Turner schaft im Jahre 1887 dürfte folgende kurze Statistik in deutschen Turnerkreisen allgemeinem Interesse be gegnen. Die Kasse der deutschen Turnerschast bestand am 1. Januar 1887 aus 13,326 Mark 30 Pf., die Zinsen betrugen 286 M. 69 Pf., die eingegangenen Steuern erreichten die Gesammthöhe von 11,112 M. 55 Pf., für verkaufte Drucksachen löste man 68 M. 50 Pf. Die Gesammteinnahme im verflossenen Jahre weist somit einschließlich 20 Pf. Rechnungsdifferenz die Summe von 24,794 M. 24 Pf. auf. Hiervon wur den verausgabt für Geschäftsführung und Verläge der Ausschußmitglieder l259 M. 10 Pf., der Aufwand für das Archiv erheischte die Summe von 501 M. 28 Pf., für benöthigte Drucksachen verausgabte man 438 M. 50 Pf., Reisekosten und Diäten bezifferten sich aus 11,916 M. 80 Pf., für den Auszug aus dem Handbuche der deutschen Turnerschast gewährte man 375 M., die Portoausgaben des Geschäftsführers er reichten die Summe von 565 M. 73 Pf., der Stif tung zur Errichtung deutscher Turnstälten spendete man 1000 M., den Turnverein in Hainichen beschenkte man mit 40 M., für die Gedenktafel an das 6. deutsche Turnfest in Dresden verausgabte man 79 M. 60 Pf., verschiedene Ausgaben sind 140 M. 6 Pf. zu ver zeichnen, der Gesammteinnahme stellt sich die Ausgabe mit 16,315 M. 98 Pf. gegenüber, so daß die deutsche Turnerschast am I. Januar 1888 einen Kasienbestand von 8478 M. 26 Pf. verzeichnen konnte. Zur Stif tung für Errichtung deutscher Turnstätten waren ein gegangen an Geschenken 5269 M. 90 Pf., die deutsche Turnerschast spendete 1000 M., an Zinsen löste man 460 M., der Ertrag der deutschen Turnbauschule er reichte im Jahre 1887 die Höhe von 4128 M. 21 Pf. Es kani sonach der Stiftung zur Errichtung deutscher Turnstätten die bedeutende Summe von 10,858 M. 11 Pf. zugute. Verausgabt wurde hiervon für an- gekauite Reichsanleihe 9020 M. 80 Pf., eine Spende an Rothenburg betrug 500 M., verschiedene Ausgaben waren 16 M. 10 Pf. Dies ergiebt die Gesammt- summe von 9536 M. 90 Pf. Die Stistung zur Er richtung deutscher Turnstätten bestand sonach am I. Januar 1888 noch aus 1321 M. 21 Pf. Das Ver mögen besteht in 18,500 M. Reichsanleihe mit einem Kourswerthe von ca. 19,025 M. Frankfurt a. M. Der Niederwald soll, wie auf dem in Rüdesheim abgehaltenen Gauturntage be sprochen wurde, ein nationaler Festplatz werden. Es wird nämlich beabsichtigt, alle drei Jahre auf dem Niederwald „Nationale Volks-Wett-Tunfeste" abzu halten und in den betreffenden Jahren die Gauturn feste ausfallen zu lassen. Oesterreich. Zum Wassereinbruch im Viktoria- schachte wird aus Teplitz geschrieben: Die neuerlich in dieser Angelegenheit angeordneten Erhebungen wur den für den 23. Februar und die folgenden Tage in Dux anberaumt. Der Wasserstand im Thermalquellen schachte ist seit drei Tagen bereits im Steigen begriffen und es ist demnach anzunehmen, daß das Maximum des Sinkens der Quelle bereits erreicht ist. Der Wasserstand im Schachte befindet sich in der Seehöhe von 182,97 Meter, cs steht demnach das Therm.l- waffer noch 32 Meter hoch im Schachte. Frankreich. Der für Tonking geforderte Kredit im Betrage von 20 Millionen wurde am 13. Februar in der Deputirtenkammer nach längerer Debatte mit 256 gegen 256 Stimmen abgelehnt. Ministerpräsident Tirard erklärte, wenn mit dem Votum der Kammer die Zurückziehung der Truppen aus Tonking beabsich tigt würde, so könne die Regierung die Verantwort lichkeit dafür nicht übernehmen; wenn