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Mchmh-MilW. Amtsblatt für die Königliche Amishauptmannschafi Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Znjerare, welche det dr, bedeutenden Auflage ded, Blattes eine sehr wivk- saine Berbxeituuä finden» «erden mit 1V Pf«, die Spaltenzeile »der oere« Raum berechnet. — Ta« bellarische und compkicirt» Inserate mit entspreche», dem Aufschlag. — Einge sandt, im revaktionellett Theile, di, Spaltenzeike ÜOPfg. Die „Weißeritz-Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 25 Pfg., zweimonatlich 84 Pfg., eimnonatlich 42 Pfa. Einzelne Nummern 40 Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, somit die Agenten nehmen Be stellungen an. Verantwortlicher Redacteur: Carl Ichnt in Dippoldiswalde. Nr. 12. Sonnabend, den 28. Januar 1888. 54. Jahrgang. — -"N irrT-i-—i—>- t "s Die Schwierigkeiten der inter nationalen Lage. So gern inan auch konstatirt, daß in den leitenden Kreisen sämmtlicher europäischer Großmächte der gute Wille vorhanden ist, den Faden zu halten und die leidige bulgarische oder vielmehr orientalische Frage auf friedlichem Wege auszugleichen, so muß man doch im Uebrigen gestehen, daß praktisch die interessirten Mächte der friedlichen Lösung der schwebenden Fragen noch keinen halben Schritt näher gekommen sind. Rußland beharrt noch immer starr und stumm in seiner ablehnenden Haltung hinsichtlich positiver Vorschläge in Bezug auf die Beseitigung der bulgarischen Wirren, läßt aber offiziös, z. B. durch den von der russischen Regierung inspirirten, in Brüssel erscheinenden „Nord", die Anschauung verbreiten, daß Rußland von den Großmächten Vorschläge zue Lösung der bulgarischen Frage erwarte. Die Großmächte haben aber in ihren Preßorganen erklärt, daß sie erst von Rußland ent sprechende Vorschläge erwarten müssen, da sonst jeder weitere Schritt um die bulgarische Affaire zu ordnen, vergeblich sei. Was sollte z. B. es auch nützen, den Fürsten Ferdinand aus Sofia zu verdrängen, wenn sich die Großmächte nicht vorher über die Einsetzung eines anderen Fürsten in Bulgarien verständigen und speziell Rußland seine Anerkennung desselben ver weigert. Schlügen Oesterreich, England, Italien und Deutschland einen Kandidaten vor für den bulgarischen Thron, der Rußland nicht genehm wäre, so würde die Lage nicht gebessert, sondern verschlimmert, denn die übrigen Großmächte könnten dann an dem guten Willen Rußland's ernstlich zweifeln. Aus Gründen der diplomatischen Klugheit ist es daher unbedingt, Rußland zu überlasten, einen Kandidaten für den bulgarischen Thron zu nennen. Hat derselbe die im Berliner Vertrag vorgesehenen Eigenschaften, so wird sich keine Großmacht weigern, ihn anzuerkennen, und die Bulgaren, welche in den Augen der Großmächte jetzt keinen Fürsten haben, dürften sich schließlich, um aus der Misere zu kommen, wohl auch bequemen, den von den Großmächten gewählten Kandidaten anzu nehmen. Rußland muß also offenbar aus seiner pas siven diplomatischen Rolle heranstreten und Vorschläge machen. Ohne irgend welche Konzessionen sowohl an Rußland als auch an Bulgarien wird es dabei frei lich nicht abgehen, wenn der Friede erhalten bleiben soll. Die Bulgaren werden sich wohl einen russischen Kommissar gefallen lasten müssen, wie ein solcher ja auch früher in Sofia vorhanden war und den bul garischen Staat gründen half. Bulgarien wird man dagegen wohl die Vereinigung mit Ostrumelien ge statten wüsten, wenn nicht auf der Balkanhalbinsel Krieg ausbrechen soll. Diese Vereinigung ist bereits vor zwei Jahren vollzogen und schwer rückgängig zu machen. Einige Aenderungen des Berliner Vertrages sind daher offenbar gar nicht zu vermeiden und wären sie wohl auch längst vollzogen, wenn Rußland sich nicht prinzipiell geweigert hätte, zu Bulgariens Gunsten etwas zu thun. Die Bulgaren hätten überhaupt viel Ursache, mit Rußland eine Verständigung zu suchen, denn wenn Rußland und Oesterreich sich über die Vertheilung der Balkanhalbinsel noch verständigen sollten, was uns sehr wahrscheinlich