jedoch dadurch nur lediglich eine Aufforderung zu größerer Sparsam keit in dieser Frage ausgedrückt werden solle, so sei die Regierung bereit, hierauf einzugehen und verlange die Bewilligung eines Kredits von 19,800,000 Frcs., welchen die Kammer mit 264 gegen 256 Stimmen genehmigte. Spanien. Der republikanische spanische Abgeord nete Castelar, welcher bekannt ist durch seinen Haß gegen Deutschland und durch seine Bestrebungen, ein engeres Zusammengehen der „lateinischen Nasse" her beizuführen, hat am Montag in der Kammer seine Ansichten über die von Spanien zu befolgende Politik ausgesprochen. Er zog einen Vergleich zwischen dem Regime des Gewerbefleißes in Amerika und dem Mi litärregime in Europa und versuchte den Nachweis, daß Amerika über Europa den Sieg davongetragen habe, weil letzteres den Kriegszustand beibehält, wel cher entehre und arm mache. Der Redner schrieb das in Europa herrschende Unbehagen der kriegerischen und Eroberungspolitik zu, welche das Deutsche Reich in Gegensatz brachte zu der in Europa vom Jahre 1830 Dank dem Einverständnisse zwischen Frankreich und England inaugurirten liberalen Politik, einer Politik, welche zum Unglücke Aller im Jahre 1870 verlassen wurde. Er empfiehlt die Neutralität Spaniens und seine Nichtbetheiligung an den europäischen Konflikten und sagt, die Regierung solle neutral bleiben, aber die öffentliche Meinung solle die Abrüstung und die Zurück gabe Elsaß-Lothringens an Frankreich fordern, das demselben in ungerechter Weise vorenthalten werde. Redner schlägt vor, die Integrität Marokkos, an welche Niemand, von Spanien angefangen, rühren solle, als nationales Dogma zu betrachten. Er plaidirt für ein Einvernehmen mit Frankreich über die afrikanische Frage und tadelt Italien, weil es in den Bund btt Nordmächte eingetreten ist. Dagegen lobt er Italien sehr wegen der Freiheit, die eS heute dem Papste läßt; diesem räth er, der weltlichen Macht vollständig zu entsagen und nicht an unmögliche Restaurationen zu denke», nachdem die Weisheit und Besonnenheit Italiens die Verträglichkeit der vollkommen geachteten päpstlichen Autorität und des vollkommen weltlichen und parlamentarischen Staates erwiesen haben. England. Die „Morningpost" bezeichnet die von Paris aus verbreiteten Gerüchte von Unterhandlungen mit England betreffs dessen Anschluß an die fran zösisch-russische Allianz, uni dadurch einer Koalition der Centralmächte entgegenzuarbeiten, als gänzlich un begründet. Ein solches Vorgehen würde eine ernste Bedrohung des europäischen Friedens bilde», der jetzt nicht gefährdet erscheine, so lange die Tripelallianz von England und der Türkei unterstützt werde. — Der „Standard" führt aus, daß es nicht besonderer Vereinbarungen mit England bedürfe, um die öster reichischen und italienischen Küsten vor feindlichen Landungen zu schützen. England könne keine Schutz- und Trutzbündnisie eingehen; es sei jedoch vorbereitet, Verträge aufrecht zu erhalten, unter denen sich seine Unterschrift befinde. So lange die Tripelallianz eine Bürgschaft für Erhaltung des Friedens sei, werde sie Englands Unterstützung finden. Wenn der Friede von einer Macht außerhalb der Allianz gestört werde, so solle Englands Gewicht in die Wagschalc gegen den Angreifer geworfen werden. Das sei die Politik des Lord Salisbury. Bulgarien. Wieder einmal ein neuer Kandidat für den bulgarischen Thron! Diesmal ist es der montenegrinische Wojwooe Marko Milanom, den man als