erscheint, so wird keine Großmacht für die Bulgaren einen Finger rühren. Üeberhaupt darf man nicht denken, daß politisch den Bulgaren irgend ein Unrecht geschieht, denn drei hi storische Thatsachen beweisen daß Gegentheil. Mit russischer Hilfe ist Bulgarien von den Türken befreit worden und England und Oesterreich hat es Bul garien zu verdanken, daß es keine russische Provinz, sondern ein autonomes Fürstenthum geworden ist. Seine autonome Stellung weist nun Bulgarien an, seine Fürstenwahl nur unter Billigung der Großmächte vorzunehmen und keine Aktionen nach Außen zu unter nehmen. Die Bulgaren haben aber Ostrumelien gegen den Willen der Großmächte ihrem Lande einverleibt und sich einen Fürsten ohne Zustimmung der Groß mächte gewählt. Eine Verweisung der Bulgaren zu rück in das europäische Vertragsrecht wäre also durch aus am Platze. Dieselbe ist aber vorläufig praktisch un ausführbar, da die Bulgaren hartnäckig sind und keine Großmacht Lust hat, die Bulgaren mit dem Schwerte zur Anerkennung des Berliner Vertrages zu nöthigen. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde, 27. Jan. Welche Freude vor gestern in unseren Nachbarstädten des Müglitzthales geherrscht hat, als der nach jahrelangen Mühen end lich errungene Sieg telegraphisch bekannt geworden war: das vermögen ganz genau wir zu beurtheilen, da wir gleichen Kampf durchgefochten und durch gleichen Erfolg endlich belohnt worden sind. War auch nach dem Vorgänge der 2. Kammer an der schließ lichen Genehmigung der Müglitzthalbahn auch durch die 1. Kammer kaum zu zweifeln, so gewährt immerhin die fertig daliegende Thatsache allen Betheiligten (und das sind nicht weniger als alle Be- und Anwohner des Müglitzthales) eine gerechte wohlthuende Beruhi gung, die sie erst zum Vollgenuffe der durch keine Be fürchtung beeinträchtigten Freude kommen läßt. So war's auch bei uns, und da unsere Freude wesentlich erhöht wurde durch die uns von auswärts mehrfach ausgesprochene Theilnahme, so gesellt sich auch die Redaktion der Weißeritzzeitung zu den Glückwünschen den und Hoffenden, die in der zu erbauenden Bahn die Bedingung zu einem lebhafteren Aufschwung des wirthschastlichen Lebens im Müglitzthale erblicken. Möchten sich die Erwartungen gröberen gewerblichen und landwirthschaftlichen Erfolgs und lebhafter wer denden Verkehrs erfüllen und das Müglitzthal von seiner Verbindung mit dem Weltverkehr den Vortheil haben, den es erwartet. Was uns aber auch ganz besonders am Herzen liegt, ist das, daß man aller seits im ganzen Bezirke, aus dem Verlaufe der ganzen Angelegenheit zwei beherzigenswerthe Lehren ziehen möge. Zum Ersten: Heil dem Gemeindewesen, in dem es nie und nimmer an Kräften fehlt, die ein gemein nütziges Ziel ins Auge fassen und dafür mannhaft eintreten. Ohne den jetzt noch lebenden und wirken den Kräften im Geringsten nahe treten zu wollen, dürfte sich doch die allgemeine Dankbarkeit besonders auch dem seligen Großmann zuwenden, dem es wohl zu wünschen gewesen wäre, daß er den Erfolg seiner auch in dieser Angelegenheit aufopfernden Thätigkeit erlebt hätte. Zum Anderen: Weil auf Einen Hieb kein Baum fällt, soll man nicht verzagen, sondern warten, bis die Saat aufgeht. — Das sei zugleich Denen ein Trost, die trotz ehrlicher Mühe immer noch nicht erreicht haben, was ihnen jetzt wieder so nahe schien. Unserem Altenberg kann es bei unermüdlicher Bemühung nicht fehlen, nun um so eher in das all gemeine Bahnnetz mit einbezirkwIu werden, und wir denken: was Dippoldiswalde dazu mithelfen kann, das wird's thun. Glück auf! — Zum Besten ihrer Unterstützungskasse wird die hiesige freiwillige Feuerwehr am 26. Februar wieder einmal ein Konzert geben, dessen Programm reiche Abwechslung verspricht. Dasselbe findet diesmal im Saale der „Reichskrone" statt und wird dabei das neue Theater des Herrn Heinold, das Herr Maler Gölting malt, eingeweiht werden. — Die Sächsische Vieh-Versicherungs-Bank in Dresden, welche die größte und destfundirte aller deut schen Vieh-Versicherungs-Gesellschaften ist, hat auch im verflossenen 15. Geschäftsjahre trotz der bezahlren Massen-Schäden einen glänzenden Erfolg zu verzeichnen gehabt. Sämmtliche Schädengelder sind wie seither prompt und in voller statuarischer Höhe den Versicher ten direkt durch die Post ausgezahlt worden. Durch die festen, billigen Prämien (ohne jeden Nach- oder Zuschuß), welche in Raten ohne Zins-Zuschlag gezahlt werden können, durch die vorzügliche Finanzlage der Bank, sowie durch die schnelle und loyale Erledigung aller Geschäfts-Angelegenheiten hat sich das segensreich wirkende Institut auch der fortgesetzten Anerkennungey und Sympathien von Behörden, Großgrundbesitzern rc. zu erfreuen. Versichert waren bis Ende 1887 132,636,787 M., sowie 2,669,146 M. 13 Pf. a« Schäden bezahlt. (Siehe heutiges Agenten-Gesuch.) — Die völlige, auch bei uns sichtbare Mond- finsterniß, welche inden Nachtstunden vom 28. auf den 29. Januar eintreten wird, ist in mehrfacher Beziehung von besonderem Interesse. Bekanntlich kehren die Finsternisse nach einer bereits von den Chaldäern vor mehr als 2'/s Jahrtausenden ermittelten Frist von 18 Jahren 11 Tagen in derselben Reihenfolge wieder. Nach diesem Cyclus ist die Finsterniß am 28. Januar die Wiederkehr der Mondfinsterniß vom 17. Januar 1870, und ebenso werden, beiläufig bemerkt, die übri gen Finsternisse des gegenwärtigen Jahres denjenigen von 1870 entsprechen. Die astronomischen Verhält nisse sind für die Beobachtung der kommenden Finster- niß ungewöhnlich günstige und man darf auf inter essante Wahrnehmungen hoffen, vorausgesetzt, daß die Witterung keinen Einspruch erhebt. — Die Finsterniß selbst beginnt am 28. Januar, Abends 10 Uhr 25 Min. und währt bis 29. Januar früh 2 Uhr 5 Min. Der Mond steht im Sternbilde des Krebses, geht Nachmittag um 4 Uhr 17 Min. auf und culminirt um 12 Uhr 13 Min. In seiner Bahn ist der Mond nicht fern von dem Orte der Erdnähe, er gelangt in denselben am 2. Februar früh 6 Uhr. Die Mond scheibe erscheint daher groß und sie hat im Durchmesser 31' 44". Die Totalität der Verfinsterung beginnt um 11 Uhr 26 Minuten und endet um 1 Uhr 4 Minuten. Schmiedeberg. Zu der am heutigen Sonnabend stattfindenden kgl. Jagd wird König Albert mittels Extrazuges Dresden um 6.56 Uhr früh verlassen, in Hainsberg 7.14 eintreffen, um 7.17 hier abfahren und 8.30 in Schmiedeberg anlangen. Die Rückfahrt wird ebenfalls mit Extrazug um 4.20 Nachmittags angetreten, 5.33 langt der Zug in Hainsberg und nach einem 3 Minuten langen Aufenthalt daselbst, 5.52 wieder in Dresden an. Frauenstein, 26. Januar. Vom Kirchenvor stande zu Spremberg bei Neusalza ist unser Herr Diak. Weigel einstimmig zum dortigen Pfarrer ge wählt worden. So sehr wir uns mit demselben über seine Beförderung freuen, so sehr beklagen wir sein Scheiden aus unserer Mitte, da er sich durch seinen offenen, biederen Sinn, sowie durch seine getreue amt liche Thätigkeit und seine Liebenswürdigkeit außerhalb derselben die Liebe aller Parochianen erworben hat. Ende des nächsten Monats erfolgt, dem sicheren Ver nehmen nach, die Uebersiedelung des Herrn käst. äes. Weigel nach Spremberg. — Der hiesige Jünglingsverein, dessen Mit glieder zum größten Theile dem hiesigen Turnverein beigetreten sind, hielt vor Kurzem eine kleine Nachfeier des Weihnachtsfestes, wozu die Bewohner unserer Stadt eingeladen worden waren und der Einladung auch zahlreich Folge geleistet hatten. Nach einem ge meinschaftlichen Gesänge und einer längeren, erbau lichen Ansprache des Herrn Vorsitzenden, Diakonus Weigel, gelangten an die Mitglieder des Vereins ver schiedene, von dem Vermögen des sich auflösenden Jünglingsvereins gekaufte Geschenke, als Gesangbücher, Brieftaschen, Cigarrenetuis rc., zur Vertheilung. Der Herr Vorsitzende wurde durch ein allerliebstes Majo likabierglas erfreut. Hierauf wurden unter der Direk tion des Herrn Postverwalter Riesen verschiedene ernste und fröhliche Männergesänge zum Besten gegeben. In der nun folgenden gemüthlichen Unterhaltung wurde von Seiten der erschienenen Gäste der Wunsch ge-