Kandidaten für die bulgarische Dornenkrone auf treten läßt, obwohl der Koburger gar keine Miene macht, dieselbe freiwillig abzulegen. Milanow soll der neueste Schützling Rußlands sein, er ist einer der ge feiertsten Helden aus den Kämpfen der Montenegriner mit den Türken und zeichnete er sich namentlich im letzten Kriege durch wahrhafte Heldenthaten aus. Vor einiger Zeit nahm ihm Fürst Nikita von Montenegro den Wojwodentitel, wahrscheinlich auf Anstiften per sönlicher Feinde, doch erhielt Milanow seine Wojwoden- Würde im Jahre 1887 zurück. Der Wojwode lebt gewöhnlich in Knosi inmitten seines Stammes, des kriegerischsten und stolzesten unter allen Stämmen der „Schwarzen Berge". Ob indessen seine Kandidatur für den bulgarischen Thron seitens Rußlands wirklich so ernsthaft betrieben wird, steht einstweilen noch dahin. vermischtes. (Schnell bedient.) In einem Zeitraum von drei Mi nuten wurde von denr Berliner Schöffengerichte ein wegen Polizeiübertretung angeklagter Mann hinter Schloß und Riegel befördert. Dies ging so zu: Präs.: Angeklagter, Sie haben sich trotz der ganz klaren Sachlage noch aus Zeugen berufen. — Angekl.: Die sind aber natürlich nicht geladen. — Präs,: Was soll das heißen, daß Sie das Wort natürlich so stark betonen? — Angekl.: Wenn es nicht natürlich wäre, dann wären die Zeugen doch da, aber natürlich, es sind ja Ent lastungszeugen und da können sie ja zu Hause bleiben. — Präs.: Angeklagter, hüten Sie sich vor jedem unpassenden Benehmen vor Gericht. Wir haben Mittel, Sie in die ge hörigen Schranken zurückzuweisen. — Angekl. (mit theatra lischer Verbeugung): Ich danke für die gnädige Zurechtweisung. — Präs.: Der Gerichtshof beschließt, gegen den Angeklagten eine sofort zu verhängende Ordnungsstrafe von 24 Stunden Hast. Er wurde auch sofort dahin abgesührt, trotzdem er aus dem Wege dahin wiederholt versicherte, daß er mit leerem Magen unmöglich über die Bedeutung des Wortes »natürlich* gehörig nachdenken könne. Dresdener Schlachtviehmarkt vom 13. Februar. Aus dem heute abgchaltene» Schlachtviehmarkte waren 438 Rinder, 1262 Schweine (1122 Land- und 140 Ungarschweme), 1O3v Hammel und 305Kätbci oder in Summa 3041 Schlachtthicre, 216 mehr als aus dem vorwöchigeu Hauptmarkte zum Verkauf gestellt. Dieser Auftrieb muß dem gegenwärtig vorliegenden Be bens gegenüber als ein viel zu starker bezeichnet werden, und so gestaltete sich denn auch das Verkaussgeschäst trotz mittelguten Besuchs seilens hiesiger wie auswärtiger Fleischer in Rindern nud Kälbern ausgeprägt langsam, in Hammeln recht flau und in Schweinen sehr stockend. Die ersten beide» Rindersorten mußte» abermals um 2 Proz im Preise weichen und cs wurde Primaqualität mit «ur 52—56 M. und Mittelwaare mit 47 bis 51 M. pro «Zentner Schlachtgewicht bezahlt, indeß geringe Sorte den seitherigen Preis von 30— 36 M. beibebielt. Von den vorbandeneu 1o7 Bullen galten die besten Stucke 50 M., die mittelguten 46 M. und die geringen 42 M. pro «Zentner Fleischgewrcht Das Paar englischer Lämmer zu 50 Kilo Fleisch galt 56—59 M., jenes der Landbammel in demselben Gewichte 48—52 M. und das Paar geringwerihigercr Schöpse 40—45 M. Für den «Zentner Schlachtgewicht von Landschweiuen englischer Kreuzung wurden 47—50 M., und für solchen zweiter Losung 43—46 M. bewilligt, während der «Zentner lebendes Gewicht, von 273 Mecklenburgern bei 16—20 Proz. Tara nur 44-45 M. von den ungarischen Bakoniern aber bei durchschnittlich 40 Pfund